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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das vier und zwantzigste Capitel.
Vom Operment.
[Spaltenumbruch]

ORpin und Orpiment, Operment, ist
ein Mineral, welches sich insge-
mein in den Kupferbergwercken finden
läßt, als wie Steine, von unterschiede-
ner Grösse, Gestalt und Farbe; denn
es giebt goldgelbe, gelbrothe und gelb-
grüne, auch zuweilen bey nahe gantz
rothe. Diese letztere Farbe entstehet
daher, wenn es in dem Eingeweide der
Erde und in den Kupferstollen mehr
oder weniger Hitze empfangen hat.
Das Operment führt nicht selten et-
was weniges Gold bey sich, daher sich
die Handwercksleute bemühen dasselbe
auf bekannte Weise davon zu scheiden.

Des gelben Operments giebt es
vielerley: daher uns auch die Holl- und
Engländer dasselbige unter allerhand
Gestalt und Farbe zusenden. Allein
das schönste, und das am meisten gesu-
chet wird, ist dasjenige, welches in fei-
nen grossen Stücken ist, und gläntzen-
de, goldgelbe Schiefer hat, sich auch
leichtlich schiefert, das ist, welches sich
als zarte, wie Gold gläntzende Schie-
fer oder Schuppen aufheben läßt.

Zum andern ist auch das gelbe
Operment
in grossen Stücken zur
[Spaltenumbruch] Helfte roth, zur Helfte gelb, oder mit
rothen Adern durchstrichen, und man
soll dasjenige durchaus verwerffen, wel-
ches kleine grünlichte Steine sind, denn
es nur die blosse Erde ist: wie inglei-
chen, welches eitel Staub ist.

Das Operment wird von allerley
Leuten gebraucht, sonderlich zu Rou-
an/
woselbst sie das Holtz damit gelb
färben, daraus sie Kämme machen, und
hernach für Buchsbaum verkauffen.
Die Schmiede brauchen es gleichfalls
zu diesem und jenem. Es ist ein hefti-
ges Gift, und soll deswegen keinem, als
wer es zu seiner Handthierung von nö-
then hat, oder wem es der königliche
Befehl zu lassen vergönnet, verkauffet
werden. Die Mahler brauchen es
gleichergestalt, wenn sie es abgerieben.

Das natürliche rothe Operment
solte billicher Sandaraca Graecorum, die
Griechische Sandaraca genennet
werden, weder die nachfolgenden, wie
doch die meisten Scribenten thun, denn
aus diesem wird das durch die Kunst be-
reitete rothe Operment verfertiget, wie
ich alsofort erweisen werde.

[Ende Spaltensatz]
Das fünff und zwantzigste Capitel.
Vom rothen Operment.
[Spaltenumbruch]

DAs rothe Operment, so wir ins-
gemein rothen Arsenic zu nennen
pflegen, ist, wie der Herr Morin, ein
Medicus von Montpellier, mich berich-
tet hat, von gelbem Operment, wie
solches aus der Grube kommt, bereitet
und gemacht: denn es würde dasselbe
so lange ans Feuer gelegt, bis es eine
rothe Farbe bekommen; hierauf thue
man es in einen Schmeltztiegel mit
Lein- oder Nußöl; schütte, sobald dieses
verrauchet, wiederum anders dazu, und
verfahre auf diese Weise so lange, bis
das Operment vitrificiret worden, und
in die Formen könne geschüttet werden,
damit es zu solchen Stücken oder Stei-
nen werde, wie wir zu sehen bekommen.
Weil mir nun diese Art dasselbige zuzu-
richten, ziemlich thunlich schiene, so ver-
suchte ich es auch: allein es wolte mir
[Spaltenumbruch] nicht gelingen, indem das Operment
calciniret und weiß ward, als wie Gyps,
da es doch roth werden solte. Jeden-
noch aber will ich darum nicht sagen,
daß es eine Sache sey, die sich thun liesse,
weil es mir nicht angegangen, denn ich
glaube doch, daß der Herr Morin viel
zu aufrichtig sey, als daß er etwas sagen
solte, dessen er nicht gewiß wäre.

Es sey nun wie ihm sey, man erweh-
le das Operment oder den rothen
Hüttenrauch,
in grossen, schweren
und gläntzenden Stücken, der auch so-
viel als möglich, eine hohe Farbe hat.

Das rothe Operment wird fast gar
nicht, als von den Mahlern gebrau-
chet, die sich dessen bedienen, und Feuil-
le mort, verschossen gelb, damit mahlen,
wenn sie ihn vorhero wohl abgerieben.

