Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.über ein und andere Gewächse, Thiere etc. [Spaltenumbruch]
Balsam warm gemacht seyn müsse,man mag ihn auch gebrauchen, wann und wozu man will, und das muß ge- schehen, entweder in dem Gefäse, daraus man ihn will lauffen lassen, oder aber, wann solches bereits geschehen, auf ei- nem Teller, oder in einem Löffel. Alle diese Kraft und Tugenden ha- Vom Copaiva Balsam. Vorietzo bringt man uns, ausserhalb Von der Wurtzel Nisi. Das Gewächs, oder die Wurtzel, wel- Ging-ging ist ein Gewächs, welchesSiehe Fig. 5. sehen
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc. [Spaltenumbruch]
Balſam warm gemacht ſeyn muͤſſe,man mag ihn auch gebrauchen, wann und wozu man will, und das muß ge- ſchehen, entweder in dem Gefaͤſe, daraus man ihn will lauffen laſſen, oder aber, wann ſolches bereits geſchehen, auf ei- nem Teller, oder in einem Loͤffel. Alle dieſe Kraft und Tugenden ha- Vom Copaiva Balſam. Vorietzo bringt man uns, auſſerhalb Von der Wurtzel Niſi. Das Gewaͤchs, oder die Wurtzel, wel- Ging-ging iſt ein Gewaͤchs, welchesSiehe Fig. 5. ſehen
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So iſt uͤberdiß der weiſſe<lb/> ein durchgehend gutes und unvergleich-<lb/> liches Mittel wider die Flecke und Nar-<lb/> ben, ſo nach den Pocken im Geſicht und<lb/> ſonſt zuruͤcke bleiben, oder die etwan von<lb/> einer andern Kranckheit kommen, wann<lb/> dieſer weiſſe Balſam mit Eyweiß, oder<lb/> nur mit klaren Waſſer zertrieben wird.<lb/> Alles dieſes iſt aus eines Arabiſchen <hi rendition="#aq">Me-<lb/> dici</hi> gedruckten Zettel gezogen, und das<lb/> allermeiſte bey Gelegenheit probirt und<lb/> gut befunden worden.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Copaiva Balſam.</hi> </head><lb/> <p>Vorietzo bringt man uns, auſſerhalb<lb/> des Peruvianiſchen Balſams, von denen-<lb/> jenigen Orten, derer ich in meinem Bu-<lb/> che <hi rendition="#aq">pag.</hi> 411. erwaͤhnet, noch einen, un-<lb/> ter dem Titel Balſam von Copaiva,<lb/> doch werde weiter nichts, als nur von<lb/> ſeiner Eigenſchaft, gedencken. 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Auch hat<lb/> er eine ſonderliche Kraft wider giftger<lb/> Thiere Biß und Wunden: wie dann die<lb/> Thiere ſelbſt, die ſich verletzt empfinden,<lb/> ſich zu dieſem Baume finden, in die<lb/> Rinde beiſſen, und das benoͤthigte Mit-<lb/><cb n="860"/> tel zur Geneſung dadurch erhalten.<lb/> Dieſe Baͤume wachſen an unterſchie-<lb/> denen Orten in Braſilien, naͤmlich um<lb/> den Fluß, <hi rendition="#aq">Rio de Janeiro</hi> genannt, zu<lb/> Sanct Vincentz, und zu Pernambuc:<lb/> iedannoch iſt er allda nicht in ſolcher<lb/> Menge anzutreffen, als wie in dem Lan-<lb/> de des heiligen Geiſtes. Die Leute von<lb/> Copaigba nennen die andere Sorte Oel<lb/> von Copaigba; das ſind gleichergeſtalt<lb/> gar groſſe aſchengraue Baͤume, doch iſt<lb/> ihr Laub annoch weit groͤſſer. 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uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
Balſam warm gemacht ſeyn muͤſſe,
man mag ihn auch gebrauchen, wann
und wozu man will, und das muß ge-
ſchehen, entweder in dem Gefaͤſe, daraus
man ihn will lauffen laſſen, oder aber,
wann ſolches bereits geſchehen, auf ei-
nem Teller, oder in einem Loͤffel.
Alle dieſe Kraft und Tugenden ha-
ben beyde Balſame, der ſchwartze und
der weiſſe. Der weiſſe hat zwar kei-
nen ſo ſtarcken und angenehmen Ge-
ruch, iſt aber weit koͤſtlicher, rarer und
kraͤftiger, indem er recht natuͤrlich iſt
und von der Sonne aus dem Baum er-
zwungen. So iſt uͤberdiß der weiſſe
ein durchgehend gutes und unvergleich-
liches Mittel wider die Flecke und Nar-
ben, ſo nach den Pocken im Geſicht und
ſonſt zuruͤcke bleiben, oder die etwan von
einer andern Kranckheit kommen, wann
dieſer weiſſe Balſam mit Eyweiß, oder
nur mit klaren Waſſer zertrieben wird.
