Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] kermes. Etliche thun Ambra und Bi-
sam dazu, welches aber nur mit Gut-
befinden gelehrter Medicorum geschehen
soll, indem dergleichen wohlriechende
Dinge denen meisten Weibspersonen
zuwider sind. Wer sie bereiten will,
der mag die Pharmacopoeas, oder diejeni-
gen Bücher nachschlagen, welche lehren,
wie die Artzneyen zuzurichten, und
auch von dieser composition handeln.
Wir verschreiben sie von Montpellier/
woselbst die beste gemacht wird, dieweil
der Syrup allda viel besser und frischer
zu bekommen ist, als an andern Orten,
dahin er verführet wird. Auch hüte
man sich, und kauffe sie bey Leibe nicht
bey solchen Leuten, welche dergleichen
Spezereyen verkauffen, die ihm kein ehr-
licher Mensch einbilden soll, ja die nicht
werth sind, daß sie iemand in seinen Leib
einnehme: und solcher unnützen Leute
finden sich gar viel, welche die Confectio
Alkermes
machen, und selbige spottwohl-
feil verkauffen, da doch sonsten zwey Un-
tzen höher kommen, als sie ein gantzes
Pfund geben. Damit sie aber ihren
Betrug desto besser bescheinigen mögen,
derohalben thun sie dieselbe in saubere
steinerne Büchsen, und kleben Zettel
dran, mit der Aufschrifft Confectio Al-
kermes
von Montpellier; wollen also
iederman weiß machen, als ob sie selbi-
ge daher bekommen: welches doch ge-
wiß recht viel auf sich hat, denn diejeni-
gen, die sie verordnen, finden sich in ih-
rer Hoffnung betrogen, und die Pati-
enten erhalten keine Stärckung. Die-
ses kan ich mit Wahrheit bezeugen, in-
dem ich es unzehliche mahl selbst gese-
hen. Solche Compositiones und ande-
re, welche zu Paris aus etwa zwey oder
dreyer Personen Händen kommen, de-
rer Namen dennoch aus Christlicher Lie-
be und mit Vorbedacht verschweigen
will, solte man alle viel ehe ins Feuer
schmeissen, als daß sie jemand gebrauche-
te: und doch verkauffen sie eine schier
ungläubliche Menge dieser Sachen an
die Tabuletträger aus la Forest de Lyon
in Normandie, welche sich für Speze-
[Spaltenumbruch] reyhändler ausgeben, und sie auf
dem Lande herum tragen, oder bes-
ser zu reden, halb Franckreich damit
vergiften, sonderlich gegen Burgund/
Nivernois/ Flandern/ Touraine

und andere Orte zu; ja, welches noch
mehr zu bewundern, sie verkauffen selbst
in Paris in die Klöster, an die Apothe-
cker, Wundärtzte und andere Leute un-
säglich viel von dieser Confectio Alker-
mes
und de Hyacintho, ingleichen The-
riac und andere Galenische compositio-
nes,
die doch allzumahl verfälschet und
unrecht bereitet sind. Jch habe mich
verpflichtet erachtet, dieses zu eröffnen,
damit ferner hin weder Apothecker noch
Wundartzt, weder Klosterleute noch
andere Personen in Paris und auf dem
Lande, diesen Landstreichern etwas ab-
kauffe, denn was sie verkauffen, taug
gar nichts, und ist nichts anders, denn
der Ausschuß, und was wir nicht mehr
in unsern Läden haben mögen.

Charras schreibet in seiner Apo-
theckerkunst
Bl. 314. der wahrhaften
Confectio Alkermes trefflich grosse Tu-
genden zu, sagend, daß dieselbe ohne
Widerrede eine der besten Hertzstärckun-
gen sey, dergleichen die Medicina Galenica
iemahls erfunden: denn sie ersetze und
erfrische die Lebensgeister, stille das Hertz-
klopfen, steure den Ohnmachten, stär-
cke das Gehirn, samt den andern edlen
Theilen des Leibes, widerstehe der Fäu-
lung, erhalte die natürliche Wärme,
bringe die verlohrnen und ermatteten
Kräfte wieder, verjage die Melancho-
ley und Traurigkeit, und erhalte den
Leib und das Gemüthe in gutem Wohl-
stande. Man gebrauchet sie Messer-
spitzen weise, in Wein oder Brühe, wie
auch andern Hertz- und Hauptstärcken-
den Säften: sie wird ingleichen mit
Opiatis und dünn- und dicken Lattwer-
gen zuweilen vermischet. Die ordent-
liche dosis ist von einem Scrupel bis auf
ein halbes Qvintlein. Man thut sie
ebenfalls in die Hertz- und Leber-ver-
wahrenden Umschläge und Epithe-
mata.

