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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Spezereyhändler ihr Thun fast alleine
darinne, dürffte ich vielleicht nicht, wie
[Spaltenumbruch] der Titel dieses Wercks verspricht, da-
von gehandelt und geredet haben.

[Ende Spaltensatz]
Das siebenzehende Capitel.
Vom Strausse.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 350.

DEr Strauß ist ein Vogel, der kur-
tze Flügel hat, welche wegen ihrer
Federn sehr hoch geschätzet werden, in-
dem sie zum Zierrath auf die Hüte,
Betten, und Thronhimmel dienen.
Die Straussen werden in Africa ge-
jaget, und sind in Peru also gemeine,
daß sie bey gantzen Schaaren gehen, als
wie das Vieh. Die Wilden essen das
Fleisch, und ihre Eyer sind gut, doch
schwerlich zu verdauen. Die Weiblein
sind über und über grau, schwartz und
weiß gescheckt: die Männlein schwartz
und weiß, und werden weit höher ge-
halten, weil ihre Federn viel breiter und
besser staffiret sind, die Spitzen daran
weit dicker, und die Pflaumen viel zär-
ter. Es sind überaus geschwinde Vö-
gel, werden mit Hunden gehetzet, als
wie die Hasen, und im Lauffe gefangen.
Der Strauß bedient sich seiner Flü-
gel nicht zum fliegen, sondern sich im
lauffen fortzuhelffen, wenn ihm nur der
Wind füget, denn als dann dienen sie
ihm, gleichwie die Segel einem Schif-
fe. Wann der Strauß mercket, daß
seine Eyer ausgebrütet sind, so bricht er
sie entzwey; die verfaulen dann, und
wächst eine Menge Würmer darinne,
davon ernähren sich die Jungen: wie
solches der P. Acaret in der Beschrei-
bung Peru bezeuget. Ein gleiches hat
vor diesem AElianus vermeldet. Man
hat auch um das Haupt der guten
Hoffnung
so grosse Strausseneyer ge-
sehen, daß sieben Mann an einem gnug
zu essen gehabt. Jn der Academie
derer Wissenschafften
sind viel
Straussen zerleget worden, unter de-
nen der gröste, vom Kopf an bis auf die
Erde, sieben und einen halben Fuß hoch
gewesen. Der Strauß hat länglicht-
runde Augen, als wie der Mensch, und
grosse Augbraumen; das oberste Au-
genlied ist beweglich, wieder die Ge-
wohnheit der andern Vögel, mit noch
einem Augenliede inwendig, derglei-
chen die meisten Thiere haben. Der
Schnabel ist kurtz und rund, die Zun-
[Spaltenumbruch] ge klein und angeheftet, wie bey den
Fischen; die Schenckel sind dicke, flei-
schicht, und ohne Federn, mit einer weis-
sen Haut überzogen, die etwas röthlicht
sieht, und mit Runtzeln durchzogen ist,
welche ein Gegitter vorstellen, dazwi-
schen man bey den Männlein einen
Finger stecken kan. Die Beine sind
vorneher mit grossen Schuppen, als
wie mit Tafeln bedeckt, die Füsse gespal-
ten, und bestehen nur aus zwey Zähen,
die sehr groß und gleichfalls mit Schup-
pen bedecket. An den grossen Zähen
haben sie Klauen, nicht aber an den
kleinern. Sie haben nicht wie die an-
dern Vögel, unterschiedene Arten Fe-
dern, weiche und wollichte oder Pflaum-
federn, die ihnen an statt des Beltzes
dienen, und harte und steiffe, zum flie-
gen; sondern des Straussen Federn
sind alle mit einander weich und ausge-
faselt, als wie die Pflaumfedern, und
dienen ihm weder zum fliegen, noch zur
Decke: der Kiel steht gerade mitten in
der Feder, darum auch die Egyptier
die Gerechtigkeit unter dem Bilde einer
Straussenfeder vorgestellet. Die Haut
am Halse sieht wie angelauffen Fleisch,
ist mit weissen zarten und gläntzenden
Pflaumfederlein bedecket, so aber gar
dünne gesäet, und viel ehe wie Haar,
als wie Federn sehen. Der Leib hin-
gegen wird mit weissen, grauen und
schwartzen Federn bedeckt; denn die
anders sehen, sind gefärbet. Die gros-
sen in den Flügeln und im Schwan-
tze, sind insgemein weiß, auf diese fol-
gen schwartze, am Bauche aber und
auf dem Rücken sind sie weiß oder
schwartz. An den Seiten, wie auch an
den Schenckeln und unter den Flü-
geln hat er gar keine Federn. Am En-
de eines ieden Flügels hat er gleichsam
wie zwey Sporen, des Daumens lang,
hol und als wie Horn, sehen fast aus,
als wie die Stacheln der Stachel-
schweine. Jnwendig befanden sich
fünff diaphragmata und Unterschiede,
welche den Leib in fünff Theil zertheil-

