Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
auch ihre Blätter viel später hervor alsan andern Orten. Eine Anzeigung ists, daß man einen Wem etwas mehr vom Golde, Sil- Jhm sey nun wie ihm sey, man er- Ausser obberührte Beschaffenheiten, Das Quecksilber ist eine dermassen Die Eigenschaften des Quecksilbers Es ist ingleichen etwas recht ver- schon T t 2
Hauptbeſchreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
auch ihre Blaͤtter viel ſpaͤter hervor alsan andern Orten. Eine Anzeigung iſts, daß man einen Wem etwas mehr vom Golde, Sil- Jhm ſey nun wie ihm ſey, man er- Auſſer obberuͤhrte Beſchaffenheiten, Das Queckſilber iſt eine dermaſſen Die Eigenſchaften des Queckſilbers Es iſt ingleichen etwas recht ver- ſchon T t 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0481"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung dritter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="659"/> auch ihre Blaͤtter viel ſpaͤter hervor als<lb/> an andern Orten.</p><lb/> <p>Eine Anzeigung iſts, daß man einen<lb/> Queckſilbergang entdecken koͤnne, wenn<lb/> im Monat April und May, an beſon-<lb/> dern Orten, dicke Duͤnſte und Nebel<lb/> aufſteigen, welche aber wegen ihrer<lb/> Schwere nicht allzuhoch ſteigen: dan-<lb/> nenhero macht man ſich an ſolche Orte<lb/> und ſuchet das Metall, inſonderheit<lb/> aber, wenn ſie ohngefehr gegen Mitter-<lb/> nacht zu liegen, denn man glaͤubet, der<lb/> Stollen muͤſſe recht reich ſeyn. Auch<lb/> findet man um dieſe Gaͤnge viel Waſ-<lb/> ſer.</p><lb/> <p>Wem etwas mehr vom Golde, Sil-<lb/> ber und Queckſilber zu wiſſen beliebet,<lb/> der leſe den <hi rendition="#fr">Acoſta</hi> und den <hi rendition="#fr">Jndiani-<lb/> ſchen Mercur/</hi> darinnen iſt weitlaͤuff-<lb/> tig genug davon gehandelt.</p><lb/> <p>Jhm ſey nun wie ihm ſey, man er-<lb/> wehle nur das Queckſilber, welches<lb/> weiß, lauffend, rein und ſauber, wie<lb/> auch fein lebendig iſt, und ein ſchoͤnes<lb/> Waſſer hat: dagegen verwerffe man<lb/> dasjenige, welches, wenn es in ein ku-<lb/> pfern Gefaͤß, Wage oder anderes Ge-<lb/> ſchirr geſchuͤttet worden, bleyfarbicht<lb/> ſcheinet, das iſt, wenn es braun ſiehet,<lb/> und ſich als wie Fett dehnet und ziehet,<lb/> oder auch an den Fingern behangen<lb/> bleibt, wenn man es ruͤhret, und zu ei-<lb/> tel Kuͤgelgen wird: welches in Wahr-<lb/> heit nichts geringes iſt, indem das mei-<lb/> ſte Queckſilber von den Spiegelma-<lb/> chern, Goldarbeitern, Degenſchmie-<lb/> den, Vergoldern, und andern verthan<lb/> wird, deren Arbeit alle zu ſchanden ge-<lb/> hen duͤrffte, wenn nur ein eintzig Pfund<lb/> Bley unter ein <hi rendition="#aq">bouillon</hi> Queckſilber ge-<lb/> rathen, es ſey nun aus Zufall, oder aus<lb/> Schelmerey geſchehen.</p><lb/> <p>Auſſer obberuͤhrte Beſchaffenheiten,<lb/> die das Queckſilber haben muß, kan man<lb/> es auch probiren, wenn man nur ein<lb/> wenig davon in einen ſilbernen Loͤffel<lb/> ſchuͤttet, und uͤber dem Feuer verrau-<lb/> chen laͤßt; denn wenn ein gelber Flecken<lb/> zuruͤcke bleibt, iſt es ein Zeichen, daß er<lb/> recht natuͤrlich ſey: bleibt aber im Ge-<lb/> gentheil ein ſchwartzer Fleck, ſo iſt die-<lb/> ſes ein Merckmahl, daß es mit Bley<lb/> vermiſchet worden.