[Ende Spaltensatz]
Das sieben und zwantzigste Capitel.
Amomum racemosum.
[Beginn Spaltensatz]

AMome en grappe, ou en raisin, das trau-
bichte Amomum,
ist eine gewisse
[Spaltenumbruch] Frucht, die wir aus Holland über
Marseille bekommen. Sie wächst

an vie-

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] kermes. Etliche thun Ambra und Bi-
ſam dazu, welches aber nur mit Gut-
befinden gelehrter Medicorum geſchehen
ſoll, indem dergleichen wohlriechende
Dinge denen meiſten Weibsperſonen
zuwider ſind. Wer ſie bereiten will,
der mag die Pharmacopoeas, oder diejeni-
gen Buͤcher nachſchlagen, welche lehren,
wie die Artzneyen zuzurichten, und
auch von dieſer compoſition handeln.
Wir verſchreiben ſie von Montpellier/
woſelbſt die beſte gemacht wird, dieweil
der Syrup allda viel beſſer und friſcher
zu bekommen iſt, als an andern Orten,
dahin er verfuͤhret wird. Auch huͤte
man ſich, und kauffe ſie bey Leibe nicht
bey ſolchen Leuten, welche dergleichen
Spezereyen verkauffen, die ihm kein ehr-
licher Menſch einbilden ſoll, ja die nicht
werth ſind, daß ſie iemand in ſeinen Leib
einnehme: und ſolcher unnuͤtzen Leute
finden ſich gar viel, welche die Confectio
Alkermes
machen, und ſelbige ſpottwohl-
feil verkauffen, da doch ſonſten zwey Un-
tzen hoͤher kommen, als ſie ein gantzes
Pfund geben. Damit ſie aber ihren
Betrug deſto beſſer beſcheinigen moͤgen,
derohalben thun ſie dieſelbe in ſaubere
ſteinerne Buͤchſen, und kleben Zettel
dran, mit der Aufſchrifft Confectio Al-
kermes
von Montpellier; wollen alſo
iederman weiß machen, als ob ſie ſelbi-
ge daher bekommen: welches doch ge-
wiß recht viel auf ſich hat, denn diejeni-
gen, die ſie verordnen, finden ſich in ih-
rer Hoffnung betrogen, und die Pati-
enten erhalten keine Staͤrckung. Die-
ſes kan ich mit Wahrheit bezeugen, in-
dem ich es unzehliche mahl ſelbſt geſe-
hen. Solche Compoſitiones und ande-
re, welche zu Paris aus etwa zwey oder
dreyer Perſonen Haͤnden kommen, de-
rer Namen dennoch aus Chriſtlicher Lie-
be und mit Vorbedacht verſchweigen
will, ſolte man alle viel ehe ins Feuer
ſchmeiſſen, als daß ſie jemand gebrauche-
te: und doch verkauffen ſie eine ſchier
unglaͤubliche Menge dieſer Sachen an
die Tabulettraͤger aus la Foreſt de Lyon
in Normandie, welche ſich fuͤr Speze-
[Spaltenumbruch] reyhaͤndler ausgeben, und ſie auf
dem Lande herum tragen, oder beſ-
ſer zu reden, halb Franckreich damit
vergiften, ſonderlich gegen Burgund/
Nivernois/ Flandern/ Touraine

und andere Orte zu; ja, welches noch
mehr zu bewundern, ſie verkauffen ſelbſt
in Paris in die Kloͤſter, an die Apothe-
cker, Wundaͤrtzte und andere Leute un-
ſaͤglich viel von dieſer Confectio Alker-
mes
und de Hyacintho, ingleichen The-
riac und andere Galeniſche compoſitio-
nes,
die doch allzumahl verfaͤlſchet und
unrecht bereitet ſind. Jch habe mich
verpflichtet erachtet, dieſes zu eroͤffnen,
damit ferner hin weder Apothecker noch
Wundartzt, weder Kloſterleute noch
andere Perſonen in Paris und auf dem
Lande, dieſen Landſtreichern etwas ab-
kauffe, denn was ſie verkauffen, taug
gar nichts, und iſt nichts anders, denn
der Ausſchuß, und was wir nicht mehr
in unſern Laͤden haben moͤgen.

