und nicht nach Unmenschlichkeit und Grausam- keit schmecken! Wir wollen aber doch hier ei- niges von der Beschaffenheit der Tortur in China anführen. -- Die ordentlichen Tor- turen geschehen gewisser Schandthaten wegen, indem der Missethäter mit einem chinesischen Character an der Stirne gebrandmalet wird, welcher das Verbrechen anzeiget. Zuweilen werden die Verbrecher auf Barkeu zu Ruder- knechten gebraucht. Noch andere Strafen geringer Vergehungen wegen sind, daß sie z. E. eine Last von zehn oder mehrern Pfunden auf ihren Köpfen tragen müssen. Aber die ordinaire Tortur in China bestehet eigentlich darinn, daß sie dem Verbrecher an Händen und Füßen eine gewisse Maschine anlegen, wo- durch sie ihm die Glieder so von einander zie- hen, daß die Knöchel an den Füßen ganz her- ausgehen. -- Der außerordentlichen Tortur bedient man sich nur selten, und nur alsdenn, wann ein Aufruhr entstanden, und man die vornehmsten Urheber herausforschen will. Und in der That kann man sich auch nichts abscheu- licheres vorstellen, als diese Art von Peinigung. Du Halde meldet uns, diese anßerordentliche Tortur bestehe darinn: daß man kleine Schnitte in den Leib thäte, und die Haut in kleinen und dünnen Riemen vom Fleische ab- zöge. -- Vor Zeiten waren die Torturen noch weit schrecklicher und grausamer, als sie itzt sind. Wir wollen hier nur eine des Exem-
pels
und nicht nach Unmenſchlichkeit und Grauſam- keit ſchmecken! Wir wollen aber doch hier ei- niges von der Beſchaffenheit der Tortur in China anfuͤhren. — Die ordentlichen Tor- turen geſchehen gewiſſer Schandthaten wegen, indem der Miſſethaͤter mit einem chineſiſchen Character an der Stirne gebrandmalet wird, welcher das Verbrechen anzeiget. Zuweilen werden die Verbrecher auf Barkeu zu Ruder- knechten gebraucht. Noch andere Strafen geringer Vergehungen wegen ſind, daß ſie z. E. eine Laſt von zehn oder mehrern Pfunden auf ihren Koͤpfen tragen muͤſſen. Aber die ordinaire Tortur in China beſtehet eigentlich darinn, daß ſie dem Verbrecher an Haͤnden und Fuͤßen eine gewiſſe Maſchine anlegen, wo- durch ſie ihm die Glieder ſo von einander zie- hen, daß die Knoͤchel an den Fuͤßen ganz her- ausgehen. — Der außerordentlichen Tortur bedient man ſich nur ſelten, und nur alsdenn, wann ein Aufruhr entſtanden, und man die vornehmſten Urheber herausforſchen will. Und in der That kann man ſich auch nichts abſcheu- licheres vorſtellen, als dieſe Art von Peinigung. Dů Halde meldet uns, dieſe anßerordentliche Tortur beſtehe darinn: daß man kleine Schnitte in den Leib thaͤte, und die Haut in kleinen und duͤnnen Riemen vom Fleiſche ab- zoͤge. — Vor Zeiten waren die Torturen noch weit ſchrecklicher und grauſamer, als ſie itzt ſind. Wir wollen hier nur eine des Exem-
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und nicht nach Unmenſchlichkeit und Grauſam-
keit ſchmecken! Wir wollen aber doch hier ei-
niges von der Beſchaffenheit der Tortur in
China anfuͤhren. — Die ordentlichen Tor-
turen geſchehen gewiſſer Schandthaten wegen,
indem der Miſſethaͤter mit einem chineſiſchen
Character an der Stirne gebrandmalet wird,
welcher das Verbrechen anzeiget. Zuweilen
werden die Verbrecher auf Barkeu zu Ruder-
knechten gebraucht. Noch andere Strafen
geringer Vergehungen wegen ſind, daß ſie
z. E. eine Laſt von zehn oder mehrern Pfunden
auf ihren Koͤpfen tragen muͤſſen. Aber die
ordinaire Tortur in China beſtehet eigentlich
darinn, daß ſie dem Verbrecher an Haͤnden
und Fuͤßen eine gewiſſe Maſchine anlegen, wo-
durch ſie ihm die Glieder ſo von einander zie-
hen, daß die Knoͤchel an den Fuͤßen ganz her-
ausgehen. — Der außerordentlichen Tortur
bedient man ſich nur ſelten, und nur alsdenn,
wann ein Aufruhr entſtanden, und man die
vornehmſten Urheber herausforſchen will. Und
in der That kann man ſich auch nichts abſcheu-
licheres vorſtellen, als dieſe Art von Peinigung.
Dů Halde meldet uns, dieſe anßerordentliche
Tortur beſtehe darinn: daß man kleine
Schnitte in den Leib thaͤte, und die Haut in
kleinen und duͤnnen Riemen vom Fleiſche ab-
zoͤge. — Vor Zeiten waren die Torturen
noch weit ſchrecklicher und grauſamer, als ſie
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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