Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
glauben dürfften, daß es dergleichenmineralischen Zinober gebe, aus dem [Spaltenumbruch] das Quecksilber natürlicher Weise ab- tropfte. Das acht und zwantzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom dem durch Kunst zubereitetem Zinober. DEr durch Kunst zubereitete Zi- Man soll diesen Zinober aussuchen, Der Gebrauch dieses Zinobers be- Auch wird dieser als ein Stein zu- Aller Zinober, so geriebener als un- Es setzen aber die Holländischen Das gantze Geheimnüß diesen Zino- Was den Vermillon betrifft, der- Wir bekommen aber zweyerley denen-
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
glauben duͤrfften, daß es dergleichenmineraliſchen Zinober gebe, aus dem [Spaltenumbruch] das Queckſilber natuͤrlicher Weiſe ab- tropfte. Das acht und zwantzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom dem durch Kunſt zubereitetem Zinober. DEr durch Kunſt zubereitete Zi- Man ſoll dieſen Zinober auſſuchen, Der Gebrauch dieſes Zinobers be- Auch wird dieſer als ein Stein zu- Aller Zinober, ſo geriebener als un- Es ſetzen aber die Hollaͤndiſchen Das gantze Geheimnuͤß dieſen Zino- Was den Vermillon betrifft, der- Wir bekommen aber zweyerley denen-
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Der Spezereyen und Materialien
glauben duͤrfften, daß es dergleichen
mineraliſchen Zinober gebe, aus dem
das Queckſilber natuͤrlicher Weiſe ab-
tropfte.
Das acht und zwantzigſte Capitel.
Vom dem durch Kunſt zubereitetem Zinober.
DEr durch Kunſt zubereitete Zi-
nober iſt ein Gemenge von Queck-
ſilber und Schwefel, welches hernach-
mahls ſublimiret und zu einem Steine
gemachet worden iſt, auf die Art,
wie wir es zu ſehen bekommen. Jn
Holland iſt wegen Feuersgefahr und
des Schwefelsgeſtanck halber nach-
druͤcklich verboten worden, dergleichen
Zinober in den Staͤdten zu machen: er
wird dannenhero alleine auf den Doͤrf-
fern gemacht.
Man ſoll dieſen Zinober auſſuchen,
welcher feine ſchoͤne Spitzen oder Stri-
che hat, anbey ſo hoch als moͤglich, an der
Farbe iſt.
Der Gebrauch dieſes Zinobers be-
ſtehet, wie bereits erinnert, darinne,
daß diejenigen, welche ein reines und
ſauberes Queckſilber verlangen, ſowohl
zur Mercurial Panacee, als auch zu al-
lerhand anderer Arbeit, dazu der revi-
vificirte Mercurius aus dem Zinober
erfodert wird, daſſelbe daraus bereiten
koͤnnen.
Auch wird dieſer als ein Stein zu-
gerichtete Zinober einiger maſſen von
den Mahlern gebraucht, wenn ſie ihn
zuvorher abgerieben, alldieweil er ein
weit lebhafter Roth giebet, denn derje-
nige, welcher bereits gerieben aus Hol-
land kommt; doch iſt diß das verdruͤß-
lichſte, daß es ſo groſſe Muͤhe ſetzt, bis
er wiederum trucken worden. Er hat
desgleichen bey der Artzney ſeinen Nu-
tzen, und wird nicht nur zum raͤuchern,
ſondern auch zu andern aͤuſſerlichen
und innerlichen Artzneyen gebrauchet.
Nichts deſtominder aber will ich ſagen,
daß der Zinober faſt gar nicht innerlich
gebrauchet werde, es ſey denn fuͤr die
Pferde, um die alſo genannten Zinober-
pillen daraus zu machen.
Aller Zinober, ſo geriebener als un-
geriebener, kommt aus Holland/ und
iſt zu verwundern, daß diejenigen, die
ihn machen, Stuͤcken zu drey bis vier
hundert Pfunden bereiten koͤnnen; und
dieſes ohne ſonderbare Muͤhe, denn ſie
ſetzen fuͤnff und zwantzig Pfund Ma-
terie, das iſt, Queckſilber und Schwefel
ein, und wenn ſie dieſe aufgetrieben
oder ſublimiret, ſetzen ſie aufs neue fuͤnff
und zwantzig Pfund ein, und fahren
alſo fort, bis das Gefaͤß voll worden;
und eben darum iſt auch der wie ein
Stein bereitete Zinober, den wir zu
ſehen bekommen, ſtets Schicht- oder
Bettweiſe anzuſehen.
Woher es
komme/ daß
der Zinober
ſchichtweis
auf einander
liegt.
Es ſetzen aber die Hollaͤndiſchen
Bauern und andere, die den Zinober be-
reiten, insgemein 100. Pfund Schwe-
fel auf 300. Pfund Mercur, und weil
ſie niemahls mehr als ohngefehr 25.
Pfund auf einmahl einſetzen, ſo haben
ſie einen ſonderlichen Stock, welcher zu
Verſtopfung des Loches, das oben im
Gefaͤß iſt, dienet, dennoch aber bis auf
den Boden hinab reicht: indem nun
allezeit, wenn 25. Pfund ſich ſublimi-
ret und aufgeſtiegen ſind, eine Haut
entſtehet, ſo zerſtoſſen ſie dieſelbige mit
dem gedachten Stocke, damit ſie andere
Materie eintragen, und zugleich zuſe-
hen moͤgen, ob das Gefaͤſſe voll ſey.
Das gantze Geheimnuͤß dieſen Zino-
ber zu bereiten, beſtehet eintzig und al-
lein in der Vermiſch- und Zurichtung
der Erde, daraus die Gefaͤſſe oder Toͤpfe
zur Zinoberbereitung verfertiget wer-
den: denn wenn ein ſolches Gefaͤß, we-
gen der Menge, die ſie darinne bereiten,
zerberſten ſolte, wuͤrde es ihnen groſſen
Schaden bringen, ja ſie ſtuͤnden in Ge-
fahr, alles mit einander zu verliehren.
Was den Vermillon betrifft, der-
ſelbe iſt nichts anders, als ſolcher wie
ein Stein zubereiteter Zinober, der
mit gemeinem Waſſer, oder aber mit
Seewaſſer abgerieben worden.
Wir bekommen aber zweyerley
Vermillon aus Holland, rothen und
blaſſen, welches iedoch alleine daher
kommt, daß er mehr oder weniger ge-
rieben worden: denn ie mehr er gerie-
ben iſt, ie feiner iſt er, ie blaͤſſer er iſt,
ie mehr wird er geachtet, ſonderlich von
denen-
Vermillon.
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