Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
Jm übrigen sind dieser Wurtzel gar Von der Wurtzel Essaye. Das Journal des Scavans gedencket ei- Vom Chinesischen Porcelain. Bisanhero hat jederman geglaubet, Von der Chinesischen Moxa. Die Moxa ist das rauche, oder die Die
Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
Jm uͤbrigen ſind dieſer Wurtzel gar Von der Wurtzel Eſſaye. Das Journal des Sçavans gedencket ei- Vom Chineſiſchen Porcelain. Bisanhero hat jederman geglaubet, Von der Chineſiſchen Moxa. Die Moxa iſt das rauche, oder die Die
<TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0594"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">Autoris</hi> Anmerckungen</hi> </fw><lb/> <cb n="881"/> <p>Jm uͤbrigen ſind dieſer Wurtzel gar<lb/> beſondere Kraft und Tugend zugeleget<lb/> worden, die ich auch willig hieher ſetzen<lb/> will; indem doch oberwaͤhntes Buͤch-<lb/> lein nicht bey iederman bekannt. Dann<lb/> ſie wird ausgegeben als ein gantz ſonder-<lb/> bares und recht eigentliches Mittel wi-<lb/> der den Scharbock; ſie ſoll das Zahn-<lb/> fleiſch, wie nicht weniger die Zaͤhne veſte<lb/> machen: denen Zufaͤllen der Nerven<lb/> abhelffen, und dem Gifte widerſtehen,<lb/> die Hagerkeit vertꝛeiben, desgleichen den<lb/> Durchlauff, welches insgemein die Zu-<lb/> faͤlle beym Scorbute ſind: auch wil man,<lb/> daß ſie uͤber dieſes auch annoch die Maſt-<lb/> koͤrner und goldne Ader, die Waſſer-<lb/> ſucht und Braͤune, die rothe Ruhr und<lb/> Durchfall, das Seitenſtechen und viele<lb/> andere Kranckheiten mehr curire, habe<lb/> desgleichen noch einen andern Hauffen<lb/> ſonderlicher Kraft und Tugenden, davon<lb/> in ob erwaͤhntem Buͤchlein Meldung ge-<lb/> ſchehen. Was endlich ihren Gebrauch<lb/> anbetrifft, der iſt unterſchiedlich, dann<lb/> ſie wird als ein Pulver, oder als ein <hi rendition="#aq">Ex-<lb/> tract</hi> genommen: doch gemeiniglich laͤſt<lb/> man ſie in Waſſer kochen, es ſey in ge-<lb/> meinen oder in diſtillirten, und trinckt<lb/> daſſelbige; kuͤrtzlich, man gebrauchet<lb/> ſie, wie die <hi rendition="#aq">Medici</hi> verordnen.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der Wurtzel <hi rendition="#aq">Eſſaye.</hi></hi> </head><lb/> <p>Das <hi rendition="#aq">Journal des Sçavans</hi> gedencket ei-<lb/> ner kleinen Wurtzel, von ſaltzigtem Ge-<lb/> ſchmack und rother Farbe, die wachſe<lb/> auf der Kuͤſte von Coromandel, zwi-<lb/> ſchen Penna und Caliaturas, deren be-<lb/> dienen ſich die Jndianer zum Scharlach<lb/> faͤrben. Es kommt ihrer wohl auch<lb/> von Papaculi, unweit Maſſulipatnam:<lb/> allein die Jndianer achten ſie nicht ſo<lb/> hoch, als wie die vorige, dieweil ſie eine<lb/> gar zu helle Farbe hat. Jch fuͤr mein<lb/> Theil, muß geſtehen, daß ich ſie eben ſo<lb/> wenig geſehen, als wie die <hi rendition="#aq">Ronas,</hi> welche<lb/> ich mit dieſer fuͤr einerley halte.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Chineſiſchen Porcelain.</hi> </head><lb/> <p>Bisanhero hat jederman geglaubet,<lb/> das Chineſiſche Porcelain wuͤrde von<lb/> kleinen Seemuſcheln bereitet, welche<lb/> im Frantzoͤſiſchen insgemein <hi rendition="#aq">Porcellaine<lb/> en coquillage,</hi> Porcellanmuſcheln ge-<lb/> nennet werden, oder aus andern der-<lb/> gleichen, und aus klar geriebenen Eyer-<lb/> ſchalen, die ſie funffzig Jahr lang in der<lb/><cb n="882"/> Erde vergraben liegen laſſen: und das<lb/> ſey das Erbgut, welches die Chineſer<lb/> ihren Kindern zu verlaſſen pflegten. Al-<lb/> lein, vorietzo kan man ſich eines beſſeren<lb/> bereden laſſen: dann auch mich ein<lb/> Freund, der in China geweſen, verſi-<lb/> chert, daß es nichts anders waͤre, als ei-<lb/> ne Gattung Erde, als wie Sand, die<lb/> werde in der Provintz Nanking gefun-<lb/> den, um den Fluß Poyant: wann ſie<lb/> nun wolten Porcellan verfertigen, ſo<lb/> ſiebten ſie dieſe Erde durch, und mach-<lb/> ten mit Waſſer aus dem Dorffe Sincte-<lb/> ſimo allerhand Gefaͤſe draus, von ſol-<lb/> cher Form und Groͤſſe, als beliebig.