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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] seyn, groß und völlig, einen starcken
Geruch, fast wie Spickenarden oder La-
vendel das Männlein, haben, man mag
sie nun vor die Nase halten, oder ein
wenig davon in den Mund nehmen.
Diejenige, deren Blätter fein grün und
wohl gesaubert sind, soll billich hoch ge-
halten werden, denn weil es ein in allen
[Spaltenumbruch] Stücken gar kleines Gewächse ist, ge-
schichts ofte, daß die Helffte daran ver-
dorben, welches durch den Unrath, der
sich dabey befindet, verursachet wird:
es sey nun, daß diejenigen, die es samm-
len, selbiges nicht fleißig durchlesen, oder
aber, daß dieses Zeug, weil das Kraut so
theuer ist, mit Fleiß dazu gethan wird.

[Ende Spaltensatz]
Das vierte Capitel.
Von der Rhabarber.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Rhabarber aus Lepanto ist
Siehe Fig. 40.die Wurtzel von einem Kraut, von
dem ich weder den Ort, wo es wächst,
noch auch die rechte Gestalt genau erfah-
ren können.

Was die Blumen betrifft, von denen
habe ich einen ziemlichen Theil von ei-
nem guten Freunde verehret bekom-
men.

Dalechampius hält einen langen Dis-
curs von der Rhabarber, und dem Or-
te, wo sie herkommt, Tom. II. histor. plan-
tar. pag.
558. allein, er und andere Au-
tores
haben also unterschiedlich davon ge-
handelt, daß ich für besser erachtet, nur
dasjenige allhier anzuführen, was ich
erst kürtzlich davon vernommen; ande-
re mögen davon geschrieben haben, was
sie wollen. Diß aber ists, was man
mir den 25. Julius im Jahr 1692. aus
Marseille berichtet.

"Die Rhabarber kommt aus Per-
"sien,
und sagen etliche, daß sie daselbst
"wachse: andre hingegen wollen, daß
"sie von den Moscowitischen Grän-
"tzen
komme, doch ist die gemeinste Sa-
"ge, sie wachse in Persien. Und sol-
"ches kommt auch mit dem Bericht
"des Herrn Taverniers ziemlicher mas-
"sen überein, wenn er in seiner Reisebe-
"schreibung anzeiget, die beste Rhabar-
"ber wachse in dem Königreich Bou-
"tan.

Die Wurtzel, erst neulich aus der Er-
de gezogen, ist dick und zasericht, sieht von
aussen schwärtzlicht, inwendig röthlicht,
als ob sie marmoriret wäre. Sie trei-
bet lange wollichte Blätter, drauf kom-
men kleine fleischfarbichte Blümlein,
als wie Sternlein, und nach diesen folgt
der Samen.

Man suche die Rhabarber aus, wel-
che frisch, und soviel immer möglich, in
kleinen Stücken ist, die fein dicht und
schwer sind, einen anziehenden etwas
[Spaltenumbruch] bittern Geschmack haben, angenehm
und ein wenig aromatisch riechen, von
aussen schön gelb, inwendig wie eine
Muscatnuß sehen, und dem Wasser, da-
rein sie gelegt worden, eine Farbe, fast
wie Saffran geben. Wann sie zerbro-
chen wird, soll sie fein frisch und röth-
licht sehen; allein die Verkauffer lassen
solches nicht gerne zu, denn sie eben so
leichte, als die Käuffer können betro-
gen werden. Dannenhero muß ihm
ein ieder an ietztgemeldten Zeichen be-
gnügen lassen, oder sie an einem Orte,
wo sie ohnediß schon schadhaft ist, auf-
brechen, iedoch ohne weitern Schaden
zu verursachen, welches gar leichtlich
mit einem spitzigen Messer oder einer
Packnadel geschehen kan. Auch muß
man sich vorsehen, daß die Rhabarber
nicht mit diesem oder jenem Pulver, de-
ren Namen allhier anzuzeigen nicht
eben nöthig, angefärbet und wieder zu-
gerichtet sey, welches gar füglich an dem
gelben Pulver zu erkennen, das einem
an den Händen hangen bleibt, wenn
man sie reibt.

