UNter diesem Namen, wird nach dem erachten des Herrn Morin/ Do- ctors in der Medicin zu Montpellier, verstanden ein metallisches Mineral, welches mit Schwefel und Erde ver- menget: diese absorbire und verschlin- ge die metallischen Theilgen, welche sich ablösen, jener aber führe diejenigen Theilgen, welche, weil sie gar zu subtil und mercurialisch, und daher weniger fixe sind, sich leichtlich erheben und sub- limiren, mit sich hinweg, daß also nichts zurücke bleibe, als ein vitrificirtes, nichts nütziges corpus, welches auf Frantzö- sisch Letier genennet wird.
Ob nun gleich dieses unvollkommene Mineral im schmeltzen nichts nicht gie- bet, was man ihm auch für Fluß zusetzt, dennoch wird es von allen wahren Alchymisten aufs eifrigste aufgesuchet, und alle dem andern vorgezogen, dar- aus man die Metalle bringt/ und von ihrer etlichen, wiewohl nur improprie, auch Marcasita genennet wird; da sie es doch in der Wahrheit ist; denn weil die principia noch nicht so gar genau verbunden sind, ist es auch eben nicht zu schwer sie zu scheiden, und folglich zu ihren Verrichtungen anzuweisen und zu vermehren.
Dieser Ursach halber werffen sie die Bergleute zusammt dem Quartz hin- weg, welche doch um so viel besser ist, ie weniger Schwefel und Erde sie bey sich hat.
Man kan sich leichte einbilden, wenn ich sage, daß ein iedes Metall seine Mar- casit habe, daß diese gleichsam desselben Samen sey, wie auch daß sie um so viel weiter von der eigentlichen Benen- nung der Marcasite entfernet sey, oder um soviel weniger diesen Namen ver- diene, ie mehr sie fermentire und gleich- sam jähre, und der Vollkommenheit des Metalles gleich komme.
Nichts desto minder aber dienet zu mercken, daß wir gemeiniglich mehr nicht als drey Sorten Marcasit zu verkauffen pflegen, nämlich, Gold- Silber- und Kupfer Marcasit. Die Gold-Marcasit sieht insgemein wie kleine runde Kugeln, ist sehr schwer, und [Spaltenumbruch]
läßt sich nicht leichtlich zerbrechen. Die Silber-Marcasit siehet schier eben al- so aus, nur daß sie nicht so sehr gefärbet ist. Die Kupfer-Marcasit ist rund, lang, und mehrmahls höckricht, in Grös- se eines Ballens. Diese Marcasit ist zwar sehr harte, wenn man sie aber an einem feuchten Orte liegen läßt, so durchtringt und durchzieht sie die Nässe, und verwandelt sie in eitel Vitriol; daß demnach nichts draus wird.
Wenn man die Kupfer-Marcasit in Stücken bricht, es sey nun die runde, a rognon, auf Frantzösisch, oder die lange a boudin, benamset, so sieht sie in- wendig goldgelbe und als wie lauter Nadeln und Spitzen, die gleichsam eine Sonne vorbilden. Dieses wären also die Beschreibungen derer drey Marca- siten, welche man insgemein gebrau- chet: denn was die andern betrifft, die Eisen-Zinn- und Bley-Marcasit, von denen habe ich noch nichts eigentliches erfahren können. Doch giebet es et- liche, welche vorgeben, der Magnet sey die Eisenmarcasit, der Bißmuth des Zinns, und der Zinck des Bleyes: an- dere aber sagen, daß Zinn und Bley einerley, und nur an der Farbe von ein- ander unterschieden wären, und grün- den sich darauf, daß die Alten das Zinn weisses Bley, und das Bley schwartzes Bley genennet. Also gebe es nur zweyerley Marcasit; welcher Mei- nung ich bey nahe beypflichten wolte, indem mir unmöglich gefallen, eine Zinnmarcasit zu finden, wie ich auch unten erinnern werde. Wieder an- dere, zum Exempel, Furetiere, geben vor, die Eisenmarcasit diene zu Vergla- sürung der töpfernen Gefässe, worin- nen er aber fehlet: denn die Materie, damit die Töpfe glasüret werden, nen- nen wir plumbum minerale oder Alqui- foux, und zwar mit Rechte, alldieweil aus diesem das Mullenbley gemacht wird, und es folglich Bleyertz, und kei- ne Marcasita ist.
Auch ist zu mercken, daß ich zwar wohl gesaget habe, es würden nur dreyerley Arten Marcasit von uns ver- kauffet; alleine, es sind wenig recht-
schaf-
Der Spezereyen und Materialien
Das ſechſte Capitel. Von der Marcaſit.
[Spaltenumbruch]
UNter dieſem Namen, wird nach dem erachten des Herrn Morin/ Do- ctors in der Medicin zu Montpellier, verſtanden ein metalliſches Mineral, welches mit Schwefel und Erde ver- menget: dieſe abſorbire und verſchlin- ge die metalliſchen Theilgen, welche ſich abloͤſen, jener aber fuͤhre diejenigen Theilgen, welche, weil ſie gar zu ſubtil und mercurialiſch, und daher weniger fixe ſind, ſich leichtlich erheben und ſub- limiren, mit ſich hinweg, daß alſo nichts zuruͤcke bleibe, als ein vitrificirtes, nichts nuͤtziges corpus, welches auf Frantzoͤ- ſiſch Letier genennet wird.