<lb/> Dieſelben lieſſen ſie hernach im Schat-<lb/> ten oder an der Sonne trocknen, mahl-<lb/> ten ſie darauf mit Jndigo, Gruͤnſpan,<lb/> oder andern Farben, und ſtellten ſie in<lb/> wohl verwahrte Oefen, darinne ſie vier-<lb/> zehen Tage lang beſtaͤndig Feuer unter-<lb/> hielten: nach 14. Tagen drauf, nachdem<lb/> ſie das Feuer abgehen laſſen, kaͤme der<lb/> Vorſteher des Handwercks, oͤffnete den<lb/> Ofen, und naͤhme den fuͤnfften Theil<lb/> davon fuͤr den Kaͤyſer von China oder<lb/> Japan, als welches die beyden Oerter<lb/> ſind, allwo das aufrechte Porcellan<lb/> gemachet wird. Zu mehrerer Bekraͤf-<lb/> tigung dieſes Vorbringens, kan man<lb/> nur das <hi rendition="#aq">Journal des Sçavans</hi> am 2. Au-<lb/> guſt, Montags 1666. durchleſen, als<lb/> welches alles obangefuͤhrete beſtaͤtiget,<lb/> auſſer, daß darinne gemeldet wird, die<lb/> Mahlerey, welcher ſich die Chineſer und<lb/> Japaner zum Porcellan bedieneten, ſey<lb/> ein Geheimnuͤß unter ihnen, ſo ſie nur<lb/> ihren Kindern und naͤheſten Anver-<lb/> wandten lehreten, auch daß das Waſſer<lb/> im Dorffe Sincteſimo, deſſen oben auch<lb/> erwaͤhnet worden, alleine zu Verferti-<lb/> gung des Porcellans tuͤchtig waͤre, ſonſt<lb/> taugte kein ander Waſſer, weder in Chi-<lb/> na noch in Japan, hierzu nicht.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der Chineſiſchen Moxa.</hi> </head><lb/> <p>Die Moxa iſt das rauche, oder die<lb/> Wolle von den zaͤrteſten Stengeln und<lb/> Blaͤttern des breitblaͤttrichten Beyfuſ-<lb/> ſes, welche getrocknet und zwiſchen den<lb/> Haͤnden gerieben werden, damit das<lb/> Holtz davon komme, zuſamt den Faͤden<lb/> und andern Faſen. Die Wolle nun,<lb/> welche ſich davon abſondert, iſt die wahr-<lb/> hafte Moxa, die den Gelehrten bisanher<lb/> ſoviel zu ſchaffen hat gemacht.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </div> </div> </back> </text> </TEI> [0594]
Des Autoris Anmerckungen
Jm uͤbrigen ſind dieſer Wurtzel gar
beſondere Kraft und Tugend zugeleget
worden, die ich auch willig hieher ſetzen
will; indem doch oberwaͤhntes Buͤch-
lein nicht bey iederman bekannt. Dann
ſie wird ausgegeben als ein gantz ſonder-
bares und recht eigentliches Mittel wi-
der den Scharbock; ſie ſoll das Zahn-
fleiſch, wie nicht weniger die Zaͤhne veſte
machen: denen Zufaͤllen der Nerven
abhelffen, und dem Gifte widerſtehen,
die Hagerkeit vertꝛeiben, desgleichen den
Durchlauff, welches insgemein die Zu-
faͤlle beym Scorbute ſind: auch wil man,
daß ſie uͤber dieſes auch annoch die Maſt-
koͤrner und goldne Ader, die Waſſer-
ſucht und Braͤune, die rothe Ruhr und
Durchfall, das Seitenſtechen und viele
andere Kranckheiten mehr curire, habe
desgleichen noch einen andern Hauffen
ſonderlicher Kraft und Tugenden, davon
in ob erwaͤhntem Buͤchlein Meldung ge-
ſchehen. Was endlich ihren Gebrauch
anbetrifft, der iſt unterſchiedlich, dann
ſie wird als ein Pulver, oder als ein Ex-
tract genommen: doch gemeiniglich laͤſt
man ſie in Waſſer kochen, es ſey in ge-
meinen oder in diſtillirten, und trinckt
daſſelbige; kuͤrtzlich, man gebrauchet
ſie, wie die Medici verordnen.
