Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

verschiedener Größe, die man sanfte mit kleinen
Stöckchen berührt, besteht.

Die Schauspiele pflegen in Persien auf öf-
fentlichen Plätzen oder in den Häusern vermö-
gender Privatpersonen vorgestellt zu werden.
Man findet überall, fast in jeder Stadt des
Reichs, Banden von Tänzern und Gaukelspie-
lern, die sich nach einen jeden Ort, wohin sie
gerufen werden, begeben. Ohne dergleichen
Leute wird nie eine Hochzeit gehalten, oder ein
Festin gegeben, weil die Gäste sich an den Pos-
sen gemeiniglich sehr ergötzen. Die Truppe der
Tänzer besteht aus lauter Frauenspersonen.
Sie tanzen mit außerordentlicher Fertigkeit,
und machen zugleich unter dem Tanze solche
künstliche Sprünge, Wendungen und Possen,
daß der Zuschauer sich darüber wundern und
zugleich lachen muß. Eine solche Gesellschaft
von Tänzerinnen -- wovon eine die Direction
hat, -- wird übrigens gar nicht geachtet, weil sie
gemeiniglich die verrufensten Huren des Landes
sind.

Die Baukunst der Perser scheint bloß die
Bequemlichkeit und die Pracht der Zimmer
zum Augenmerk zu haben. Die Häuser bauen
sie nicht von Steinen, nicht, weil es an Stei-
nen fehlt, sondern weil es in den heißen Län-
dern nicht gewöhnlich ist, steinerne Gebäude
aufzuführen. Holz brauchen sie gleichfalls nicht
zum Bau der Häuser. Ihre Materialien sind
am Feuer gebrannte, oder an der Sonne gedörr-

te

verſchiedener Groͤße, die man ſanfte mit kleinen
Stoͤckchen beruͤhrt, beſteht.

Die Schauſpiele pflegen in Perſien auf oͤf-
fentlichen Plaͤtzen oder in den Haͤuſern vermoͤ-
gender Privatperſonen vorgeſtellt zu werden.
Man findet uͤberall, faſt in jeder Stadt des
Reichs, Banden von Taͤnzern und Gaukelſpie-
lern, die ſich nach einen jeden Ort, wohin ſie
gerufen werden, begeben. Ohne dergleichen
Leute wird nie eine Hochzeit gehalten, oder ein
Feſtin gegeben, weil die Gaͤſte ſich an den Poſ-
ſen gemeiniglich ſehr ergoͤtzen. Die Truppe der
Taͤnzer beſteht aus lauter Frauensperſonen.
Sie tanzen mit außerordentlicher Fertigkeit,
und machen zugleich unter dem Tanze ſolche
kuͤnſtliche Spruͤnge, Wendungen und Poſſen,
daß der Zuſchauer ſich daruͤber wundern und
zugleich lachen muß. Eine ſolche Geſellſchaft
von Taͤnzerinnen — wovon eine die Direction
hat, — wird uͤbrigens gar nicht geachtet, weil ſie
gemeiniglich die verrufenſten Huren des Landes
ſind.

Die Baukunſt der Perſer ſcheint bloß die
Bequemlichkeit und die Pracht der Zimmer
zum Augenmerk zu haben. Die Haͤuſer bauen
ſie nicht von Steinen, nicht, weil es an Stei-
nen fehlt, ſondern weil es in den heißen Laͤn-
dern nicht gewoͤhnlich iſt, ſteinerne Gebaͤude
aufzufuͤhren. Holz brauchen ſie gleichfalls nicht
zum Bau der Haͤuſer. Ihre Materialien ſind
am Feuer gebrannte, oder an der Sonne gedoͤrr-

