Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
hin und suchet das Diptamkraut, wel-ches an den Felsen in Candia han- get, frißt es und heilt sich durch dieses Mittel gar behende. Die Schweitzer jagen diese Thiere Die Wahl betreffend, so ist schon ge- Das funffzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 348.Von der Gems. JN denen Gebirgen, und sonderlich Die Gems ist ein sehr wildes Thier, Zuweilen wird in der Blase dieser Die Gems ist so groß als eine Ziege, Das sechzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 349.Vom Chagrin. DEr Chagrin ist die Haut von ei- Die Chagrinhäute soll man erweh- schon
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
hin und ſuchet das Diptamkraut, wel-ches an den Felſen in Candia han- get, frißt es und heilt ſich durch dieſes Mittel gar behende. Die Schweitzer jagen dieſe Thiere Die Wahl betreffend, ſo iſt ſchon ge- Das funffzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 348.Von der Gems. JN denen Gebirgen, und ſonderlich Die Gems iſt ein ſehr wildes Thier, Zuweilen wird in der Blaſe dieſer Die Gems iſt ſo groß als eine Ziege, Das ſechzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 349.Vom Chagrin. DEr Chagrin iſt die Haut von ei- Die Chagrinhaͤute ſoll man erweh- ſchon
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Der Spezereyen und Materialien
hin und ſuchet das Diptamkraut, wel-
ches an den Felſen in Candia han-
get, frißt es und heilt ſich durch dieſes
Mittel gar behende.
Die Schweitzer jagen dieſe Thiere
nicht alleine darum, weil ſie dieſelben
eſſen, ſondern auch, damit ſie das Blut
davon bekommen moͤgen, welches ſie
eben als wie das obgedachte zurichten
und doͤrren, und hernachmahls wider
den Stein gebrauchen, ſintemahl es
weit mehr Kraft hat, denn das gemeine
Bocksblut, und inſonderheit, wenn er
Steinbrech, und andere Kraͤuter, die
mit der Kraft den Stein abzutreiben,
begabet ſind, gefreſſen hat.
Steinbocks-
Blut.
Die Wahl betreffend, ſo iſt ſchon ge-
nug, wenn es nur aufrecht iſt, das heißt,
wenn es gewiß und wahrhaftig das
Blut vom Steinbocke, und wohl praͤ-
pariret iſt.
Das funffzehende Capitel.
Von der Gems.
JN denen Gebirgen, und ſonderlich
im Pyrenaͤiſchen/ findet ſich eine
Art wilder Ziegen, denen man den Na-
men Tſard, Chamois, Gems, gegeben.
Wir handeln ſtarck mit denen Haͤuten,
nachdem ſie mit Oel bereitet worden
ſind; denn man bedient ſich ihrer zu al-
lerhand Sachen.
Die Gems iſt ein ſehr wildes Thier,
das nirgend lieber iſt, als auf den hoͤhe-
ſten Felſen und Gebirgen: daher es
auch die Lateiner Rupicapra genennet
haben. Es naͤhret ſich ofters mit eitel
Roͤmiſcher Gemſenwurtz.
Zuweilen wird in der Blaſe dieſer
Thiere ein Stein gefunden, von aller-
ley Farbe und unterſchiedener Groͤſſe,
und wird der teutſche Bezoar genen-
net, weil ihme von den Teutſchen
eben die Kraft, als wie dem orientali-
ſchen Bezoar beygeleget wird.
Die Gems iſt ſo groß als eine Ziege,
hat ſehr kleine, ſchwartze, vorwaͤrts ge-
bogene, gantz ſpitzige Hoͤrnlein, die es
ſich oftmahls ſelbſt in die hintern Beine
ſtoͤſt, wenn es ſich kratzen will; da es
dann entweder ſterben, oder aber ein
Stuͤcke mit heraus reiſſen muß. Der
Schwantz iſt ohngefehr drey Zoll lang.
Es hat groſſe Augen, und geht allzeit
auf der Spitze der Fuͤſſe. Das Haar
iſt gelbroth, und uͤber den Ruͤcken hin
laufft ein Strich.
Das ſechzehende Capitel.
Vom Chagrin.
DEr Chagrin iſt die Haut von ei-
nem Thiere, welches in Tuͤrckey
und in Polen gar ſehr gemeine iſt, und
wird von denen Tuͤrcken und Polen, als
wie bey uns die Mauleſel gebrauchet,
die Bagage zu tragen. Wenn es um-
gefallen iſt, ſo ziehen ſie ihm die Haut
vom Hintertheile ab, und ſpannen ſie
an der Luft aus, nachdem ſie dieſelbe
vorhero, wenn ſie noch feuchte iſt, uͤber
und uͤber mit Senffkoͤrnern beſtreuet
haben. Solchergeſtalt wird ſie viel Ta-
ge lang im Wind und Wetter gelaſſen,
hernach aber nehmen ſie dieſelbe, uñ ger-
ben ſie: wenn ſie nun zugerichtet wor-
den, uͤberſenden ſie ſie uns. Dieſe Haͤu-
te ſind uͤber die maſſen harte, wenn ſie
trucken ſind, und gantz weich, wenn ſie
im Waſſer geweichet worden. Es ſoll
aber wie man ſagt, und mich verſichert
hat, daher kommen, daß ſie naͤmlich ſo
gar harte ſind, dieweil das Thier ſtets
auf dem Hintern ſitzt und lieget. Aus
Tuͤrckey wird zweyerley Chagrin ge-
bracht, grauer, der am meiſten geach-
tet wird, und weiſſer oder ſchmutziger,
welcher geringer.
Die Chagrinhaͤute ſoll man erweh-
len, welche aus Tuͤrckey und von Con-
ſtantinopel kommen, denn dieſe viel
hoͤher geſchaͤtzet werden, als die von
Algir und Tripolis. Auch werden ih-
rer aus Polen gebracht, ſollen aber
ausgeworffen werden, weil ſie zu tru-
cken ſind, und die Alaune nicht anneh-
men, wenn man ſie faͤrben will. Des-
gleichen ſoll man die groͤſten ausſuchen,
und die ſchoͤnſten, die fein gleich ſind,
und ein klein rund wohlgeſtaltes Korn,
aber wenig Spiegel haben: denn ob-
ſchon
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