Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
"sie weisser, rauher und stachlichter,"oder vielmehr mit kleinen Spitzen be- "setzt wären, darnach folgeten die fleisch- "farbenen Blumen, den Glocken der "Winde nicht ungleich. Und darum "hat er es auch also genennet, Convol- "vulus Indicus alatus maximus, folio Ibisco "non nihil simili, Turbith Officinarum, das "ist, die gröste Jndianische Winde, "deren Stengel gleichsam geflü- "gelt/ und die Blätter den Eibisch- "blättern nicht so gar ungleich se- "hen, in den Apothecken Turbit ge- "nennet. Wann die Blumen abge- "fallen, hinterbleiben die Samenknö- "pfe, in denen vier schwartze halbrunde "Körner, wie Pfefferkörner, stecken. Den Turbit soll man aussuchen, der Viele nehmen und brauchen die Der Turbit wird die überleyen Man hält dafür, der Name Turbit Resina oder Extractum Tur- pethi. Aus dem Turbit kan auf gleiche Wei- Von der weissen Thapsia. Die weisse Thapsia oder der graue Wegen der gar zu heftigen Wirckung Es giebt sonst noch eine Gattung der Das
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
„ſie weiſſer, rauher und ſtachlichter,„oder vielmehr mit kleinen Spitzen be- „ſetzt waͤren, darnach folgeten die fleiſch- „farbenen Blumen, den Glocken der „Winde nicht ungleich. Und darum „hat er es auch alſo genennet, Convol- „vulus Indicus alatus maximus, folio Ibiſco „non nihil ſimili, Turbith Officinarum, das „iſt, die groͤſte Jndianiſche Winde, „deren Stengel gleichſam gefluͤ- „gelt/ und die Blaͤtter den Eibiſch- „blaͤttern nicht ſo gar ungleich ſe- „hen, in den Apothecken Turbit ge- „nennet. Wann die Blumen abge- „fallen, hinterbleiben die Samenknoͤ- „pfe, in denen vier ſchwartze halbrunde „Koͤrner, wie Pfefferkoͤrner, ſtecken. Den Turbit ſoll man auſſuchen, der Viele nehmen und brauchen die Der Turbit wird die uͤberleyen Man haͤlt dafuͤr, der Name Turbit Reſina oder Extractum Tur- pethi. Aus dem Turbit kan auf gleiche Wei- Von der weiſſen Thapſia. Die weiſſe Thapſia oder der graue Wegen der gar zu heftigen Wiꝛckung Es giebt ſonſt noch eine Gattung der Das
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Der Spezereyen und Materialien
„ſie weiſſer, rauher und ſtachlichter,
„oder vielmehr mit kleinen Spitzen be-
„ſetzt waͤren, darnach folgeten die fleiſch-
„farbenen Blumen, den Glocken der
„Winde nicht ungleich. Und darum
„hat er es auch alſo genennet, Convol-
„vulus Indicus alatus maximus, folio Ibiſco
„non nihil ſimili, Turbith Officinarum, das
„iſt, die groͤſte Jndianiſche Winde,
„deren Stengel gleichſam gefluͤ-
„gelt/ und die Blaͤtter den Eibiſch-
„blaͤttern nicht ſo gar ungleich ſe-
„hen, in den Apothecken Turbit ge-
„nennet. Wann die Blumen abge-
„fallen, hinterbleiben die Samenknoͤ-
„pfe, in denen vier ſchwartze halbrunde
„Koͤrner, wie Pfefferkoͤrner, ſtecken.
