Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] nachdem es nämlich mit Unreinigkei-
ten erfüllet, oder aber in den Gruben
angetroffen worden ist. Er kommt aus
dem Berg Vesuvius.

Dieser Schwefel wird zwar gar we-
nig gesuchet, weil er nicht viel nutzt, ie-
dennoch aber fragen ein und andere
darnach, die ihn nöhig haben, derowe-
gen sollen die Stücken fein schön gold-
[Spaltenumbruch] gelb und gläntzend seyn, und soviel mög-
lich ohne Erde und klein Zeug.

Was seinen Nutz und Beschaffenheit
belanget, davon weiß ich nichts mehr, als
daß er denjenigen Nutzen und die Be-
schaffenheit habe, wie die Schwefelröh-
ren, welche nichts anders sind, als die-
ser gereinigte Schwefel, wie solches aus
folgendem Cap. wird zu ersehen seyn.

[Ende Spaltensatz]
Das neundte Capitel.
Von den Schwefelröhren.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Schwefelröhren werden von
dem mineralischen Schwefel ge-
macht, und sehen gelb, sind geschmol-
tzen, und vermittelst des gerechten
Wallfischthrans und besonderer For-
men solcher gestalt zugerichtet, gleichwie
wir sie zu sehen bekommen. Es ist die-
ser Schwefel besser oder schlechter, nach-
dem er wohl gereiniget worden, und er
von diesem oder jenem Orte gekommen,
woselbst sie ihn reinigen. Wie dann
der Holländische weit schöner ist, als
der von Venedig oder von Marseille,
welches die drey Orte sind, daher wir
den Schwefel bekommen, und allwo er
gereiniget wird. Die Herren im Ar-
senal lassen wohl auch eine Menge be-
reiten, allein sie gebrauchen ihn selber.

Man soll die Schwefelröhren aus-
suchen, welche gewiß aus Holland ge-
bracht worden, und dicke und lang sind,
nicht zwar als ob sie besser wären, son-
dern weil man sie besser verkauffen kan;
dabey müssen sie goldgelb sehen, leichte
seyn, und leichtlich brechen, auch
wenn man sie in die Hand nimmt und
vors Ohr hält, knistern, rauschen
und zerfallen: wenn er zerfallen ist,
soll er als wie Crystallen sehen.
Dieses sind die eigentlichen Zeichen des
Holländischen Schwefels/ oder des
Venedischen: den von Marseille soll
man gäntzlich verwerffen, denn es sind
insgemein kleine und dicke übelgestalte
Röhren, und siehet graulicht, weil es
fast lauter Erde. Nichts destominder
kan ich sagen, daß die Marseiller, seit
dem in zwey oder drey Jahren kein
Schwefel mehr aus Holland gekom-
men, sich so lange bemühet, bis sie ein
Mittel gefunden, den Schwefel fast
eben so gut, als beyde obgemeldte zu-
zurichten, wie denn auch ietzo die Ver-
[Spaltenumbruch] ständigsten damit können betrogen wer-
den. Und es ist allerdings die Wahr-
heit, daß wir unsere Zuflucht nicht zu
den Ausländern nehmen dürfften, noch
uns dazu um unser eigen Geld ausla-
chen lassen, wenn wir nur die Mühe neh-
men und arbeiten wolten: Franck-
reich
bringt ja alles hervor, was man
nur wüntschen mag, ohne daß man nö-
thig habe weit darnach zu lauffen. Daß
wir aber in Unwissenheit gelebet, rüh-
ret daher, daß sich niemahls ein Kauff-
mann unterstanden hat zu erforschen
und zu beschreiben, wo diese oder jene
Waare herkomme, oder wie und auf
was Weise sie bereitet werde. Weil
auch iederzeit nur Medici und einige
Apothecker und andere Particulir-Per-
sonen, die sich aber auf die Handlung
nicht verstanden, gereiset, und die Feder
zur Hand genommen haben, so ist es ge-
schehen, daß die Fremden, und insonder-
heit die Holländer, sich diese unsere Nach-
läßigkeit und Unverstand trefflich zu
Nutze gemacht, welches wir aber mit
GOttes Hülffe ferner nicht thun wol-
len; ich wenigstens für meine Person,
will mich dergestalt aufführen, daß mei-
ne Cameraden mir folgen sollen, damit
sie aller Mühe und Gefahr können ent-
übriget seyn, und keine Waaren von
weiten her dürffen bringen lassen, die
wir selbst in Franckreich verschaffen kön-
nen, zum wenigsten um eben so guten
Preiß; damit auch der gemeine Mann
nicht weiter dergestalt betrogen werde,
gleichwie man in gegenwärtigen gan-
tzen Wercke ersehen kan. Jch kan zwar,
ohne Aufdeckung der Fehler unserer
Vorfahren, nicht erweisen, was ich an-
ietzo vorgebracht, doch soll mich GOtt
davor behüten, daß ich etwa Ubels von
ihnen reden wolte, denn von Todten

