schläferinnen und Verschnittenen zu sehr ergiebt, und seine Zeit im Müßiggang zubringt; so muß er gewärtig seyn, daß ihm alle diese Feh- ler schriftlich vorgehalten werden. So soll man einem gewissen Kayser einmal gerade her- ausgesagt haben, daß er mit Hintansetzung der Kayserinn, seiner rechtmäßigen Ge- mahlinn, unter einem Haufen nichtswur- digen Weibspersonen sein Leben in Mus- siggange und Ergötzlichkeiten zubrächte; daß er die Armeen mit Anführern versehe, die vom Kriegswesen auch nicht einmal die geringsten Kenntnisse hätten, und nur blos darauf bedacht wären, fur ihr eignes Interesse zu sorgen; daß durch sei- ne unmäßigen Depensen die Schatzkam- mer erschöpft wurde, und dergleichen Din- ge mehr. -- Aus diesen und andern Ursachen geschieht es selten, daß sich ein Kayser der Regie- rung nicht so annähme, wie er es sollte, noch auch in Ueppigkeit und Schwelgerey sein Leben verträume.
Um aber nun die unsägliche Menge von Staatsangelegenheiten leicht und geschwind be- sorgen zu können; hat der Kayser zwey souve- raine Tribunale zur Seite, deren Sitz zu Pe- king ist. Das eine dieser beyden Tribunale, heißt das außerordentliche, und besteht blos aus Prinzen vom Geblüt: das zweyte oder das ordentliche Tribunal, besteht, außer den Prinzen, noch aus Kolaven oder Staatsmini-
stern.
Q 5
ſchlaͤferinnen und Verſchnittenen zu ſehr ergiebt, und ſeine Zeit im Muͤßiggang zubringt; ſo muß er gewaͤrtig ſeyn, daß ihm alle dieſe Feh- ler ſchriftlich vorgehalten werden. So ſoll man einem gewiſſen Kayſer einmal gerade her- ausgeſagt haben, daß er mit Hintanſetzung der Kayſerinn, ſeiner rechtmaͤßigen Ge- mahlinn, unter einem Haufen nichtswůr- digen Weibsperſonen ſein Leben in Můſ- ſiggange und Ergoͤtzlichkeiten zubraͤchte; daß er die Armeen mit Anfuͤhrern verſehe, die vom Kriegsweſen auch nicht einmal die geringſten Kenntniſſe haͤtten, und nur blos darauf bedacht waͤren, fůr ihr eignes Intereſſe zu ſorgen; daß durch ſei- ne unmaͤßigen Depenſen die Schatzkam- mer erſchoͤpft wůrde, und dergleichen Din- ge mehr. — Aus dieſen und andern Urſachen geſchieht es ſelten, daß ſich ein Kayſer der Regie- rung nicht ſo annaͤhme, wie er es ſollte, noch auch in Ueppigkeit und Schwelgerey ſein Leben vertraͤume.
Um aber nun die unſaͤgliche Menge von Staatsangelegenheiten leicht und geſchwind be- ſorgen zu koͤnnen; hat der Kayſer zwey ſouve- raine Tribunale zur Seite, deren Sitz zu Pe- king iſt. Das eine dieſer beyden Tribunale, heißt das außerordentliche, und beſteht blos aus Prinzen vom Gebluͤt: das zweyte oder das ordentliche Tribunal, beſteht, außer den Prinzen, noch aus Kolaven oder Staatsmini-
ſtern.
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ſchlaͤferinnen und Verſchnittenen zu ſehr ergiebt,
und ſeine Zeit im Muͤßiggang zubringt; ſo
muß er gewaͤrtig ſeyn, daß ihm alle dieſe Feh-
ler ſchriftlich vorgehalten werden. So ſoll
man einem gewiſſen Kayſer einmal gerade her-
ausgeſagt haben, daß er mit Hintanſetzung
der Kayſerinn, ſeiner rechtmaͤßigen Ge-
mahlinn, unter einem Haufen nichtswůr-
digen Weibsperſonen ſein Leben in Můſ-
ſiggange und Ergoͤtzlichkeiten zubraͤchte;
daß er die Armeen mit Anfuͤhrern verſehe,
die vom Kriegsweſen auch nicht einmal
die geringſten Kenntniſſe haͤtten, und
nur blos darauf bedacht waͤren, fůr ihr
eignes Intereſſe zu ſorgen; daß durch ſei-
ne unmaͤßigen Depenſen die Schatzkam-
mer erſchoͤpft wůrde, und dergleichen Din-
ge mehr. — Aus dieſen und andern Urſachen
geſchieht es ſelten, daß ſich ein Kayſer der Regie-
rung nicht ſo annaͤhme, wie er es ſollte, noch
auch in Ueppigkeit und Schwelgerey ſein Leben
vertraͤume.
Um aber nun die unſaͤgliche Menge von
Staatsangelegenheiten leicht und geſchwind be-
ſorgen zu koͤnnen; hat der Kayſer zwey ſouve-
raine Tribunale zur Seite, deren Sitz zu Pe-
king iſt. Das eine dieſer beyden Tribunale,
heißt das außerordentliche, und beſteht blos
aus Prinzen vom Gebluͤt: das zweyte oder das
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/269>, abgerufen am 25.11.2024.
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