Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch. [Spaltenumbruch]
seyn, groß und völlig, einen starckenGeruch, fast wie Spickenarden oder La- vendel das Männlein, haben, man mag sie nun vor die Nase halten, oder ein wenig davon in den Mund nehmen. Diejenige, deren Blätter fein grün und wohl gesaubert sind, soll billich hoch ge- halten werden, denn weil es ein in allen [Spaltenumbruch] Stücken gar kleines Gewächse ist, ge- schichts ofte, daß die Helffte daran ver- dorben, welches durch den Unrath, der sich dabey befindet, verursachet wird: es sey nun, daß diejenigen, die es samm- len, selbiges nicht fleißig durchlesen, oder aber, daß dieses Zeug, weil das Kraut so theuer ist, mit Fleiß dazu gethan wird. Das vierte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von der Rhabarber. DJe Rhabarber aus Lepanto ist Was die Blumen betrifft, von denen Dalechampius hält einen langen Dis- "Die Rhabarber kommt aus Per- Die Wurtzel, erst neulich aus der Er- Man suche die Rhabarber aus, wel- Der Rhabarber werden gantz son- nicht
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. [Spaltenumbruch]
ſeyn, groß und voͤllig, einen ſtarckenGeruch, faſt wie Spickenarden oder La- vendel das Maͤnnlein, haben, man mag ſie nun vor die Naſe halten, oder ein wenig davon in den Mund nehmen. Diejenige, deren Blaͤtter fein gruͤn und wohl geſaubert ſind, ſoll billich hoch ge- halten werden, denn weil es ein in allen [Spaltenumbruch] Stuͤcken gar kleines Gewaͤchſe iſt, ge- ſchichts ofte, daß die Helffte daran ver- dorben, welches durch den Unrath, der ſich dabey befindet, verurſachet wird: es ſey nun, daß diejenigen, die es ſamm- len, ſelbiges nicht fleißig durchleſen, oder aber, daß dieſes Zeug, weil das Kraut ſo theuer iſt, mit Fleiß dazu gethan wird. Das vierte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von der Rhabarber. DJe Rhabarber aus Lepanto iſt Was die Blumen betrifft, von denen Dalechampius haͤlt einen langen Diſ- „Die Rhabarber kommt aus Per- Die Wurtzel, erſt neulich aus der Er- Man ſuche die Rhabarber aus, wel- Der Rhabarber werden gantz ſon- nicht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0067"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="61"/> ſeyn, groß und voͤllig, einen ſtarcken<lb/> Geruch, faſt wie Spickenarden oder La-<lb/> vendel das Maͤnnlein, haben, man mag<lb/> ſie nun vor die Naſe halten, oder ein<lb/> wenig davon in den Mund nehmen.<lb/> Diejenige, deren Blaͤtter fein gruͤn und<lb/> wohl geſaubert ſind, ſoll billich hoch ge-<lb/> halten werden, denn weil es ein in allen<lb/><cb n="62"/> Stuͤcken gar kleines Gewaͤchſe iſt, ge-<lb/> ſchichts ofte, daß die Helffte daran ver-<lb/> dorben, welches durch den Unrath, der<lb/> ſich dabey befindet, verurſachet wird:<lb/> es ſey nun, daß diejenigen, die es ſamm-<lb/> len, ſelbiges nicht fleißig durchleſen, oder<lb/> aber, daß dieſes Zeug, weil das Kraut ſo<lb/> theuer iſt, mit Fleiß dazu gethan wird.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das vierte Capitel.