Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
aber ein Stein, der sich gar schwerlichpulverisiren, ja nicht einmahl calciniren läßt, dannenhero ist man anietzo schon vergnüget, wenn man ihn mit einer Seehundehaut raspelt, und durch ein Seiden oder Taffet Sieb schlägt, her- nach bedienen sie sich seiner, wozu sie ihn nöthig haben. Und um deswillen wird auch kein anderer Talck mehr gebraucht, als wenn es so ziemlich grosse Stücken sind, die man halten kan. Die Alten, und sonderlich die Ara- Aus Persien und Moscau bringtRother oder Das funffzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von der Kreide von Brianson. DJe Kreide von Brianson (Fran- Diese Kreide wird von niemand, das Sie brauchet auch keines weitern Der Zuname von Brianson ist ihr des-
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
aber ein Stein, der ſich gar ſchwerlichpulveriſiren, ja nicht einmahl calciniren laͤßt, dannenhero iſt man anietzo ſchon vergnuͤget, wenn man ihn mit einer Seehundehaut raſpelt, und durch ein Seiden oder Taffet Sieb ſchlaͤgt, her- nach bedienen ſie ſich ſeiner, wozu ſie ihn noͤthig haben. Und um deswillen wird auch kein anderer Talck mehr gebraucht, als wenn es ſo ziemlich groſſe Stuͤcken ſind, die man halten kan. Die Alten, und ſonderlich die Ara- Aus Perſien und Moſcau bringtRother oder Das funffzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von der Kreide von Brianſon. DJe Kreide von Brianſon (Fran- Dieſe Kreide wird von niemand, das Sie brauchet auch keines weitern Der Zuname von Brianſon iſt ihr des-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0564"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="825"/> aber ein Stein, der ſich gar ſchwerlich<lb/> pulveriſiren, ja nicht einmahl calciniren<lb/> laͤßt, dannenhero iſt man anietzo ſchon<lb/> vergnuͤget, wenn man ihn mit einer<lb/> Seehundehaut raſpelt, und durch ein<lb/> Seiden oder Taffet Sieb ſchlaͤgt, her-<lb/> nach bedienen ſie ſich ſeiner, wozu ſie ihn<lb/> noͤthig haben. Und um deswillen wird<lb/> auch kein anderer Talck mehr gebraucht,<lb/> als wenn es ſo ziemlich groſſe Stuͤcken<lb/> ſind, die man halten kan.</p><lb/> <p>Die Alten, und ſonderlich die <hi rendition="#fr">Ara-<lb/> ber</hi> haben geglaubet, man koͤnne ein<lb/> ſolch Remedium aus dem Talcke brin-<lb/> gen, dadurch der Leib immerfort in ei-<lb/> nem guten Stande erhalten wuͤrde,<lb/> deshalben ſie auch dieſem Steine den<lb/> Namen <hi rendition="#fr">Talck</hi> gegeben, welches ſo viel<lb/> heißt, als eine ſtets gleiche Beſchaffen-<lb/> heit, welche den Leib bey guter Geſund-<lb/> heit erhaͤlt. Daher iſt auch allem An-<lb/> ſehen nach der gemeine Wahn entſtan-<lb/> den, das <hi rendition="#fr">Talckoͤl</hi> betreffend, daß ihm<lb/> ſo gar groſſes Lob und ſonderbare Kraͤf-<lb/> te beygeleget werden. Und dieſer Jrr-<lb/> thum war vor dieſem dermaſſen groß,<lb/> wie er denn noch heut bey Tage iſt, daß<lb/> wenn einer das Geheimnuͤß erfinden<lb/> ſolte, ohne Zuſatz einiges Saltzes ein<lb/> Oel aus dem Talck zu ziehen, derſelbe<lb/> verſichert ſeyn koͤnte, daß er ſolches um<lb/> gleich ſo ſchwer Gold, ja ich wolte ſchier<lb/> ſagen, zwantzigmahl ſo theuer los wer-<lb/> den koͤnte. Allein mir beduncket, dieſe<lb/> Hochachtung und hohe Eigenſchaften<lb/> tuͤhren eintzig und alleine daher, weil<lb/> ſie unmoͤglich auszufinden ſind; und<lb/> eben deswegen will ich auch nichts wei-<lb/> ter davon vermelden, ſondern nur erin-<lb/> nern, daß einige Perſonen, die ihnen<lb/><cb n="826"/> ſelbſten ſchmeicheln, daß ſie es bereiten<lb/> koͤnten, verſichern, daß nichts ſo gut und<lb/> tauglich ſey die Haut weiß zu machen,<lb/> und die Runtzeln im Geſichte zu vertrei-<lb/> ben, kurtz zu ſagen, alte Leute wieder<lb/> jung zu machen, als wie dieſes Oel.