sie nemlich von allen Abgaben an den Kayser befreyt sind.
Wir haben bereits oben erwähnt, daß die Vornehmen und Gelehrten in China, sich zu der Secte des Confucius bekennen. Selbst der Kayser mit seinem ganzen Hofe bekennt sich zu derselben. -- Die Grundsätze dieser Religion sind aus dem natürlichen Lichte einer nachdenkenden und gesunden Vernunft, und aus der natürlichen Religion gezogen, welche schon lange vor dem Confucius in China geblü- het hatte. Aus diesem nun, richtete er ein eignes Lehrgebäude auf, das in folgenden Pun- cten aus einander gesetzt werden kann.
"Man muß dasjenige, was wir bey dem Menschen Vernunft heissen, als einen göttli- chen und himmlischen Ausfluß betrachten."
"Was mit der Natur und der gesunden Vernunft übereinstimmt, heißt ein Gesetz. Und da die Menschen das Gesetz durch Einge- bung bekommen haben; so ist es auch ein Ge- schenk des Himmels."
"In der Natur sind die Leidenschaften ver- borgen; und die Vernunft muß dafür sorgen, sie zu bändigen."
"Wenn ein Mensch in demjenigen Alter ist, worinn er seine Vernunft schon gehörig gebrauchen kann: so muß er sich in allen Vor- fallenheiten nach folgenden drey Stücken rich- ten. Erstlich, muß er gegen den Urheber sei- nes Daseyns eben die Pflichten erfüllen, die er
von
ſie nemlich von allen Abgaben an den Kayſer befreyt ſind.
Wir haben bereits oben erwaͤhnt, daß die Vornehmen und Gelehrten in China, ſich zu der Secte des Confucius bekennen. Selbſt der Kayſer mit ſeinem ganzen Hofe bekennt ſich zu derſelben. — Die Grundſaͤtze dieſer Religion ſind aus dem natuͤrlichen Lichte einer nachdenkenden und geſunden Vernunft, und aus der natuͤrlichen Religion gezogen, welche ſchon lange vor dem Confucius in China gebluͤ- het hatte. Aus dieſem nun, richtete er ein eignes Lehrgebaͤude auf, das in folgenden Pun- cten aus einander geſetzt werden kann.
„Man muß dasjenige, was wir bey dem Menſchen Vernunft heiſſen, als einen goͤttli- chen und himmliſchen Ausfluß betrachten.„
„Was mit der Natur und der geſunden Vernunft uͤbereinſtimmt, heißt ein Geſetz. Und da die Menſchen das Geſetz durch Einge- bung bekommen haben; ſo iſt es auch ein Ge- ſchenk des Himmels.„
„In der Natur ſind die Leidenſchaften ver- borgen; und die Vernunft muß dafuͤr ſorgen, ſie zu baͤndigen.„
„Wenn ein Menſch in demjenigen Alter iſt, worinn er ſeine Vernunft ſchon gehoͤrig gebrauchen kann: ſo muß er ſich in allen Vor- fallenheiten nach folgenden drey Stuͤcken rich- ten. Erſtlich, muß er gegen den Urheber ſei- nes Daſeyns eben die Pflichten erfuͤllen, die er
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ſie nemlich von allen Abgaben an den Kayſer
befreyt ſind.
Wir haben bereits oben erwaͤhnt, daß die
Vornehmen und Gelehrten in China, ſich zu
der Secte des Confucius bekennen. Selbſt
der Kayſer mit ſeinem ganzen Hofe bekennt
ſich zu derſelben. — Die Grundſaͤtze dieſer
Religion ſind aus dem natuͤrlichen Lichte einer
nachdenkenden und geſunden Vernunft, und
aus der natuͤrlichen Religion gezogen, welche
ſchon lange vor dem Confucius in China gebluͤ-
het hatte. Aus dieſem nun, richtete er ein
eignes Lehrgebaͤude auf, das in folgenden Pun-
cten aus einander geſetzt werden kann.
„Man muß dasjenige, was wir bey dem
Menſchen Vernunft heiſſen, als einen goͤttli-
chen und himmliſchen Ausfluß betrachten.„
„Was mit der Natur und der geſunden
Vernunft uͤbereinſtimmt, heißt ein Geſetz.
Und da die Menſchen das Geſetz durch Einge-
bung bekommen haben; ſo iſt es auch ein Ge-
ſchenk des Himmels.„
„In der Natur ſind die Leidenſchaften ver-
borgen; und die Vernunft muß dafuͤr ſorgen,
ſie zu baͤndigen.„
„Wenn ein Menſch in demjenigen Alter
iſt, worinn er ſeine Vernunft ſchon gehoͤrig
gebrauchen kann: ſo muß er ſich in allen Vor-
fallenheiten nach folgenden drey Stuͤcken rich-
ten. Erſtlich, muß er gegen den Urheber ſei-
nes Daſeyns eben die Pflichten erfuͤllen, die er
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/307>, abgerufen am 16.02.2025.
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