Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] unten an dem Boden der kleinen Häus-
lein oder Kelchlein derer Honigkuchen
lieget, die sie in denen Bienenkörben
oder Stöcken machen und bauen, und
allezeit am Boden der Stöcke anheben,
da wo die Handhabe feste gemachet ist.
Dieser Same wird vermittelst der na-
türlichen Wärme derer Bienen dicke,
und zu einem weissen Wurm, der zu
Anfang seiner Bildung in keinem eini-
gen Stücke einer Fliege gleichet; wenn
aber ein Monat vorbey, wird er als
wie eine Fliege, behält dennoch die Far-
be des Wurms annoch, bis er nach und
nach die rechte Gestalt überkommt,
schwartz wird, und aus seinem Häus-
lein herfürkriecht. Und also hebt sich
die Erzielung der Bienen an, so viel ich
abmercken können, vom Hornung an
bis zu Ende des Octobers, dergestalt,
daß wann die Stöcke bey guter und be-
qvemer Witterung angefüllet worden,
sie im May oder im Junius schwär-
men; doch die im Maymonat ge-
schwärmet haben, werden höher gehal-
ten, als die spaten, denn die Zeit ist da-
zumahl anmuthiger und die Hitze nicht
so groß, dahingegen die im Junius ge-
schwärmet, nicht sowohl fortkommen
können, indem sie gemeiniglich die grö-
ste Hitze und Dürre überfällt, sie auch
offtmahls nicht Zeug genug finden kön-
nen, sich damit zu verwahren, oder mit
sattsamen Vorrath auf einen langen
Winter zu versehen.

[Ende Spaltensatz]
Von ihrer Arbeit.

Habe ich durch gantz sonderbare
Bemühung und ungewöhnlichen Fleiß
nachfolgendes beobachtet: denn ich viel
Zeit, ja gantze Stunden des Tages über
bey denen Bienenkörben zugebracht,
damit ich meine Begierde vergnügen,
und sie arbeiten sehen möchte; wozu
ich etliche höltzerne Stöcke, mit gläser-
nen Leisten, gebrauchet.

Wann dann der Winter zu Ende ge-
het, und es wird gelinde, wie zuweilen
geschicht, und die Luft beginnet sich von
der grösten Kälte zu reinigen, etwa um
den Horuung, so kriechen sie aus denen
Stöcken herfür, ziehen zu Felde, und
bringen allerley Wachs, weißlichtes,
gelblichtes, citronengelbes und röthlich-
tes: dieses hänget als wie Linsen an ih-
ren hintersten Füßgen, von dem sie sich,
[Spaltenumbruch] sobald sie in ihr Gehäuse kommen, aufs
sorgfältigste entledigen, und ihre Zel-
len und Bruthäuslein davon bauen.
Diese bauen sie sechseckigt, und machen
sie noch dünner, als den feinst- oder zar-
testen Talck, und beynahe auch also
durchsichtig. Und dieses sind die Löch-
lein, oder Höhlen, darein sie den Sa-
men legen, aus welchen die Bienen
werden, und mit Honig angefüllet sind,
wenn die jungen Bienen ausgekrochen,
und sie also ledig worden.

Die Bienen nehmen das Wachs von
allen Blumen, ausgenommen von Ro-
sen, Pomerantzenblühe, Erbsen und
Tausendschön. Sie bringen auch eine
Art purperfarbichtes Wachs, welches
eben so gut siegelt, als wie das weiche
Wachs, das wir zum siegeln auf Holtz
oder zu Gerichtssiegeln gebrauchen:
mit diesem Wachse verkleiben sie die Lö-
cher, die in denen geflochtenen Körben
sind, verstopfen die Fugen an denen
höltzernen Stöcken; dergleichen ich
mich bediene, und die von zwey Stü-
cken gemachet sind; damit kein Licht
hineinfalle. Sie können diese zwey
Stücke mit ihrem purperfarbenen
Wachse (Vorstoß, Stopfwachs) der-
massen feste verstreichen, daß sie so feste
halten, als ob sie von Menschenhänden
wären verküttet worden. Dieses
Wachs hat einen viel stärckern und
gantz andern Geruch, als das, welches
geschmoltzen und zu Kuchen gemachet
ist.

