scheuert ist, so stellen sie es gegen das Feuer, so daß die inwendige hohle Seite gegen den Heerd zu liegen kommt. -- Wenn es anfängt roth zu werden; so nimmt es der Meister weg, und reibt es mit einem baumwollenen Lappen, der vorher in wohl gereinigten Salmiac ge- tunkt worden. Dann thun sie ein Stück fei- nes Zinn in das Gefäß, und lassen es darinn schmelzen, reiben nachher mit dem Lappen, der voll von Salmiak ist, das Zinn allenthalben herum, gießen kalt Wasser darauf, und machen es da- durch so weiß und glänzend, wie Silber. -- Die persischen verzinnten Gefäße haben vor den unsrigen würklich darinn große Vorzüge, daß sie leichter sind, nicht schmelzen und keine Buckeln bekommen. -- Das Kupfer finden die Perser in ihrem eignen Lande; das Zinn aber müssen sie von ihren Nachbarn, den In- diern, holen.
Sie haben fürtreffliche Waffenschmiede, be- sonders, was die Bogen und Seitengewehre anbetrifft. Die persischen Bogen sind die schön- sten im ganzen Orient. Die Materie dazu ist Holz und Horn, eines auf das andere gesetzt und mit Sehnen, und ganz oben mit einer dünnen Baumrinde, überzogen. Man be- malt sie sehr schön und bestreicht sie mit Lack, welches sie sehr glänzend macht. Die Bogen- seile sind von stark gedreheter Seide, wie eine Gänsefeder dicke. Der Köcher ist von schönem Leder, mit Gold, Silber oder Seide gestickt.
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ſcheuert iſt, ſo ſtellen ſie es gegen das Feuer, ſo daß die inwendige hohle Seite gegen den Heerd zu liegen kommt. — Wenn es anfaͤngt roth zu werden; ſo nimmt es der Meiſter weg, und reibt es mit einem baumwollenen Lappen, der vorher in wohl gereinigten Salmiac ge- tunkt worden. Dann thun ſie ein Stuͤck fei- nes Zinn in das Gefaͤß, und laſſen es darinn ſchmelzen, reiben nachher mit dem Lappen, der voll von Salmiak iſt, das Zinn allenthalben herum, gießen kalt Waſſer darauf, und machen es da- durch ſo weiß und glaͤnzend, wie Silber. — Die perſiſchen verzinnten Gefaͤße haben vor den unſrigen wuͤrklich darinn große Vorzuͤge, daß ſie leichter ſind, nicht ſchmelzen und keine Buckeln bekommen. — Das Kupfer finden die Perſer in ihrem eignen Lande; das Zinn aber muͤſſen ſie von ihren Nachbarn, den In- diern, holen.
Sie haben fuͤrtreffliche Waffenſchmiede, be- ſonders, was die Bogen und Seitengewehre anbetrifft. Die perſiſchen Bogen ſind die ſchoͤn- ſten im ganzen Orient. Die Materie dazu iſt Holz und Horn, eines auf das andere geſetzt und mit Sehnen, und ganz oben mit einer duͤnnen Baumrinde, uͤberzogen. Man be- malt ſie ſehr ſchoͤn und beſtreicht ſie mit Lack, welches ſie ſehr glaͤnzend macht. Die Bogen- ſeile ſind von ſtark gedreheter Seide, wie eine Gaͤnſefeder dicke. Der Koͤcher iſt von ſchoͤnem Leder, mit Gold, Silber oder Seide geſtickt.
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ſcheuert iſt, ſo ſtellen ſie es gegen das Feuer,
ſo daß die inwendige hohle Seite gegen den
Heerd zu liegen kommt. — Wenn es anfaͤngt
roth zu werden; ſo nimmt es der Meiſter weg,
und reibt es mit einem baumwollenen Lappen,
der vorher in wohl gereinigten Salmiac ge-
tunkt worden. Dann thun ſie ein Stuͤck fei-
nes Zinn in das Gefaͤß, und laſſen es darinn
ſchmelzen, reiben nachher mit dem Lappen, der voll
von Salmiak iſt, das Zinn allenthalben herum,
gießen kalt Waſſer darauf, und machen es da-
durch ſo weiß und glaͤnzend, wie Silber. —
Die perſiſchen verzinnten Gefaͤße haben vor
den unſrigen wuͤrklich darinn große Vorzuͤge,
daß ſie leichter ſind, nicht ſchmelzen und keine
Buckeln bekommen. — Das Kupfer finden
die Perſer in ihrem eignen Lande; das Zinn
aber muͤſſen ſie von ihren Nachbarn, den In-
diern, holen.
Sie haben fuͤrtreffliche Waffenſchmiede, be-
ſonders, was die Bogen und Seitengewehre
anbetrifft. Die perſiſchen Bogen ſind die ſchoͤn-
ſten im ganzen Orient. Die Materie dazu iſt
Holz und Horn, eines auf das andere geſetzt
und mit Sehnen, und ganz oben mit einer
duͤnnen Baumrinde, uͤberzogen. Man be-
malt ſie ſehr ſchoͤn und beſtreicht ſie mit Lack,
welches ſie ſehr glaͤnzend macht. Die Bogen-
ſeile ſind von ſtark gedreheter Seide, wie eine
Gaͤnſefeder dicke. Der Koͤcher iſt von ſchoͤnem
Leder, mit Gold, Silber oder Seide geſtickt.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/149>, abgerufen am 22.11.2024.
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