<lb/> Von der Rhabarber.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">Je Rhabarber aus Lepanto</hi> iſt<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 40.</note>die Wurtzel von einem Kraut, von<lb/> dem ich weder den Ort, wo es waͤchſt,<lb/> noch auch die rechte Geſtalt genau erfah-<lb/> ren koͤnnen.</p><lb/> <p>Was die Blumen betrifft, von denen<lb/> habe ich einen ziemlichen Theil von ei-<lb/> nem guten Freunde verehret bekom-<lb/> men.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Dalechampius</hi> haͤlt einen langen Diſ-<lb/> curs von der <hi rendition="#fr">Rhabarber,</hi> und dem Or-<lb/> te, wo ſie herkommt, <hi rendition="#aq">Tom. II. hiſtor. plan-<lb/> tar. pag.</hi> 558. allein, er und andere <hi rendition="#aq">Au-<lb/> tores</hi> haben alſo unterſchiedlich davon ge-<lb/> handelt, daß ich fuͤr beſſer erachtet, nur<lb/> dasjenige allhier anzufuͤhren, was ich<lb/> erſt kuͤrtzlich davon vernommen; ande-<lb/> re moͤgen davon geſchrieben haben, was<lb/> ſie wollen. Diß aber iſts, was man<lb/> mir den 25. Julius im Jahr 1692. aus<lb/><hi rendition="#fr">Marſeille</hi> berichtet.</p><lb/> <p>„Die <hi rendition="#fr">Rhabarber</hi> kommt aus <hi rendition="#fr">Per-<lb/> „ſien,</hi> und ſagen etliche, daß ſie daſelbſt<lb/> „wachſe: andre hingegen wollen, daß<lb/> „ſie von den <hi rendition="#fr">Moſcowitiſchen Graͤn-<lb/> „tzen</hi> komme, doch iſt die gemeinſte Sa-<lb/> „ge, ſie wachſe in <hi rendition="#fr">Perſien.</hi> Und ſol-<lb/> „ches kommt auch mit dem Bericht<lb/> „des Herꝛn <hi rendition="#fr">Taverniers</hi> ziemlicher maſ-<lb/> „ſen uͤberein, wenn er in ſeiner Reiſebe-<lb/> „ſchreibung anzeiget, die beſte Rhabar-<lb/> „ber wachſe in dem Koͤnigreich <hi rendition="#fr">Bou-<lb/> „tan.</hi></p><lb/> <p>Die Wurtzel, erſt neulich aus der Er-<lb/> de gezogen, iſt dick und zaſericht, ſieht von<lb/> auſſen ſchwaͤrtzlicht, inwendig roͤthlicht,<lb/> als ob ſie marmoriret waͤre. Sie trei-<lb/> bet lange wollichte Blaͤtter, drauf kom-<lb/> men kleine fleiſchfarbichte Bluͤmlein,<lb/> als wie Sternlein, und nach dieſen folgt<lb/> der Samen.</p><lb/> <p>Man ſuche die <hi rendition="#fr">Rhabarber</hi> aus, wel-<lb/> che friſch, und ſoviel immer moͤglich, in<lb/> kleinen Stuͤcken iſt, die fein dicht und<lb/> ſchwer ſind, einen anziehenden etwas<lb/><cb/> bittern Geſchmack haben, angenehm<lb/> und ein wenig aromatiſch riechen, von<lb/> auſſen ſchoͤn gelb, inwendig wie eine<lb/> Muſcatnuß ſehen, und dem Waſſer, da-<lb/> rein ſie gelegt worden, eine Farbe, faſt<lb/> wie Saffran geben. Wann ſie zerbro-<lb/> chen wird, ſoll ſie fein friſch und roͤth-<lb/> licht ſehen; allein die Verkauffer laſſen<lb/> ſolches nicht gerne zu, denn ſie eben ſo<lb/> leichte, als die Kaͤuffer koͤnnen betro-<lb/> gen werden. Dannenhero muß ihm<lb/> ein ieder an ietztgemeldten Zeichen be-<lb/> gnuͤgen laſſen, oder ſie an einem Orte,<lb/> wo ſie ohnediß ſchon ſchadhaft iſt, auf-<lb/> brechen, iedoch ohne weitern Schaden<lb/> zu verurſachen, welches gar leichtlich<lb/> mit einem ſpitzigen Meſſer oder einer<lb/> Packnadel geſchehen kan. Auch muß<lb/> man ſich vorſehen, daß die <hi rendition="#fr">Rhabarber</hi><lb/> nicht mit dieſem oder jenem Pulver, de-<lb/> ren Namen allhier anzuzeigen nicht<lb/> eben noͤthig, angefaͤrbet und wieder zu-<lb/> gerichtet ſey, welches gar fuͤglich an dem<lb/> gelben Pulver zu erkennen, das einem<lb/> an den Haͤnden hangen bleibt, wenn<lb/> man ſie reibt.