Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
nen Teig daraus, und weiß demselbi-gen, nach eigenem Gefallen, eine Ge- stalt zu geben: und er hat auf solche Art eine unzeitige Geburt mitten in ei- nen Klumpen Agtstein eingeschlossen, welcher auch seit vielen Jahren her zu Utrecht verwahrt und aufbehalten wird. Diese Weise tode Cörper gut zu erhalten, ist wohl die allerschönste, als bishero mag erfunden worden seyn: dann, ausser dem, daß sie von aller Fäu- lung unverletzet bleiben, hat man noch die Vergnügung alle Züge dran, durch den dicken Agtstein zu betrachten, die- weil derselbige hell und durchsichtig ist. Weil ich mich bey dem Capitel vom Durchsichtige Agtsteine zu machen. Lasset Terpenthin in einem verzinn- Auf eine andere Art. Nehmt sechzehen Eyerdotter, schla- Vom Caphe. Der Caphe ist eine Gattung Boh- Durchgehends stehen sie in den Ge- minder,
Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
nen Teig daraus, und weiß demſelbi-gen, nach eigenem Gefallen, eine Ge- ſtalt zu geben: und er hat auf ſolche Art eine unzeitige Geburt mitten in ei- nen Klumpen Agtſtein eingeſchloſſen, welcher auch ſeit vielen Jahren her zu Utrecht verwahrt und aufbehalten wird. Dieſe Weiſe tode Coͤrper gut zu erhalten, iſt wohl die allerſchoͤnſte, als bishero mag erfunden worden ſeyn: dann, auſſer dem, daß ſie von aller Faͤu- lung unverletzet bleiben, hat man noch die Vergnuͤgung alle Zuͤge dran, durch den dicken Agtſtein zu betrachten, die- weil derſelbige hell und durchſichtig iſt. Weil ich mich bey dem Capitel vom Durchſichtige Agtſteine zu machen. Laſſet Terpenthin in einem verzinn- Auf eine andere Art. Nehmt ſechzehen Eyerdotter, ſchla- Vom Caphe. Der Caphe iſt eine Gattung Boh- Durchgehends ſtehen ſie in den Ge- minder,
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Alsdann gieſſet ihn aus, wor-<lb/> ein ihr wollt, und ſetzet ihn acht Tage<lb/> lang in die Sonne, ſo wird er hart und<lb/> durchſichtig werden. Daraus koͤnnt<lb/> ihr Paternoſter, Meſſerhefte, und an-<lb/> dere dergleichen Dinge mehr, verferti-<lb/> gen laſſen.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Auf eine andere Art.</hi> </head><lb/> <p>Nehmt ſechzehen Eyerdotter, ſchla-<lb/> get ſie wohl mit einem Loͤffel; und neh-<lb/> met hernach zwey Untzen Arabiſches<lb/> Gummi, und eine Untze Kirſchhartz,<lb/> ſtoſſet es zuſammen klein zu Pulver,<lb/> und miſchet es unter die Eyerdotter;<lb/> das Gumm und Hartz laſſet wohl zer-<lb/> gehen, und ſchuͤttet es mit einander in<lb/> ein verzinnt Geſchirr, ſetzets acht Tage<lb/> in die Sonne, ſo wird es harte werden<lb/> und durchſichtig, als wie Glas, und<lb/> wann mans reibet, ſo ziehet es die<lb/> Spreu an ſich, gleichwie die anderen<lb/> Agtſteine.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Caphe.</hi> </head><lb/> <p>Der Caphe iſt eine Gattung Boh-<lb/> nen, die in Arabien, um Mecha herum,<lb/><cb n="870"/> wachſen. Jhre Figur iſt ovalrund, und<lb/> ihre Dicke als wie die gemeinen Oliven.<lb/> Der Vertrieb dererſelben iſt dermaſſen<lb/> ſtarck in Tuͤrckey, daß allein der Zoll,<lb/> den der Großtuͤrck drauf geleget hat, ſich<lb/> auf eine nahmhafte Summa belauffet.