[Ende Spaltensatz]
Von der Art und Weise, wie sie das
Honig bereiten, auch von der Zeit, die
zu ihrer Erndte am fürträglich-
sten ist.

Die bequemste Zeit im Jahre, den
Honig zusammlen, ist der Monat April
und May. Sobald demnach der Tag
anbricht, und es ist schön und heiter
Wetter, fliegen sie, die Bienen/ aus,
ins Feld, den Thau, der in selbiger Zeit
häuffiger fällt, weder im gantzen Jah-
re, einzusammlen: sie kehren/ so ge-
schwinde ihnen nur möglich, wiederum
zurücke nach ihren Stöcken, damit sie
den Thau, den sie von den Kräutern
des Feldes eingesogen und abgelecket,
und in ihrem Leibe haben, in obbeschrie-
bene Löchlein oder Kelchlein wieder von
sich geben mögen, und zwar auf die Art,

als
L l 3

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] unten an dem Boden der kleinen Haͤus-
lein oder Kelchlein derer Honigkuchen
lieget, die ſie in denen Bienenkoͤrben
oder Stoͤcken machen und bauen, und
allezeit am Boden der Stoͤcke anheben,
da wo die Handhabe feſte gemachet iſt.
Dieſer Same wird vermittelſt der na-
tuͤrlichen Waͤrme derer Bienen dicke,
und zu einem weiſſen Wurm, der zu
Anfang ſeiner Bildung in keinem eini-
gen Stuͤcke einer Fliege gleichet; wenn
aber ein Monat vorbey, wird er als
wie eine Fliege, behaͤlt dennoch die Far-
be des Wurms annoch, bis er nach und
nach die rechte Geſtalt uͤberkommt,
ſchwartz wird, und aus ſeinem Haͤus-
lein herfuͤrkriecht. Und alſo hebt ſich
die Erzielung der Bienen an, ſo viel ich
abmercken koͤnnen, vom Hornung an
bis zu Ende des Octobers, dergeſtalt,
daß wann die Stoͤcke bey guter und be-
qvemer Witterung angefuͤllet worden,
ſie im May oder im Junius ſchwaͤr-
men; doch die im Maymonat ge-
ſchwaͤrmet haben, werden hoͤher gehal-
ten, als die ſpaten, denn die Zeit iſt da-
zumahl anmuthiger und die Hitze nicht
ſo groß, dahingegen die im Junius ge-
ſchwaͤrmet, nicht ſowohl fortkommen
koͤnnen, indem ſie gemeiniglich die groͤ-
ſte Hitze und Duͤrre uͤberfaͤllt, ſie auch
offtmahls nicht Zeug genug finden koͤn-
nen, ſich damit zu verwahren, oder mit
ſattſamen Vorrath auf einen langen
Winter zu verſehen.

[Ende Spaltensatz]
Von ihrer Arbeit.

Habe ich durch gantz ſonderbare
Bemuͤhung und ungewoͤhnlichen Fleiß
nachfolgendes beobachtet: denn ich viel
Zeit, ja gantze Stunden des Tages uͤber
bey denen Bienenkoͤrben zugebracht,
damit ich meine Begierde vergnuͤgen,
und ſie arbeiten ſehen moͤchte; wozu
ich etliche hoͤltzerne Stoͤcke, mit glaͤſer-
nen Leiſten, gebrauchet.

Wann dann der Winter zu Ende ge-
het, und es wird gelinde, wie zuweilen
geſchicht, und die Luft beginnet ſich von
der groͤſten Kaͤlte zu reinigen, etwa um
den Horuung, ſo kriechen ſie aus denen
Stoͤcken herfuͤr, ziehen zu Felde, und
bringen allerley Wachs, weißlichtes,
gelblichtes, citronengelbes und roͤthlich-
tes: dieſes haͤnget als wie Linſen an ih-
ren hinterſten Fuͤßgen, von dem ſie ſich,
[Spaltenumbruch] ſobald ſie in ihr Gehaͤuſe kommen, aufs
ſorgfaͤltigſte entledigen, und ihre Zel-
len und Bruthaͤuslein davon bauen.
Dieſe bauen ſie ſechseckigt, und machen
ſie noch duͤnner, als den feinſt- oder zar-
teſten Talck, und beynahe auch alſo
durchſichtig. Und dieſes ſind die Loͤch-
lein, oder Hoͤhlen, darein ſie den Sa-
men legen, aus welchen die Bienen
werden, und mit Honig angefuͤllet ſind,
wenn die jungen Bienen ausgekrochen,
und ſie alſo ledig worden.