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Queckſilber</hi> iſt eine dermaſſen<lb/> ſchwere Materie, daß, wie Furetiere da-<lb/><cb n="660"/> von meldet, ein Cubiſcher Fuß deſſel-<lb/> ben 947. Pfund waͤge, da doch ein ſol-<lb/> cher Fuß Waſſer aus der Seine nicht<lb/> mehr denn 70. Pfund betrage. Das<lb/> iſt ſoviel geſagt, ein Gefaͤß, das 35. Kan-<lb/> nen, Pariſer Maas, Waſſers aus der<lb/> Seine halten kan, kan auch 947. Pfund<lb/> Queckſilber faſſen. Jſt nun das Queck-<lb/> ſilber ſo uͤberaus ſchwer, ſo iſt es auch<lb/> nicht weniger ſtarck, ſintemahl ein ei-<lb/> ſern Gewichte von 50. Pfunden, wenn<lb/> es in ein <hi rendition="#aq">bouillon</hi> Queckſilber, welches<lb/> insgemein, wie es aus Holland koͤmt,<lb/> 160. bis 180. Pfund ſchwer iſt, geleget<lb/> wird, nicht tieffer darein ſincket, als ei-<lb/> ne Untze, die man drein geleget. Wel-<lb/> ches ich nicht geglaubet, wenn ich es<lb/> nicht ſelbſt verſucht haͤtte.</p><lb/> <p>Die Eigenſchaften des Queckſilbers<lb/> betreffend, dieſelben ſind groͤſſer, denn<lb/> man ſich wohl einbilden ſolte; wie denn<lb/> etliche vorgeben, daß ein einig Quint-<lb/> lein Queckſilber eben ſo groſſe Kraft ha-<lb/> be, als wenn man es in groſſer Men-<lb/> ge nehmen lieſſe; und wenn es ja zu-<lb/> weilen in groſſer <hi rendition="#aq">doſi</hi> verordnet wuͤrde,<lb/> ſonderlich in der Colica, welche die<lb/> Darmverwickelung oder <hi rendition="#aq">Miſerere mei</hi><lb/> genennt wird, geſchehe ſolches doch blos<lb/> darum, damit es deſto geſchwinder<lb/> durchgehen, und die Gedaͤrme, durch<lb/> ſein groſſes Gewichte, aus einander<lb/> bringen moͤge.</p><lb/> <p>Es iſt ingleichen etwas recht ver-<lb/> wunderliches, daß man den <hi rendition="#fr">Mercur</hi><lb/> allezeit ſeine vorige Geſtalt, und zwar<lb/> ohne ſonderlichen Verluſt und Abgang,<lb/> wiedergeben kan, man mag ihn auch<lb/> verſtellet haben, wie man nur wolle.<lb/> Der Daͤniſche Chymicus <hi rendition="#fr">Borrichius</hi><lb/> gedencket in ſeiner Chymie, daß der<lb/><hi rendition="#fr">Mercur/</hi> welchen er ein gantzes Jahr<lb/> hindurch gemartert, und auf vielerley<lb/> Weiſe verkehret haͤtte, dennoch ſeine<lb/> erſtere Geſtalt, vermittelſt des Wein-<lb/> ſteinſaltzes, mitten in den Flammen,<lb/> wiederum angenommen. 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Hauptbeſchreibung dritter Theil.
auch ihre Blaͤtter viel ſpaͤter hervor als
an andern Orten.
Eine Anzeigung iſts, daß man einen
Queckſilbergang entdecken koͤnne, wenn
im Monat April und May, an beſon-
dern Orten, dicke Duͤnſte und Nebel
aufſteigen, welche aber wegen ihrer
Schwere nicht allzuhoch ſteigen: dan-
nenhero macht man ſich an ſolche Orte
und ſuchet das Metall, inſonderheit
aber, wenn ſie ohngefehr gegen Mitter-
nacht zu liegen, denn man glaͤubet, der
Stollen muͤſſe recht reich ſeyn. Auch
findet man um dieſe Gaͤnge viel Waſ-
ſer.
Wem etwas mehr vom Golde, Sil-
ber und Queckſilber zu wiſſen beliebet,
der leſe den Acoſta und den Jndiani-
ſchen Mercur/ darinnen iſt weitlaͤuff-
tig genug davon gehandelt.