muß

Hauptbeſchreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] nachdem es naͤmlich mit Unreinigkei-
ten erfuͤllet, oder aber in den Gruben
angetroffen worden iſt. Er kommt aus
dem Berg Veſuvius.

Dieſer Schwefel wird zwar gar we-
nig geſuchet, weil er nicht viel nutzt, ie-
dennoch aber fragen ein und andere
darnach, die ihn noͤhig haben, derowe-
gen ſollen die Stuͤcken fein ſchoͤn gold-
[Spaltenumbruch] gelb und glaͤntzend ſeyn, und ſoviel moͤg-
lich ohne Erde und klein Zeug.

Was ſeinen Nutz und Beſchaffenheit
belanget, davon weiß ich nichts mehr, als
daß er denjenigen Nutzen und die Be-
ſchaffenheit habe, wie die Schwefelroͤh-
ren, welche nichts anders ſind, als die-
ſer gereinigte Schwefel, wie ſolches aus
folgendem Cap. wird zu erſehen ſeyn.

[Ende Spaltensatz]
Das neundte Capitel.
Von den Schwefelroͤhren.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Schwefelroͤhren werden von
dem mineraliſchen Schwefel ge-
macht, und ſehen gelb, ſind geſchmol-
tzen, und vermittelſt des gerechten
Wallfiſchthrans und beſonderer For-
men ſolcher geſtalt zugerichtet, gleichwie
wir ſie zu ſehen bekommen. Es iſt die-
ſer Schwefel beſſer oder ſchlechter, nach-
dem er wohl gereiniget worden, und er
von dieſem oder jenem Orte gekommen,
woſelbſt ſie ihn reinigen. Wie dann
der Hollaͤndiſche weit ſchoͤner iſt, als
der von Venedig oder von Marſeille,
welches die drey Orte ſind, daher wir
den Schwefel bekommen, und allwo er
gereiniget wird. Die Herren im Ar-
ſenal laſſen wohl auch eine Menge be-
reiten, allein ſie gebrauchen ihn ſelber.