Die Bienen nehmen das Wachs von
allen Blumen, ausgenommen von Ro-
ſen, Pomerantzenbluͤhe, Erbſen und
Tauſendſchoͤn. Sie bringen auch eine
Art purperfarbichtes Wachs, welches
eben ſo gut ſiegelt, als wie das weiche
Wachs, das wir zum ſiegeln auf Holtz
oder zu Gerichtsſiegeln gebrauchen:
mit dieſem Wachſe verkleiben ſie die Loͤ-
cher, die in denen geflochtenen Koͤrben
ſind, verſtopfen die Fugen an denen
hoͤltzernen Stoͤcken; dergleichen ich
mich bediene, und die von zwey Stuͤ-
cken gemachet ſind; damit kein Licht
hineinfalle. Sie koͤnnen dieſe zwey
Stuͤcke mit ihrem purperfarbenen
Wachſe (Vorſtoß, Stopfwachs) der-
maſſen feſte verſtreichen, daß ſie ſo feſte
halten, als ob ſie von Menſchenhaͤnden
waͤren verkuͤttet worden. Dieſes
Wachs hat einen viel ſtaͤrckern und
gantz andern Geruch, als das, welches
geſchmoltzen und zu Kuchen gemachet
iſt.

[Ende Spaltensatz]
Von der Art und Weiſe, wie ſie das
Honig bereiten, auch von der Zeit, die
zu ihrer Erndte am fuͤrtraͤglich-
ſten iſt.

Die bequemſte Zeit im Jahre, den
Honig zuſammlen, iſt der Monat April
und May. Sobald demnach der Tag
anbricht, und es iſt ſchoͤn und heiter
Wetter, fliegen ſie, die Bienen/ aus,
ins Feld, den Thau, der in ſelbiger Zeit
haͤuffiger faͤllt, weder im gantzen Jah-
re, einzuſammlen: ſie kehren/ ſo ge-
ſchwinde ihnen nur moͤglich, wiederum
zuruͤcke nach ihren Stoͤcken, damit ſie
den Thau, den ſie von den Kraͤutern
des Feldes eingeſogen und abgelecket,
und in ihrem Leibe haben, in obbeſchrie-
bene Loͤchlein oder Kelchlein wieder von
ſich geben moͤgen, und zwar auf die Art,