<lb/> Sie machen einen Tranck davon, deſ-<lb/> ſen man ſich nunmehro auch in Europa<lb/> zu bedienen pfleget, und in Paris wird<lb/> derſelbige in unterſchiedlichen Laͤden<lb/> verkaufft. Die Araber bereiten ihn<lb/> auf zweyerley Weiſe, entweder allein<lb/> von dem Korne, oder aber von dem<lb/> Korne mit der Schale zugleich. Der<lb/> von dem Korne oder Kerne allein gema-<lb/> chet wird, iſt nicht ſo kraͤftig, als wie der<lb/> von dem Kern und Schale, dann ſie ha-<lb/> ben dabey angemerckt, wie daß von die-<lb/> ſen beyden Saͤften, einer kuͤhle, der an-<lb/> dere erhitze. Sie laſſen dieſe Frucht<lb/> uͤberm Feuer roͤſten, ſtoſſen ſie hernach<lb/> zu Pulver, und laſſen es einen Tag lang<lb/> mit dem drauf gegoſſenen heiſſen Waſ-<lb/> ſer ſtehen. Die Tuͤrcken laſſen das<lb/> Waſſer ſieden, werffen hernach das Pul-<lb/> ver drein, und laſſens noch einmahl auf-<lb/> ſieden, bis daß es nicht mehr bitter<lb/> ſchmeckt, als wie es ſchmecken wuͤrde,<lb/> wann es nicht recht ausgeſotten haͤtte.<lb/> Die es noch wohlgeſchmackter haben<lb/> wollen, miſchen eine gewiſſe Menge<lb/> Zucker, etwas Zimmt, und ein wenig<lb/> Naͤglein drunter, das macht ihm einen<lb/> lieblichern Geſchmack und viel nahrhaf-<lb/> ter. Jn Tuͤrckey wird er eben ſo ſtarck<lb/> gebraucht, als wie bey uns der Wein in<lb/> den Weinhaͤuſern: ja die aͤrmſten Leu-<lb/> te trincken ihn zum wenigſten zwey bis<lb/> dreymahl des Tages: und das iſt eine<lb/> ſolche Sache, die in dieſem Lande ein<lb/> Mann der Frauen ſchaffen muß.</p><lb/> <p>Durchgehends ſtehen ſie in den Ge-<lb/> dancken, dieſes Getraͤnck erwaͤrme und<lb/> ſtaͤrcke den Magen, und es ſey ein gar<lb/> vortreffliches Mittel die Verſtopfungen<lb/> in dem Gedaͤrme zu heben, es diene auch<lb/> wider die kalten Fluͤſſe, ſo auf Miltz und<lb/> Leber fallen. So hat ingleichen die Er-<lb/> fahrung in England, Schweden und<lb/> Daͤnnemarck vielfaͤltig erwieſen, daß<lb/> der Caphe nicht weniger gut ſey wider<lb/> die Catarrhen und Fluͤſſe, ſo die Bruſt<lb/> beſchweren, in verhaltener weiblichen<lb/> Blume und Urin, fuͤr hitziges Gebluͤte<lb/> und bey verlohrnen Kraͤften, nichts<lb/> <fw place="bottom" type="catch">minder,</fw><lb/></p> </div> </div> </back> </text> </TEI> [0588]
Des Autoris Anmerckungen
nen Teig daraus, und weiß demſelbi-
gen, nach eigenem Gefallen, eine Ge-
ſtalt zu geben: und er hat auf ſolche
Art eine unzeitige Geburt mitten in ei-
nen Klumpen Agtſtein eingeſchloſſen,
welcher auch ſeit vielen Jahren her zu
Utrecht verwahrt und aufbehalten
wird. Dieſe Weiſe tode Coͤrper gut zu
erhalten, iſt wohl die allerſchoͤnſte, als
bishero mag erfunden worden ſeyn:
dann, auſſer dem, daß ſie von aller Faͤu-
lung unverletzet bleiben, hat man noch
die Vergnuͤgung alle Zuͤge dran, durch
den dicken Agtſtein zu betrachten, die-
weil derſelbige hell und durchſichtig iſt.
Weil ich mich bey dem Capitel vom
Agtſtein aufhalte, wird nicht undien-
lich ſeyn die Art und Weiſe den Agtſtein
nachzukuͤnſteln, bekannt zu machen:
dieſe hat mir eine gewiſſe Perſon mit-
getheilet, welche ihn gemacht will ha-
ben. Jch fuͤr mein Theil habe es nie-
mahls verſucht.
Durchſichtige Agtſteine zu
machen.