[Ende Spaltensatz]
Das
Der Spezereyen und Materialien
Das vier und zwantzigſte Capitel.
Vom Operment.
[Spaltenumbruch]

ORpin und Orpiment, Operment, iſt
ein Mineral, welches ſich insge-
mein in den Kupferbergwercken finden
laͤßt, als wie Steine, von unterſchiede-
ner Groͤſſe, Geſtalt und Farbe; denn
es giebt goldgelbe, gelbrothe und gelb-
gruͤne, auch zuweilen bey nahe gantz
rothe. Dieſe letztere Farbe entſtehet
daher, wenn es in dem Eingeweide der
Erde und in den Kupferſtollen mehr
oder weniger Hitze empfangen hat.
Das Operment fuͤhrt nicht ſelten et-
was weniges Gold bey ſich, daher ſich
die Handwercksleute bemuͤhen daſſelbe
auf bekannte Weiſe davon zu ſcheiden.

Des gelben Operments giebt es
vielerley: daher uns auch die Holl- und
Englaͤnder daſſelbige unter allerhand
Geſtalt und Farbe zuſenden. Allein
das ſchoͤnſte, und das am meiſten geſu-
chet wird, iſt dasjenige, welches in fei-
nen groſſen Stuͤcken iſt, und glaͤntzen-
de, goldgelbe Schiefer hat, ſich auch
leichtlich ſchiefert, das iſt, welches ſich
als zarte, wie Gold glaͤntzende Schie-
fer oder Schuppen aufheben laͤßt.

Zum andern iſt auch das gelbe
Operment
in groſſen Stuͤcken zur
[Spaltenumbruch] Helfte roth, zur Helfte gelb, oder mit
rothen Adern durchſtrichen, und man
ſoll dasjenige durchaus verwerffen, wel-
ches kleine gruͤnlichte Steine ſind, denn
es nur die bloſſe Erde iſt: wie inglei-
chen, welches eitel Staub iſt.

Das Operment wird von allerley
Leuten gebraucht, ſonderlich zu Rou-
an/
woſelbſt ſie das Holtz damit gelb
faͤrben, daraus ſie Kaͤmme machen, und
hernach fuͤr Buchsbaum verkauffen.
Die Schmiede brauchen es gleichfalls
zu dieſem und jenem. Es iſt ein hefti-
ges Gift, und ſoll deswegen keinem, als
wer es zu ſeiner Handthierung von noͤ-
then hat, oder wem es der koͤnigliche
Befehl zu laſſen vergoͤnnet, verkauffet
werden. Die Mahler brauchen es
gleichergeſtalt, wenn ſie es abgerieben.

Das natuͤrliche rothe Operment
ſolte billicher Sandaraca Græcorum, die
Griechiſche Sandaraca genennet
werden, weder die nachfolgenden, wie
doch die meiſten Scribenten thun, denn
aus dieſem wird das durch die Kunſt be-
reitete rothe Operment verfertiget, wie
ich alſofort erweiſen werde.

[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel.
Vom rothen Operment.
[Spaltenumbruch]

DAs rothe Operment, ſo wir ins-
gemein rothen Arſenic zu nennen
pflegen, iſt, wie der Herr Morin, ein
Medicus von Montpellier, mich berich-
tet hat, von gelbem Operment, wie
ſolches aus der Grube kommt, bereitet
und gemacht: denn es wuͤrde daſſelbe
ſo lange ans Feuer gelegt, bis es eine
rothe Farbe bekommen; hierauf thue
man es in einen Schmeltztiegel mit
Lein- oder Nußoͤl; ſchuͤtte, ſobald dieſes
verrauchet, wiederum anders dazu, und
verfahre auf dieſe Weiſe ſo lange, bis
das Operment vitrificiret worden, und
in die Formen koͤnne geſchuͤttet werden,
damit es zu ſolchen Stuͤcken oder Stei-
nen werde, wie wir zu ſehen bekommen.
Weil mir nun dieſe Art daſſelbige zuzu-
richten, ziemlich thunlich ſchiene, ſo ver-
ſuchte ich es auch: allein es wolte mir
[Spaltenumbruch] nicht gelingen, indem das Operment
calciniret und weiß ward, als wie Gyps,
da es doch roth werden ſolte. Jeden-
noch aber will ich darum nicht ſagen,
daß es eine Sache ſey, die ſich thun lieſſe,
weil es mir nicht angegangen, denn ich
glaube doch, daß der Herr Morin viel
zu aufrichtig ſey, als daß er etwas ſagen
ſolte, deſſen er nicht gewiß waͤre.

Es ſey nun wie ihm ſey, man erweh-
le das Operment oder den rothen
Huͤttenrauch,
in groſſen, ſchweren
und glaͤntzenden Stuͤcken, der auch ſo-
viel als moͤglich, eine hohe Farbe hat.

Das rothe Operment wird faſt gar
nicht, als von den Mahlern gebrau-
chet, die ſich deſſen bedienen, und Feuil-
le mort, verſchoſſen gelb, damit mahlen,
wenn ſie ihn vorhero wohl abgerieben.