als
L l 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0407"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="537"/>
unten an dem Boden der kleinen Ha&#x0364;us-<lb/>
lein oder Kelchlein derer Honigkuchen<lb/>
lieget, die &#x017F;ie in denen Bienenko&#x0364;rben<lb/>
oder Sto&#x0364;cken machen und bauen, und<lb/>
allezeit am Boden der Sto&#x0364;cke anheben,<lb/>
da wo die Handhabe fe&#x017F;te gemachet i&#x017F;t.<lb/>
Die&#x017F;er Same wird vermittel&#x017F;t der na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Wa&#x0364;rme derer Bienen dicke,<lb/>
und zu einem wei&#x017F;&#x017F;en Wurm, der zu<lb/>
Anfang &#x017F;einer Bildung in keinem eini-<lb/>
gen Stu&#x0364;cke einer Fliege gleichet; wenn<lb/>
aber ein Monat vorbey, wird er als<lb/>
wie eine Fliege, beha&#x0364;lt dennoch die Far-<lb/>
be des Wurms annoch, bis er nach und<lb/>
nach die rechte Ge&#x017F;talt u&#x0364;berkommt,<lb/>
&#x017F;chwartz wird, und aus &#x017F;einem Ha&#x0364;us-<lb/>
lein herfu&#x0364;rkriecht. Und al&#x017F;o hebt &#x017F;ich<lb/>
die Erzielung der Bienen an, &#x017F;o viel ich<lb/>
abmercken ko&#x0364;nnen, vom Hornung an<lb/>
bis zu Ende des Octobers, derge&#x017F;talt,<lb/>
daß wann die Sto&#x0364;cke bey guter und be-<lb/>
qvemer Witterung angefu&#x0364;llet worden,<lb/>
&#x017F;ie im May oder im Junius &#x017F;chwa&#x0364;r-<lb/>
men; doch die im Maymonat ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rmet haben, werden ho&#x0364;her gehal-<lb/>
ten, als die &#x017F;paten, denn die Zeit i&#x017F;t da-<lb/>
zumahl anmuthiger und die Hitze nicht<lb/>
&#x017F;o groß, dahingegen die im Junius ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rmet, nicht &#x017F;owohl fortkommen<lb/>
ko&#x0364;nnen, indem &#x017F;ie gemeiniglich die gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te Hitze und Du&#x0364;rre u&#x0364;berfa&#x0364;llt, &#x017F;ie auch<lb/>
offtmahls nicht Zeug genug finden ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;ich damit zu verwahren, oder mit<lb/>
&#x017F;att&#x017F;amen Vorrath auf einen langen<lb/>
Winter zu ver&#x017F;ehen.</p>
                <cb type="end"/>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Von ihrer Arbeit.</hi> </head><lb/>
                <p>Habe ich durch gantz &#x017F;onderbare<lb/>
Bemu&#x0364;hung und ungewo&#x0364;hnlichen Fleiß<lb/>
nachfolgendes beobachtet: denn ich viel<lb/>
Zeit, ja gantze Stunden des Tages u&#x0364;ber<lb/>
bey denen Bienenko&#x0364;rben zugebracht,<lb/>
damit ich meine Begierde vergnu&#x0364;gen,<lb/>
und &#x017F;ie arbeiten &#x017F;ehen mo&#x0364;chte; wozu<lb/>
ich etliche ho&#x0364;ltzerne Sto&#x0364;cke, mit gla&#x0364;&#x017F;er-<lb/>
nen Lei&#x017F;ten, gebrauchet.</p><lb/>
                <p>Wann dann der Winter zu Ende ge-<lb/>
het, und es wird gelinde, wie zuweilen<lb/>
ge&#x017F;chicht, und die Luft beginnet &#x017F;ich von<lb/>
der gro&#x0364;&#x017F;ten Ka&#x0364;lte zu reinigen, etwa um<lb/>
den Horuung, &#x017F;o kriechen &#x017F;ie aus denen<lb/>
Sto&#x0364;cken herfu&#x0364;r, ziehen zu Felde, und<lb/>
bringen allerley Wachs, weißlichtes,<lb/>
gelblichtes, citronengelbes und ro&#x0364;thlich-<lb/>
tes: die&#x017F;es ha&#x0364;nget als wie Lin&#x017F;en an ih-<lb/>
ren hinter&#x017F;ten Fu&#x0364;ßgen, von dem &#x017F;ie &#x017F;ich,<lb/><cb n="538"/>
&#x017F;obald &#x017F;ie in ihr Geha&#x0364;u&#x017F;e kommen, aufs<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltig&#x017F;te entledigen, und ihre Zel-<lb/>
len und Brutha&#x0364;uslein davon bauen.<lb/>
Die&#x017F;e bauen &#x017F;ie &#x017F;echseckigt, und machen<lb/>
&#x017F;ie noch du&#x0364;nner, als den fein&#x017F;t- oder zar-<lb/>
