Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Es giebt zwey Arten von elenden Menschen,
nämlich, wer etwas sucht, und nichts findet,
und dann, wer etwas findet, und damit nicht
zufrieden ist.

Mit Wenigem zufrieden zu seyn, ist der
größeste Reichthum.

Die Glückseligkeit dieser und der andern
Welt bestehet darinn, seinen Freunden Gutes
zu thun, und das Unrecht seiner Feinde zu er-
tragen.

Ein Weiser, der schweigt, ist besser, als ein
Narr, der redet.

Man unterhalte sich niemals mit einem
Narren, und enthalte sich alles Umgangs mit
ihm, denn er besitzt keine Schamhaftigkeit.

Man muß die Kinder nie aufhalten, wenn
sie in die Schule gehen: auch nicht einmal, um
das Feuer in der Nachbarschaft auslöschen zu
helfen.

Ein schamhafter Mensch wird nicht viel
lernen, und ein zorniger schlecht unterrichten.

Höre zu, alsdann wirst du etwas lernen.
Schweig, alsdann wirst du Friede haben.

Wer eine Frage aufwirft, hat Lust zu ler-
nen.

Ein einziger Tag eines gelehrten Mannes
ist besser, als das ganze Leben eines Ignoran-
ten.

Der Ruhm eines Kaufmanns besteht in sei-
ner Börse. Der Ruhm eines Gelehrten aber
in seinen Büchern.

Ein
G 2

Es giebt zwey Arten von elenden Menſchen,
naͤmlich, wer etwas ſucht, und nichts findet,
und dann, wer etwas findet, und damit nicht
zufrieden iſt.

Mit Wenigem zufrieden zu ſeyn, iſt der
groͤßeſte Reichthum.

Die Gluͤckſeligkeit dieſer und der andern
Welt beſtehet darinn, ſeinen Freunden Gutes
zu thun, und das Unrecht ſeiner Feinde zu er-
tragen.

Ein Weiſer, der ſchweigt, iſt beſſer, als ein
Narr, der redet.

Man unterhalte ſich niemals mit einem
Narren, und enthalte ſich alles Umgangs mit
ihm, denn er beſitzt keine Schamhaftigkeit.

Man muß die Kinder nie aufhalten, wenn
ſie in die Schule gehen: auch nicht einmal, um
das Feuer in der Nachbarſchaft ausloͤſchen zu
helfen.

Ein ſchamhafter Menſch wird nicht viel
lernen, und ein zorniger ſchlecht unterrichten.

Hoͤre zu, alsdann wirſt du etwas lernen.
Schweig, alsdann wirſt du Friede haben.

Wer eine Frage aufwirft, hat Luſt zu ler-
nen.

Ein einziger Tag eines gelehrten Mannes
iſt beſſer, als das ganze Leben eines Ignoran-
ten.

Der Ruhm eines Kaufmanns beſteht in ſei-
ner Boͤrſe. Der Ruhm eines Gelehrten aber
in ſeinen Buͤchern.

Ein
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0119" n="99"/>
          <p>Es giebt zwey Arten von elenden Men&#x017F;chen,<lb/>
na&#x0364;mlich, wer etwas &#x017F;ucht, und nichts findet,<lb/>
und dann, wer etwas findet, und damit nicht<lb/>
zufrieden i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Mit Wenigem zufrieden zu &#x017F;eyn, i&#x017F;t der<lb/>
gro&#x0364;ße&#x017F;te Reichthum.</p><lb/>
          <p>Die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit die&#x017F;er und der andern<lb/>
Welt be&#x017F;tehet darinn, &#x017F;einen Freunden Gutes<lb/>
zu thun, und das Unrecht &#x017F;einer Feinde zu er-<lb/>
tragen.</p><lb/>
          <p>Ein Wei&#x017F;er, der &#x017F;chweigt, i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er, als ein<lb/>
Narr, der redet.</p><lb/>
          <p>Man unterhalte &#x017F;ich niemals mit einem<lb/>
Narren, und enthalte &#x017F;ich alles Umgangs mit<lb/>
ihm, denn er be&#x017F;itzt keine Schamhaftigkeit.</p><lb/>
          <p>Man muß die Kinder nie aufhalten, wenn<lb/>
&#x017F;ie in die Schule gehen: auch nicht einmal, um<lb/>
das Feuer in der Nachbar&#x017F;chaft auslo&#x0364;&#x017F;chen zu<lb/>
helfen.</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;chamhafter Men&#x017F;ch wird nicht viel<lb/>
lernen, und ein zorniger &#x017F;chlecht unterrichten.</p><lb/>
          <p>Ho&#x0364;re zu, alsdann wir&#x017F;t du etwas lernen.<lb/>
Schweig, alsdann wir&#x017F;t du Friede haben.</p><lb/>
          <p>Wer eine Frage aufwirft, hat Lu&#x017F;t zu ler-<lb/>
nen.</p><lb/>
          <p>Ein einziger Tag eines gelehrten Mannes<lb/>
i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er, als das ganze Leben eines Ignoran-<lb/>
ten.</p><lb/>
          <p>Der Ruhm eines Kaufmanns be&#x017F;teht in &#x017F;ei-<lb/>
ner Bo&#x0364;r&#x017F;e. Der Ruhm eines Gelehrten aber<lb/>
in &#x017F;einen Bu&#x0364;chern.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0119] Es giebt zwey Arten von elenden Menſchen, naͤmlich, wer etwas ſucht, und nichts findet, und dann, wer etwas findet, und damit nicht zufrieden iſt. Mit Wenigem zufrieden zu ſeyn, iſt der groͤßeſte Reichthum. Die Gluͤckſeligkeit dieſer und der andern Welt beſtehet darinn, ſeinen Freunden Gutes zu thun, und das Unrecht ſeiner Feinde zu er- tragen. Ein Weiſer, der ſchweigt, iſt beſſer, als ein Narr, der redet. Man unterhalte ſich niemals mit einem Narren, und enthalte ſich alles Umgangs mit ihm, denn er beſitzt keine Schamhaftigkeit. Man muß die Kinder nie aufhalten, wenn ſie in die Schule gehen: auch nicht einmal, um das Feuer in der Nachbarſchaft ausloͤſchen zu helfen. Ein ſchamhafter Menſch wird nicht viel lernen, und ein zorniger ſchlecht unterrichten. Hoͤre zu, alsdann wirſt du etwas lernen. Schweig, alsdann wirſt du Friede haben. Wer eine Frage aufwirft, hat Luſt zu ler- nen. Ein einziger Tag eines gelehrten Mannes iſt beſſer, als das ganze Leben eines Ignoran- ten. Der Ruhm eines Kaufmanns beſteht in ſei- ner Boͤrſe. Der Ruhm eines Gelehrten aber in ſeinen Buͤchern. Ein G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/119
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/119>, abgerufen am 24.11.2024.