ten,

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Spezereyhaͤndler ihr Thun faſt alleine
darinne, duͤrffte ich vielleicht nicht, wie
[Spaltenumbruch] der Titel dieſes Wercks verſpricht, da-
von gehandelt und geredet haben.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebenzehende Capitel.
Vom Strauſſe.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 350.

DEr Strauß iſt ein Vogel, der kur-
tze Fluͤgel hat, welche wegen ihrer
Federn ſehr hoch geſchaͤtzet werden, in-
dem ſie zum Zierrath auf die Huͤte,
Betten, und Thronhimmel dienen.
Die Strauſſen werden in Africa ge-
jaget, und ſind in Peru alſo gemeine,
daß ſie bey gantzen Schaaren gehen, als
wie das Vieh. Die Wilden eſſen das
Fleiſch, und ihre Eyer ſind gut, doch
ſchwerlich zu verdauen. Die Weiblein
ſind uͤber und uͤber grau, ſchwartz und
weiß geſcheckt: die Maͤnnlein ſchwartz
und weiß, und werden weit hoͤher ge-
halten, weil ihre Federn viel breiter und
beſſer ſtaffiret ſind, die Spitzen daran
weit dicker, und die Pflaumen viel zaͤr-
ter. Es ſind uͤberaus geſchwinde Voͤ-
gel, werden mit Hunden gehetzet, als
wie die Haſen, und im Lauffe gefangen.
Der Strauß bedient ſich ſeiner Fluͤ-
gel nicht zum fliegen, ſondern ſich im
lauffen fortzuhelffen, wenn ihm nur der
Wind fuͤget, denn als dann dienen ſie
ihm, gleichwie die Segel einem Schif-
fe. Wann der Strauß mercket, daß
ſeine Eyer ausgebruͤtet ſind, ſo bricht er
ſie entzwey; die verfaulen dann, und
waͤchſt eine Menge Wuͤrmer darinne,
davon ernaͤhren ſich die Jungen: wie
ſolches der P. Acaret in der Beſchrei-
bung Peru bezeuget. Ein gleiches hat
vor dieſem Ælianus vermeldet. Man
hat auch um das Haupt der guten
Hoffnung
ſo groſſe Strauſſeneyer ge-
ſehen, daß ſieben Mann an einem gnug
zu eſſen gehabt. Jn der Academie
derer Wiſſenſchafften
ſind viel
Strauſſen zerleget worden, unter de-
nen der groͤſte, vom Kopf an bis auf die
Erde, ſieben und einen halben Fuß hoch
geweſen. Der Strauß hat laͤnglicht-
runde Augen, als wie der Menſch, und
groſſe Augbraumen; das oberſte Au-
genlied iſt beweglich, wieder die Ge-