te
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0136" n="116"/>
ver&#x017F;chiedener Gro&#x0364;ße, die man &#x017F;anfte mit kleinen<lb/>
Sto&#x0364;ckchen beru&#x0364;hrt, be&#x017F;teht.</p><lb/>
          <p>Die Schau&#x017F;piele pflegen in Per&#x017F;ien auf o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Pla&#x0364;tzen oder in den Ha&#x0364;u&#x017F;ern vermo&#x0364;-<lb/>
gender Privatper&#x017F;onen vorge&#x017F;tellt zu werden.<lb/>
Man findet u&#x0364;berall, fa&#x017F;t in jeder Stadt des<lb/>
Reichs, Banden von Ta&#x0364;nzern und Gaukel&#x017F;pie-<lb/>
lern, die &#x017F;ich nach einen jeden Ort, wohin &#x017F;ie<lb/>
gerufen werden, begeben. Ohne dergleichen<lb/>
Leute wird nie eine Hochzeit gehalten, oder ein<lb/>
Fe&#x017F;tin gegeben, weil die Ga&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich an den Po&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en gemeiniglich &#x017F;ehr ergo&#x0364;tzen. Die Truppe der<lb/>
Ta&#x0364;nzer be&#x017F;teht aus lauter Frauensper&#x017F;onen.<lb/>
Sie tanzen mit außerordentlicher Fertigkeit,<lb/>
und machen zugleich unter dem Tanze &#x017F;olche<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tliche Spru&#x0364;nge, Wendungen und Po&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
daß der Zu&#x017F;chauer &#x017F;ich daru&#x0364;ber wundern und<lb/>
zugleich lachen muß. Eine &#x017F;olche Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
von Ta&#x0364;nzerinnen &#x2014; wovon eine die Direction<lb/>
hat, &#x2014; wird u&#x0364;brigens gar nicht geachtet, weil &#x017F;ie<lb/>
gemeiniglich die verrufen&#x017F;ten Huren des Landes<lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Die Baukun&#x017F;t der Per&#x017F;er &#x017F;cheint bloß die<lb/>
Bequemlichkeit und die Pracht der Zimmer<lb/>
zum Augenmerk zu haben. Die Ha&#x0364;u&#x017F;er bauen<lb/>
&#x017F;ie nicht von Steinen, nicht, weil es an Stei-<lb/>
nen fehlt, &#x017F;ondern weil es in den heißen La&#x0364;n-<lb/>
dern nicht gewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t, &#x017F;teinerne Geba&#x0364;ude<lb/>
aufzufu&#x0364;hren. Holz brauchen &#x017F;ie gleichfalls nicht<lb/>
zum Bau der Ha&#x0364;u&#x017F;er. Ihre Materialien &#x017F;ind<lb/>
am Feuer gebrannte, oder an der Sonne gedo&#x0364;rr-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0136] verſchiedener Groͤße, die man ſanfte mit kleinen Stoͤckchen beruͤhrt, beſteht. Die Schauſpiele pflegen in Perſien auf oͤf- fentlichen Plaͤtzen oder in den Haͤuſern vermoͤ- gender Privatperſonen vorgeſtellt zu werden. Man findet uͤberall, faſt in jeder Stadt des Reichs, Banden von Taͤnzern und Gaukelſpie- lern, die ſich nach einen jeden Ort, wohin ſie gerufen werden, begeben. Ohne dergleichen Leute wird nie eine Hochzeit gehalten, oder ein Feſtin gegeben, weil die Gaͤſte ſich an den Poſ- ſen gemeiniglich ſehr ergoͤtzen. Die Truppe der Taͤnzer beſteht aus lauter Frauensperſonen. Sie tanzen mit außerordentlicher Fertigkeit, und machen zugleich unter dem Tanze ſolche kuͤnſtliche Spruͤnge, Wendungen und Poſſen, daß der Zuſchauer ſich daruͤber wundern und zugleich lachen muß. Eine ſolche Geſellſchaft von Taͤnzerinnen — wovon eine die Direction hat, — wird uͤbrigens gar nicht geachtet, weil ſie gemeiniglich die verrufenſten Huren des Landes ſind. Die Baukunſt der Perſer ſcheint bloß die Bequemlichkeit und die Pracht der Zimmer zum Augenmerk zu haben. Die Haͤuſer bauen ſie nicht von Steinen, nicht, weil es an Stei- nen fehlt, ſondern weil es in den heißen Laͤn- dern nicht gewoͤhnlich iſt, ſteinerne Gebaͤude aufzufuͤhren. Holz brauchen ſie gleichfalls nicht zum Bau der Haͤuſer. Ihre Materialien ſind am Feuer gebrannte, oder an der Sonne gedoͤrr- te

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/136
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/136>, abgerufen am 25.11.2024.