te&#x017F;ten Talck, und beynahe auch al&#x017F;o<lb/>
durch&#x017F;ichtig. Und die&#x017F;es &#x017F;ind die Lo&#x0364;ch-<lb/>
lein, oder Ho&#x0364;hlen, darein &#x017F;ie den Sa-<lb/>
men legen, aus welchen die <hi rendition="#fr">Bienen</hi><lb/>
werden, und mit Honig angefu&#x0364;llet &#x017F;ind,<lb/>
wenn die jungen Bienen ausgekrochen,<lb/>
und &#x017F;ie al&#x017F;o ledig worden.</p><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#fr">Bienen</hi> nehmen das Wachs von<lb/>
allen Blumen, ausgenommen von Ro-<lb/>
&#x017F;en, Pomerantzenblu&#x0364;he, Erb&#x017F;en und<lb/>
Tau&#x017F;end&#x017F;cho&#x0364;n. Sie bringen auch eine<lb/>
Art purperfarbichtes Wachs, welches<lb/>
eben &#x017F;o gut &#x017F;iegelt, als wie das weiche<lb/>
Wachs, das wir zum &#x017F;iegeln auf Holtz<lb/>
oder zu Gerichts&#x017F;iegeln gebrauchen:<lb/>
mit die&#x017F;em Wach&#x017F;e verkleiben &#x017F;ie die Lo&#x0364;-<lb/>
cher, die in denen geflochtenen Ko&#x0364;rben<lb/>
&#x017F;ind, ver&#x017F;topfen die Fugen an denen<lb/>
ho&#x0364;ltzernen Sto&#x0364;cken; dergleichen ich<lb/>
mich bediene, und die von zwey Stu&#x0364;-<lb/>
cken gemachet &#x017F;ind; damit kein Licht<lb/>
hineinfalle. Sie ko&#x0364;nnen die&#x017F;e zwey<lb/>
Stu&#x0364;cke mit ihrem purperfarbenen<lb/>
Wach&#x017F;e (Vor&#x017F;toß, Stopfwachs) der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en fe&#x017F;te ver&#x017F;treichen, daß &#x017F;ie &#x017F;o fe&#x017F;te<lb/>
halten, als ob &#x017F;ie von Men&#x017F;chenha&#x0364;nden<lb/>
wa&#x0364;ren verku&#x0364;ttet worden. Die&#x017F;es<lb/>
Wachs hat einen viel &#x017F;ta&#x0364;rckern und<lb/>
gantz andern Geruch, als das, welches<lb/>
ge&#x017F;chmoltzen und zu Kuchen gemachet<lb/>
i&#x017F;t.</p>
                <cb type="end"/>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Von der Art und Wei&#x017F;e, wie &#x017F;ie das<lb/>
Honig bereiten, auch von der Zeit, die<lb/>
zu ihrer Erndte am fu&#x0364;rtra&#x0364;glich-<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
                <p>Die bequem&#x017F;te Zeit im Jahre, den<lb/>
Honig zu&#x017F;ammlen, i&#x017F;t der Monat April<lb/>
und May. Sobald demnach der Tag<lb/>
anbricht, und es i&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n und heiter<lb/>
Wetter, fliegen &#x017F;ie, die <hi rendition="#fr">Bienen/</hi> aus,<lb/>
ins Feld, den Thau, der in &#x017F;elbiger Zeit<lb/>
ha&#x0364;uffiger fa&#x0364;llt, weder im gantzen Jah-<lb/>
re, einzu&#x017F;ammlen: &#x017F;ie kehren/ &#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;chwinde ihnen nur mo&#x0364;glich, wiederum<lb/>
zuru&#x0364;cke nach ihren Sto&#x0364;cken, damit &#x017F;ie<lb/>
den Thau, den &#x017F;ie von den Kra&#x0364;utern<lb/>
des Feldes einge&#x017F;ogen und abgelecket,<lb/>
und in ihrem Leibe haben, in obbe&#x017F;chrie-<lb/>
bene Lo&#x0364;chlein oder Kelchlein wieder von<lb/>
&#x017F;ich geben mo&#x0364;gen, und zwar auf die Art,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l 3</fw><fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0407] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. unten an dem Boden der kleinen Haͤus- lein oder Kelchlein derer Honigkuchen lieget, die ſie in denen Bienenkoͤrben oder Stoͤcken machen und bauen, und allezeit am Boden der Stoͤcke anheben, da wo die Handhabe feſte gemachet iſt. Dieſer Same wird vermittelſt der na- tuͤrlichen Waͤrme derer Bienen dicke, und zu einem weiſſen Wurm, der zu Anfang ſeiner Bildung in keinem eini- gen Stuͤcke einer Fliege gleichet; wenn aber ein Monat vorbey, wird er als wie eine Fliege, behaͤlt dennoch die Far- be des Wurms annoch, bis er nach und