</p><lb/> <p>Aus <hi rendition="#fr">Perſien</hi> und <hi rendition="#fr">Moſcau</hi> bringt<note place="right">Rother oder<lb/> blaͤtterichter<lb/> Talck.</note><lb/> man uns noch eine Gattung <hi rendition="#fr">Talck,</hi> der<lb/><hi rendition="#fr">rothe</hi> genannt, weil er roͤthlicht ſiehet,<lb/> und blaͤttricht, weil man ihn gar leicht-<lb/> lich, als wie duͤnne Blaͤttlein, nach Be-<lb/> lieben, kan aufheben. Dieſer rothe<lb/> oder blaͤttrichte <hi rendition="#fr">Talck</hi> dienet, meines<lb/> wiſſens, zu nichts anders, als fuͤr die<lb/> Religioſen, Nonnen und andere, welche<lb/> kleine Bilder und <hi rendition="#aq">Agnus DEI</hi> damit zu<lb/> uͤberziehen pflegen, und nicht den Ve-<lb/> nediſchen Talck dazu gebrauchen, wie<lb/> gleichwohl etliche Scribenten geſchrie-<lb/> ben haben. Weil nun dieſer <hi rendition="#fr">Talck</hi><lb/> ſonſt zu nichts anders, als zu dergleichen<lb/> Arbeit gebrauchet wird, dannenhero<lb/> mag man ſich mit keinem andern, als<lb/> welcher aus feinen groſſen Blaͤttern be-<lb/> ſtehet, belegen, an dem auch die gantz<lb/> zarten Blaͤttlein, wenn man ſie aufge-<lb/> hebet, weiß, hell und gantz durchſichtig<lb/> ſind. Es wird ſchier keine Waare mehr<lb/> ſo ſehr geſucht, als wie der recht ſchoͤne<lb/> Talck, indem er ſchwerlich ſo, wie er ſeyn<lb/> ſoll, zu finden iſt. So iſt auch der <hi rendition="#fr">Talck</hi><lb/> dermaſſen ſchwer zu kennen, daß ich nie-<lb/> mand, als denenjenigen, die ihn gebrau-<lb/> chen, ſich damit zu belegen, rathen will.<lb/> Findet man aber keinen, der, ſo wie ſichs<lb/> gebuͤhret, beſchaffen iſt, alsdann iſt der<lb/><hi rendition="#fr">ſchwartze,</hi> wenn er dicke iſt, und ſich<lb/> in gantz zarte Blaͤttlein zertheilen laͤßt,<lb/> der beſte.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das funffzehende Capitel.<lb/> Von der Kreide von Brianſon.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Kreide von Brianſon</hi> (Fran-<lb/> tzoͤſiſche Kreide) iſt eine Art Stein,<lb/> deſſen Natur mit dem Talck faſt uͤber-<lb/> einkommt, ausgenommen, daß er nicht<lb/> ſo ſchiefricht, obwohl viel haͤrter iſt.<lb/> Es giebt aber zweyerley dergleichen<lb/> Kreide, <hi rendition="#fr">weiſſe</hi> und gruͤne.</p><lb/> <p>Dieſe Kreide wird von niemand, das<lb/> ich wuͤſte, als von den Schneidern ge-<lb/> braucht, an ſtatt der weiſſen Kreide, die<lb/> Zeuge damit zu zeichnen, oder auch<lb/> Flecke aus den Kleidern zu machen.<lb/><cb/> Und um deswillen haben etliche die gruͤ-<lb/> ne lieber, andere dagegen ziehen dieſer<lb/> die weiſſe voꝛ, welche als wie gantz ſchlech-<lb/> ter Talck ausſiehet.</p><lb/> <p>Sie brauchet auch keines weitern<lb/> ausleſens, als nur, daß ſie aufrichtig ſey<lb/> und ohne kleine Stuͤcken, auch daß es<lb/> kein anderer ſchwerer, harter, gruͤnlich-<lb/> ter, nichts nuͤtzer Stein ſey, welchen<lb/> die Lateiner <hi rendition="#aq">lapis ſciſſilis,</hi> die Teutſchen<lb/><hi rendition="#fr">Schieferweiß</hi> zu nennen pflegen.</p><lb/> <p>Der Zuname von <hi rendition="#fr">Brianſon</hi> iſt ihr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">des-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0564]
Der Spezereyen und Materialien
aber ein Stein, der ſich gar ſchwerlich
pulveriſiren, ja nicht einmahl calciniren
laͤßt, dannenhero iſt man anietzo ſchon
vergnuͤget, wenn man ihn mit einer
Seehundehaut raſpelt, und durch ein
Seiden oder Taffet Sieb ſchlaͤgt, her-
nach bedienen ſie ſich ſeiner, wozu ſie ihn
noͤthig haben. Und um deswillen wird
auch kein anderer Talck mehr gebraucht,
als wenn es ſo ziemlich groſſe Stuͤcken
ſind, die man halten kan.
