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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereien und Materialien
[Spaltenumbruch] nig Darius zu Felde gezogen, dasselbe
mit nach Hause gebracht, und nach sei-
nem Vaterlande, Meden, genennet.

Dieses Kraut ist in Languedoc,
Provence,
und Dauphine, gantz ge-
meine: am häuffigsten aber wächst es
langs der Rhone, wie auch in Nor-
mandie,
von wannen fast alles, was
wir in Paris verthun, gebracht wird.
Man säet es allda gemeiniglich in ein
gut und fett Land, welches von Zeit zu
Zeit kan gewässert werden; und wann es
dergestalt handthieret wird, so mag mans
bey schönem Wetter fast alle Monat,
wenigstens des Jahres fünff oder sechs
mahl abhauen. Worüber sich niemand
verwundern darf, weil dieses Kraut,
indem es eine gerade, ziemlich dicke und
Ellen lange Wurtzel hat, dazu auch
im Winter nicht vergehet, weit mehr
Nahrung, denn mehrentheils andere
Kräuter, aus der Erde ziehen kan.

Es bestockt sich, und mehrt sich sehr
häuffig, bevoraus in warmen Ländern,
daher es auch, wenn es einmahl gesäet
worden, viel Jahre dauert, iedoch muß es
zu weilen gedünget, und bey heissem
Wetter befeuchtet werden.

Die Lucerne kriecht nicht auf der
Erde herumb, gleich wie der Klee, son-
dern hat einen runden, dick- und starcken
geraden Stengel, mit vielen Aesten, be-
voraus nach der Spitze zu; und diese
Aeste sind mit vielen Blättern, deren
immer drey und drey beysammen ste-
hen, besetzt. Das gantze Gewächse aber
ist gemeiniglich anderthalben, biswei-
len auch zwey Fuß hoch. Zwischen den
Blättern kommen violbraune oder pur-
perfarbichte Blumen hervor, die schier
wie die Steinklee- oder andere Kleeblu-
men sehen, und auf diese folgt der Sa-
[Spaltenumbruch] men, wann man ihm so viel Zeit lässet,
und nicht viel lieber das Heu, als den
Samen, zu sammlen begehret. Dieser
Samen ist beynahe gantz rund, iedoch
ein wenig länglicht und spitzig, sieht blaß-
gelb, wenn er noch frisch ist, wird aber
röthlicht, wenn er älter wird, und end-
lich schier gantz braun. Er ist ein we-
nig kleiner als der Kressensamen, und
schmecket fast also, ohne daß er nicht so
gar scharff ist.

Die Pferde, Rindvieh und Esel lieben
dieses Kraut überaus, insonderheit,
wenn es noch grüne ist, ja, wo man sie
nicht davon triebe, würden sie so lange
fressen, biß sie zerplatzten. Auch darff
man ihnen nicht zuviel auf einmahl vor-
werffen; denn obschon das gedörrte
Kraut gar gut mästet, würde doch all-
zuviel ihnen höchstschädlich seyn.

Wann man den Samen davon samm-
len will, so dann läßt man das Kraut
verblühen, und hauet es nicht eher ab,
als bis es gantz zeitig wird: und hierzu
wird das erste oder andere Kraut ge-
brauchet, welches aber dadurch verdir-
bet; denn wenn es einmahl geblühet,
und der Samen reiff worden, verdirbt
das Heu nicht allein, sondern es wird
auch, weil der Samen die beste Saft
und Kraft daraus gezogen, über die
massen hart, und verliert die Blätter,
daß es auch das Vieh nicht fressen mag,
dienet deshalben zu nichts, dann zur
Streu und Miste. Weil demnach das
Heu zu nichte wird, auch zu besorgen
stehet, daß der geringste Wind den Sa-
men verstreuen möchte, deswegen läßt
man diesen Samen gar selten reiff wer-
den, welches denn verursachet, daß er
so theuer ist.

[Ende Spaltensatz]
Das neunzehende Capitel.
Von Schafmüllen.
[Beginn Spaltensatz]

AGnus castus, Schafmüllen/ dem et-
liche den Namen Vitex gegeben, ist ein
Gewächs, welches in Gestalt eines klei-
nen Bäumleins, langs an den Flüssen
wächst, wiewohl es auch in den Gärten
Siehe Fig. 21.zu finden. Seine Blüte gleichet der Oli-
ven-Blüte, ausgenommen, daß sie etwas
länger ist. Der Stamm und die übri-
gen Aeste, welche holtzicht sind, zerthei-
len sich in viel lange, dünne und schwan-
cke Reiser, worauf zu gehöriger Zeit,
[Spaltenumbruch] Blätter, Blumen und Samen durch
einander wachsen. Der Samen erschei-
net anfangs weiß, wird aber nach und
nach röthlicht. Diese kleinen Körner
nennen etliche kleinen oder wilden
Pfeffer/
weil sie fast eben so rund sind,
und dem Pfeffer ziemlich ähnlich sehen,
der Geschmack ingleichen etwas scharff
und aromatisch ist.

Dieses Gewächs wird darum Vitex ge-
nannt, weil seine Zweige eben so schwanck

sind,

Der Spezereien und Materialien
[Spaltenumbruch] nig Darius zu Felde gezogen, daſſelbe
mit nach Hauſe gebracht, und nach ſei-
nem Vaterlande, Meden, genennet.

