Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
denn wann man davon zwölff Gran bisauf ein Quintlein schwer mit etwas [Spaltenumbruch] Suppe einnimt, erregen sie ein sanftes Brechen. Das drey und sechtzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Vitriol-Spiritus und Oel. AUs dem Teutschen oder Englischen Was Vitriolspiritus heißt, das ist Das Vitriolöl ist ein heftig starckes Was das Phlegma oder das Wasser Es gedencket der Herr Lemery/ daß Vi- Y y
Hauptbeſchreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
denn wann man davon zwoͤlff Gran bisauf ein Quintlein ſchwer mit etwas [Spaltenumbruch] Suppe einnimt, erregen ſie ein ſanftes Brechen. Das drey und ſechtzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Vitriol-Spiritus und Oel. AUs dem Teutſchen oder Engliſchen Was Vitriolſpiritus heißt, das iſt Das Vitrioloͤl iſt ein heftig ſtarckes Was das Phlegma oder das Waſſer Es gedencket der Herr Lemery/ daß Vi- Y y
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Hauptbeſchreibung dritter Theil.
denn wann man davon zwoͤlff Gran bis
auf ein Quintlein ſchwer mit etwas
Suppe einnimt, erregen ſie ein ſanftes
Brechen.
Das drey und ſechtzigſte Capitel.
Vom Vitriol-Spiritus und Oel.
AUs dem Teutſchen oder Engliſchen
Kupferwaſſer, welches man, bis es
weiß worden, calciniret hat, wird mit
Huͤlffe des Feuers und einer Retorte,
ein Waſſer oder phlegma, Spiritus und
Oel gezogen. Weil aber dieſes eine gar
zu langweilige Arbeit, und ſehr be-
ſchwerlich iſt, derohalben will ich nie-
mand rathen ſich damit zu verwirren.
Dazu iſt der Vitriolſpiritus und Oel,
den unſre Apothecker und Deſtillatores
bereiten, bey weiten nicht ſo gut, auch
nicht ſo wohlfeil, als die wir aus Holl-
und England bekommen. Man be-
liebe aber zu mercken, daß dasjenige,
was wir, die Apothecker und Deſtillato-
res Vitrioloͤl zu nennen pflegen, ein
bloſſer wohl dephlegmatiſirter Spiritus
ſey: und man muß in dieſem Capitel
eben wie in den andern allen, verſtehen,
daß das Oel fett ſeyn, und auf dem
Waſſer oben ſchwimmen muͤſſe, wel-
ches doch das Vitrioloͤl nicht thut, ſon-
dern es vermiſcht ſich gantz leichtlich mit
den waͤſſrichten liquoribus.
Was Vitriolſpiritus heißt, das iſt
derſelbe liquor und Feuchtigkeit, ſo un-
mittelbar auf das phlegma folget, und
muß, wenn er gut ſeyn ſoll, ſo klar, als
wie Waſſer ſeyn, fein ſaͤuerlich ſchme-
cken, und das weiſſe Papier ſchwartz
faͤrben, wenn er darauf geſtrichen und
ans Feuer gehalten wird. Dieſer
Spiritus wird ſehr oft zur Artzney ge-
braucht, hat auch noch mehr andern
Nutzen, dazu er erfodert wird. Der
wohl dephlegmatiſirte Vitriolſpiritus
wird Oel von uns genennet, wiewohl
es eigentlich nicht recht iſt, und muß
dunckel ſehen, einen durchtringend und
brennenden Geſchmack haben, ſo gar,
daß man ihn unmoͤglich auf der Zunge
erdulten kan. Jrrig aber iſts, wenn
etliche meinen, man duͤrffe die ſauern
Spiritus nicht verſtopfen, weil ſelbige,
ihrem Vorgeben nach, nicht verfliegen
ſollen, welches zwar auch wohl wahr
iſt, alleine, laſſet nur einen ſolchen recht
wohl dephlegmatiſirten Vitriolgeiſt in
einer offnen Flaſche ſtehen, wie bald
wird ſich die Luft drein ſchleichen, Maas
und Gewichte vermehren, ihn aber end-
lich ſo ungeſchmack, als wie Waſſer,
machen.
Das Vitrioloͤl iſt ein heftig ſtarckes
Etzmittel, dannenhero wird es auch zu
Aufloͤſung der Metallen gebraucht.
Man kan es ingleichen in eben den
Kranckheiten, in welchen der Spiritus
gebrauchet wird, einnehmen und ge-
brauchen, nur daß man bey weiten
nicht ſoviel auf einmahl nehmen darff,
weil es viel kraͤftiger und ſtaͤrcker iſt.
Den Vitriolſpiritus ſoll man nie-
mand anders, als aufrichtigen Leuten
abkauffen; denn es giebt ihrer, welche
Vitriolgeiſt machen, und Scheidewaſ-
ſer drunter thun, deswegen ſie es auch
alſo wohlfeil hingeben koͤnnen. Und
dieſer mit Scheidewaſſer bereitete Vi-
triolgeiſt wird Spiritus Vitrioli philoſo-
phicus genennet, darum man dann wohl
Acht darauf zu geben hat.
Was das Phlegma oder das Waſſer
vom Vitriol betrifft, davon ich oben ge-
meldet, daſſelbe iſt zu nichts nicht nutze,
weil es ohne allen Schmack iſt. Je-
dennoch gebrauchen es etliche, und wa-
ſchen die Augen damit.
Es gedencket der Herr Lemery/ daß
man zu obbeſchriebenen operationibus
und Arbeit den Engliſchen Vitriol neh-
men ſolle, alldieweil er nicht ſo ſcharff
als wie der Teutſche: nichts deſtomin-
der gebrauchen faſt alle diejenigen, die
mit dem Vitriol umgehen, den Teut-
ſchen zu ihrer Arbeit, welches ich aber
denenſelben zu entſcheiden uͤberlaſſe, die
hierzu geſchickter ſind als ich. Was
nach der Diſtillation in der Retorte zu-
ruͤcke bleibt, iſt eine roͤthlichte Erde,
welche von den Chymicis Toden-
kopf, Caput mortuum Vitrioli, Colcho-
tar Vitrioli, Vitriolum rubefactum genen-
net wird, daraus man mit Waſſer,
beym Feuer, ein Saltz ziehen kan, wel-
ches Vitriolſaltz geheiſſen wird, und
eben als wie die Gilla kan gebrauchet
werden, auſſer daß man es in viel ge-
ringerem Gewichte giebet. Dieſes
Vi-
Colchotar.
Y y
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