Den Turbit ſoll man auſſuchen, der
fein wohl geſaubert, d. i. entzwey geſpal-
ten iſt, und das Hertz daraus genom-
men; der auch nicht bruͤchicht iſt, aus-
wendig grau, inwendig graulicht ſieht;
der fein ſchwer, nicht wurmſtichicht,
und ſo wohl in der Mitten, als an den
Enden reſinos und hartzicht iſt. Hin-
gegen ſoll man den weiſſen und leichten
verwerffen, oder, wenn er ſich leichtlich
zerbrechen laͤßt, oder wurmſtichicht iſt;
desgleichen, wenn er nur an den Enden
hartzicht iſt, welches daher kommt, ent-
weder daß die Jndianer dieſe Wurtzel,
ſo bald ſie dieſelbe aus der Erde gezogen,
zuſammen gekruͤmmet, damit ſich der
Saft nach beyden Enden ziehe, welcher
alsdann, nachdem er eingetreuget, wie
Hartz ausſiehet: oder ſie muͤſſen irgend
in ein Gummi oder flieſſend Hartz geſte-
cket worden ſeyn. Etliche ziehen die
kleinern Stuͤcken des Turbits den groͤſ-
ſern vor, welches ich auch eben nicht ta-
deln will.
Viele nehmen und brauchen die
Thapſia an ſtatt des Turbits, welches
man aber ſtracks mercken kan, und aus
folgenden wird zu erſehen ſeyn.
Der Turbit wird die uͤberleyen
Feuchtigkeiten abzufuͤhren dienlich er-
achtet: doch meiſtens brauchen ihn die
Apothecker, maſſen er zu vielen Galeni-
ſchen compoſitionibus genommen wird.
Man haͤlt dafuͤr, der Name Turbit
komme vom Lateiniſchen Wort turbare
her, weil er eben als wie die Jalappe die
humores turbire und dergeſtalt aus-
fuͤhre.
Reſina oder Extractum Tur-
pethi.
Aus dem Turbit kan auf gleiche Wei-
ſe, wie aus der Jalappe, ein Hartz und
Extract gemachet werden: weil man
aber ſehr wenig bekommt, deshalben
will ich niemand rathen ſich damit zu
bemuͤhen.
Von der weiſſen Thapſia.
Die weiſſe Thapſia oder der graue
Turbit iſt die Wurtzel eines Gewaͤch-
ſes, das von allen Scribenten beſchrie-
ben wird. Es hat Blaͤtter, wie der
Fenchel, drauf kommen die Kronen oder
Dolden, wie auf der Tille. Die Blu-
men ſind gelb, und der Samen breit,
dem Samen der Ferula guten Theils
aͤhnlich.
Wegen der gar zu heftigen Wiꝛckung
wird dieſes Kraut wenig gebraucht, ſin-
temahl der Saft oder die Milch, ſo dar-
aus laufft, dermaſſen ſcharff iſt, daß ei-
nen die bloſſe Dunſt davon des
Geſichtes berauben kan. Die Wurtzel
wird gleicher geſtalt gar wenig in der
Artzney gebrauchet, ohne von etlichen
Apotheckern, die ſie (wiewohl ziemlich
ungereimt) an ſtatt des rechten Turbits
nehmen, es geſchehe nun aus Unver-
ſtande, und weil ſie es nicht kennen, oder
weil ſie beſſeres Kauffs iſt; da doch kein
geringer Unterſcheid zwiſchen beyden,
indem der Turbit von auſſen roͤthlicht
grau, inwendig aber weißgrau ſiehet,
ſchwer iſt und nicht leichtlich bricht, da
hingegen die Thapſia, welche leichte und
runtzlicht iſt, ſilberfarben ſiehet, auch ei-
nen dermaſſen ſcharffen und brennen-
den Geſchmack hat, daß ſie einem den
Mund aufzeucht, ſonderlich, wenn ſie
noch friſch iſt.
Es giebt ſonſt noch eine Gattung der
Thapſia, die ſchwartze genennt, wel-
che in der Artzney gar nicht gebrauchet
wird: und deshalben will ich auch nichts
davon vermelden, ſondern nur dieſes
gedencken, daß man dieſe beyden Wur-
tzeln, wegen ihrer groſſen Schaͤrffe, gar
fuͤglich unter die heftigſten remedia,
welche hoͤchſtgefaͤhrlich zu gebrauchen,
rechnen koͤnne. Derowegen ſollen die
Apothecker und andere ſich wohl in Acht
nehmen, und dieſe Wurtzel nicht an ſtatt
des wahren Turbits geben.
Schwartze
Thapſia.
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