Dieſes Kraut iſt in Languedoc,
Provence,
und Dauphine, gantz ge-
meine: am haͤuffigſten aber waͤchſt es
langs der Rhone, wie auch in Nor-
mandie,
von wannen faſt alles, was
wir in Paris verthun, gebracht wird.
Man ſaͤet es allda gemeiniglich in ein
gut und fett Land, welches von Zeit zu
Zeit kan gewaͤſſert werden; und wann es
dergeſtalt handthieret wird, ſo mag mans
bey ſchoͤnem Wetter faſt alle Monat,
wenigſtens des Jahres fuͤnff oder ſechs
mahl abhauen. Woruͤber ſich niemand
verwundern darf, weil dieſes Kraut,
indem es eine gerade, ziemlich dicke und
Ellen lange Wurtzel hat, dazu auch
im Winter nicht vergehet, weit mehr
Nahrung, denn mehrentheils andere
Kraͤuter, aus der Erde ziehen kan.

Es beſtockt ſich, und mehrt ſich ſehr
haͤuffig, bevoraus in warmen Laͤndern,
daher es auch, wenn es einmahl geſaͤet
worden, viel Jahre dauert, iedoch muß es
zu weilen geduͤnget, und bey heiſſem
Wetter befeuchtet werden.

Die Lucerne kriecht nicht auf der
Erde herumb, gleich wie der Klee, ſon-
dern hat einen runden, dick- und ſtarcken
geraden Stengel, mit vielen Aeſten, be-
voraus nach der Spitze zu; und dieſe
Aeſte ſind mit vielen Blaͤttern, deren
immer drey und drey beyſammen ſte-
hen, beſetzt. Das gantze Gewaͤchſe aber
iſt gemeiniglich anderthalben, biswei-
len auch zwey Fuß hoch. Zwiſchen den
Blaͤttern kommen violbraune oder pur-
perfarbichte Blumen hervor, die ſchier
wie die Steinklee- oder andere Kleeblu-
men ſehen, und auf dieſe folgt der Sa-
[Spaltenumbruch] men, wann man ihm ſo viel Zeit laͤſſet,
und nicht viel lieber das Heu, als den
Samen, zu ſammlen begehret. Dieſer
Samen iſt beynahe gantz rund, iedoch
ein wenig laͤnglicht und ſpitzig, ſieht blaß-
gelb, wenn er noch friſch iſt, wird aber
roͤthlicht, wenn er aͤlter wird, und end-
lich ſchier gantz braun. Er iſt ein we-
nig kleiner als der Kreſſenſamen, und
ſchmecket faſt alſo, ohne daß er nicht ſo
gar ſcharff iſt.

Die Pferde, Rindvieh und Eſel lieben
dieſes Kraut uͤberaus, inſonderheit,
wenn es noch gruͤne iſt, ja, wo man ſie
nicht davon triebe, wuͤrden ſie ſo lange
freſſen, biß ſie zerplatzten. Auch darff
man ihnen nicht zuviel auf einmahl vor-
werffen; denn obſchon das gedoͤrrte
Kraut gar gut maͤſtet, wuͤrde doch all-
zuviel ihnen hoͤchſtſchaͤdlich ſeyn.

Wann man den Samen davon ſam̃-
len will, ſo dann laͤßt man das Kraut
verbluͤhen, und hauet es nicht eher ab,
als bis es gantz zeitig wird: und hierzu
wird das erſte oder andere Kraut ge-
brauchet, welches aber dadurch verdir-
bet; denn wenn es einmahl gebluͤhet,
und der Samen reiff worden, verdirbt
das Heu nicht allein, ſondern es wird
auch, weil der Samen die beſte Saft
und Kraft daraus gezogen, uͤber die
maſſen hart, und verliert die Blaͤtter,
daß es auch das Vieh nicht freſſen mag,
dienet deshalben zu nichts, dann zur
Streu und Miſte. Weil demnach das
Heu zu nichte wird, auch zu beſorgen
ſtehet, daß der geringſte Wind den Sa-
men verſtreuen moͤchte, deswegen laͤßt
man dieſen Samen gar ſelten reiff wer-
den, welches denn verurſachet, daß er
ſo theuer iſt.

[Ende Spaltensatz]
Das neunzehende Capitel.
Von Schafmuͤllen.
[Beginn Spaltensatz]

AGnus caſtus, Schafmuͤllen/ dem et-
liche den Namen Vitex gegeben, iſt ein
Gewaͤchs, welches in Geſtalt eines klei-
nen Baͤumleins, langs an den Fluͤſſen
waͤchſt, wiewohl es auch in den Gaͤrten
Siehe Fig. 21.zu finden. Seine Bluͤte gleichet der Oli-
ven-Bluͤte, ausgenommen, daß ſie etwas
laͤnger iſt. Der Stamm und die uͤbri-
gen Aeſte, welche holtzicht ſind, zerthei-
len ſich in viel lange, duͤnne und ſchwan-
cke Reiſer, worauf zu gehoͤriger Zeit,
[Spaltenumbruch] Blaͤtter, Blumen und Samen durch
einander wachſen. Der Samen erſchei-
net anfangs weiß, wird aber nach und
nach roͤthlicht. Dieſe kleinen Koͤrner
nennen etliche kleinen oder wilden
Pfeffer/
weil ſie faſt eben ſo rund ſind,
und dem Pfeffer ziemlich aͤhnlich ſehen,
der Geſchmack ingleichen etwas ſcharff
und aromatiſch iſt.

Dieſes Gewaͤchs wird darum Vitex ge-
nannt, weil ſeine Zweige eben ſo ſchwanck

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/42>, abgerufen am 13.11.2024.