Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
nachdem es nämlich mit Unreinigkei-ten erfüllet, oder aber in den Gruben angetroffen worden ist. Er kommt aus dem Berg Vesuvius. Dieser Schwefel wird zwar gar we- Was seinen Nutz und Beschaffenheit Das neundte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von den Schwefelröhren. DJe Schwefelröhren werden von Man soll die Schwefelröhren aus- muß
Hauptbeſchreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
nachdem es naͤmlich mit Unreinigkei-ten erfuͤllet, oder aber in den Gruben angetroffen worden iſt. Er kommt aus dem Berg Veſuvius. Dieſer Schwefel wird zwar gar we- Was ſeinen Nutz und Beſchaffenheit Das neundte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von den Schwefelroͤhren. DJe Schwefelroͤhren werden von Man ſoll die Schwefelroͤhren aus- muß
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Er kommt aus<lb/> dem Berg Veſuvius.</p><lb/> <p>Dieſer Schwefel wird zwar gar we-<lb/> nig geſuchet, weil er nicht viel nutzt, ie-<lb/> dennoch aber fragen ein und andere<lb/> darnach, die ihn noͤhig haben, derowe-<lb/> gen ſollen die Stuͤcken fein ſchoͤn gold-<lb/><cb n="796"/> gelb und glaͤntzend ſeyn, und ſoviel moͤg-<lb/> lich ohne Erde und klein Zeug.</p><lb/> <p>Was ſeinen Nutz und Beſchaffenheit<lb/> belanget, davon weiß ich nichts mehr, als<lb/> daß er denjenigen Nutzen und die Be-<lb/> ſchaffenheit habe, wie die Schwefelroͤh-<lb/> ren, welche nichts anders ſind, als die-<lb/> ſer gereinigte Schwefel, wie ſolches aus<lb/> folgendem Cap. wird zu erſehen ſeyn.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das neundte Capitel.<lb/> Von den Schwefelroͤhren.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Schwefelroͤhren</hi> werden von<lb/> dem mineraliſchen Schwefel ge-<lb/> macht, und ſehen gelb, ſind geſchmol-<lb/> tzen, und vermittelſt des gerechten<lb/> Wallfiſchthrans und beſonderer For-<lb/> men ſolcher geſtalt zugerichtet, gleichwie<lb/> wir ſie zu ſehen bekommen. 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Hauptbeſchreibung dritter Theil.
nachdem es naͤmlich mit Unreinigkei-
ten erfuͤllet, oder aber in den Gruben
angetroffen worden iſt. Er kommt aus
dem Berg Veſuvius.
Dieſer Schwefel wird zwar gar we-
nig geſuchet, weil er nicht viel nutzt, ie-
dennoch aber fragen ein und andere
darnach, die ihn noͤhig haben, derowe-
gen ſollen die Stuͤcken fein ſchoͤn gold-
gelb und glaͤntzend ſeyn, und ſoviel moͤg-
lich ohne Erde und klein Zeug.
Was ſeinen Nutz und Beſchaffenheit
belanget, davon weiß ich nichts mehr, als
daß er denjenigen Nutzen und die Be-
ſchaffenheit habe, wie die Schwefelroͤh-
ren, welche nichts anders ſind, als die-
ſer gereinigte Schwefel, wie ſolches aus
folgendem Cap. wird zu erſehen ſeyn.
Das neundte Capitel.
Von den Schwefelroͤhren.
DJe Schwefelroͤhren werden von
dem mineraliſchen Schwefel ge-
macht, und ſehen gelb, ſind geſchmol-
tzen, und vermittelſt des gerechten
Wallfiſchthrans und beſonderer For-
men ſolcher geſtalt zugerichtet, gleichwie
wir ſie zu ſehen bekommen. Es iſt die-
ſer Schwefel beſſer oder ſchlechter, nach-
dem er wohl gereiniget worden, und er
von dieſem oder jenem Orte gekommen,
woſelbſt ſie ihn reinigen. Wie dann
der Hollaͤndiſche weit ſchoͤner iſt, als
der von Venedig oder von Marſeille,
welches die drey Orte ſind, daher wir
den Schwefel bekommen, und allwo er
gereiniget wird. Die Herren im Ar-
ſenal laſſen wohl auch eine Menge be-
reiten, allein ſie gebrauchen ihn ſelber.