Man ſoll die Schwefelroͤhren aus-
ſuchen, welche gewiß aus Holland ge-
bracht worden, und dicke und lang ſind,
nicht zwar als ob ſie beſſer waͤren, ſon-
dern weil man ſie beſſer verkauffen kan;
dabey muͤſſen ſie goldgelb ſehen, leichte
ſeyn, und leichtlich brechen, auch
wenn man ſie in die Hand nimmt und
vors Ohr haͤlt, kniſtern, rauſchen
und zerfallen: wenn er zerfallen iſt,
ſoll er als wie Cryſtallen ſehen.
Dieſes ſind die eigentlichen Zeichen des
Hollaͤndiſchen Schwefels/ oder des
Venediſchen: den von Marſeille ſoll
man gaͤntzlich verwerffen, denn es ſind
insgemein kleine und dicke uͤbelgeſtalte
Roͤhren, und ſiehet graulicht, weil es
faſt lauter Erde. Nichts deſtominder
kan ich ſagen, daß die Marſeiller, ſeit
dem in zwey oder drey Jahren kein
Schwefel mehr aus Holland gekom-
men, ſich ſo lange bemuͤhet, bis ſie ein
Mittel gefunden, den Schwefel faſt
eben ſo gut, als beyde obgemeldte zu-
zurichten, wie denn auch ietzo die Ver-
[Spaltenumbruch] ſtaͤndigſten damit koͤnnen betrogen wer-
den. Und es iſt allerdings die Wahr-
heit, daß wir unſere Zuflucht nicht zu
den Auslaͤndern nehmen duͤrfften, noch
uns dazu um unſer eigen Geld ausla-
chen laſſen, wenn wir nur die Muͤhe neh-
men und arbeiten wolten: Franck-
reich
bringt ja alles hervor, was man
nur wuͤntſchen mag, ohne daß man noͤ-
thig habe weit darnach zu lauffen. Daß
wir aber in Unwiſſenheit gelebet, ruͤh-
ret daher, daß ſich niemahls ein Kauff-
mann unterſtanden hat zu erforſchen
und zu beſchreiben, wo dieſe oder jene
Waare herkomme, oder wie und auf
was Weiſe ſie bereitet werde. Weil
auch iederzeit nur Medici und einige
Apothecker und andere Particulir-Per-
ſonen, die ſich aber auf die Handlung
nicht verſtanden, gereiſet, und die Feder
zur Hand genommen haben, ſo iſt es ge-
ſchehen, daß die Fremden, und inſonder-
heit die Hollaͤnder, ſich dieſe unſere Nach-
laͤßigkeit und Unverſtand trefflich zu
Nutze gemacht, welches wir aber mit
GOttes Huͤlffe ferner nicht thun wol-
len; ich wenigſtens fuͤr meine Perſon,
will mich dergeſtalt auffuͤhren, daß mei-
ne Cameraden mir folgen ſollen, damit
ſie aller Muͤhe und Gefahr koͤnnen ent-
uͤbriget ſeyn, und keine Waaren von
weiten her duͤrffen bringen laſſen, die
wir ſelbſt in Franckreich verſchaffen koͤn-
nen, zum wenigſten um eben ſo guten
Preiß; damit auch der gemeine Mann
nicht weiter dergeſtalt betrogen werde,
gleichwie man in gegenwaͤrtigen gan-
tzen Wercke erſehen kan. Jch kan zwar,
ohne Aufdeckung der Fehler unſerer
Vorfahren, nicht erweiſen, was ich an-
ietzo vorgebracht, doch ſoll mich GOtt
davor behuͤten, daß ich etwa Ubels von
ihnen reden wolte, denn von Todten

