sers erklärt; so überreichten die Bonzen dem Regenten eine Bittschrift gegen ihn und seine Bundesgenossen, worüber eine grausa- me Verfolgung erhoben wurde. Schall wurde dazu verdammt, daß er sollte stran- gulirt werden. Diese Todesstrafe schien den meisten aber noch nicht hart genug: es wur- de also ausgemacht, daß er auf öffentlichem Markte in viele tausend Stücke zerrissen wer- den sollte. -- Hier höre man, wie abge- schmackt sich Dü Halde bey dieser Erzäh- lung aufführt! -- Wir wollen ihn selbst hören: Wie dieß grausame Todesur- theil, sagt er, den Prinzen von Geblut und den regierenden Mandarinen zur Unterschrift und Bestätigung vorge- tragen wurde; so gefiel es dem All- mächtigen, sich auf eine besondere und ganz außerordentliche Art ins Mittel zu schlagen. Denn so oft sie es versu- chen wollten, die Eingabe öffentlich vorzulesen; so erschütterte der Saal vom Erdbeben mit solcher Heftigkeit; daß sie sich alle aus demselben wegbegeben mußten, um nicht unter den Ruinen ver- senkt zu werden. Worauf sie denn auf die Gedanken geriethen, daß das Ur- theil wider den Adam Schall ungerecht seyn müßte. Ein noch immer anhal- tendes Erdbeben, und ein Feuer, das den größesten Theil des Pallastes ver-
zehr-
U
ſers erklaͤrt; ſo uͤberreichten die Bonzen dem Regenten eine Bittſchrift gegen ihn und ſeine Bundesgenoſſen, woruͤber eine grauſa- me Verfolgung erhoben wurde. Schall wurde dazu verdammt, daß er ſollte ſtran- gulirt werden. Dieſe Todesſtrafe ſchien den meiſten aber noch nicht hart genug: es wur- de alſo ausgemacht, daß er auf oͤffentlichem Markte in viele tauſend Stuͤcke zerriſſen wer- den ſollte. — Hier hoͤre man, wie abge- ſchmackt ſich Duͤ Halde bey dieſer Erzaͤh- lung auffuͤhrt! — Wir wollen ihn ſelbſt hoͤren: Wie dieß grauſame Todesur- theil, ſagt er, den Prinzen von Geblůt und den regierenden Mandarinen zur Unterſchrift und Beſtaͤtigung vorge- tragen wurde; ſo gefiel es dem All- maͤchtigen, ſich auf eine beſondere und ganz außerordentliche Art ins Mittel zu ſchlagen. Denn ſo oft ſie es verſu- chen wollten, die Eingabe oͤffentlich vorzuleſen; ſo erſchuͤtterte der Saal vom Erdbeben mit ſolcher Heftigkeit; daß ſie ſich alle aus demſelben wegbegeben mußten, um nicht unter den Ruinen ver- ſenkt zu werden. Worauf ſie denn auf die Gedanken geriethen, daß das Ur- theil wider den Adam Schall ungerecht ſeyn muͤßte. Ein noch immer anhal- tendes Erdbeben, und ein Feuer, das den groͤßeſten Theil des Pallaſtes ver-
zehr-
U
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0325"n="305"/>ſers erklaͤrt; ſo uͤberreichten die Bonzen<lb/>
dem Regenten eine Bittſchrift gegen ihn und<lb/>ſeine Bundesgenoſſen, woruͤber eine grauſa-<lb/>
me Verfolgung erhoben wurde. <hirendition="#fr">Schall</hi><lb/>
wurde dazu verdammt, daß er ſollte ſtran-<lb/>
gulirt werden. Dieſe Todesſtrafe ſchien den<lb/>
meiſten aber noch nicht hart genug: es wur-<lb/>
de alſo ausgemacht, daß er auf oͤffentlichem<lb/>
Markte in viele tauſend Stuͤcke zerriſſen wer-<lb/>
den ſollte. — Hier hoͤre man, wie abge-<lb/>ſchmackt ſich <hirendition="#fr">Duͤ Halde</hi> bey dieſer Erzaͤh-<lb/>
lung auffuͤhrt! — Wir wollen ihn ſelbſt<lb/>
hoͤren: <hirendition="#fr">Wie dieß grauſame Todesur-<lb/>
theil</hi>, ſagt er, <hirendition="#fr">den Prinzen von Geblůt<lb/>
und den regierenden Mandarinen zur<lb/>
Unterſchrift und Beſtaͤtigung vorge-<lb/>
tragen wurde; ſo gefiel es dem All-<lb/>
maͤchtigen, ſich auf eine beſondere und<lb/>
ganz außerordentliche Art ins Mittel<lb/>
zu ſchlagen. Denn ſo oft ſie es verſu-<lb/>
chen wollten, die Eingabe oͤffentlich<lb/>
vorzuleſen; ſo erſchuͤtterte der Saal vom<lb/>
Erdbeben mit ſolcher Heftigkeit; daß<lb/>ſie ſich alle aus demſelben wegbegeben<lb/>
mußten, um nicht unter den Ruinen ver-<lb/>ſenkt zu werden. Worauf ſie denn auf<lb/>
die Gedanken geriethen, daß das Ur-<lb/>
theil wider den Adam Schall ungerecht<lb/>ſeyn muͤßte. Ein noch immer anhal-<lb/>
tendes Erdbeben, und ein Feuer, das<lb/>
den groͤßeſten Theil des Pallaſtes ver-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">zehr-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[305/0325]
ſers erklaͤrt; ſo uͤberreichten die Bonzen
dem Regenten eine Bittſchrift gegen ihn und
ſeine Bundesgenoſſen, woruͤber eine grauſa-
me Verfolgung erhoben wurde. Schall
wurde dazu verdammt, daß er ſollte ſtran-
gulirt werden. Dieſe Todesſtrafe ſchien den
meiſten aber noch nicht hart genug: es wur-
de alſo ausgemacht, daß er auf oͤffentlichem
Markte in viele tauſend Stuͤcke zerriſſen wer-
den ſollte. — Hier hoͤre man, wie abge-
ſchmackt ſich Duͤ Halde bey dieſer Erzaͤh-
lung auffuͤhrt! — Wir wollen ihn ſelbſt
hoͤren: Wie dieß grauſame Todesur-
theil, ſagt er, den Prinzen von Geblůt
und den regierenden Mandarinen zur
Unterſchrift und Beſtaͤtigung vorge-
tragen wurde; ſo gefiel es dem All-
maͤchtigen, ſich auf eine beſondere und
ganz außerordentliche Art ins Mittel
zu ſchlagen. Denn ſo oft ſie es verſu-
chen wollten, die Eingabe oͤffentlich
vorzuleſen; ſo erſchuͤtterte der Saal vom
Erdbeben mit ſolcher Heftigkeit; daß
ſie ſich alle aus demſelben wegbegeben
mußten, um nicht unter den Ruinen ver-
ſenkt zu werden. Worauf ſie denn auf
die Gedanken geriethen, daß das Ur-
theil wider den Adam Schall ungerecht
ſeyn muͤßte. Ein noch immer anhal-
tendes Erdbeben, und ein Feuer, das
den groͤßeſten Theil des Pallaſtes ver-
zehr-
U
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/325>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.