Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereien und Materialien [Spaltenumbruch]
nig Darius zu Felde gezogen, dasselbemit nach Hause gebracht, und nach sei- nem Vaterlande, Meden, genennet. Dieses Kraut ist in Languedoc, Es bestockt sich, und mehrt sich sehr Die Lucerne kriecht nicht auf der Die Pferde, Rindvieh und Esel lieben Wann man den Samen davon samm- Das neunzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von Schafmüllen. AGnus castus, Schafmüllen/ dem et- Dieses Gewächs wird darum Vitex ge- sind,
Der Spezereien und Materialien [Spaltenumbruch]
nig Darius zu Felde gezogen, daſſelbemit nach Hauſe gebracht, und nach ſei- nem Vaterlande, Meden, genennet. Dieſes Kraut iſt in Languedoc, Es beſtockt ſich, und mehrt ſich ſehr Die Lucerne kriecht nicht auf der Die Pferde, Rindvieh und Eſel lieben Wann man den Samen davon ſam̃- Das neunzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von Schafmuͤllen. AGnus caſtus, Schafmuͤllen/ dem et- Dieſes Gewaͤchs wird darum Vitex ge- ſind,
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Woruͤber ſich niemand<lb/> verwundern darf, weil dieſes Kraut,<lb/> indem es eine gerade, ziemlich dicke und<lb/> Ellen lange Wurtzel hat, dazu auch<lb/> im Winter nicht vergehet, weit mehr<lb/> Nahrung, denn mehrentheils andere<lb/> Kraͤuter, aus der Erde ziehen kan.</p><lb/> <p>Es beſtockt ſich, und mehrt ſich ſehr<lb/> haͤuffig, bevoraus in warmen Laͤndern,<lb/> daher es auch, wenn es einmahl geſaͤet<lb/> worden, viel Jahre dauert, iedoch muß es<lb/> zu weilen geduͤnget, und bey heiſſem<lb/> Wetter befeuchtet werden.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Lucerne</hi> kriecht nicht auf der<lb/> Erde herumb, gleich wie der Klee, ſon-<lb/> dern hat einen runden, dick- und ſtarcken<lb/> geraden Stengel, mit vielen Aeſten, be-<lb/> voraus nach der Spitze zu; und dieſe<lb/> Aeſte ſind mit vielen Blaͤttern, deren<lb/> immer drey und drey beyſammen ſte-<lb/> hen, beſetzt. Das gantze Gewaͤchſe aber<lb/> iſt gemeiniglich anderthalben, biswei-<lb/> len auch zwey Fuß hoch. 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Weil demnach das<lb/> Heu zu nichte wird, auch zu beſorgen<lb/> ſtehet, daß der geringſte Wind den Sa-<lb/> men verſtreuen moͤchte, deswegen laͤßt<lb/> man dieſen Samen gar ſelten reiff wer-<lb/> den, welches denn verurſachet, daß er<lb/> ſo theuer iſt.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das neunzehende Capitel.<lb/> Von Schafmuͤllen.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">A</hi>Gnus caſtus,</hi><hi rendition="#fr">Schafmuͤllen/</hi> dem et-<lb/> liche den Namen <hi rendition="#aq">Vitex</hi> gegeben, iſt ein<lb/> Gewaͤchs, welches in Geſtalt eines klei-<lb/> nen Baͤumleins, langs an den Fluͤſſen<lb/> waͤchſt, wiewohl es auch in den Gaͤrten<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 21.</note>zu finden. Seine Bluͤte gleichet der Oli-<lb/> ven-Bluͤte, ausgenommen, daß ſie etwas<lb/> laͤnger iſt. 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Der Spezereien und Materialien
nig Darius zu Felde gezogen, daſſelbe
mit nach Hauſe gebracht, und nach ſei-
nem Vaterlande, Meden, genennet.
Dieſes Kraut iſt in Languedoc,
Provence, und Dauphine, gantz ge-
meine: am haͤuffigſten aber waͤchſt es
langs der Rhone, wie auch in Nor-
mandie, von wannen faſt alles, was
wir in Paris verthun, gebracht wird.
Man ſaͤet es allda gemeiniglich in ein
gut und fett Land, welches von Zeit zu
Zeit kan gewaͤſſert werden; und wann es
dergeſtalt handthieret wird, ſo mag mans
bey ſchoͤnem Wetter faſt alle Monat,
wenigſtens des Jahres fuͤnff oder ſechs
mahl abhauen. Woruͤber ſich niemand
verwundern darf, weil dieſes Kraut,
indem es eine gerade, ziemlich dicke und
Ellen lange Wurtzel hat, dazu auch
im Winter nicht vergehet, weit mehr
Nahrung, denn mehrentheils andere
Kraͤuter, aus der Erde ziehen kan.