Ob nun gleich dieſes unvollkommene Mineral im ſchmeltzen nichts nicht gie- bet, was man ihm auch fuͤr Fluß zuſetzt, dennoch wird es von allen wahren Alchymiſten aufs eifrigſte aufgeſuchet, und alle dem andern vorgezogen, dar- aus man die Metalle bringt/ und von ihrer etlichen, wiewohl nur improprie, auch Marcaſita genennet wird; da ſie es doch in der Wahrheit iſt; denn weil die principia noch nicht ſo gar genau verbunden ſind, iſt es auch eben nicht zu ſchwer ſie zu ſcheiden, und folglich zu ihren Verrichtungen anzuweiſen und zu vermehren.
Dieſer Urſach halber werffen ſie die Bergleute zuſammt dem Quartz hin- weg, welche doch um ſo viel beſſer iſt, ie weniger Schwefel und Erde ſie bey ſich hat.
Man kan ſich leichte einbilden, wenn ich ſage, daß ein iedes Metall ſeine Mar- caſit habe, daß dieſe gleichſam deſſelben Samen ſey, wie auch daß ſie um ſo viel weiter von der eigentlichen Benen- nung der Marcaſite entfernet ſey, oder um ſoviel weniger dieſen Namen ver- diene, ie mehr ſie fermentire und gleich- ſam jaͤhre, und der Vollkommenheit des Metalles gleich komme.
Nichts deſto minder aber dienet zu mercken, daß wir gemeiniglich mehr nicht als drey Sorten Marcaſit zu verkauffen pflegen, naͤmlich, Gold- Silber- und Kupfer Marcaſit. Die Gold-Marcaſit ſieht insgemein wie kleine runde Kugeln, iſt ſehr ſchwer, und [Spaltenumbruch]
laͤßt ſich nicht leichtlich zerbrechen. Die Silber-Marcaſit ſiehet ſchier eben al- ſo aus, nur daß ſie nicht ſo ſehr gefaͤrbet iſt. Die Kupfer-Marcaſit iſt rund, lang, und mehrmahls hoͤckricht, in Groͤſ- ſe eines Ballens. Dieſe Marcaſit iſt zwar ſehr harte, wenn man ſie aber an einem feuchten Orte liegen laͤßt, ſo durchtringt und durchzieht ſie die Naͤſſe, und verwandelt ſie in eitel Vitriol; daß demnach nichts draus wird.
Wenn man die Kupfer-Marcaſit in Stuͤcken bricht, es ſey nun die runde, à rognon, auf Frantzoͤſiſch, oder die lange à boudin, benamſet, ſo ſieht ſie in- wendig goldgelbe und als wie lauter Nadeln und Spitzen, die gleichſam eine Sonne vorbilden. Dieſes waͤren alſo die Beſchreibungen derer drey Marca- ſiten, welche man insgemein gebrau- chet: denn was die andern betrifft, die Eiſen-Zinn- und Bley-Marcaſit, von denen habe ich noch nichts eigentliches erfahren koͤnnen. Doch giebet es et- liche, welche vorgeben, der Magnet ſey die Eiſenmarcaſit, der Bißmuth des Zinns, und der Zinck des Bleyes: an- dere aber ſagen, daß Zinn und Bley einerley, und nur an der Farbe von ein- ander unterſchieden waͤren, und gruͤn- den ſich darauf, daß die Alten das Zinn weiſſes Bley, und das Bley ſchwartzes Bley genennet. Alſo gebe es nur zweyerley Marcaſit; welcher Mei- nung ich bey nahe beypflichten wolte, indem mir unmoͤglich gefallen, eine Zinnmarcaſit zu finden, wie ich auch unten erinnern werde. Wieder an- dere, zum Exempel, Furetiere, geben vor, die Eiſenmarcaſit diene zu Vergla- ſuͤrung der toͤpfernen Gefaͤſſe, worin- nen er aber fehlet: denn die Materie, damit die Toͤpfe glaſuͤret werden, nen- nen wir plumbum minerale oder Alqui- foux, und zwar mit Rechte, alldieweil aus dieſem das Mullenbley gemacht wird, und es folglich Bleyertz, und kei- ne Marcaſita iſt.
Auch iſt zu mercken, daß ich zwar wohl geſaget habe, es wuͤrden nur dreyerley Arten Marcaſit von uns ver- kauffet; alleine, es ſind wenig recht-
ſchaf-
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[0472]
Der Spezereyen und Materialien
Das ſechſte Capitel.
Von der Marcaſit.
UNter dieſem Namen, wird nach dem
erachten des Herrn Morin/ Do-
ctors in der Medicin zu Montpellier,
verſtanden ein metalliſches Mineral,
welches mit Schwefel und Erde ver-
menget: dieſe abſorbire und verſchlin-
ge die metalliſchen Theilgen, welche ſich
abloͤſen, jener aber fuͤhre diejenigen
Theilgen, welche, weil ſie gar zu ſubtil
und mercurialiſch, und daher weniger
fixe ſind, ſich leichtlich erheben und ſub-
limiren, mit ſich hinweg, daß alſo nichts
zuruͤcke bleibe, als ein vitrificirtes, nichts
nuͤtziges corpus, welches auf Frantzoͤ-
ſiſch Letier genennet wird.
Letier.
Ob nun gleich dieſes unvollkommene
Mineral im ſchmeltzen nichts nicht gie-
bet, was man ihm auch fuͤr Fluß zuſetzt,
dennoch wird es von allen wahren
Alchymiſten aufs eifrigſte aufgeſuchet,
und alle dem andern vorgezogen, dar-
aus man die Metalle bringt/ und von
ihrer etlichen, wiewohl nur improprie,
auch Marcaſita genennet wird; da ſie
es doch in der Wahrheit iſt; denn weil
die principia noch nicht ſo gar genau
verbunden ſind, iſt es auch eben nicht
zu ſchwer ſie zu ſcheiden, und folglich zu
ihren Verrichtungen anzuweiſen und
zu vermehren.
Dieſer Urſach halber werffen ſie die
Bergleute zuſammt dem Quartz hin-
weg, welche doch um ſo viel beſſer iſt,
ie weniger Schwefel und Erde ſie bey
ſich hat.
Man kan ſich leichte einbilden, wenn
ich ſage, daß ein iedes Metall ſeine Mar-
caſit habe, daß dieſe gleichſam deſſelben
Samen ſey, wie auch daß ſie um ſo viel
weiter von der eigentlichen Benen-
nung der Marcaſite entfernet ſey, oder
um ſoviel weniger dieſen Namen ver-
diene, ie mehr ſie fermentire und gleich-
ſam jaͤhre, und der Vollkommenheit
des Metalles gleich komme.
Nichts deſto minder aber dienet zu
mercken, daß wir gemeiniglich mehr
nicht als drey Sorten Marcaſit zu
verkauffen pflegen, naͤmlich, Gold-
Silber- und Kupfer Marcaſit. Die
Gold-Marcaſit ſieht insgemein wie
kleine runde Kugeln, iſt ſehr ſchwer, und
laͤßt ſich nicht leichtlich zerbrechen. Die
Silber-Marcaſit ſiehet ſchier eben al-
ſo aus, nur daß ſie nicht ſo ſehr gefaͤrbet
iſt. Die Kupfer-Marcaſit iſt rund,
lang, und mehrmahls hoͤckricht, in Groͤſ-
ſe eines Ballens. Dieſe Marcaſit iſt
zwar ſehr harte, wenn man ſie aber an
einem feuchten Orte liegen laͤßt, ſo
durchtringt und durchzieht ſie die Naͤſſe,
und verwandelt ſie in eitel Vitriol; daß
demnach nichts draus wird.
Wenn man die Kupfer-Marcaſit
in Stuͤcken bricht, es ſey nun die runde,
à rognon, auf Frantzoͤſiſch, oder die
lange à boudin, benamſet, ſo ſieht ſie in-
wendig goldgelbe und als wie lauter
Nadeln und Spitzen, die gleichſam eine
Sonne vorbilden. Dieſes waͤren alſo
die Beſchreibungen derer drey Marca-
ſiten, welche man insgemein gebrau-
chet: denn was die andern betrifft, die
Eiſen-Zinn- und Bley-Marcaſit, von
denen habe ich noch nichts eigentliches
erfahren koͤnnen. Doch giebet es et-
liche, welche vorgeben, der Magnet ſey
die Eiſenmarcaſit, der Bißmuth des
Zinns, und der Zinck des Bleyes: an-
dere aber ſagen, daß Zinn und Bley
einerley, und nur an der Farbe von ein-
ander unterſchieden waͤren, und gruͤn-
den ſich darauf, daß die Alten das Zinn
weiſſes Bley, und das Bley ſchwartzes
Bley genennet. Alſo gebe es nur
zweyerley Marcaſit; welcher Mei-
nung ich bey nahe beypflichten wolte,
indem mir unmoͤglich gefallen, eine
Zinnmarcaſit zu finden, wie ich auch
unten erinnern werde. Wieder an-
dere, zum Exempel, Furetiere, geben
vor, die Eiſenmarcaſit diene zu Vergla-
ſuͤrung der toͤpfernen Gefaͤſſe, worin-
nen er aber fehlet: denn die Materie,
damit die Toͤpfe glaſuͤret werden, nen-
nen wir plumbum minerale oder Alqui-
foux, und zwar mit Rechte, alldieweil
aus dieſem das Mullenbley gemacht
wird, und es folglich Bleyertz, und kei-
ne Marcaſita iſt.
Auch iſt zu mercken, daß ich zwar
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dreyerley Arten Marcaſit von uns ver-
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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/472>, abgerufen am 23.02.2025.
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