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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] sen/ daher wir den Teutschen Vitriol
bekommen. Jn Franckreich ist er zu
ietziger Zeit trefflich rar, und wird dan-
nenhero von unterschiedlichen Leuten
gar sehr gesucht.

Dieses Metall ist eine Art Bleyertz,
doch ist es härter, weisser und gläntzen-
der. Mich haben etliche versichern wol-
len, daß der Zinck in grossen dicken und
viereckten Stücken, wie wir sie verkauf-
fen, mineralischer Zinck sey, welcher ge-
schmoltzen, gereiniget, und hernach-
mahls in Giesformen geschüttet wor-
den, auf solche Art wie wir ihn zu sehen
bekommen: welches ich auch gantz ger-
ne glauben will, weil mir unmöglich
gewesen Zinck/ nach der Anweisung
des Herrn Charras/ aus Arsenic oder
Hüttenrauch, Weinstein und Salpe-
ter zu bereiten. Doch dem sey, wie
ihm wolle, der Zinck, den etliche, wie-
wohl ziemlich ungereimt, Spiesglas,
das Weiblein, nennen, muß weiß seyn,
feine schöne Schuppen haben, nicht
spröde und doch schwerlich zu zerbre-
chen: denn ie mehr Feuer er ausgestan-
den, und ie schöner und breiter die
Schuppen sind, ie höher wird er von
den Handwercksleuten, die ihn gebrau-
chen, geachtet, vor allen aber von den
Schmeltzern. Solches aber kan man
an den kleinen Sternlein erkennen, wel-
che darauf erscheinen, absonderlich,
wenn er umgeschmoltzen und zu kleinen
Barren gemachet worden ist.

[Spaltenumbruch]

Der Zinck ist anietzo trefflich im Ge-
brauch, seit dem die Zinngiesser verspü-
ret, daß er viel tauglicher sey, das Zinn
zu reinigen, als die Nadlerfeile und das
Hartzpech. Dagegen ist es irrig, wenn
man glaubet, daß der Zinck deshalben
unter das Zinn gethan werde, damit
er dessen Gewichte vermehre; denn auf
einen Guß von fünff bis sechs hundert
Pfund Zinn setzen sie nicht mehr, als
ein eintziges Pfund Zinck; und ist et-
was recht verwunderliches, daß der
Zinck die Kraft, das Zinn zu läutern
und weiß zu machen, und eben eine sol-
che Wirckung, als wie das Bley auf
Gold, Silber und Kupfer, hat.

Der Zinck dienet für die Schmeltzer,
und für diejenigen, welche Lot berei-
ten: allein man muß zusehen, daß er
auch recht gut sey, sonst dürffte er alles
mit einander verderben. Er dienet
gleichfalls dem Kupfer eine Farbe zu
geben, bevoraus, wenn er mit der Ter-
ra merita vermenget worden ist, und
verrichtet eben dasjenige bey dem Ku-
pfer, was der Hüttenrauch thut, wenn
man dem Kupfer die Silberfarbe geben
will, oder der Gallmey, der das rothe
Kupfer gelb machet, und der Hunga-
rische Vitriol, der das Eisen wie Kupfer
färbet, welches in der Historie der
Londischen Societät
pag. 349. ange-
mercket stehet.

Ende des Ersten Buchs von den
Foßilien.

[Ende Spaltensatz]


Des
Z z 2

Hauptbeſchreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] ſen/ daher wir den Teutſchen Vitriol
bekommen. Jn Franckreich iſt er zu
ietziger Zeit trefflich rar, und wird dan-
nenhero von unterſchiedlichen Leuten
gar ſehr geſucht.

Dieſes Metall iſt eine Art Bleyertz,
doch iſt es haͤrter, weiſſer und glaͤntzen-
der. Mich haben etliche verſichern wol-
len, daß der Zinck in groſſen dicken und
viereckten Stuͤcken, wie wir ſie verkauf-
fen, mineraliſcher Zinck ſey, welcher ge-
ſchmoltzen, gereiniget, und hernach-
mahls in Giesformen geſchuͤttet wor-
den, auf ſolche Art wie wir ihn zu ſehen
bekommen: welches ich auch gantz ger-
ne glauben will, weil mir unmoͤglich
geweſen Zinck/ nach der Anweiſung
des Herrn Charras/ aus Arſenic oder
Huͤttenrauch, Weinſtein und Salpe-
ter zu bereiten. Doch dem ſey, wie
ihm wolle, der Zinck, den etliche, wie-
wohl ziemlich ungereimt, Spiesglas,
das Weiblein, nennen, muß weiß ſeyn,
feine ſchoͤne Schuppen haben, nicht
ſproͤde und doch ſchwerlich zu zerbre-
chen: denn ie mehr Feuer er ausgeſtan-
den, und ie ſchoͤner und breiter die
Schuppen ſind, ie hoͤher wird er von
den Handwercksleuten, die ihn gebrau-
chen, geachtet, vor allen aber von den
Schmeltzern. Solches aber kan man
an den kleinen Sternlein erkennen, wel-
che darauf erſcheinen, abſonderlich,
wenn er umgeſchmoltzen und zu kleinen
Barren gemachet worden iſt.

[Spaltenumbruch]

Der Zinck iſt anietzo trefflich im Ge-
brauch, ſeit dem die Zinngieſſer verſpuͤ-
ret, daß er viel tauglicher ſey, das Zinn
zu reinigen, als die Nadlerfeile und das
Hartzpech. Dagegen iſt es irrig, wenn
man glaubet, daß der Zinck deshalben
unter das Zinn gethan werde, damit
er deſſen Gewichte vermehre; denn auf
einen Guß von fuͤnff bis ſechs hundert
Pfund Zinn ſetzen ſie nicht mehr, als
ein eintziges Pfund Zinck; und iſt et-
was recht verwunderliches, daß der
Zinck die Kraft, das Zinn zu laͤutern
und weiß zu machen, und eben eine ſol-
che Wirckung, als wie das Bley auf
Gold, Silber und Kupfer, hat.

Der Zinck dienet fuͤr die Schmeltzer,
und fuͤr diejenigen, welche Lot berei-
ten: allein man muß zuſehen, daß er
auch recht gut ſey, ſonſt duͤrffte er alles
mit einander verderben. Er dienet
gleichfalls dem Kupfer eine Farbe zu
geben, bevoraus, wenn er mit der Ter-
ra merita vermenget worden iſt, und
verrichtet eben dasjenige bey dem Ku-
pfer, was der Huͤttenrauch thut, wenn
man dem Kupfer die Silberfarbe geben
will, oder der Gallmey, der das rothe
Kupfer gelb machet, und der Hunga-
riſche Vitriol, der das Eiſen wie Kupfer
faͤrbet, welches in der Hiſtorie der
Londiſchen Societaͤt
pag. 349. ange-
mercket ſtehet.

Ende des Erſten Buchs von den
Foßilien.

[Ende Spaltensatz]


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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/513>, abgerufen am 25.11.2024.