Die Alten, und ſonderlich die Ara-
ber haben geglaubet, man koͤnne ein
ſolch Remedium aus dem Talcke brin-
gen, dadurch der Leib immerfort in ei-
nem guten Stande erhalten wuͤrde,
deshalben ſie auch dieſem Steine den
Namen Talck gegeben, welches ſo viel
heißt, als eine ſtets gleiche Beſchaffen-
heit, welche den Leib bey guter Geſund-
heit erhaͤlt. Daher iſt auch allem An-
ſehen nach der gemeine Wahn entſtan-
den, das Talckoͤl betreffend, daß ihm
ſo gar groſſes Lob und ſonderbare Kraͤf-
te beygeleget werden. Und dieſer Jrr-
thum war vor dieſem dermaſſen groß,
wie er denn noch heut bey Tage iſt, daß
wenn einer das Geheimnuͤß erfinden
ſolte, ohne Zuſatz einiges Saltzes ein
Oel aus dem Talck zu ziehen, derſelbe
verſichert ſeyn koͤnte, daß er ſolches um
gleich ſo ſchwer Gold, ja ich wolte ſchier
ſagen, zwantzigmahl ſo theuer los wer-
den koͤnte. Allein mir beduncket, dieſe
Hochachtung und hohe Eigenſchaften
tuͤhren eintzig und alleine daher, weil
ſie unmoͤglich auszufinden ſind; und
eben deswegen will ich auch nichts wei-
ter davon vermelden, ſondern nur erin-
nern, daß einige Perſonen, die ihnen
ſelbſten ſchmeicheln, daß ſie es bereiten
koͤnten, verſichern, daß nichts ſo gut und
tauglich ſey die Haut weiß zu machen,
und die Runtzeln im Geſichte zu vertrei-
ben, kurtz zu ſagen, alte Leute wieder
jung zu machen, als wie dieſes Oel.
Aus Perſien und Moſcau bringt
man uns noch eine Gattung Talck, der
rothe genannt, weil er roͤthlicht ſiehet,
und blaͤttricht, weil man ihn gar leicht-
lich, als wie duͤnne Blaͤttlein, nach Be-
lieben, kan aufheben. Dieſer rothe
oder blaͤttrichte Talck dienet, meines
wiſſens, zu nichts anders, als fuͤr die
Religioſen, Nonnen und andere, welche
kleine Bilder und Agnus DEI damit zu
uͤberziehen pflegen, und nicht den Ve-
nediſchen Talck dazu gebrauchen, wie
gleichwohl etliche Scribenten geſchrie-
ben haben. Weil nun dieſer Talck
ſonſt zu nichts anders, als zu dergleichen
Arbeit gebrauchet wird, dannenhero
mag man ſich mit keinem andern, als
welcher aus feinen groſſen Blaͤttern be-
ſtehet, belegen, an dem auch die gantz
zarten Blaͤttlein, wenn man ſie aufge-
hebet, weiß, hell und gantz durchſichtig
ſind. Es wird ſchier keine Waare mehr
ſo ſehr geſucht, als wie der recht ſchoͤne
Talck, indem er ſchwerlich ſo, wie er ſeyn
ſoll, zu finden iſt. So iſt auch der Talck
dermaſſen ſchwer zu kennen, daß ich nie-
mand, als denenjenigen, die ihn gebrau-
chen, ſich damit zu belegen, rathen will.
Findet man aber keinen, der, ſo wie ſichs
gebuͤhret, beſchaffen iſt, alsdann iſt der
ſchwartze, wenn er dicke iſt, und ſich
in gantz zarte Blaͤttlein zertheilen laͤßt,
der beſte.
Rother oder
blaͤtterichter
Talck.
Das funffzehende Capitel.
Von der Kreide von Brianſon.
DJe Kreide von Brianſon (Fran-
tzoͤſiſche Kreide) iſt eine Art Stein,
deſſen Natur mit dem Talck faſt uͤber-
einkommt, ausgenommen, daß er nicht
ſo ſchiefricht, obwohl viel haͤrter iſt.
Es giebt aber zweyerley dergleichen
Kreide, weiſſe und gruͤne.
Dieſe Kreide wird von niemand, das
ich wuͤſte, als von den Schneidern ge-
braucht, an ſtatt der weiſſen Kreide, die
Zeuge damit zu zeichnen, oder auch
Flecke aus den Kleidern zu machen.
Und um deswillen haben etliche die gruͤ-
ne lieber, andere dagegen ziehen dieſer
die weiſſe voꝛ, welche als wie gantz ſchlech-
ter Talck ausſiehet.
Sie brauchet auch keines weitern
ausleſens, als nur, daß ſie aufrichtig ſey
und ohne kleine Stuͤcken, auch daß es
kein anderer ſchwerer, harter, gruͤnlich-
ter, nichts nuͤtzer Stein ſey, welchen
die Lateiner lapis ſciſſilis, die Teutſchen
Schieferweiß zu nennen pflegen.
Der Zuname von Brianſon iſt ihr
des-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |