daß sie, ohngeachtet die Obrigkeit es ernst- lich verbietet, manchmal die Moscheen dersel- ben in aller Stille einreissen.
Es ist eine sehr streitige Frage unter den Gelehrten: wenn und zu welcher Zeit das Christenthum zuerst in China Fuß gefaßt habe? Wir wollen aber an dersel- ben hier keinen Theil nehmen, und dem Le- ser nur so viel davon sagen, als man mit Gewißheit behaupten kann. -- Man weis, daß die ersten Jesuiten, welche sich ohnge- fähr in der Mitte des sechszehnten Jahr- hunderts in diese weitläuftige Staaten wagten, darinn nicht die geringste Spur vom Christenthum fanden, sondern tiefen Aberglauben und Abgötterey allenthalben herrschten. Vielleicht könnte man hieraus leicht beweisen, daß das Evangelium die- ser Nation niemals verkündigt sey. Man führt indessen Denkmaale an, woraus man gerade das Gegentheil beweisen will. Allein diese Muthmaßungen, an den im Grunde nichts gelegen ist, in ein gehöriges Licht zu setzen, überlassen wir solchen, denen daran vorzüglich gelegen ist. Was sich mit meh- rer Gewißheit sagen läßt, besteht darinn: daß ein gewisser Xaverius, in Ansehung seiner Reise nach China einigermaßen glück- licher, als Moses bey dem Lande Canaan gewesen sey. Dieser konnte nur das Land
der
daß ſie, ohngeachtet die Obrigkeit es ernſt- lich verbietet, manchmal die Moſcheen derſel- ben in aller Stille einreiſſen.
Es iſt eine ſehr ſtreitige Frage unter den Gelehrten: wenn und zu welcher Zeit das Chriſtenthum zuerſt in China Fuß gefaßt habe? Wir wollen aber an derſel- ben hier keinen Theil nehmen, und dem Le- ſer nur ſo viel davon ſagen, als man mit Gewißheit behaupten kann. — Man weis, daß die erſten Jeſuiten, welche ſich ohnge- faͤhr in der Mitte des ſechszehnten Jahr- hunderts in dieſe weitlaͤuftige Staaten wagten, darinn nicht die geringſte Spur vom Chriſtenthum fanden, ſondern tiefen Aberglauben und Abgoͤtterey allenthalben herrſchten. Vielleicht koͤnnte man hieraus leicht beweiſen, daß das Evangelium die- ſer Nation niemals verkuͤndigt ſey. Man fuͤhrt indeſſen Denkmaale an, woraus man gerade das Gegentheil beweiſen will. Allein dieſe Muthmaßungen, an den im Grunde nichts gelegen iſt, in ein gehoͤriges Licht zu ſetzen, uͤberlaſſen wir ſolchen, denen daran vorzuͤglich gelegen iſt. Was ſich mit meh- rer Gewißheit ſagen laͤßt, beſteht darinn: daß ein gewiſſer Xaverius, in Anſehung ſeiner Reiſe nach China einigermaßen gluͤck- licher, als Moſes bey dem Lande Canaan geweſen ſey. Dieſer konnte nur das Land
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daß ſie, ohngeachtet die Obrigkeit es ernſt-
lich verbietet, manchmal die Moſcheen derſel-
ben in aller Stille einreiſſen.
Es iſt eine ſehr ſtreitige Frage unter den
Gelehrten: wenn und zu welcher Zeit
das Chriſtenthum zuerſt in China Fuß
gefaßt habe? Wir wollen aber an derſel-
ben hier keinen Theil nehmen, und dem Le-
ſer nur ſo viel davon ſagen, als man mit
Gewißheit behaupten kann. — Man weis,
daß die erſten Jeſuiten, welche ſich ohnge-
faͤhr in der Mitte des ſechszehnten Jahr-
hunderts in dieſe weitlaͤuftige Staaten
wagten, darinn nicht die geringſte Spur
vom Chriſtenthum fanden, ſondern tiefen
Aberglauben und Abgoͤtterey allenthalben
herrſchten. Vielleicht koͤnnte man hieraus
leicht beweiſen, daß das Evangelium die-
ſer Nation niemals verkuͤndigt ſey. Man
fuͤhrt indeſſen Denkmaale an, woraus man
gerade das Gegentheil beweiſen will. Allein
dieſe Muthmaßungen, an den im Grunde
nichts gelegen iſt, in ein gehoͤriges Licht zu
ſetzen, uͤberlaſſen wir ſolchen, denen daran
vorzuͤglich gelegen iſt. Was ſich mit meh-
rer Gewißheit ſagen laͤßt, beſteht darinn:
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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