Man ſoll die Schwefelroͤhren aus-
ſuchen, welche gewiß aus Holland ge-
bracht worden, und dicke und lang ſind,
nicht zwar als ob ſie beſſer waͤren, ſon-
dern weil man ſie beſſer verkauffen kan;
dabey muͤſſen ſie goldgelb ſehen, leichte
ſeyn, und leichtlich brechen, auch
wenn man ſie in die Hand nimmt und
vors Ohr haͤlt, kniſtern, rauſchen
und zerfallen: wenn er zerfallen iſt,
ſoll er als wie Cryſtallen ſehen.
Dieſes ſind die eigentlichen Zeichen des
Hollaͤndiſchen Schwefels/ oder des
Venediſchen: den von Marſeille ſoll
man gaͤntzlich verwerffen, denn es ſind
insgemein kleine und dicke uͤbelgeſtalte
Roͤhren, und ſiehet graulicht, weil es
faſt lauter Erde. Nichts deſtominder
kan ich ſagen, daß die Marſeiller, ſeit
dem in zwey oder drey Jahren kein
Schwefel mehr aus Holland gekom-
men, ſich ſo lange bemuͤhet, bis ſie ein
Mittel gefunden, den Schwefel faſt
eben ſo gut, als beyde obgemeldte zu-
zurichten, wie denn auch ietzo die Ver-
ſtaͤndigſten damit koͤnnen betrogen wer-
den. Und es iſt allerdings die Wahr-
heit, daß wir unſere Zuflucht nicht zu
den Auslaͤndern nehmen duͤrfften, noch
uns dazu um unſer eigen Geld ausla-
chen laſſen, wenn wir nur die Muͤhe neh-
men und arbeiten wolten: Franck-
reich bringt ja alles hervor, was man
nur wuͤntſchen mag, ohne daß man noͤ-
thig habe weit darnach zu lauffen. Daß
wir aber in Unwiſſenheit gelebet, ruͤh-
ret daher, daß ſich niemahls ein Kauff-
mann unterſtanden hat zu erforſchen
und zu beſchreiben, wo dieſe oder jene
Waare herkomme, oder wie und auf
was Weiſe ſie bereitet werde. Weil
auch iederzeit nur Medici und einige
Apothecker und andere Particulir-Per-
ſonen, die ſich aber auf die Handlung
nicht verſtanden, gereiſet, und die Feder
zur Hand genommen haben, ſo iſt es ge-
ſchehen, daß die Fremden, und inſonder-
heit die Hollaͤnder, ſich dieſe unſere Nach-
laͤßigkeit und Unverſtand trefflich zu
Nutze gemacht, welches wir aber mit
GOttes Huͤlffe ferner nicht thun wol-
len; ich wenigſtens fuͤr meine Perſon,
will mich dergeſtalt auffuͤhren, daß mei-
ne Cameraden mir folgen ſollen, damit
ſie aller Muͤhe und Gefahr koͤnnen ent-
uͤbriget ſeyn, und keine Waaren von
weiten her duͤrffen bringen laſſen, die
wir ſelbſt in Franckreich verſchaffen koͤn-
nen, zum wenigſten um eben ſo guten
Preiß; damit auch der gemeine Mann
nicht weiter dergeſtalt betrogen werde,
gleichwie man in gegenwaͤrtigen gan-
tzen Wercke erſehen kan. Jch kan zwar,
ohne Aufdeckung der Fehler unſerer
Vorfahren, nicht erweiſen, was ich an-
ietzo vorgebracht, doch ſoll mich GOtt
davor behuͤten, daß ich etwa Ubels von
ihnen reden wolte, denn von Todten
muß
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