Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Der zweyte Gerichtshof, wird Hu-pu,
d. i. der hohe Schatzmeister des Königs, ge-
nannt. Die Pflicht desselben besteht hauptsäch-
lich darinn, für die Einkünfte des Kaysers die
gehörige Sorge zu tragen. Le Compte meldet
auch, daß dieses Tribunal überdem noch die
Listen und Verzeichnisse, die jährlich von allen
Familien, von der Anzahl der Unterthanen,
eingereichet werden müssen, besorge.

Der dritte Gerichtshof heißt, Li-pu,
d. i. das Tribunal der Rechte; er sorgt für die
Beybehaltung der alten Gewohnheiten, für
die Cerimonien bey dem Gottesdienste, die
Opfer, den Empfang der Gesandten, für öf-
fentliche Lustbarkeiten, für alle Künste und
Wissenschaften, auswärtige Angelegenheiten
u. s. f *).

Der vierte Gerichtshof wird Ping-pu
d. h. Tribunal der Waffen genannt. Unter
diesem steht das ganze Kriegeswesen, erstreckt
sich über die Kriegstruppen, ihre Befehlshaber
und Waffen.

Der
*) Aus der Verschiedenheit der Beschäftigungen
dieses Tribunals erhellet genugsam, daß,
wenn gleich das Wort mit dem ersten einen
gleichen Namen führt, ein Unterschied zwischen
beyden sey. Dü Halde im 1 Th. S. 415.
meldet, daß der Unterschied dieser beyden Wör-
ter bloß in der Aussprache läge. Li, sagt er,
bedeute so viel als Recht, und Pu heiße Tri-
bunal.

Der zweyte Gerichtshof, wird Hu-pu,
d. i. der hohe Schatzmeiſter des Koͤnigs, ge-
nannt. Die Pflicht deſſelben beſteht hauptſaͤch-
lich darinn, fuͤr die Einkuͤnfte des Kayſers die
gehoͤrige Sorge zu tragen. Le Compte meldet
auch, daß dieſes Tribunal uͤberdem noch die
Liſten und Verzeichniſſe, die jaͤhrlich von allen
Familien, von der Anzahl der Unterthanen,
eingereichet werden muͤſſen, beſorge.

Der dritte Gerichtshof heißt, Li-pu,
d. i. das Tribunal der Rechte; er ſorgt fuͤr die
Beybehaltung der alten Gewohnheiten, fuͤr
die Cerimonien bey dem Gottesdienſte, die
Opfer, den Empfang der Geſandten, fuͤr oͤf-
fentliche Luſtbarkeiten, fuͤr alle Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften, auswaͤrtige Angelegenheiten
u. ſ. f *).

Der vierte Gerichtshof wird Ping-pu
d. h. Tribunal der Waffen genannt. Unter
dieſem ſteht das ganze Kriegesweſen, erſtreckt
ſich uͤber die Kriegstruppen, ihre Befehlshaber
und Waffen.