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#fr">Rhabarber</hi> werden gantz ſon-<lb/> derbare Eigenſchaften zugeſchrieben,<lb/> vornehmlich aber ſoll ſie den <hi rendition="#fr">Magen</hi><lb/> ſtaͤrcken, die <hi rendition="#fr">Galle</hi> gelinde abfuͤhren,<lb/> inſonderheit, wenn ihr ein und anderer<lb/><hi rendition="#aq">ſtimulus</hi> zugeſetzet wird. Desgleichen<lb/> wird ſie im <hi rendition="#fr">Durchlauff</hi> und <hi rendition="#fr">rothen<lb/> Ruhr</hi> ſehr dienlich erachtet, wenn ſie<lb/> gekauet, oder nur groͤblich zerſtoſſen in<lb/> einem dienlichen <hi rendition="#aq">liquor</hi> genommen wird.<lb/> Man braucht ſie gleichfalls die <hi rendition="#fr">Wuͤr-<lb/> mer</hi> bey Kindern zu toͤdten. Mit ei-<lb/> nem Worte, es iſt ein dermaſſen ſanft und<lb/> gelindes <hi rendition="#aq">remedium,</hi> welches allerhand<lb/> Leuten, jungen und alten, Schwangern<lb/> und Kindern, kan gebrauchet werden.<lb/> Wegen dieſer ſeiner ſo herrlichen Be-<lb/> ſchaffenheit wird es gar fleißig von den<lb/><hi rendition="#aq">Medicis</hi> verſchrieben, denn ſie wiſſen, daß<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
ſeyn, groß und voͤllig, einen ſtarcken
Geruch, faſt wie Spickenarden oder La-
vendel das Maͤnnlein, haben, man mag
ſie nun vor die Naſe halten, oder ein
wenig davon in den Mund nehmen.
Diejenige, deren Blaͤtter fein gruͤn und
wohl geſaubert ſind, ſoll billich hoch ge-
halten werden, denn weil es ein in allen
Stuͤcken gar kleines Gewaͤchſe iſt, ge-
ſchichts ofte, daß die Helffte daran ver-
dorben, welches durch den Unrath, der
ſich dabey befindet, verurſachet wird:
es ſey nun, daß diejenigen, die es ſamm-
len, ſelbiges nicht fleißig durchleſen, oder
aber, daß dieſes Zeug, weil das Kraut ſo
theuer iſt, mit Fleiß dazu gethan wird.
Das vierte Capitel.
Von der Rhabarber.
DJe Rhabarber aus Lepanto iſt
die Wurtzel von einem Kraut, von
dem ich weder den Ort, wo es waͤchſt,
noch auch die rechte Geſtalt genau erfah-
ren koͤnnen.
Siehe Fig. 40.
Was die Blumen betrifft, von denen
habe ich einen ziemlichen Theil von ei-
nem guten Freunde verehret bekom-
men.
Dalechampius haͤlt einen langen Diſ-
curs von der Rhabarber, und dem Or-
te, wo ſie herkommt, Tom. II. hiſtor. plan-
tar. pag. 558. allein, er und andere Au-
tores haben alſo unterſchiedlich davon ge-
handelt, daß ich fuͤr beſſer erachtet, nur
dasjenige allhier anzufuͤhren, was ich
erſt kuͤrtzlich davon vernommen; ande-
re moͤgen davon geſchrieben haben, was
ſie wollen. Diß aber iſts, was man
mir den 25. Julius im Jahr 1692. aus
Marſeille berichtet.