Der Rhabarber werden gantz son-
derbare Eigenschaften zugeschrieben,
vornehmlich aber soll sie den Magen
stärcken, die Galle gelinde abführen,
insonderheit, wenn ihr ein und anderer
stimulus zugesetzet wird. Desgleichen
wird sie im Durchlauff und rothen
Ruhr
sehr dienlich erachtet, wenn sie
gekauet, oder nur gröblich zerstossen in
einem dienlichen liquor genommen wird.
Man braucht sie gleichfalls die Wür-
mer
bey Kindern zu tödten. Mit ei-
nem Worte, es ist ein dermassen sanft und
gelindes remedium, welches allerhand
Leuten, jungen und alten, Schwangern
und Kindern, kan gebrauchet werden.
Wegen dieser seiner so herrlichen Be-
schaffenheit wird es gar fleißig von den
Medicis verschrieben, denn sie wissen, daß

nicht

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] ſeyn, groß und voͤllig, einen ſtarcken
Geruch, faſt wie Spickenarden oder La-
vendel das Maͤnnlein, haben, man mag
ſie nun vor die Naſe halten, oder ein
wenig davon in den Mund nehmen.
Diejenige, deren Blaͤtter fein gruͤn und
wohl geſaubert ſind, ſoll billich hoch ge-
halten werden, denn weil es ein in allen
[Spaltenumbruch] Stuͤcken gar kleines Gewaͤchſe iſt, ge-
ſchichts ofte, daß die Helffte daran ver-
dorben, welches durch den Unrath, der
ſich dabey befindet, verurſachet wird:
es ſey nun, daß diejenigen, die es ſamm-
len, ſelbiges nicht fleißig durchleſen, oder
aber, daß dieſes Zeug, weil das Kraut ſo
theuer iſt, mit Fleiß dazu gethan wird.

[Ende Spaltensatz]
Das vierte Capitel.
Von der Rhabarber.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Rhabarber aus Lepanto iſt
Siehe Fig. 40.die Wurtzel von einem Kraut, von
dem ich weder den Ort, wo es waͤchſt,
noch auch die rechte Geſtalt genau erfah-
ren koͤnnen.

Was die Blumen betrifft, von denen
habe ich einen ziemlichen Theil von ei-
nem guten Freunde verehret bekom-
men.

Dalechampius haͤlt einen langen Diſ-
curs von der Rhabarber, und dem Or-
te, wo ſie herkommt, Tom. II. hiſtor. plan-
tar. pag.
558. allein, er und andere Au-
tores
haben alſo unterſchiedlich davon ge-
handelt, daß ich fuͤr beſſer erachtet, nur
dasjenige allhier anzufuͤhren, was ich
erſt kuͤrtzlich davon vernommen; ande-
re moͤgen davon geſchrieben haben, was
ſie wollen. Diß aber iſts, was man
mir den 25. Julius im Jahr 1692. aus
Marſeille berichtet.

„Die Rhabarber kommt aus Per-
„ſien,
und ſagen etliche, daß ſie daſelbſt
„wachſe: andre hingegen wollen, daß
„ſie von den Moſcowitiſchen Graͤn-
„tzen
komme, doch iſt die gemeinſte Sa-
„ge, ſie wachſe in Perſien. Und ſol-
„ches kommt auch mit dem Bericht
„des Herꝛn Taverniers ziemlicher maſ-
„ſen uͤberein, wenn er in ſeiner Reiſebe-
„ſchreibung anzeiget, die beſte Rhabar-
„ber wachſe in dem Koͤnigreich Bou-
„tan.

Die Wurtzel, erſt neulich aus der Er-
de gezogen, iſt dick und zaſericht, ſieht von
auſſen ſchwaͤrtzlicht, inwendig roͤthlicht,
als ob ſie marmoriret waͤre. Sie trei-
bet lange wollichte Blaͤtter, drauf kom-
men kleine fleiſchfarbichte Bluͤmlein,
als wie Sternlein, und nach dieſen folgt
der Samen.