Alles dieſes iſt aus eines Arabiſchen Me-
dici gedruckten Zettel gezogen, und das
allermeiſte bey Gelegenheit probirt und
gut befunden worden.
Vom Copaiva Balſam.
Vorietzo bringt man uns, auſſerhalb
des Peruvianiſchen Balſams, von denen-
jenigen Orten, derer ich in meinem Bu-
che pag. 411. erwaͤhnet, noch einen, un-
ter dem Titel Balſam von Copaiva,
doch werde weiter nichts, als nur von
ſeiner Eigenſchaft, gedencken. Seine
Kraft iſt unvergleichlich, und er kan in
einer Apothecke ſtatt aller anderer von
Menſchen zubereiteter Artzneymittel
dienen. Dann er reſolvirt und digeriret,
und ſtaͤrcket, weil er warm und trocken
iſt, wann man des Morgens nur ein
paar Tropfen davon nimmt, vertrei-
bet die Engbruͤſtigkeit und Unverdau-
lichkeit des Magens, wann er laulicht
gemacht und der Magen damit gerie-
ben wird, oͤffnet die Verſtopfungen,
durch Kaͤlte verurſachet, wann man
den Kopf und Hals wohl damit ſtreicht,
ſtaͤrckt das Gehirn, und verwahret vor
Schlag und Ohnmachten. Auch hat
er eine ſonderliche Kraft wider giftger
Thiere Biß und Wunden: wie dann die
Thiere ſelbſt, die ſich verletzt empfinden,
ſich zu dieſem Baume finden, in die
Rinde beiſſen, und das benoͤthigte Mit-
tel zur Geneſung dadurch erhalten.
Dieſe Baͤume wachſen an unterſchie-
denen Orten in Braſilien, naͤmlich um
den Fluß, Rio de Janeiro genannt, zu
Sanct Vincentz, und zu Pernambuc:
iedannoch iſt er allda nicht in ſolcher
Menge anzutreffen, als wie in dem Lan-
de des heiligen Geiſtes. Die Leute von
Copaigba nennen die andere Sorte Oel
von Copaigba; das ſind gleichergeſtalt
gar groſſe aſchengraue Baͤume, doch iſt
ihr Laub annoch weit groͤſſer. Wann
der Stamm bis auf den Kern geboh-
ret worden, ſo ſammlen ſie eine groſſe
Menge Saft davon: der wird nach den
Baum Copaigba genennt: wann er
dann aufhoͤret zu lauffen, und ſie ver-
ſtopfen das Loch etwan acht Tage lang,
auch etwas laͤnger, und eroͤffnen es her-
nachmahls wieder, ſo laufft er eben ſo
haͤuffig heraus, gleichwie zuvor, und
riecht ſo gut, als wie der Balſam, doch
iſt er nicht ſo koͤſtlich, wie der erſte, hat
aber dannoch eben eine ſo gute medicina-
liſche Kraft.
Von der Wurtzel Niſi.
Das Gewaͤchs, oder die Wurtzel, wel-
che die Japaner Niſi, die Wilden Canna,
und die Chineſer Ging-ging, auch Nim-
ging zu nennen pflegen, iſt ein kleines
weißlichtes Wuͤrtzelgen, der Wurtzel
vom Diptam oder weiſſen Behen
durchgehends gleich. Dieweil nun die-
ſe Wurtzel gar wenig bekannt iſt, ſo will
ich zuvoͤrderſt allhier anfuͤhren, was
mir S. Koͤnigl. Maj. und des Herrn
Cantzlers Medicus ordinarius, der Herr
Bourdelot, geſchrieben davon mitgethei-
let.
Ging-ging iſt ein Gewaͤchs, welches
die Chineſer deswegen alſo nennen, die-
weil es die Geſtalt eines Menſchen hat,
der die Beine von einander ſperret.
Denn ſie nennen einen Menſchen Ging.
Jhre Wurtzel kommt der Mandragora,
Allraunenwurtzel ziemlich nahe, iſt
aber viel kleiner, und ihre Blaͤtter be-
zeugen, daß ſie zu einem gantz andern
Geſchlecht gehoͤre. Der Pater Martini,
weil er die Wurtzel nur geſehen, hat ſie
in ſeinem Chineſiſchen Atlas zu einer
Sorte der Allraunenwurtzel gemacht:
allein, er iſt in dieſen Jrꝛthum verfallen,
weil er die Blaͤtter nicht hat koͤnnen zu
ſehen
Siehe Fig. 5.
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