„Die Rhabarber kommt aus Per-
„ſien, und ſagen etliche, daß ſie daſelbſt
„wachſe: andre hingegen wollen, daß
„ſie von den Moſcowitiſchen Graͤn-
„tzen komme, doch iſt die gemeinſte Sa-
„ge, ſie wachſe in Perſien. Und ſol-
„ches kommt auch mit dem Bericht
„des Herꝛn Taverniers ziemlicher maſ-
„ſen uͤberein, wenn er in ſeiner Reiſebe-
„ſchreibung anzeiget, die beſte Rhabar-
„ber wachſe in dem Koͤnigreich Bou-
„tan.
Die Wurtzel, erſt neulich aus der Er-
de gezogen, iſt dick und zaſericht, ſieht von
auſſen ſchwaͤrtzlicht, inwendig roͤthlicht,
als ob ſie marmoriret waͤre. Sie trei-
bet lange wollichte Blaͤtter, drauf kom-
men kleine fleiſchfarbichte Bluͤmlein,
als wie Sternlein, und nach dieſen folgt
der Samen.
Man ſuche die Rhabarber aus, wel-
che friſch, und ſoviel immer moͤglich, in
kleinen Stuͤcken iſt, die fein dicht und
ſchwer ſind, einen anziehenden etwas
bittern Geſchmack haben, angenehm
und ein wenig aromatiſch riechen, von
auſſen ſchoͤn gelb, inwendig wie eine
Muſcatnuß ſehen, und dem Waſſer, da-
rein ſie gelegt worden, eine Farbe, faſt
wie Saffran geben. Wann ſie zerbro-
chen wird, ſoll ſie fein friſch und roͤth-
licht ſehen; allein die Verkauffer laſſen
ſolches nicht gerne zu, denn ſie eben ſo
leichte, als die Kaͤuffer koͤnnen betro-
gen werden. Dannenhero muß ihm
ein ieder an ietztgemeldten Zeichen be-
gnuͤgen laſſen, oder ſie an einem Orte,
wo ſie ohnediß ſchon ſchadhaft iſt, auf-
brechen, iedoch ohne weitern Schaden
zu verurſachen, welches gar leichtlich
mit einem ſpitzigen Meſſer oder einer
Packnadel geſchehen kan. Auch muß
man ſich vorſehen, daß die Rhabarber
nicht mit dieſem oder jenem Pulver, de-
ren Namen allhier anzuzeigen nicht
eben noͤthig, angefaͤrbet und wieder zu-
gerichtet ſey, welches gar fuͤglich an dem
gelben Pulver zu erkennen, das einem
an den Haͤnden hangen bleibt, wenn
man ſie reibt.
Der Rhabarber werden gantz ſon-
derbare Eigenſchaften zugeſchrieben,
vornehmlich aber ſoll ſie den Magen
ſtaͤrcken, die Galle gelinde abfuͤhren,
inſonderheit, wenn ihr ein und anderer
ſtimulus zugeſetzet wird. Desgleichen
wird ſie im Durchlauff und rothen
Ruhr ſehr dienlich erachtet, wenn ſie
gekauet, oder nur groͤblich zerſtoſſen in
einem dienlichen liquor genommen wird.
Man braucht ſie gleichfalls die Wuͤr-
mer bey Kindern zu toͤdten. Mit ei-
nem Worte, es iſt ein dermaſſen ſanft und
gelindes remedium, welches allerhand
Leuten, jungen und alten, Schwangern
und Kindern, kan gebrauchet werden.
Wegen dieſer ſeiner ſo herrlichen Be-
ſchaffenheit wird es gar fleißig von den
Medicis verſchrieben, denn ſie wiſſen, daß
nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |