Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
hell und weiß, gestehet in weniger Zeit,und wird hart und körnicht. Die an- dere Sorte wird aus allerley Gewürcke oder Roos gemacht, das man in einen Sack von Bindfaden stecket, wenn es vorher wohl abgeputzet worden, und vermittelst einer Presse ein weisses Ho- nig heraus treibet, welches aber von dem erstern gantz und gar unterschieden ist, weil es nicht allein nicht so weiß ist, sondern auch nicht so lieblich schmecket. Das dritte ist gelb, und wird aus alle dem übrigen Noos gezogen, welches man mit ein wenig Wasser in einem Kessel übers Feuer gestellet hat: drauf schüttet man es in einen Sack, und presset es aus; was heraus laufft, ist ein gelbes Honig, welches schöner oder ge- ringer ist, nachdem es wenig Hitze be- kommen, denn wo es zu heiß worden, sieht es nicht so schön gelb, sondern braungelb, und riecht häßlich. Auch sagt man, der Honig sey nicht so gar gut und schön, wann zu viel Wasser drun- ter gegossen worden. Der schönste Honig, und der am Der gerechte Honig von Corbiere Der dritte und letzte ist der weisse Ho- Was den gelben Honig betrifft, daGelber Honig aus
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
hell und weiß, geſtehet in weniger Zeit,und wird hart und koͤrnicht. Die an- dere Sorte wird aus allerley Gewuͤrcke oder Roos gemacht, das man in einen Sack von Bindfaden ſtecket, wenn es vorher wohl abgeputzet worden, und vermittelſt einer Preſſe ein weiſſes Ho- nig heraus treibet, welches aber von dem erſtern gantz und gar unterſchieden iſt, weil es nicht allein nicht ſo weiß iſt, ſondern auch nicht ſo lieblich ſchmecket. Das dritte iſt gelb, und wird aus alle dem uͤbrigen Noos gezogen, welches man mit ein wenig Waſſer in einem Keſſel uͤbers Feuer geſtellet hat: drauf ſchuͤttet man es in einen Sack, und preſſet es aus; was heraus laufft, iſt ein gelbes Honig, welches ſchoͤner oder ge- ringer iſt, nachdem es wenig Hitze be- kommen, denn wo es zu heiß worden, ſieht es nicht ſo ſchoͤn gelb, ſondern braungelb, und riecht haͤßlich. Auch ſagt man, der Honig ſey nicht ſo gar gut und ſchoͤn, wann zu viel Waſſer drun- ter gegoſſen worden. Der ſchoͤnſte Honig, und der am Der gerechte Honig von Corbiere Der dritte und letzte iſt der weiſſe Ho- Was den gelben Honig betrifft, daGelber Honig aus
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Der Spezereyen und Materialien
hell und weiß, geſtehet in weniger Zeit,
und wird hart und koͤrnicht. Die an-
dere Sorte wird aus allerley Gewuͤrcke
oder Roos gemacht, das man in einen
Sack von Bindfaden ſtecket, wenn es
vorher wohl abgeputzet worden, und
vermittelſt einer Preſſe ein weiſſes Ho-
nig heraus treibet, welches aber von
dem erſtern gantz und gar unterſchieden
iſt, weil es nicht allein nicht ſo weiß iſt,
ſondern auch nicht ſo lieblich ſchmecket.
Das dritte iſt gelb, und wird aus alle
dem uͤbrigen Noos gezogen, welches
man mit ein wenig Waſſer in einem
Keſſel uͤbers Feuer geſtellet hat: drauf
ſchuͤttet man es in einen Sack, und
preſſet es aus; was heraus laufft, iſt ein
gelbes Honig, welches ſchoͤner oder ge-
ringer iſt, nachdem es wenig Hitze be-
kommen, denn wo es zu heiß worden,
ſieht es nicht ſo ſchoͤn gelb, ſondern
braungelb, und riecht haͤßlich. Auch
ſagt man, der Honig ſey nicht ſo gar gut
und ſchoͤn, wann zu viel Waſſer drun-
ter gegoſſen worden.