Charras ſchreibet in ſeiner Apo-
theckerkunſt
Bl. 314. der wahrhaften
Confectio Alkermes trefflich groſſe Tu-
genden zu, ſagend, daß dieſelbe ohne
Widerrede eine der beſten Hertzſtaͤrckun-
gen ſey, dergleichen die Medicina Galenica
iemahls erfunden: denn ſie erſetze und
erfriſche die Lebensgeiſter, ſtille das Heꝛtz-
klopfen, ſteure den Ohnmachten, ſtaͤr-
cke das Gehirn, ſamt den andern edlen
Theilen des Leibes, widerſtehe der Faͤu-
lung, erhalte die natuͤrliche Waͤrme,
bringe die verlohrnen und ermatteten
Kraͤfte wieder, verjage die Melancho-
ley und Traurigkeit, und erhalte den
Leib und das Gemuͤthe in gutem Wohl-
ſtande. Man gebrauchet ſie Meſſer-
ſpitzen weiſe, in Wein oder Bruͤhe, wie
auch andern Hertz- und Hauptſtaͤrcken-
den Saͤften: ſie wird ingleichen mit
Opiatis und duͤnn- und dicken Lattwer-
gen zuweilen vermiſchet. Die ordent-
liche doſis iſt von einem Scrupel bis auf
ein halbes Qvintlein. Man thut ſie
ebenfalls in die Hertz- und Leber-ver-
wahrenden Umſchlaͤge und Epithe-
mata.

[Ende Spaltensatz]
Das ſieben und zwantzigſte Capitel.
Amomum racemoſum.
[Beginn Spaltensatz]

AMome en grappe, ou en raiſin, das trau-
bichte Amomum,
iſt eine gewiſſe
[Spaltenumbruch] Frucht, die wir aus Holland uͤber
Marſeille bekommen. Sie waͤchſt