[Ende Spaltensatz]
Das
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[0528] Der Spezereyen und Materialien Das vier und zwantzigſte Capitel. Vom Operment. ORpin und Orpiment, Operment, iſt ein Mineral, welches ſich insge- mein in den Kupferbergwercken finden laͤßt, als wie Steine, von unterſchiede- ner Groͤſſe, Geſtalt und Farbe; denn es giebt goldgelbe, gelbrothe und gelb- gruͤne, auch zuweilen bey nahe gantz rothe. Dieſe letztere Farbe entſtehet daher, wenn es in dem Eingeweide der Erde und in den Kupferſtollen mehr oder weniger Hitze empfangen hat. Das Operment fuͤhrt nicht ſelten et- was weniges Gold bey ſich, daher ſich die Handwercksleute bemuͤhen daſſelbe auf bekannte Weiſe davon zu ſcheiden. Des gelben Operments giebt es vielerley: daher uns auch die Holl- und Englaͤnder daſſelbige unter allerhand Geſtalt und Farbe zuſenden. Allein das ſchoͤnſte, und das am meiſten geſu- chet wird, iſt dasjenige, welches in fei- nen groſſen Stuͤcken iſt, und glaͤntzen- de, goldgelbe Schiefer hat, ſich auch leichtlich ſchiefert, das iſt, welches ſich als zarte, wie Gold glaͤntzende Schie- fer oder Schuppen aufheben laͤßt. Zum andern iſt auch das gelbe Operment in groſſen Stuͤcken zur Helfte roth, zur Helfte gelb, oder mit rothen Adern durchſtrichen, und man ſoll dasjenige durchaus verwerffen, wel- ches kleine gruͤnlichte Steine ſind, denn es nur die bloſſe Erde iſt: wie inglei- chen, welches eitel Staub iſt. Das Operment wird von allerley Leuten gebraucht, ſonderlich zu Rou- an/ woſelbſt ſie das Holtz damit gelb faͤrben, daraus ſie Kaͤmme machen, und hernach fuͤr Buchsbaum verkauffen. Die Schmiede brauchen es gleichfalls zu dieſem und jenem. Es iſt ein hefti- ges Gift, und ſoll deswegen keinem, als wer es zu ſeiner Handthierung von noͤ- then hat, oder wem es der koͤnigliche Befehl zu laſſen vergoͤnnet, verkauffet werden. Die Mahler brauchen es gleichergeſtalt, wenn ſie es abgerieben. Das natuͤrliche rothe Operment ſolte billicher Sandaraca Græcorum, die Griechiſche Sandaraca genennet werden, weder die nachfolgenden, wie doch die meiſten Scribenten thun, denn aus dieſem wird das durch die Kunſt be- reitete rothe Operment verfertiget, wie ich alſofort erweiſen werde. Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel. Vom rothen Operment. DAs rothe Operment, ſo wir ins- gemein rothen Arſenic zu nennen pflegen, iſt, wie der Herr Morin, ein Medicus von Montpellier, mich berich- tet hat, von gelbem Operment, wie ſolches aus der Grube kommt, bereitet und gemacht: denn es wuͤrde daſſelbe ſo lange ans Feuer gelegt, bis es eine rothe Farbe bekommen; hierauf thue man es in einen Schmeltztiegel mit Lein- oder Nußoͤl; ſchuͤtte, ſobald dieſes verrauchet, wiederum anders dazu, und verfahre auf dieſe Weiſe ſo lange, bis das Operment vitrificiret worden, und in die Formen koͤnne geſchuͤttet werden, damit es zu ſolchen Stuͤcken oder Stei- nen werde, wie wir zu ſehen bekommen. Weil mir nun dieſe Art daſſelbige zuzu- richten, ziemlich thunlich ſchiene, ſo ver- ſuchte ich es auch: allein es wolte mir nicht gelingen, indem das Operment calciniret und weiß ward, als wie Gyps, da es doch roth werden ſolte. Jeden- noch aber will ich darum nicht ſagen, daß es eine Sache ſey, die ſich thun lieſſe, weil es mir nicht angegangen, denn ich glaube doch, daß der Herr Morin viel zu aufrichtig ſey, als daß er etwas ſagen ſolte, deſſen er nicht gewiß waͤre. Es ſey nun wie ihm ſey, man erweh- le das Operment oder den rothen Huͤttenrauch, in groſſen, ſchweren und glaͤntzenden Stuͤcken, der auch ſo- viel als moͤglich, eine hohe Farbe hat. Das rothe Operment wird faſt gar nicht, als von den Mahlern gebrau- chet, die ſich deſſen bedienen, und Feuil- le mort, verſchoſſen gelb, damit mahlen, wenn ſie ihn vorhero wohl abgerieben. Das

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/528>, abgerufen am 25.12.2024.