Laſſet Terpenthin in einem verzinn-
ten Geſchirr mit etwas Baumwolle
kochen, und ruͤhret ihn ofte und wohl
um, bis er ſo dick iſt worden, als wie
Brey. Alsdann gieſſet ihn aus, wor-
ein ihr wollt, und ſetzet ihn acht Tage
lang in die Sonne, ſo wird er hart und
durchſichtig werden. Daraus koͤnnt
ihr Paternoſter, Meſſerhefte, und an-
dere dergleichen Dinge mehr, verferti-
gen laſſen.
Auf eine andere Art.
Nehmt ſechzehen Eyerdotter, ſchla-
get ſie wohl mit einem Loͤffel; und neh-
met hernach zwey Untzen Arabiſches
Gummi, und eine Untze Kirſchhartz,
ſtoſſet es zuſammen klein zu Pulver,
und miſchet es unter die Eyerdotter;
das Gumm und Hartz laſſet wohl zer-
gehen, und ſchuͤttet es mit einander in
ein verzinnt Geſchirr, ſetzets acht Tage
in die Sonne, ſo wird es harte werden
und durchſichtig, als wie Glas, und
wann mans reibet, ſo ziehet es die
Spreu an ſich, gleichwie die anderen
Agtſteine.
Vom Caphe.
Der Caphe iſt eine Gattung Boh-
nen, die in Arabien, um Mecha herum,
wachſen. Jhre Figur iſt ovalrund, und
ihre Dicke als wie die gemeinen Oliven.
Der Vertrieb dererſelben iſt dermaſſen
ſtarck in Tuͤrckey, daß allein der Zoll,
den der Großtuͤrck drauf geleget hat, ſich
auf eine nahmhafte Summa belauffet.
Sie machen einen Tranck davon, deſ-
ſen man ſich nunmehro auch in Europa
zu bedienen pfleget, und in Paris wird
derſelbige in unterſchiedlichen Laͤden
verkaufft. Die Araber bereiten ihn
auf zweyerley Weiſe, entweder allein
von dem Korne, oder aber von dem
Korne mit der Schale zugleich. Der
von dem Korne oder Kerne allein gema-
chet wird, iſt nicht ſo kraͤftig, als wie der
von dem Kern und Schale, dann ſie ha-
ben dabey angemerckt, wie daß von die-
ſen beyden Saͤften, einer kuͤhle, der an-
dere erhitze. Sie laſſen dieſe Frucht
uͤberm Feuer roͤſten, ſtoſſen ſie hernach
zu Pulver, und laſſen es einen Tag lang
mit dem drauf gegoſſenen heiſſen Waſ-
ſer ſtehen. Die Tuͤrcken laſſen das
Waſſer ſieden, werffen hernach das Pul-
ver drein, und laſſens noch einmahl auf-
ſieden, bis daß es nicht mehr bitter
ſchmeckt, als wie es ſchmecken wuͤrde,
wann es nicht recht ausgeſotten haͤtte.
Die es noch wohlgeſchmackter haben
wollen, miſchen eine gewiſſe Menge
Zucker, etwas Zimmt, und ein wenig
Naͤglein drunter, das macht ihm einen
lieblichern Geſchmack und viel nahrhaf-
ter. Jn Tuͤrckey wird er eben ſo ſtarck
gebraucht, als wie bey uns der Wein in
den Weinhaͤuſern: ja die aͤrmſten Leu-
te trincken ihn zum wenigſten zwey bis
dreymahl des Tages: und das iſt eine
ſolche Sache, die in dieſem Lande ein
Mann der Frauen ſchaffen muß.
Durchgehends ſtehen ſie in den Ge-
dancken, dieſes Getraͤnck erwaͤrme und
ſtaͤrcke den Magen, und es ſey ein gar
vortreffliches Mittel die Verſtopfungen
in dem Gedaͤrme zu heben, es diene auch
wider die kalten Fluͤſſe, ſo auf Miltz und
Leber fallen. So hat ingleichen die Er-
fahrung in England, Schweden und
Daͤnnemarck vielfaͤltig erwieſen, daß
der Caphe nicht weniger gut ſey wider
die Catarrhen und Fluͤſſe, ſo die Bruſt
beſchweren, in verhaltener weiblichen
Blume und Urin, fuͤr hitziges Gebluͤte
und bey verlohrnen Kraͤften, nichts
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