Der
*) Aus der Verſchiedenheit der Beſchaͤftigungen
dieſes Tribunals erhellet genugſam, daß,
wenn gleich das Wort mit dem erſten einen
gleichen Namen fuͤhrt, ein Unterſchied zwiſchen
beyden ſey. Duͤ Halde im 1 Th. S. 415.
meldet, daß der Unterſchied dieſer beyden Woͤr-
ter bloß in der Ausſprache laͤge. Li, ſagt er,
bedeute ſo viel als Recht, und Pu heiße Tri-
bunal.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0271" n="251"/>
          <p>Der <hi rendition="#fr">zweyte</hi> Gerichtshof, wird <hi rendition="#fr">Hu-pu,</hi><lb/>
d. i. der hohe Schatzmei&#x017F;ter des Ko&#x0364;nigs, ge-<lb/>
nannt. Die Pflicht de&#x017F;&#x017F;elben be&#x017F;teht haupt&#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
lich darinn, fu&#x0364;r die Einku&#x0364;nfte des Kay&#x017F;ers die<lb/>
geho&#x0364;rige Sorge zu tragen. <hi rendition="#fr">Le Compte</hi> meldet<lb/>
auch, daß die&#x017F;es Tribunal u&#x0364;berdem noch die<lb/>
Li&#x017F;ten und Verzeichni&#x017F;&#x017F;e, die ja&#x0364;hrlich von allen<lb/>
Familien, von der Anzahl der Unterthanen,<lb/>
eingereichet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, be&#x017F;orge.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#fr">dritte</hi> Gerichtshof heißt, <hi rendition="#fr">Li-pu,</hi><lb/>
d. i. das Tribunal der Rechte; er &#x017F;orgt fu&#x0364;r die<lb/>
Beybehaltung der alten Gewohnheiten, fu&#x0364;r<lb/>
die Cerimonien bey dem Gottesdien&#x017F;te, die<lb/>
Opfer, den Empfang der Ge&#x017F;andten, fu&#x0364;r o&#x0364;f-<lb/>
fentliche Lu&#x017F;tbarkeiten, fu&#x0364;r alle Ku&#x0364;n&#x017F;te und<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, auswa&#x0364;rtige Angelegenheiten<lb/>
u. &#x017F;. f <note place="foot" n="*)">Aus der Ver&#x017F;chiedenheit der Be&#x017F;cha&#x0364;ftigungen<lb/>
die&#x017F;es Tribunals erhellet genug&#x017F;am, daß,<lb/>
wenn gleich das Wort mit dem er&#x017F;ten einen<lb/>
gleichen Namen fu&#x0364;hrt, ein Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen<lb/>
beyden &#x017F;ey. <hi rendition="#fr">Du&#x0364; Halde</hi> im 1 Th. S. 415.<lb/>
meldet, daß der Unter&#x017F;chied die&#x017F;er beyden Wo&#x0364;r-<lb/>
ter bloß in der Aus&#x017F;prache la&#x0364;ge. <hi rendition="#fr">Li,</hi> &#x017F;agt er,<lb/>
bedeute &#x017F;o viel als Recht, und <hi rendition="#fr">Pu</hi> heiße Tri-<lb/>
bunal.</note>.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#fr">vierte</hi> Gerichtshof wird <hi rendition="#fr">Ping-pu</hi><lb/>
d. h. Tribunal der Waffen genannt. Unter<lb/>
die&#x017F;em &#x017F;teht das ganze Kriegeswe&#x017F;en, er&#x017F;treckt<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;ber die Kriegstruppen, ihre Befehlshaber<lb/>
und Waffen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0271] Der zweyte Gerichtshof, wird Hu-pu, d. i. der hohe Schatzmeiſter des Koͤnigs, ge- nannt. Die Pflicht deſſelben beſteht hauptſaͤch- lich darinn, fuͤr die Einkuͤnfte des Kayſers die gehoͤrige Sorge zu tragen. Le Compte meldet auch, daß dieſes Tribunal uͤberdem noch die Liſten und Verzeichniſſe, die jaͤhrlich von allen Familien, von der Anzahl der Unterthanen, eingereichet werden muͤſſen, beſorge. Der dritte Gerichtshof heißt, Li-pu, d. i. das Tribunal der Rechte; er ſorgt fuͤr die Beybehaltung der alten Gewohnheiten, fuͤr die Cerimonien bey dem Gottesdienſte, die Opfer, den Empfang der Geſandten, fuͤr oͤf- fentliche Luſtbarkeiten, fuͤr alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, auswaͤrtige Angelegenheiten u. ſ. f *). Der vierte Gerichtshof wird Ping-pu d. h. Tribunal der Waffen genannt. Unter dieſem ſteht das ganze Kriegesweſen, erſtreckt ſich uͤber die Kriegstruppen, ihre Befehlshaber und Waffen. Der *) Aus der Verſchiedenheit der Beſchaͤftigungen dieſes Tribunals erhellet genugſam, daß, wenn gleich das Wort mit dem erſten einen gleichen Namen fuͤhrt, ein Unterſchied zwiſchen beyden ſey. Duͤ Halde im 1 Th. S. 415. meldet, daß der Unterſchied dieſer beyden Woͤr- ter bloß in der Ausſprache laͤge. Li, ſagt er, bedeute ſo viel als Recht, und Pu heiße Tri- bunal.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/271
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/271>, abgerufen am 25.11.2024.