wohnheit der andern Voͤgel, mit noch
einem Augenliede inwendig, derglei-
chen die meiſten Thiere haben. Der
Schnabel iſt kurtz und rund, die Zun-
[Spaltenumbruch] ge klein und angeheftet, wie bey den
Fiſchen; die Schenckel ſind dicke, flei-
ſchicht, und ohne Federn, mit einer weiſ-
ſen Haut uͤberzogen, die etwas roͤthlicht
ſieht, und mit Runtzeln durchzogen iſt,
welche ein Gegitter vorſtellen, dazwi-
ſchen man bey den Maͤnnlein einen
Finger ſtecken kan. Die Beine ſind
vorneher mit groſſen Schuppen, als
wie mit Tafeln bedeckt, die Fuͤſſe geſpal-
ten, und beſtehen nur aus zwey Zaͤhen,
die ſehr groß und gleichfalls mit Schup-
pen bedecket. An den groſſen Zaͤhen
haben ſie Klauen, nicht aber an den
kleinern. Sie haben nicht wie die an-
dern Voͤgel, unterſchiedene Arten Fe-
dern, weiche und wollichte oder Pflaum-
federn, die ihnen an ſtatt des Beltzes
dienen, und harte und ſteiffe, zum flie-
gen; ſondern des Strauſſen Federn
ſind alle mit einander weich und ausge-
faſelt, als wie die Pflaumfedern, und
dienen ihm weder zum fliegen, noch zur
Decke: der Kiel ſteht gerade mitten in
der Feder, darum auch die Egyptier
die Gerechtigkeit unter dem Bilde einer
Strauſſenfeder vorgeſtellet. Die Haut
am Halſe ſieht wie angelauffen Fleiſch,
iſt mit weiſſen zarten und glaͤntzenden
Pflaumfederlein bedecket, ſo aber gar
duͤnne geſaͤet, und viel ehe wie Haar,
als wie Federn ſehen. Der Leib hin-
gegen wird mit weiſſen, grauen und
ſchwartzen Federn bedeckt; denn die
anders ſehen, ſind gefaͤrbet. Die groſ-
ſen in den Fluͤgeln und im Schwan-
tze, ſind insgemein weiß, auf dieſe fol-
gen ſchwartze, am Bauche aber und
auf dem Ruͤcken ſind ſie weiß oder
ſchwartz. An den Seiten, wie auch an
den Schenckeln und unter den Fluͤ-
geln hat er gar keine Federn. Am En-
de eines ieden Fluͤgels hat er gleichſam
wie zwey Sporen, des Daumens lang,
hol und als wie Horn, ſehen faſt aus,
als wie die Stacheln der Stachel-
ſchweine. Jnwendig befanden ſich
fuͤnff diaphragmata und Unterſchiede,
welche den Leib in fuͤnff Theil zertheil-