an vie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0054"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="43"/><hi rendition="#aq">kermes.</hi> Etliche thun Ambra und Bi-<lb/>
&#x017F;am dazu, welches aber nur mit Gut-<lb/>
befinden gelehrter <hi rendition="#aq">Medicorum</hi> ge&#x017F;chehen<lb/>
&#x017F;oll, indem dergleichen wohlriechende<lb/>
Dinge denen mei&#x017F;ten Weibsper&#x017F;onen<lb/>
zuwider &#x017F;ind. Wer &#x017F;ie bereiten will,<lb/>
der mag die <hi rendition="#aq">Pharmacopoeas,</hi> oder diejeni-<lb/>
gen Bu&#x0364;cher nach&#x017F;chlagen, welche lehren,<lb/>
wie die Artzneyen zuzurichten, und<lb/>
auch von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">compo&#x017F;ition</hi> handeln.<lb/>
Wir ver&#x017F;chreiben &#x017F;ie von <hi rendition="#fr">Montpellier/</hi><lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t die be&#x017F;te gemacht wird, dieweil<lb/>
der Syrup allda viel be&#x017F;&#x017F;er und fri&#x017F;cher<lb/>
zu bekommen i&#x017F;t, als an andern Orten,<lb/>
dahin er verfu&#x0364;hret wird. Auch hu&#x0364;te<lb/>
man &#x017F;ich, und kauffe &#x017F;ie bey Leibe nicht<lb/>
bey &#x017F;olchen Leuten, welche dergleichen<lb/>
Spezereyen verkauffen, die ihm kein ehr-<lb/>
licher Men&#x017F;ch einbilden &#x017F;oll, ja die nicht<lb/>
werth &#x017F;ind, daß &#x017F;ie iemand in &#x017F;einen Leib<lb/>
einnehme: und &#x017F;olcher unnu&#x0364;tzen Leute<lb/>
finden &#x017F;ich gar viel, welche die <hi rendition="#aq">Confectio<lb/>
Alkermes</hi> machen, und &#x017F;elbige &#x017F;pottwohl-<lb/>
feil verkauffen, da doch &#x017F;on&#x017F;ten zwey Un-<lb/>
tzen ho&#x0364;her kommen, als &#x017F;ie ein gantzes<lb/>
Pfund geben. Damit &#x017F;ie aber ihren<lb/>
Betrug de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er be&#x017F;cheinigen mo&#x0364;gen,<lb/>
derohalben thun &#x017F;ie die&#x017F;elbe in &#x017F;aubere<lb/>
&#x017F;teinerne Bu&#x0364;ch&#x017F;en, und kleben Zettel<lb/>
dran, mit der Auf&#x017F;chrifft <hi rendition="#aq">Confectio Al-<lb/>
kermes</hi> von <hi rendition="#fr">Montpellier;</hi> wollen al&#x017F;o<lb/>
iederman weiß machen, als ob &#x017F;ie &#x017F;elbi-<lb/>
ge daher bekommen: welches doch ge-<lb/>
wiß recht viel auf &#x017F;ich hat, denn diejeni-<lb/>
gen, die &#x017F;ie verordnen, finden &#x017F;ich in ih-<lb/>
rer Hoffnung betrogen, und die Pati-<lb/>
enten erhalten keine Sta&#x0364;rckung. Die-<lb/>
&#x017F;es kan ich mit Wahrheit bezeugen, in-<lb/>
dem ich es unzehliche mahl &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;e-<lb/>
hen. Solche <hi rendition="#aq">Compo&#x017F;itiones</hi> und ande-<lb/>
re, welche zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> aus etwa zwey oder<lb/>
dreyer Per&#x017F;onen Ha&#x0364;nden kommen, de-<lb/>
rer Namen dennoch aus Chri&#x017F;tlicher Lie-<lb/>
be und mit Vorbedacht ver&#x017F;chweigen<lb/>
will, &#x017F;olte man alle viel ehe ins Feuer<lb/>
&#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;en, als daß &#x017F;ie jemand gebrauche-<lb/>
te: und doch verkauffen &#x017F;ie eine &#x017F;chier<lb/>
ungla&#x0364;ubliche Menge die&#x017F;er Sachen an<lb/>
die Tabulettra&#x0364;ger aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">la Fore&#x017F;t de Lyon</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">in Normandie,</hi> welche &#x017F;ich fu&#x0364;r Speze-<lb/><cb n="44"/>
reyha&#x0364;ndler ausgeben, und &#x017F;ie auf<lb/>
dem Lande herum tragen, oder be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er zu reden, halb Franckreich damit<lb/>
vergiften, &#x017F;onderlich gegen <hi rendition="#fr">Burgund/<lb/>
Nivernois/ Flandern/ Touraine</hi><lb/>
und andere Orte zu; ja, welches noch<lb/>
mehr zu bewundern, &#x017F;ie verkauffen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