Es beſtockt ſich, und mehrt ſich ſehr
haͤuffig, bevoraus in warmen Laͤndern,
daher es auch, wenn es einmahl geſaͤet
worden, viel Jahre dauert, iedoch muß es
zu weilen geduͤnget, und bey heiſſem
Wetter befeuchtet werden.
Die Lucerne kriecht nicht auf der
Erde herumb, gleich wie der Klee, ſon-
dern hat einen runden, dick- und ſtarcken
geraden Stengel, mit vielen Aeſten, be-
voraus nach der Spitze zu; und dieſe
Aeſte ſind mit vielen Blaͤttern, deren
immer drey und drey beyſammen ſte-
hen, beſetzt. Das gantze Gewaͤchſe aber
iſt gemeiniglich anderthalben, biswei-
len auch zwey Fuß hoch. Zwiſchen den
Blaͤttern kommen violbraune oder pur-
perfarbichte Blumen hervor, die ſchier
wie die Steinklee- oder andere Kleeblu-
men ſehen, und auf dieſe folgt der Sa-
men, wann man ihm ſo viel Zeit laͤſſet,
und nicht viel lieber das Heu, als den
Samen, zu ſammlen begehret. Dieſer
Samen iſt beynahe gantz rund, iedoch
ein wenig laͤnglicht und ſpitzig, ſieht blaß-
gelb, wenn er noch friſch iſt, wird aber
roͤthlicht, wenn er aͤlter wird, und end-
lich ſchier gantz braun. Er iſt ein we-
nig kleiner als der Kreſſenſamen, und
ſchmecket faſt alſo, ohne daß er nicht ſo
gar ſcharff iſt.
Die Pferde, Rindvieh und Eſel lieben
dieſes Kraut uͤberaus, inſonderheit,
wenn es noch gruͤne iſt, ja, wo man ſie
nicht davon triebe, wuͤrden ſie ſo lange
freſſen, biß ſie zerplatzten. Auch darff
man ihnen nicht zuviel auf einmahl vor-
werffen; denn obſchon das gedoͤrrte
Kraut gar gut maͤſtet, wuͤrde doch all-
zuviel ihnen hoͤchſtſchaͤdlich ſeyn.
Wann man den Samen davon ſam̃-
len will, ſo dann laͤßt man das Kraut
verbluͤhen, und hauet es nicht eher ab,
als bis es gantz zeitig wird: und hierzu
wird das erſte oder andere Kraut ge-
brauchet, welches aber dadurch verdir-
bet; denn wenn es einmahl gebluͤhet,
und der Samen reiff worden, verdirbt
das Heu nicht allein, ſondern es wird
auch, weil der Samen die beſte Saft
und Kraft daraus gezogen, uͤber die
maſſen hart, und verliert die Blaͤtter,
daß es auch das Vieh nicht freſſen mag,
dienet deshalben zu nichts, dann zur
Streu und Miſte. Weil demnach das
Heu zu nichte wird, auch zu beſorgen
ſtehet, daß der geringſte Wind den Sa-
men verſtreuen moͤchte, deswegen laͤßt
man dieſen Samen gar ſelten reiff wer-
den, welches denn verurſachet, daß er
ſo theuer iſt.
Das neunzehende Capitel.
Von Schafmuͤllen.
AGnus caſtus, Schafmuͤllen/ dem et-
liche den Namen Vitex gegeben, iſt ein
Gewaͤchs, welches in Geſtalt eines klei-
nen Baͤumleins, langs an den Fluͤſſen
waͤchſt, wiewohl es auch in den Gaͤrten
zu finden. Seine Bluͤte gleichet der Oli-
ven-Bluͤte, ausgenommen, daß ſie etwas
laͤnger iſt. Der Stamm und die uͤbri-
gen Aeſte, welche holtzicht ſind, zerthei-
len ſich in viel lange, duͤnne und ſchwan-
cke Reiſer, worauf zu gehoͤriger Zeit,
Blaͤtter, Blumen und Samen durch
einander wachſen. Der Samen erſchei-
net anfangs weiß, wird aber nach und
nach roͤthlicht. Dieſe kleinen Koͤrner
nennen etliche kleinen oder wilden
Pfeffer/ weil ſie faſt eben ſo rund ſind,
und dem Pfeffer ziemlich aͤhnlich ſehen,
der Geſchmack ingleichen etwas ſcharff
und aromatiſch iſt.
Siehe Fig. 21.
Dieſes Gewaͤchs wird darum Vitex ge-
nannt, weil ſeine Zweige eben ſo ſchwanck
ſind,
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