Das Geheimniß, Glas zu machen, ist ih- nen freylich auch bekannt, aber sie machen doch wenig erwünschten Fortgang, und bringen nichts Vollkommnes heraus. Es giebt sehr viele Glashütten, allein das Glas ist grünlich und voll Blasen. -- Ihr Papier ist schlecht, auch lange nicht so stark, wie das Unsrige, weil es aus seidenen Lappen gemacht wird, die die Festigkeit unsrer Leinwand nicht haben. Sie geben dem Papiere, vermittelst der Seife, eine weisse Farbe, und glätten es mit gläsernen Po- lirsteinen, die es so fein, wie Atlaß machen. Ueberhaupt können sie dem Papiere allerley Farben geben, und malen zuweilen silberne Blümchen darauf, die aber der Schrift nicht hinderlich sind. Es ist unter ihnen die Ge- wohnheit, alle die Briefe welche sie an Perso- nen vom Stande schicken, auf versilbert Papier zu schreiben. Sie bedienen sich des Europäi- schen Papiers sehr stark; sie müssen es aber doch zuförderst glätten, ehe sie es gebrauchen, und nach ihrer Art einrichten. Indessen schä- tzen sie dasjenige, was sie aus der kleinern Ta- tarey erhalten, weit höher, als das Europäi- sche. Uebrigens muß man noch bemerken, daß das Papier bey den Persern ein geheiligtes Ding ist. Sie haben eine große Ehrfurcht für dasselbe, so daß sie es weder zerreissen, noch wegwerfen, weil sie nämlich befürchten; es möchte der Name Gottes auf demselben geschrie- ben seyn.
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Das Geheimniß, Glas zu machen, iſt ih- nen freylich auch bekannt, aber ſie machen doch wenig erwuͤnſchten Fortgang, und bringen nichts Vollkommnes heraus. Es giebt ſehr viele Glashuͤtten, allein das Glas iſt gruͤnlich und voll Blaſen. — Ihr Papier iſt ſchlecht, auch lange nicht ſo ſtark, wie das Unſrige, weil es aus ſeidenen Lappen gemacht wird, die die Feſtigkeit unſrer Leinwand nicht haben. Sie geben dem Papiere, vermittelſt der Seife, eine weiſſe Farbe, und glaͤtten es mit glaͤſernen Po- lirſteinen, die es ſo fein, wie Atlaß machen. Ueberhaupt koͤnnen ſie dem Papiere allerley Farben geben, und malen zuweilen ſilberne Bluͤmchen darauf, die aber der Schrift nicht hinderlich ſind. Es iſt unter ihnen die Ge- wohnheit, alle die Briefe welche ſie an Perſo- nen vom Stande ſchicken, auf verſilbert Papier zu ſchreiben. Sie bedienen ſich des Europaͤi- ſchen Papiers ſehr ſtark; ſie muͤſſen es aber doch zufoͤrderſt glaͤtten, ehe ſie es gebrauchen, und nach ihrer Art einrichten. Indeſſen ſchaͤ- tzen ſie dasjenige, was ſie aus der kleinern Ta- tarey erhalten, weit hoͤher, als das Europaͤi- ſche. Uebrigens muß man noch bemerken, daß das Papier bey den Perſern ein geheiligtes Ding iſt. Sie haben eine große Ehrfurcht fuͤr daſſelbe, ſo daß ſie es weder zerreiſſen, noch wegwerfen, weil ſie naͤmlich befuͤrchten; es moͤchte der Name Gottes auf demſelben geſchrie- ben ſeyn.
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Das Geheimniß, Glas zu machen, iſt ih-
nen freylich auch bekannt, aber ſie machen doch
wenig erwuͤnſchten Fortgang, und bringen
nichts Vollkommnes heraus. Es giebt ſehr
viele Glashuͤtten, allein das Glas iſt gruͤnlich
und voll Blaſen. — Ihr Papier iſt ſchlecht,
auch lange nicht ſo ſtark, wie das Unſrige, weil
es aus ſeidenen Lappen gemacht wird, die die
Feſtigkeit unſrer Leinwand nicht haben. Sie
geben dem Papiere, vermittelſt der Seife, eine
weiſſe Farbe, und glaͤtten es mit glaͤſernen Po-
lirſteinen, die es ſo fein, wie Atlaß machen.
Ueberhaupt koͤnnen ſie dem Papiere allerley
Farben geben, und malen zuweilen ſilberne
Bluͤmchen darauf, die aber der Schrift nicht
hinderlich ſind. Es iſt unter ihnen die Ge-
wohnheit, alle die Briefe welche ſie an Perſo-
nen vom Stande ſchicken, auf verſilbert Papier
zu ſchreiben. Sie bedienen ſich des Europaͤi-
ſchen Papiers ſehr ſtark; ſie muͤſſen es aber
doch zufoͤrderſt glaͤtten, ehe ſie es gebrauchen,
und nach ihrer Art einrichten. Indeſſen ſchaͤ-
tzen ſie dasjenige, was ſie aus der kleinern Ta-
tarey erhalten, weit hoͤher, als das Europaͤi-
ſche. Uebrigens muß man noch bemerken, daß
das Papier bey den Perſern ein geheiligtes
Ding iſt. Sie haben eine große Ehrfurcht
fuͤr daſſelbe, ſo daß ſie es weder zerreiſſen, noch
wegwerfen, weil ſie naͤmlich befuͤrchten; es
moͤchte der Name Gottes auf demſelben geſchrie-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/151>, abgerufen am 24.11.2024.
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