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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] weiß oder bräunlicht sehen, und insge-
meine kleiner sind denn der andern.
Beyderley Geschlecht sind in der Mit-
telländischen See
gar sehr gemeine,
wie ich dann ihrer selbst auf dem San-
de bey den Hieres-Jnseln und am
Strande bey Martigues in Proven-
ce,
desgleichen in Languedoc/ an der
Küste von Peraut und Cete aufgele-
sen. So findet man auch noch eine
Gattung Solen an der Küste der Nor-
mandie,
deren weisse Schalen sich auf
Purpur ziehen; sind aber weit dicker,
als die in der Mittelsee, sieben Zoll
lang, und über einen breit.

Wir verkauffen auch über ober-
wehnte Schneckenschalen, ingleichen
Calcinirte
Austerscha-
len.
calcinirte und zu Küchlein gemachte
Austerschalen: doch ist bey diesen tro-
chiscis
zu mercken, daß man sie nicht
kan gantz erhalten, sondern sie zerfal-
len als wie Kalch. Die also gebrann-
ten Austerschalen geben einen guten
Kalch, wie denn die Holländer sich
keines andern bedienen. Ettmüller
ein Teutscher Medicus, gedenckt in sei-
nem Buche von Thieren pag. 400. daß
die gebrennten Austern sehr gut wären
die Pestbeulen zu heilen, wenn sie dar-
auf geleget würden: auch sagt er, daß
man sich des Fisches dazu bedienen
[Spaltenumbruch] könne. Noch hat er angemercket, daß
man sich ihrer an statt der Perlen ge-
brauchen könte, welches ich aber nicht
gut sprechen kan; nicht zwar darum,
als ob sie nicht eben solche Kraft haben
könten, sondern, weil zwischen dem
Werthe ein so gar grosser Unterschied
ist. Derowegen soll man auch weder
von diesen, noch von den andern allen,
niemahls eines für das andere geben,
ob sie schon einerley Kraft und Preiß
hätten, denn es gebühret den Kauff-
leuten nicht eines an statt des andern
zu geben. Sonsten giebt es auch noch
über obgedachte Schneckenschalen viele
andere mehr, davon ich aber nichts
vermelden will. Erstlich, weil sie nicht
im Gebrauch: vors andere, weil ich sie
nicht kenne: und zum dritten, weil der
Herr Tournefort/ der eine vollkom-
mene Wissenschaft dieser edlen und an-
genehmen Curiosität besitzet, in kurtzen
genaue Kenntnüß derselben heraus zu
geben willens ist, welches ihm auch
um so viel leichter seyn wird, weil er sie
nicht alleine sehr wohl kennet, sondern
auch ihrer eine ziemliche Anzahl, die
sich über 3000. Stück erstrecket, besitzet,
davon man gantz füglich sagen mag, daß
man in dieser grossen Anzahl Muscheln
die Augen der Natur bewundern kan.

Ende des Zweyten Theils
von Thieren.

[Ende Spaltensatz]


Der

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] weiß oder braͤunlicht ſehen, und insge-
meine kleiner ſind denn der andern.
Beyderley Geſchlecht ſind in der Mit-
tellaͤndiſchen See
gar ſehr gemeine,
wie ich dann ihrer ſelbſt auf dem San-
de bey den Hieres-Jnſeln und am
Strande bey Martigues in Proven-
ce,
desgleichen in Languedoc/ an der
Kuͤſte von Peraut und Cete aufgele-
ſen. So findet man auch noch eine
Gattung Solen an der Kuͤſte der Nor-
mandie,
deren weiſſe Schalen ſich auf
Purpur ziehen; ſind aber weit dicker,
als die in der Mittelſee, ſieben Zoll
lang, und uͤber einen breit.

Wir verkauffen auch uͤber ober-
wehnte Schneckenſchalen, ingleichen
Calcinirte
Auſterſcha-
len.
calcinirte und zu Kuͤchlein gemachte
Auſterſchalen: doch iſt bey dieſen tro-
chiſcis
zu mercken, daß man ſie nicht
kan gantz erhalten, ſondern ſie zerfal-
len als wie Kalch. Die alſo gebrann-
ten Auſterſchalen geben einen guten
Kalch, wie denn die Hollaͤnder ſich
keines andern bedienen. Ettmuͤller
ein Teutſcher Medicus, gedenckt in ſei-
nem Buche von Thieren pag. 400. daß
die gebrennten Auſtern ſehr gut waͤren
die Peſtbeulen zu heilen, wenn ſie dar-
auf geleget wuͤrden: auch ſagt er, daß
man ſich des Fiſches dazu bedienen
[Spaltenumbruch] koͤnne. Noch hat er angemercket, daß
man ſich ihrer an ſtatt der Perlen ge-
brauchen koͤnte, welches ich aber nicht
gut ſprechen kan; nicht zwar darum,
als ob ſie nicht eben ſolche Kraft haben
koͤnten, ſondern, weil zwiſchen dem
Werthe ein ſo gar groſſer Unterſchied
iſt. Derowegen ſoll man auch weder
von dieſen, noch von den andern allen,
niemahls eines fuͤr das andere geben,
ob ſie ſchon einerley Kraft und Preiß
haͤtten, denn es gebuͤhret den Kauff-
leuten nicht eines an ſtatt des andern
zu geben. Sonſten giebt es auch noch
uͤber obgedachte Schneckenſchalen viele
andere mehr, davon ich aber nichts
vermelden will. Erſtlich, weil ſie nicht
im Gebrauch: vors andere, weil ich ſie
nicht kenne: und zum dritten, weil der
Herr Tournefort/ der eine vollkom-
mene Wiſſenſchaft dieſer edlen und an-
genehmen Curioſitaͤt beſitzet, in kurtzen
genaue Kenntnuͤß derſelben heraus zu
geben willens iſt, welches ihm auch
um ſo viel leichter ſeyn wird, weil er ſie
nicht alleine ſehr wohl kennet, ſondern
auch ihrer eine ziemliche Anzahl, die
ſich uͤber 3000. Stuͤck erſtrecket, beſitzet,
davon man gantz fuͤglich ſagen mag, daß
man in dieſer groſſen Anzahl Muſcheln
die Augen der Natur bewundern kan.

Ende des Zweyten Theils
von Thieren.

[Ende Spaltensatz]


Der
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[0468] Der Spezereyen und Materialien weiß oder braͤunlicht ſehen, und insge- meine kleiner ſind denn der andern. Beyderley Geſchlecht ſind in der Mit- tellaͤndiſchen See gar ſehr gemeine, wie ich dann ihrer ſelbſt auf dem San- de bey den Hieres-Jnſeln und am Strande bey Martigues in Proven- ce, desgleichen in Languedoc/ an der Kuͤſte von Peraut und Cete aufgele- ſen. So findet man auch noch eine Gattung Solen an der Kuͤſte der Nor- mandie, deren weiſſe Schalen ſich auf Purpur ziehen; ſind aber weit dicker, als die in der Mittelſee, ſieben Zoll lang, und uͤber einen breit. Wir verkauffen auch uͤber ober- wehnte Schneckenſchalen, ingleichen calcinirte und zu Kuͤchlein gemachte Auſterſchalen: doch iſt bey dieſen tro- chiſcis zu mercken, daß man ſie nicht kan gantz erhalten, ſondern ſie zerfal- len als wie Kalch. Die alſo gebrann- ten Auſterſchalen geben einen guten Kalch, wie denn die Hollaͤnder ſich keines andern bedienen. Ettmuͤller ein Teutſcher Medicus, gedenckt in ſei- nem Buche von Thieren pag. 400. daß die gebrennten Auſtern ſehr gut waͤren die Peſtbeulen zu heilen, wenn ſie dar- auf geleget wuͤrden: auch ſagt er, daß man ſich des Fiſches dazu bedienen koͤnne. Noch hat er angemercket, daß man ſich ihrer an ſtatt der Perlen ge- brauchen koͤnte, welches ich aber nicht gut ſprechen kan; nicht zwar darum, als ob ſie nicht eben ſolche Kraft haben koͤnten, ſondern, weil zwiſchen dem Werthe ein ſo gar groſſer Unterſchied iſt. Derowegen ſoll man auch weder von dieſen, noch von den andern allen, niemahls eines fuͤr das andere geben, ob ſie ſchon einerley Kraft und Preiß haͤtten, denn es gebuͤhret den Kauff- leuten nicht eines an ſtatt des andern zu geben. Sonſten giebt es auch noch uͤber obgedachte Schneckenſchalen viele andere mehr, davon ich aber nichts vermelden will. Erſtlich, weil ſie nicht im Gebrauch: vors andere, weil ich ſie nicht kenne: und zum dritten, weil der Herr Tournefort/ der eine vollkom- mene Wiſſenſchaft dieſer edlen und an- genehmen Curioſitaͤt beſitzet, in kurtzen genaue Kenntnuͤß derſelben heraus zu geben willens iſt, welches ihm auch um ſo viel leichter ſeyn wird, weil er ſie nicht alleine ſehr wohl kennet, ſondern auch ihrer eine ziemliche Anzahl, die ſich uͤber 3000. Stuͤck erſtrecket, beſitzet, davon man gantz fuͤglich ſagen mag, daß man in dieſer groſſen Anzahl Muſcheln die Augen der Natur bewundern kan. Calcinirte Auſterſcha- len. Ende des Zweyten Theils von Thieren. Der

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/468>, abgerufen am 25.11.2024.