Von der Wurtzel Eſſaye.
Das Journal des Sçavans gedencket ei-
ner kleinen Wurtzel, von ſaltzigtem Ge-
ſchmack und rother Farbe, die wachſe
auf der Kuͤſte von Coromandel, zwi-
ſchen Penna und Caliaturas, deren be-
dienen ſich die Jndianer zum Scharlach
faͤrben. Es kommt ihrer wohl auch
von Papaculi, unweit Maſſulipatnam:
allein die Jndianer achten ſie nicht ſo
hoch, als wie die vorige, dieweil ſie eine
gar zu helle Farbe hat. Jch fuͤr mein
Theil, muß geſtehen, daß ich ſie eben ſo
wenig geſehen, als wie die Ronas, welche
ich mit dieſer fuͤr einerley halte.
Vom Chineſiſchen Porcelain.
Bisanhero hat jederman geglaubet,
das Chineſiſche Porcelain wuͤrde von
kleinen Seemuſcheln bereitet, welche
im Frantzoͤſiſchen insgemein Porcellaine
en coquillage, Porcellanmuſcheln ge-
nennet werden, oder aus andern der-
gleichen, und aus klar geriebenen Eyer-
ſchalen, die ſie funffzig Jahr lang in der
Erde vergraben liegen laſſen: und das
ſey das Erbgut, welches die Chineſer
ihren Kindern zu verlaſſen pflegten. Al-
lein, vorietzo kan man ſich eines beſſeren
bereden laſſen: dann auch mich ein
Freund, der in China geweſen, verſi-
chert, daß es nichts anders waͤre, als ei-
ne Gattung Erde, als wie Sand, die
werde in der Provintz Nanking gefun-
den, um den Fluß Poyant: wann ſie
nun wolten Porcellan verfertigen, ſo
ſiebten ſie dieſe Erde durch, und mach-
ten mit Waſſer aus dem Dorffe Sincte-
ſimo allerhand Gefaͤſe draus, von ſol-
cher Form und Groͤſſe, als beliebig.
Dieſelben lieſſen ſie hernach im Schat-
ten oder an der Sonne trocknen, mahl-
ten ſie darauf mit Jndigo, Gruͤnſpan,
oder andern Farben, und ſtellten ſie in
wohl verwahrte Oefen, darinne ſie vier-
zehen Tage lang beſtaͤndig Feuer unter-
hielten: nach 14. Tagen drauf, nachdem
ſie das Feuer abgehen laſſen, kaͤme der
Vorſteher des Handwercks, oͤffnete den
Ofen, und naͤhme den fuͤnfften Theil
davon fuͤr den Kaͤyſer von China oder
Japan, als welches die beyden Oerter
ſind, allwo das aufrechte Porcellan
gemachet wird. Zu mehrerer Bekraͤf-
tigung dieſes Vorbringens, kan man
nur das Journal des Sçavans am 2. Au-
guſt, Montags 1666. durchleſen, als
welches alles obangefuͤhrete beſtaͤtiget,
auſſer, daß darinne gemeldet wird, die
Mahlerey, welcher ſich die Chineſer und
Japaner zum Porcellan bedieneten, ſey
ein Geheimnuͤß unter ihnen, ſo ſie nur
ihren Kindern und naͤheſten Anver-
wandten lehreten, auch daß das Waſſer
im Dorffe Sincteſimo, deſſen oben auch
erwaͤhnet worden, alleine zu Verferti-
gung des Porcellans tuͤchtig waͤre, ſonſt
taugte kein ander Waſſer, weder in Chi-
na noch in Japan, hierzu nicht.
Von der Chineſiſchen Moxa.
Die Moxa iſt das rauche, oder die
Wolle von den zaͤrteſten Stengeln und
Blaͤttern des breitblaͤttrichten Beyfuſ-
ſes, welche getrocknet und zwiſchen den
Haͤnden gerieben werden, damit das
Holtz davon komme, zuſamt den Faͤden
und andern Faſen. Die Wolle nun,
welche ſich davon abſondert, iſt die wahr-
hafte Moxa, die den Gelehrten bisanher
ſoviel zu ſchaffen hat gemacht.
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