nach die rechte Geſtalt uͤberkommt, ſchwartz wird, und aus ſeinem Haͤus- lein herfuͤrkriecht. Und alſo hebt ſich die Erzielung der Bienen an, ſo viel ich abmercken koͤnnen, vom Hornung an bis zu Ende des Octobers, dergeſtalt, daß wann die Stoͤcke bey guter und be- qvemer Witterung angefuͤllet worden, ſie im May oder im Junius ſchwaͤr- men; doch die im Maymonat ge- ſchwaͤrmet haben, werden hoͤher gehal- ten, als die ſpaten, denn die Zeit iſt da- zumahl anmuthiger und die Hitze nicht ſo groß, dahingegen die im Junius ge- ſchwaͤrmet, nicht ſowohl fortkommen koͤnnen, indem ſie gemeiniglich die groͤ- ſte Hitze und Duͤrre uͤberfaͤllt, ſie auch offtmahls nicht Zeug genug finden koͤn- nen, ſich damit zu verwahren, oder mit ſattſamen Vorrath auf einen langen Winter zu verſehen. Von ihrer Arbeit. Habe ich durch gantz ſonderbare Bemuͤhung und ungewoͤhnlichen Fleiß nachfolgendes beobachtet: denn ich viel Zeit, ja gantze Stunden des Tages uͤber bey denen Bienenkoͤrben zugebracht, damit ich meine Begierde vergnuͤgen, und ſie arbeiten ſehen moͤchte; wozu ich etliche hoͤltzerne Stoͤcke, mit glaͤſer- nen Leiſten, gebrauchet. Wann dann der Winter zu Ende ge- het, und es wird gelinde, wie zuweilen geſchicht, und die Luft beginnet ſich von der groͤſten Kaͤlte zu reinigen, etwa um den Horuung, ſo kriechen ſie aus denen Stoͤcken herfuͤr, ziehen zu Felde, und bringen allerley Wachs, weißlichtes, gelblichtes, citronengelbes und roͤthlich- tes: dieſes haͤnget als wie Linſen an ih- ren hinterſten Fuͤßgen, von dem ſie ſich, ſobald ſie in ihr Gehaͤuſe kommen, aufs ſorgfaͤltigſte entledigen, und ihre Zel- len und Bruthaͤuslein davon bauen. Dieſe bauen ſie ſechseckigt, und machen ſie noch duͤnner, als den feinſt- oder zar- teſten Talck, und beynahe auch alſo durchſichtig. Und dieſes ſind die Loͤch- lein, oder Hoͤhlen, darein ſie den Sa- men legen, aus welchen die Bienen werden, und mit Honig angefuͤllet ſind, wenn die jungen Bienen ausgekrochen, und ſie alſo ledig worden. Die Bienen nehmen das Wachs von allen Blumen, ausgenommen von Ro- ſen, Pomerantzenbluͤhe, Erbſen und Tauſendſchoͤn. Sie bringen auch eine Art purperfarbichtes Wachs, welches eben ſo gut ſiegelt, als wie das weiche Wachs, das wir zum ſiegeln auf Holtz oder zu Gerichtsſiegeln gebrauchen: mit dieſem Wachſe verkleiben ſie die Loͤ- cher, die in denen geflochtenen Koͤrben ſind, verſtopfen die Fugen an denen hoͤltzernen Stoͤcken; dergleichen ich mich bediene, und die von zwey Stuͤ- cken gemachet ſind; damit kein Licht hineinfalle. Sie koͤnnen dieſe zwey Stuͤcke mit ihrem purperfarbenen Wachſe (Vorſtoß, Stopfwachs) der- maſſen feſte verſtreichen, daß ſie ſo feſte halten, als ob ſie von Menſchenhaͤnden waͤren verkuͤttet worden. Dieſes Wachs hat einen viel ſtaͤrckern und gantz andern Geruch, als das, welches geſchmoltzen und zu Kuchen gemachet iſt. Von der Art und Weiſe, wie ſie das Honig bereiten, auch von der Zeit, die zu ihrer Erndte am fuͤrtraͤglich- ſten iſt. Die bequemſte Zeit im Jahre, den Honig zuſammlen, iſt der Monat April und May. Sobald demnach der Tag anbricht, und es iſt ſchoͤn und heiter Wetter, fliegen ſie, die Bienen/ aus, ins Feld, den Thau, der in ſelbiger Zeit haͤuffiger faͤllt, weder im gantzen Jah- re, einzuſammlen: ſie kehren/ ſo ge- ſchwinde ihnen nur moͤglich, wiederum zuruͤcke nach ihren Stoͤcken, damit ſie den Thau, den ſie von den Kraͤutern des Feldes eingeſogen und abgelecket, und in ihrem Leibe haben, in obbeſchrie- bene Loͤchlein oder Kelchlein wieder von ſich geben moͤgen, und zwar auf die Art, als L l 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/407
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/407>, abgerufen am 22.11.2024.