Man ſuche die Rhabarber aus, wel-
che friſch, und ſoviel immer moͤglich, in
kleinen Stuͤcken iſt, die fein dicht und
ſchwer ſind, einen anziehenden etwas
[Spaltenumbruch] bittern Geſchmack haben, angenehm
und ein wenig aromatiſch riechen, von
auſſen ſchoͤn gelb, inwendig wie eine
Muſcatnuß ſehen, und dem Waſſer, da-
rein ſie gelegt worden, eine Farbe, faſt
wie Saffran geben. Wann ſie zerbro-
chen wird, ſoll ſie fein friſch und roͤth-
licht ſehen; allein die Verkauffer laſſen
ſolches nicht gerne zu, denn ſie eben ſo
leichte, als die Kaͤuffer koͤnnen betro-
gen werden. Dannenhero muß ihm
ein ieder an ietztgemeldten Zeichen be-
gnuͤgen laſſen, oder ſie an einem Orte,
wo ſie ohnediß ſchon ſchadhaft iſt, auf-
brechen, iedoch ohne weitern Schaden
zu verurſachen, welches gar leichtlich
mit einem ſpitzigen Meſſer oder einer
Packnadel geſchehen kan. Auch muß
man ſich vorſehen, daß die Rhabarber
nicht mit dieſem oder jenem Pulver, de-
ren Namen allhier anzuzeigen nicht
eben noͤthig, angefaͤrbet und wieder zu-
gerichtet ſey, welches gar fuͤglich an dem
gelben Pulver zu erkennen, das einem
an den Haͤnden hangen bleibt, wenn
man ſie reibt.

Der Rhabarber werden gantz ſon-
derbare Eigenſchaften zugeſchrieben,
vornehmlich aber ſoll ſie den Magen
ſtaͤrcken, die Galle gelinde abfuͤhren,
inſonderheit, wenn ihr ein und anderer
ſtimulus zugeſetzet wird. Desgleichen
wird ſie im Durchlauff und rothen
Ruhr
ſehr dienlich erachtet, wenn ſie
gekauet, oder nur groͤblich zerſtoſſen in
einem dienlichen liquor genommen wird.
Man braucht ſie gleichfalls die Wuͤr-
mer
bey Kindern zu toͤdten. Mit ei-
nem Worte, es iſt ein dermaſſen ſanft und
gelindes remedium, welches allerhand
Leuten, jungen und alten, Schwangern
und Kindern, kan gebrauchet werden.
Wegen dieſer ſeiner ſo herrlichen Be-
ſchaffenheit wird es gar fleißig von den
Medicis verſchrieben, denn ſie wiſſen, daß