Der ſchoͤnſte Honig, und der am
meiſten geachtet wird, kommt aus
Languedoc, und iſt weiß, inſonderheit
der von Corbiere/ einem kleinen Dorf-
fe, drey Meilen diſſeits Narbonne/
welches der Ort iſt, da der ſchoͤnſte Ho-
nig herkommt, der insgemein Honig
von Narbonne genennet wird, ſo aber
falſch iſt, indem man in Narbonne
nicht einmahl weiß, was Honig von
Narbonne ſeyn ſoll, wohl aber von
Corbiere: doch dieſer Zuname iſt ihm
deswegen gegeben worden, weil Nar-
bonne eine groſſe Stadt und beſſer be-
kannt iſt, als Corbiere, welches nur ein
Doͤrfflein.
Weiſſer Ho-
nig von Nar-
bonne.
Der gerechte Honig von Corbiere
oder Narbonne, wann er ſeyn ſoll, wie
ſichs gebuͤhret, muß friſch und neu ſeyn,
dicke, koͤrnicht, und dem Royal-Zucker
gantz und gar gleich, eines ſuͤſſen und et-
was beiſſenden Geſchmacks, und eines
lieblichen gewuͤrtzhaften Geruchs.
Nach dieſem kommt der von andern Or-
ten in Languedoc und Provence, iſt
aber gar ſehr von dem von Corbiere
unterſchieden, ſowohl, weil er niemahls
ſo ſehr weiß iſt, als auch, weil er nie ſo
lieblich ſchmeckt, auch nicht den Ros-
maringeruch hat, er muͤſte ihn denn
durch Kunſt bekommen haben, welches
gar ofte zu geſchehen pflegt, und an der
Menge der Rosmarinbluͤten mag er-
kennet werden, welche in dem weiſſen
Honig aus Provence und Langue-
doc gemiſchet worden ſind: wie ich
dann ſelbſten ſolche Tonnen geſehen, in
denen, am Boden, ein Klumpen ſol-
cher Blumen, wie ein Ey dicke gelegen,
welche ausdruͤcklich deswegen darein
geleget waren, damit der Honig dieſen
Geruch und Geſchmack uͤberkommen,
und fuͤr rechten Honig von Corbiere
oder Narbonne durchgehen moͤchte.
Weiſſer Ho-
nig aus Pro-
vence.
Der dritte und letzte iſt der weiſſe Ho-
nig/ der innerhalb 20. bis 30. Meilen
um Paris herum faͤllt, und den Na-
men Landhonig bekommen hat. Zu-
weilen trifft man ihn ſo vollkommen
gut an, daß er dem von Corbier, auſſer
dem Geruch und Geſchmack, nicht im
geringſten weichet: welches auch gar
wohl zu glauben iſt, alldieweil der Ge-
ſchmack und Geruch des Honiges blos
von der Guͤte der Blumen, davon ſich
die Biene ernaͤhret, herruͤhret. Da nun
Languedoc und Provence warme
Landſchafften ſind, und folglich voller
wuͤrtzhafter Blumen und Kraͤuter, als
da iſt, Thymian, Rosmarin, Stoͤchas
und andere, ſo muß nothwendig auch
der Honig viel beſſer ſeyn, und einen
angenehmen Geruch haben: dahero
wird er auch weit mehr geſucht, und
vornehmlich zu Bruſttraͤncken genom-
men. Wiewohl der Landhonig eben
auch dazu gebrauchet wird, desgleichen
zu andern Sachen und Confituren, an
ſtatt des Zuckers, oder wird in der Fa-
ſtenzeit verſpeiſet.
Weiſſer Land-
Honig.
Was den gelben Honig betrifft, da
iſt der beſte, den man zu Paris ſiehet,
und der am meiſten verlanget wird, der
aus Champagne kommt, und muß,
wenn er recht gut ſeyn ſoll, friſch, und
weder zu dicke noch zu duͤnne ſeyn, gold-
gelbe, fein koͤrnicht, und nicht voll
Wachs, welcher Fehler von der uͤbeln
Zubereitung entſtehet: wenn im uͤbri-
gen der Geruch gut iſt, und der Honig
gewiß aus Champagne, wird er viel
eher verkaufft, und iſt weit beſſer, als
alle die andern Sorten, die wir hier
und daher kommen laſſen, z. E. aus
Touraine/ Picardie, und ſonderlich
aus
Gelber Honig
aus Cham-
pagne.
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