Jhm ſey nun wie ihm ſey, man er-
wehle nur das Queckſilber, welches
weiß, lauffend, rein und ſauber, wie
auch fein lebendig iſt, und ein ſchoͤnes
Waſſer hat: dagegen verwerffe man
dasjenige, welches, wenn es in ein ku-
pfern Gefaͤß, Wage oder anderes Ge-
ſchirr geſchuͤttet worden, bleyfarbicht
ſcheinet, das iſt, wenn es braun ſiehet,
und ſich als wie Fett dehnet und ziehet,
oder auch an den Fingern behangen
bleibt, wenn man es ruͤhret, und zu ei-
tel Kuͤgelgen wird: welches in Wahr-
heit nichts geringes iſt, indem das mei-
ſte Queckſilber von den Spiegelma-
chern, Goldarbeitern, Degenſchmie-
den, Vergoldern, und andern verthan
wird, deren Arbeit alle zu ſchanden ge-
hen duͤrffte, wenn nur ein eintzig Pfund
Bley unter ein bouillon Queckſilber ge-
rathen, es ſey nun aus Zufall, oder aus
Schelmerey geſchehen.
Auſſer obberuͤhrte Beſchaffenheiten,
die das Queckſilber haben muß, kan man
es auch probiren, wenn man nur ein
wenig davon in einen ſilbernen Loͤffel
ſchuͤttet, und uͤber dem Feuer verrau-
chen laͤßt; denn wenn ein gelber Flecken
zuruͤcke bleibt, iſt es ein Zeichen, daß er
recht natuͤrlich ſey: bleibt aber im Ge-
gentheil ein ſchwartzer Fleck, ſo iſt die-
ſes ein Merckmahl, daß es mit Bley
vermiſchet worden.
Das Queckſilber iſt eine dermaſſen
ſchwere Materie, daß, wie Furetiere da-
von meldet, ein Cubiſcher Fuß deſſel-
ben 947. Pfund waͤge, da doch ein ſol-
cher Fuß Waſſer aus der Seine nicht
mehr denn 70. Pfund betrage. Das
iſt ſoviel geſagt, ein Gefaͤß, das 35. Kan-
nen, Pariſer Maas, Waſſers aus der
Seine halten kan, kan auch 947. Pfund
Queckſilber faſſen. Jſt nun das Queck-
ſilber ſo uͤberaus ſchwer, ſo iſt es auch
nicht weniger ſtarck, ſintemahl ein ei-
ſern Gewichte von 50. Pfunden, wenn
es in ein bouillon Queckſilber, welches
insgemein, wie es aus Holland koͤmt,
160. bis 180. Pfund ſchwer iſt, geleget
wird, nicht tieffer darein ſincket, als ei-
ne Untze, die man drein geleget. Wel-
ches ich nicht geglaubet, wenn ich es
nicht ſelbſt verſucht haͤtte.
Die Eigenſchaften des Queckſilbers
betreffend, dieſelben ſind groͤſſer, denn
man ſich wohl einbilden ſolte; wie denn
etliche vorgeben, daß ein einig Quint-
lein Queckſilber eben ſo groſſe Kraft ha-
be, als wenn man es in groſſer Men-
ge nehmen lieſſe; und wenn es ja zu-
weilen in groſſer doſi verordnet wuͤrde,
ſonderlich in der Colica, welche die
Darmverwickelung oder Miſerere mei
genennt wird, geſchehe ſolches doch blos
darum, damit es deſto geſchwinder
durchgehen, und die Gedaͤrme, durch
ſein groſſes Gewichte, aus einander
bringen moͤge.
Es iſt ingleichen etwas recht ver-
wunderliches, daß man den Mercur
allezeit ſeine vorige Geſtalt, und zwar
ohne ſonderlichen Verluſt und Abgang,
wiedergeben kan, man mag ihn auch
verſtellet haben, wie man nur wolle.
Der Daͤniſche Chymicus Borrichius
gedencket in ſeiner Chymie, daß der
Mercur/ welchen er ein gantzes Jahr
hindurch gemartert, und auf vielerley
Weiſe verkehret haͤtte, dennoch ſeine
erſtere Geſtalt, vermittelſt des Wein-
ſteinſaltzes, mitten in den Flammen,
wiederum angenommen. Weil dann
der Mercurius in allen Koͤnigreichen,
und beſonders in Franckreich/ ſo gar
haͤuffig verthan und verbrauchet wird,
dannenhero haben die Hollaͤnder den
Preiß aufs Pfund, um zwey Sols
Hollaͤndiſcher Wehrung, erhoͤhet, wel-
ches faſt drey Sols, nach unſerm Gel-
de, betraͤgt: weil auch dieſe Waare
ſchon
T t 2
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