in <hi rendition="#fr">Paris</hi> in die Klo&#x0364;&#x017F;ter, an die Apothe-<lb/>
cker, Wunda&#x0364;rtzte und andere Leute un-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;glich viel von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Confectio Alker-<lb/>
mes</hi> und <hi rendition="#aq">de Hyacintho,</hi> ingleichen The-<lb/>
riac und andere Galeni&#x017F;che <hi rendition="#aq">compo&#x017F;itio-<lb/>
nes,</hi> die doch allzumahl verfa&#x0364;l&#x017F;chet und<lb/>
unrecht bereitet &#x017F;ind. Jch habe mich<lb/>
verpflichtet erachtet, die&#x017F;es zu ero&#x0364;ffnen,<lb/>
damit ferner hin weder Apothecker noch<lb/>
Wundartzt, weder Klo&#x017F;terleute noch<lb/>
andere Per&#x017F;onen in <hi rendition="#fr">Paris</hi> und auf dem<lb/>
Lande, die&#x017F;en Land&#x017F;treichern etwas ab-<lb/>
kauffe, denn was &#x017F;ie verkauffen, taug<lb/>
gar nichts, und i&#x017F;t nichts anders, denn<lb/>
der Aus&#x017F;chuß, und was wir nicht mehr<lb/>
in un&#x017F;ern La&#x0364;den haben mo&#x0364;gen.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#fr">Charras</hi> &#x017F;chreibet in &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Apo-<lb/>
theckerkun&#x017F;t</hi> Bl. 314. der wahrhaften<lb/><hi rendition="#aq">Confectio Alkermes</hi> trefflich gro&#x017F;&#x017F;e Tu-<lb/>
genden zu, &#x017F;agend, daß die&#x017F;elbe ohne<lb/>
Widerrede eine der be&#x017F;ten Hertz&#x017F;ta&#x0364;rckun-<lb/>
gen &#x017F;ey, dergleichen die <hi rendition="#aq">Medicina Galenica</hi><lb/>
iemahls erfunden: denn &#x017F;ie er&#x017F;etze und<lb/>
erfri&#x017F;che die Lebensgei&#x017F;ter, &#x017F;tille das He&#xA75B;tz-<lb/>
klopfen, &#x017F;teure den Ohnmachten, &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
cke das Gehirn, &#x017F;amt den andern edlen<lb/>
Theilen des Leibes, wider&#x017F;tehe der Fa&#x0364;u-<lb/>
lung, erhalte die natu&#x0364;rliche Wa&#x0364;rme,<lb/>
bringe die verlohrnen und ermatteten<lb/>
Kra&#x0364;fte wieder, verjage die Melancho-<lb/>
ley und Traurigkeit, und erhalte den<lb/>
Leib und das Gemu&#x0364;the in gutem Wohl-<lb/>
&#x017F;tande. Man gebrauchet &#x017F;ie Me&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;pitzen wei&#x017F;e, in Wein oder Bru&#x0364;he, wie<lb/>
auch andern Hertz- und Haupt&#x017F;ta&#x0364;rcken-<lb/>
den Sa&#x0364;ften: &#x017F;ie wird ingleichen mit<lb/><hi rendition="#aq">Opiatis</hi> und du&#x0364;nn- und dicken Lattwer-<lb/>
gen zuweilen vermi&#x017F;chet. Die ordent-<lb/>
liche <hi rendition="#aq">do&#x017F;is</hi> i&#x017F;t von einem Scrupel bis auf<lb/>
ein halbes Qvintlein. Man thut &#x017F;ie<lb/>
ebenfalls in die Hertz- und Leber-ver-<lb/>
wahrenden Um&#x017F;chla&#x0364;ge und <hi rendition="#aq">Epithe-<lb/>
mata.</hi></p>
              </div>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;ieben und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/><hi rendition="#aq">Amomum racemo&#x017F;um.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">A</hi><hi rendition="#i">Mome en grappe, ou en rai&#x017F;in,</hi></hi> das <hi rendition="#fr">trau-<lb/>
bichte Amomum,</hi> i&#x017F;t eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/><cb/>
Frucht, die wir aus <hi rendition="#fr">Holland</hi> u&#x0364;ber<lb/><hi rendition="#fr">Mar&#x017F;eille</hi> bekommen. Sie wa&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an vie-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0054] Der Spezereyen und Materialien kermes. Etliche thun Ambra und Bi- ſam dazu, welches aber nur mit Gut- befinden gelehrter Medicorum geſchehen ſoll, indem dergleichen wohlriechende Dinge denen meiſten Weibsperſonen zuwider ſind. Wer ſie bereiten will, der mag die Pharmacopoeas, oder diejeni- gen Buͤcher nachſchlagen, welche lehren, wie die Artzneyen zuzurichten, und