Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
eben, auswendig aber als wie das Cha-grinleder gestaltet, und über und über mit Körnern, die so groß wie die Nadel- knöpfe, besetzt sind, welches die Vorfah- ren veranlasset, daß sie es das traubich- te Spodium oder Tutia botritis ge- heissen. Die Tutia, die wir in Franck- reich verkauffen, kommt aus Teutsch- land, woselbst sie von Meßing und Me- tall bereitet wird. Man darff forthin gar nicht mehr Die Tutia soll in feinen dicken Stu- Das acht und funfftzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Chalcitis. CHalcitis oder Colchotar ist Vitriol, Me- X x 3
Hauptbeſchreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
eben, auswendig aber als wie das Cha-grinleder geſtaltet, und uͤber und uͤber mit Koͤrnern, die ſo groß wie die Nadel- knoͤpfe, beſetzt ſind, welches die Vorfah- ren veranlaſſet, daß ſie es das traubich- te Spodium oder Tutia botritis ge- heiſſen. Die Tutia, die wir in Franck- reich verkauffen, kommt aus Teutſch- land, woſelbſt ſie von Meßing und Me- tall bereitet wird. Man darff forthin gar nicht mehr Die Tutia ſoll in feinen dicken Stu- Das acht und funfftzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Chalcitis. CHalcitis oder Colchotar iſt Vitriol, Me- X x 3
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Hauptbeſchreibung dritter Theil.
eben, auswendig aber als wie das Cha-
grinleder geſtaltet, und uͤber und uͤber
mit Koͤrnern, die ſo groß wie die Nadel-
knoͤpfe, beſetzt ſind, welches die Vorfah-
ren veranlaſſet, daß ſie es das traubich-
te Spodium oder Tutia botritis ge-
heiſſen. Die Tutia, die wir in Franck-
reich verkauffen, kommt aus Teutſch-
land, woſelbſt ſie von Meßing und Me-
tall bereitet wird.
Man darff forthin gar nicht mehr
glauben, ob es gleich bey nahe alle alte
und neue Scribenten angemercket, daß
naͤmlich die Tutia vom gelben Kupfer
ihren Urſprung habe, und mit dem
Pompholyx zugleich entſtehe: denn ſol-
ches iſt falſch, und die Tutia haͤnget ſich
an die erdenen Waltzen, welche aus-
druͤcklich und eben darum in die Ofen
der Rothgieſſer gehencket oder aufgeſtel-
let werden, damit der Dampf vom Me-
tall, als wie der Rus im Camin, zu-
ruͤckgehalten werde. Dergeſtalt und
vermittelſt dieſer Waltzen wird der
Rauch aufgehalten und zu einer Scha-
le, nach Geſtalt der Waltzen, ſo wie
wir ſie zu ſehen bekommen. Und die-
ſes iſt ſo gewiß, daß wer nur unter der
Tutia nachſuchen will, wird ſolche Stuͤ-
cken drunter finden, die noch an der Erde
hangen. Nicht aber haͤuffet ſie ſich
unten im Ofen und deſſen Umfang,
oder wird ſo dicke, wie ſie ingemein iſt.
So bezeuget auch uͤberdiß die Tutia
ſelbſt, daß dieſes ein bloſes Vorgeben
ſey, indem ſie alle mit einander wie Rin-
nen gemacht und allezeit halbrund iſt.
Die ſie bereiten, nennen dieſe Weiſe die
Tutia zu machen, brazer la Tutie.
Die Tutia ſoll in feinen dicken Stu-
cken oder Schalen ſeyn, und koͤrnicht,
auswendig fein ſchoͤn mausfahl, und in-
wendig weißgelblicht ſehen, ſich uͤbel
zerbrechen laſſen, und ſoviel als moͤg-
lich, ohne kleine Stuͤcklein und Unrath
ſeyn. Sie hat, ſoviel als mir bewuſt,
in der Medicin keinen Nutzen, wird
auch nicht gebrauchet, bevor ſie gantz
zarte gerieben worden. Andere bren-
nen ſie, und machen, wenn ſie dieſelbe
gewaſchen, kleine Kuͤchlein draus, de-
ren ſie ſich wider die Zufaͤlle der Au-
gen bedienen, und ſie entweder mit fri-
ſcher Butter vermiſchen, oder aber in
Roſen- und Wegbreitwaſſer zertrei-
ben. Die recht wohl praͤparirte Tutia
in friſche Butter geruͤhret, iſt ein recht
herrliches und ſicheres Mittel wider die
goldne Ader. Auch ſoll man diejenige,
die von Orleans kommt, der andern
vorziehen, weil ſie entweder beſſer zu-
gerichtet iſt, oder aber, weil ſie zu allen
Zeiten uͤblich und gebraͤuchlich gewe-
ſen.
Tutia von
Orleans.
Das acht und funfftzigſte Capitel.
Chalcitis.
CHalcitis oder Colchotar iſt Vitriol,
der von der Natur, durch das unter-
irdiſche Feuer rubificiret und roth ge-
brennet worden iſt, woraus denn er-
folget, daß Chalcitis ein roͤthlichter
Stein ſey. Doch werde ich mich nicht
aufhalten, noch alles dasjenige allhier
anfuͤhren, was unſre Vorfahren von
denen unterſchiedenen Veraͤnderungen,
denẽ der Chalcitis unterworffen, vermel-
det haben; vielweniger bin ich willens
zu erklaͤren, was Miſi/ Melanteria,
und Sori heiſſet, indem ich unmoͤglich
habe erfahren koͤnnen, was es ſey, und
wo dieſe drey letzten Dinge gefunden
wuͤrden. Matthiolus ſagt zwar in
ſeinem Buche uͤber den Dioſcorides
pag. 729. daß Miſi hart und dem Golde
gleich ſey, glaͤntze wie ein Stern, und
werde in Cypern gefunden. Der Me-
lanteria gebe es zweyerley, von denen
die eine beym Eingange der Kupfer-
bergwercke ſich befinde, und als ein
Saltz wachſe: die andere finde man zu
oberſt in dieſen Bergwercken, als wie
einen harten Stein zuſammengewach-
ſen. So will er auch, daß diejenige
die beſte Melanteria ſey, welche ſau-
ber und nette, fein dichte und ſchwefel-
gelbe ſey, und ſtracks ſchwartz werde, ſo
bald nur ein Tropfen Waſſer darauf
gefallen. Sori/ ſpricht er, ſey ſchwartz,
loͤchricht, und eines anziehenden Ge-
ſchmacks, rieche ſehr haͤßlich, und wer-
de ſehr viel in Egypten/ Libyen/
Spanien und Cypern gefunden. Pli-
nius dagegen meldet das Widerſpiel,
und ſaget, Chalcitis, Miſy, Sory und
Me-
Miſi, Melante-
ria und Sori.
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