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[0067] Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. ſeyn, groß und voͤllig, einen ſtarcken Geruch, faſt wie Spickenarden oder La- vendel das Maͤnnlein, haben, man mag ſie nun vor die Naſe halten, oder ein wenig davon in den Mund nehmen. Diejenige, deren Blaͤtter fein gruͤn und wohl geſaubert ſind, ſoll billich hoch ge- halten werden, denn weil es ein in allen Stuͤcken gar kleines Gewaͤchſe iſt, ge- ſchichts ofte, daß die Helffte daran ver- dorben, welches durch den Unrath, der ſich dabey befindet, verurſachet wird: es ſey nun, daß diejenigen, die es ſamm- len, ſelbiges nicht fleißig durchleſen, oder aber, daß dieſes Zeug, weil das Kraut ſo theuer iſt, mit Fleiß dazu gethan wird. Das vierte Capitel. Von der Rhabarber. DJe Rhabarber aus Lepanto iſt die Wurtzel von einem Kraut, von dem ich weder den Ort, wo es waͤchſt, noch auch die rechte Geſtalt genau erfah- ren koͤnnen. Siehe Fig. 40. Was die Blumen betrifft, von denen habe ich einen ziemlichen Theil von ei- nem guten Freunde verehret bekom- men. Dalechampius haͤlt einen langen Diſ- curs von der Rhabarber, und dem Or- te, wo ſie herkommt, Tom. II. hiſtor. plan- tar. pag. 558. allein, er und andere Au- tores haben alſo unterſchiedlich davon ge- handelt, daß ich fuͤr beſſer erachtet, nur dasjenige allhier anzufuͤhren, was ich erſt kuͤrtzlich davon vernommen; ande- re moͤgen davon geſchrieben haben, was ſie wollen. Diß aber iſts, was man mir den 25. Julius im Jahr 1692. aus Marſeille berichtet. „Die Rhabarber kommt aus Per- „ſien, und ſagen etliche, daß ſie daſelbſt „wachſe: andre hingegen wollen, daß „ſie von den Moſcowitiſchen Graͤn- „tzen komme, doch iſt die gemeinſte Sa- „ge, ſie wachſe in Perſien. Und ſol- „ches kommt auch mit dem Bericht „des Herꝛn Taverniers ziemlicher maſ- „ſen uͤberein, wenn er in ſeiner Reiſebe- „ſchreibung anzeiget, die beſte Rhabar- „ber wachſe in dem Koͤnigreich Bou- „tan. Die Wurtzel, erſt neulich aus der Er- de gezogen, iſt dick und zaſericht, ſieht von auſſen ſchwaͤrtzlicht, inwendig roͤthlicht, als ob ſie marmoriret waͤre. Sie trei- bet lange wollichte Blaͤtter, drauf kom- men kleine fleiſchfarbichte Bluͤmlein, als wie Sternlein, und nach dieſen folgt der Samen. Man ſuche die Rhabarber aus, wel- che friſch, und ſoviel immer moͤglich, in kleinen Stuͤcken iſt, die fein dicht und ſchwer ſind, einen anziehenden etwas bittern Geſchmack haben, angenehm und ein wenig aromatiſch riechen, von auſſen ſchoͤn gelb, inwendig wie eine Muſcatnuß ſehen, und dem Waſſer, da- rein ſie gelegt worden, eine Farbe, faſt wie Saffran geben. Wann ſie zerbro- chen wird, ſoll ſie fein friſch und roͤth- licht ſehen; allein die Verkauffer laſſen ſolches nicht gerne zu, denn ſie eben ſo leichte, als die Kaͤuffer koͤnnen betro- gen werden. Dannenhero muß ihm ein ieder an ietztgemeldten Zeichen be- gnuͤgen laſſen, oder ſie an einem Orte, wo ſie ohnediß ſchon ſchadhaft iſt, auf- brechen, iedoch ohne weitern Schaden zu verurſachen, welches gar leichtlich mit einem ſpitzigen Meſſer oder einer Packnadel geſchehen kan. Auch muß man ſich vorſehen, daß die Rhabarber nicht mit dieſem oder jenem Pulver, de- ren Namen allhier anzuzeigen nicht eben noͤthig, angefaͤrbet und wieder zu- gerichtet ſey, welches gar fuͤglich an dem gelben Pulver zu erkennen, das einem an den Haͤnden hangen bleibt, wenn man ſie reibt. Der Rhabarber werden gantz ſon- derbare Eigenſchaften zugeſchrieben, vornehmlich aber ſoll ſie den Magen ſtaͤrcken, die Galle gelinde abfuͤhren, inſonderheit, wenn ihr ein und anderer ſtimulus zugeſetzet wird. Desgleichen wird ſie im Durchlauff und rothen Ruhr ſehr dienlich erachtet, wenn ſie gekauet, oder nur groͤblich zerſtoſſen in einem dienlichen liquor genommen wird. Man braucht ſie gleichfalls die Wuͤr- mer bey Kindern zu toͤdten. Mit ei- nem Worte, es iſt ein dermaſſen ſanft und gelindes remedium, welches allerhand Leuten, jungen und alten, Schwangern und Kindern, kan gebrauchet werden. Wegen dieſer ſeiner ſo herrlichen Be- ſchaffenheit wird es gar fleißig von den Medicis verſchrieben, denn ſie wiſſen, daß nicht

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/67>, abgerufen am 23.11.2024.