auch von dieſer compoſition handeln. Wir verſchreiben ſie von Montpellier/ woſelbſt die beſte gemacht wird, dieweil der Syrup allda viel beſſer und friſcher zu bekommen iſt, als an andern Orten, dahin er verfuͤhret wird. Auch huͤte man ſich, und kauffe ſie bey Leibe nicht bey ſolchen Leuten, welche dergleichen Spezereyen verkauffen, die ihm kein ehr- licher Menſch einbilden ſoll, ja die nicht werth ſind, daß ſie iemand in ſeinen Leib einnehme: und ſolcher unnuͤtzen Leute finden ſich gar viel, welche die Confectio Alkermes machen, und ſelbige ſpottwohl- feil verkauffen, da doch ſonſten zwey Un- tzen hoͤher kommen, als ſie ein gantzes Pfund geben. Damit ſie aber ihren Betrug deſto beſſer beſcheinigen moͤgen, derohalben thun ſie dieſelbe in ſaubere ſteinerne Buͤchſen, und kleben Zettel dran, mit der Aufſchrifft Confectio Al- kermes von Montpellier; wollen alſo iederman weiß machen, als ob ſie ſelbi- ge daher bekommen: welches doch ge- wiß recht viel auf ſich hat, denn diejeni- gen, die ſie verordnen, finden ſich in ih- rer Hoffnung betrogen, und die Pati- enten erhalten keine Staͤrckung. Die- ſes kan ich mit Wahrheit bezeugen, in- dem ich es unzehliche mahl ſelbſt geſe- hen. Solche Compoſitiones und ande- re, welche zu Paris aus etwa zwey oder dreyer Perſonen Haͤnden kommen, de- rer Namen dennoch aus Chriſtlicher Lie- be und mit Vorbedacht verſchweigen will, ſolte man alle viel ehe ins Feuer ſchmeiſſen, als daß ſie jemand gebrauche- te: und doch verkauffen ſie eine ſchier unglaͤubliche Menge dieſer Sachen an die Tabulettraͤger aus la Foreſt de Lyon in Normandie, welche ſich fuͤr Speze- reyhaͤndler ausgeben, und ſie auf dem Lande herum tragen, oder beſ- ſer zu reden, halb Franckreich damit vergiften, ſonderlich gegen Burgund/ Nivernois/ Flandern/ Touraine und andere Orte zu; ja, welches noch mehr zu bewundern, ſie verkauffen ſelbſt in Paris in die Kloͤſter, an die Apothe- cker, Wundaͤrtzte und andere Leute un- ſaͤglich viel von dieſer Confectio Alker- mes und de Hyacintho, ingleichen The- riac und andere Galeniſche compoſitio- nes, die doch allzumahl verfaͤlſchet und unrecht bereitet ſind. Jch habe mich verpflichtet erachtet, dieſes zu eroͤffnen, damit ferner hin weder Apothecker noch Wundartzt, weder Kloſterleute noch andere Perſonen in Paris und auf dem Lande, dieſen Landſtreichern etwas ab- kauffe, denn was ſie verkauffen, taug gar nichts, und iſt nichts anders, denn der Ausſchuß, und was wir nicht mehr in unſern Laͤden haben moͤgen. Charras ſchreibet in ſeiner Apo- theckerkunſt Bl. 314. der wahrhaften Confectio Alkermes trefflich groſſe Tu- genden zu, ſagend, daß dieſelbe ohne Widerrede eine der beſten Hertzſtaͤrckun- gen ſey, dergleichen die Medicina Galenica iemahls erfunden: denn ſie erſetze und erfriſche die Lebensgeiſter, ſtille das Heꝛtz- klopfen, ſteure den Ohnmachten, ſtaͤr- cke das Gehirn, ſamt den andern edlen Theilen des Leibes, widerſtehe der Faͤu- lung, erhalte die natuͤrliche Waͤrme, bringe die verlohrnen und ermatteten Kraͤfte wieder, verjage die Melancho- ley und Traurigkeit, und erhalte den Leib und das Gemuͤthe in gutem Wohl- ſtande. Man gebrauchet ſie Meſſer- ſpitzen weiſe, in Wein oder Bruͤhe, wie auch andern Hertz- und Hauptſtaͤrcken- den Saͤften: ſie wird ingleichen mit Opiatis und duͤnn- und dicken Lattwer- gen zuweilen vermiſchet. Die ordent- liche doſis iſt von einem Scrupel bis auf ein halbes Qvintlein. Man thut ſie ebenfalls in die Hertz- und Leber-ver- wahrenden Umſchlaͤge und Epithe- mata. Das ſieben und zwantzigſte Capitel. Amomum racemoſum. AMome en grappe, ou en raiſin, das trau- bichte Amomum, iſt eine gewiſſe Frucht, die wir aus Holland uͤber Marſeille bekommen. Sie waͤchſt an vie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/54
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/54>, abgerufen am 13.11.2024.