muß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0549"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung dritter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="795"/>
nachdem es na&#x0364;mlich mit Unreinigkei-<lb/>
ten erfu&#x0364;llet, oder aber in den Gruben<lb/>
angetroffen worden i&#x017F;t. Er kommt aus<lb/>
dem Berg Ve&#x017F;uvius.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;er Schwefel wird zwar gar we-<lb/>
nig ge&#x017F;uchet, weil er nicht viel nutzt, ie-<lb/>
dennoch aber fragen ein und andere<lb/>
darnach, die ihn no&#x0364;hig haben, derowe-<lb/>
gen &#x017F;ollen die Stu&#x0364;cken fein &#x017F;cho&#x0364;n gold-<lb/><cb n="796"/>
gelb und gla&#x0364;ntzend &#x017F;eyn, und &#x017F;oviel mo&#x0364;g-<lb/>
lich ohne Erde und klein Zeug.</p><lb/>
              <p>Was &#x017F;einen Nutz und Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
belanget, davon weiß ich nichts mehr, als<lb/>
daß er denjenigen Nutzen und die Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit habe, wie die Schwefelro&#x0364;h-<lb/>
ren, welche nichts anders &#x017F;ind, als die-<lb/>
&#x017F;er gereinigte Schwefel, wie &#x017F;olches aus<lb/>
folgendem Cap. wird zu er&#x017F;ehen &#x017F;eyn.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das neundte Capitel.<lb/>
Von den Schwefelro&#x0364;hren.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Schwefelro&#x0364;hren</hi> werden von<lb/>
dem minerali&#x017F;chen Schwefel ge-<lb/>
macht, und &#x017F;ehen gelb, &#x017F;ind ge&#x017F;chmol-<lb/>
tzen, und vermittel&#x017F;t des gerechten<lb/>
Wallfi&#x017F;chthrans und be&#x017F;onderer For-<lb/>
men &#x017F;olcher ge&#x017F;talt zugerichtet, gleichwie<lb/>
wir &#x017F;ie zu &#x017F;ehen bekommen. Es i&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;er Schwefel be&#x017F;&#x017F;er oder &#x017F;chlechter, nach-<lb/>
dem er wohl gereiniget worden, und er<lb/>
von die&#x017F;em oder jenem Orte gekommen,<lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie ihn reinigen. Wie dann<lb/>
der <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;ndi&#x017F;che</hi> weit &#x017F;cho&#x0364;ner i&#x017F;t, als<lb/>
der von <hi rendition="#fr">Venedig</hi> oder von <hi rendition="#fr">Mar&#x017F;eille,</hi><lb/>
welches die drey Orte &#x017F;ind, daher wir<lb/>
den Schwefel bekommen, und allwo er<lb/>
gereiniget wird. Die Herren im Ar-<lb/>
&#x017F;enal la&#x017F;&#x017F;en wohl auch eine Menge be-<lb/>
reiten, allein &#x017F;ie gebrauchen ihn &#x017F;elber.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll die <hi rendition="#fr">Schwefelro&#x0364;hren</hi> aus-<lb/>
&#x017F;uchen, welche gewiß aus <hi rendition="#fr">Holland</hi> ge-<lb/>
bracht worden, und dicke und lang &#x017F;ind,<lb/>
nicht zwar als ob &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;ren, &#x017F;on-<lb/>
dern weil man &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er verkauffen kan;<lb/>
dabey mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie goldgelb &#x017F;ehen, leichte<lb/>
&#x017F;eyn, und leichtlich brechen, auch<lb/>
wenn man &#x017F;ie in die Hand nimmt und<lb/>
vors Ohr ha&#x0364;lt, kni&#x017F;tern, rau&#x017F;chen<lb/>
und zerfallen: wenn er zerfallen i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;oll er als wie Cry&#x017F;tallen &#x017F;ehen.<lb/>
Die&#x017F;es &#x017F;ind die eigentlichen Zeichen des<lb/><hi rendition="#fr">Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Schwefels/</hi> oder des<lb/><hi rendition="#fr">Venedi&#x017F;chen</hi>: den von <hi rendition="#fr">Mar&#x017F;eille</hi> &#x017F;oll<lb/>