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[0400] Der Spezereyen und Materialien Spezereyhaͤndler ihr Thun faſt alleine darinne, duͤrffte ich vielleicht nicht, wie der Titel dieſes Wercks verſpricht, da- von gehandelt und geredet haben. Das ſiebenzehende Capitel. Vom Strauſſe. DEr Strauß iſt ein Vogel, der kur- tze Fluͤgel hat, welche wegen ihrer Federn ſehr hoch geſchaͤtzet werden, in- dem ſie zum Zierrath auf die Huͤte, Betten, und Thronhimmel dienen. Die Strauſſen werden in Africa ge- jaget, und ſind in Peru alſo gemeine, daß ſie bey gantzen Schaaren gehen, als wie das Vieh. Die Wilden eſſen das Fleiſch, und ihre Eyer ſind gut, doch ſchwerlich zu verdauen. Die Weiblein ſind uͤber und uͤber grau, ſchwartz und weiß geſcheckt: die Maͤnnlein ſchwartz und weiß, und werden weit hoͤher ge- halten, weil ihre Federn viel breiter und beſſer ſtaffiret ſind, die Spitzen daran weit dicker, und die Pflaumen viel zaͤr- ter. Es ſind uͤberaus geſchwinde Voͤ- gel, werden mit Hunden gehetzet, als wie die Haſen, und im Lauffe gefangen. Der Strauß bedient ſich ſeiner Fluͤ- gel nicht zum fliegen, ſondern ſich im lauffen fortzuhelffen, wenn ihm nur der Wind fuͤget, denn als dann dienen ſie ihm, gleichwie die Segel einem Schif- fe. Wann der Strauß mercket, daß ſeine Eyer ausgebruͤtet ſind, ſo bricht er ſie entzwey; die verfaulen dann, und waͤchſt eine Menge Wuͤrmer darinne, davon ernaͤhren ſich die Jungen: wie ſolches der P. Acaret in der Beſchrei- bung Peru bezeuget. Ein gleiches hat vor dieſem Ælianus vermeldet. Man hat auch um das Haupt der guten Hoffnung ſo groſſe Strauſſeneyer ge- ſehen, daß ſieben Mann an einem gnug zu eſſen gehabt. Jn der Academie derer Wiſſenſchafften ſind viel Strauſſen zerleget worden, unter de- nen der groͤſte, vom Kopf an bis auf die Erde, ſieben und einen halben Fuß hoch geweſen. Der Strauß hat laͤnglicht- runde Augen, als wie der Menſch, und groſſe Augbraumen; das oberſte Au- genlied iſt beweglich, wieder die Ge- wohnheit der andern Voͤgel, mit noch einem Augenliede inwendig, derglei- chen die meiſten Thiere haben. Der Schnabel iſt kurtz und rund, die Zun- ge klein und angeheftet, wie bey den Fiſchen; die Schenckel ſind dicke, flei- ſchicht, und ohne Federn, mit einer weiſ- ſen Haut uͤberzogen, die etwas roͤthlicht ſieht, und mit Runtzeln durchzogen iſt, welche ein Gegitter vorſtellen, dazwi- ſchen man bey den Maͤnnlein einen Finger ſtecken kan. Die Beine ſind vorneher mit groſſen Schuppen, als wie mit Tafeln bedeckt, die Fuͤſſe geſpal- ten, und beſtehen nur aus zwey Zaͤhen, die ſehr groß und gleichfalls mit Schup- pen bedecket. An den groſſen Zaͤhen haben ſie Klauen, nicht aber an den kleinern. Sie haben nicht wie die an- dern Voͤgel, unterſchiedene Arten Fe- dern, weiche und wollichte oder Pflaum- federn, die ihnen an ſtatt des Beltzes dienen, und harte und ſteiffe, zum flie- gen; ſondern des Strauſſen Federn ſind alle mit einander weich und ausge- faſelt, als wie die Pflaumfedern, und dienen ihm weder zum fliegen, noch zur Decke: der Kiel ſteht gerade mitten in der Feder, darum auch die Egyptier die Gerechtigkeit unter dem Bilde einer Strauſſenfeder vorgeſtellet. Die Haut am Halſe ſieht wie angelauffen Fleiſch, iſt mit weiſſen zarten und glaͤntzenden Pflaumfederlein bedecket, ſo aber gar duͤnne geſaͤet, und viel ehe wie Haar, als wie Federn ſehen. Der Leib hin- gegen wird mit weiſſen, grauen und ſchwartzen Federn bedeckt; denn die anders ſehen, ſind gefaͤrbet. Die groſ- ſen in den Fluͤgeln und im Schwan- tze, ſind insgemein weiß, auf dieſe fol- gen ſchwartze, am Bauche aber und auf dem Ruͤcken ſind ſie weiß oder ſchwartz. An den Seiten, wie auch an den Schenckeln und unter den Fluͤ- geln hat er gar keine Federn. Am En- de eines ieden Fluͤgels hat er gleichſam wie zwey Sporen, des Daumens lang, hol und als wie Horn, ſehen faſt aus, als wie die Stacheln der Stachel- ſchweine. Jnwendig befanden ſich fuͤnff diaphragmata und Unterſchiede, welche den Leib in fuͤnff Theil zertheil- ten,

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/400>, abgerufen am 13.11.2024.