man ga&#x0364;ntzlich verwerffen, denn es &#x017F;ind<lb/>
insgemein kleine und dicke u&#x0364;belge&#x017F;talte<lb/>
Ro&#x0364;hren, und &#x017F;iehet graulicht, weil es<lb/>
fa&#x017F;t lauter Erde. Nichts de&#x017F;tominder<lb/>
kan ich &#x017F;agen, daß die <hi rendition="#fr">Mar&#x017F;eiller,</hi> &#x017F;eit<lb/>
dem in zwey oder drey Jahren kein<lb/>
Schwefel mehr aus Holland gekom-<lb/>
men, &#x017F;ich &#x017F;o lange bemu&#x0364;het, bis &#x017F;ie ein<lb/>
Mittel gefunden, den Schwefel fa&#x017F;t<lb/>
eben &#x017F;o gut, als beyde obgemeldte zu-<lb/>
zurichten, wie denn auch ietzo die Ver-<lb/><cb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten damit ko&#x0364;nnen betrogen wer-<lb/>
den. Und es i&#x017F;t allerdings die Wahr-<lb/>
heit, daß wir un&#x017F;ere Zuflucht nicht zu<lb/>
den Ausla&#x0364;ndern nehmen du&#x0364;rfften, noch<lb/>
uns dazu um un&#x017F;er eigen Geld ausla-<lb/>
chen la&#x017F;&#x017F;en, wenn wir nur die Mu&#x0364;he neh-<lb/>
men und arbeiten wolten: <hi rendition="#fr">Franck-<lb/>
reich</hi> bringt ja alles hervor, was man<lb/>
nur wu&#x0364;nt&#x017F;chen mag, ohne daß man no&#x0364;-<lb/>
thig habe weit darnach zu lauffen. Daß<lb/>
wir aber in Unwi&#x017F;&#x017F;enheit gelebet, ru&#x0364;h-<lb/>
ret daher, daß &#x017F;ich niemahls ein Kauff-<lb/>
mann unter&#x017F;tanden hat zu erfor&#x017F;chen<lb/>
und zu be&#x017F;chreiben, wo die&#x017F;e oder jene<lb/>
Waare herkomme, oder wie und auf<lb/>
was Wei&#x017F;e &#x017F;ie bereitet werde. Weil<lb/>
auch iederzeit nur <hi rendition="#aq">Medici</hi> und einige<lb/>
Apothecker und andere Particulir-Per-<lb/>
&#x017F;onen, die &#x017F;ich aber auf die Handlung<lb/>
nicht ver&#x017F;tanden, gerei&#x017F;et, und die Feder<lb/>
zur Hand genommen haben, &#x017F;o i&#x017F;t es ge-<lb/>
&#x017F;chehen, daß die Fremden, und in&#x017F;onder-<lb/>
heit die Holla&#x0364;nder, &#x017F;ich die&#x017F;e un&#x017F;ere Nach-<lb/>
la&#x0364;ßigkeit und Unver&#x017F;tand trefflich zu<lb/>
Nutze gemacht, welches wir aber mit<lb/>
GOttes Hu&#x0364;lffe ferner nicht thun wol-<lb/>
len; ich wenig&#x017F;tens fu&#x0364;r meine Per&#x017F;on,<lb/>
will mich derge&#x017F;talt auffu&#x0364;hren, daß mei-<lb/>
ne Cameraden mir folgen &#x017F;ollen, damit<lb/>
&#x017F;ie aller Mu&#x0364;he und Gefahr ko&#x0364;nnen ent-<lb/>
u&#x0364;briget &#x017F;eyn, und keine Waaren von<lb/>
weiten her du&#x0364;rffen bringen la&#x017F;&#x017F;en, die<lb/>
wir &#x017F;elb&#x017F;t in Franckreich ver&#x017F;chaffen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, zum wenig&#x017F;ten um eben &#x017F;o guten<lb/>
Preiß; damit auch der gemeine Mann<lb/>
nicht weiter derge&#x017F;talt betrogen werde,<lb/>
gleichwie man in gegenwa&#x0364;rtigen gan-<lb/>
tzen Wercke er&#x017F;ehen kan. Jch kan zwar,<lb/>
ohne Aufdeckung der Fehler un&#x017F;erer<lb/>
Vorfahren, nicht erwei&#x017F;en, was ich an-<lb/>
ietzo vorgebracht, doch &#x017F;oll mich GOtt<lb/>
davor behu&#x0364;ten, daß ich etwa Ubels von<lb/>
ihnen reden wolte, denn von Todten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">muß</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0549] Hauptbeſchreibung dritter Theil. nachdem es naͤmlich mit Unreinigkei- ten erfuͤllet, oder aber in den Gruben angetroffen worden iſt. Er kommt aus dem Berg Veſuvius. Dieſer Schwefel wird zwar gar we- nig geſuchet, weil er nicht viel nutzt, ie- dennoch aber fragen ein und andere darnach, die ihn noͤhig haben, derowe- gen ſollen die Stuͤcken fein ſchoͤn gold- gelb und glaͤntzend ſeyn, und ſoviel moͤg- lich ohne Erde und klein Zeug. Was ſeinen Nutz und Beſchaffenheit belanget, davon weiß ich nichts mehr, als daß er denjenigen Nutzen und die Be- ſchaffenheit habe, wie die Schwefelroͤh- ren, welche nichts anders ſind, als die- ſer gereinigte Schwefel, wie ſolches aus folgendem Cap. wird zu erſehen ſeyn. Das neundte Capitel. Von den Schwefelroͤhren. DJe Schwefelroͤhren werden von dem mineraliſchen Schwefel ge- macht, und ſehen gelb, ſind geſchmol- tzen, und vermittelſt des gerechten Wallfiſchthrans und beſonderer For- men ſolcher geſtalt zugerichtet, gleichwie wir ſie zu ſehen bekommen. Es iſt die- ſer Schwefel beſſer oder ſchlechter, nach- dem er wohl gereiniget worden, und er von dieſem oder jenem Orte gekommen, woſelbſt ſie ihn reinigen. Wie dann der Hollaͤndiſche weit ſchoͤner iſt, als der von Venedig oder von Marſeille, welches die drey Orte ſind, daher wir den Schwefel bekommen, und allwo er gereiniget wird. Die Herren im Ar- ſenal laſſen wohl auch eine Menge be- reiten, allein ſie gebrauchen ihn ſelber. Man ſoll die Schwefelroͤhren aus- ſuchen, welche gewiß aus Holland ge- bracht worden, und dicke und lang ſind, nicht zwar als ob ſie beſſer waͤren, ſon- dern weil man ſie beſſer verkauffen kan; dabey muͤſſen ſie goldgelb ſehen, leichte ſeyn, und leichtlich brechen, auch wenn man ſie in die Hand nimmt und vors Ohr haͤlt, kniſtern, rauſchen und zerfallen: wenn er zerfallen iſt, ſoll er als wie Cryſtallen ſehen. Dieſes ſind die eigentlichen Zeichen des Hollaͤndiſchen Schwefels/ oder des Venediſchen: den von Marſeille ſoll man gaͤntzlich verwerffen, denn es ſind insgemein kleine und dicke uͤbelgeſtalte Roͤhren, und ſiehet graulicht, weil es faſt lauter Erde. Nichts deſtominder kan ich ſagen, daß die Marſeiller, ſeit dem in zwey oder drey Jahren kein Schwefel mehr aus Holland gekom- men, ſich ſo lange bemuͤhet, bis ſie ein Mittel gefunden, den Schwefel faſt eben ſo gut, als beyde obgemeldte zu- zurichten, wie denn auch ietzo die Ver- ſtaͤndigſten damit koͤnnen betrogen wer- den. Und es iſt allerdings die Wahr- heit, daß wir unſere Zuflucht nicht zu den Auslaͤndern nehmen duͤrfften, noch uns dazu um unſer eigen Geld ausla- chen laſſen, wenn wir nur die Muͤhe neh- men und arbeiten wolten: Franck- reich bringt ja alles hervor, was man nur wuͤntſchen mag, ohne daß man noͤ- thig habe weit darnach zu lauffen. Daß wir aber in Unwiſſenheit gelebet, ruͤh- ret daher, daß ſich niemahls ein Kauff- mann unterſtanden hat zu erforſchen und zu beſchreiben, wo dieſe oder jene Waare herkomme, oder wie und auf was Weiſe ſie bereitet werde. Weil auch iederzeit nur Medici und einige Apothecker und andere Particulir-Per- ſonen, die ſich aber auf die Handlung nicht verſtanden, gereiſet, und die Feder zur Hand genommen haben, ſo iſt es ge- ſchehen, daß die Fremden, und inſonder- heit die Hollaͤnder, ſich dieſe unſere Nach- laͤßigkeit und Unverſtand trefflich zu Nutze gemacht, welches wir aber mit GOttes Huͤlffe ferner nicht thun wol- len; ich wenigſtens fuͤr meine Perſon, will mich dergeſtalt auffuͤhren, daß mei- ne Cameraden mir folgen ſollen, damit ſie aller Muͤhe und Gefahr koͤnnen ent- uͤbriget ſeyn, und keine Waaren von weiten her duͤrffen bringen laſſen, die wir ſelbſt in Franckreich verſchaffen koͤn- nen, zum wenigſten um eben ſo guten Preiß; damit auch der gemeine Mann nicht weiter dergeſtalt betrogen werde, gleichwie man in gegenwaͤrtigen gan- tzen Wercke erſehen kan. Jch kan zwar, ohne Aufdeckung der Fehler unſerer Vorfahren, nicht erweiſen, was ich an- ietzo vorgebracht, doch ſoll mich GOtt davor behuͤten, daß ich etwa Ubels von ihnen reden wolte, denn von Todten muß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/549
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/549>, abgerufen am 13.11.2024.