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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ches unter dem andern zu sehen bekom-
men, an welchen bald oben, bald auch
wohl inwendig, eine schwartze und dem
Ofenruse nicht unähnliche, garstige Ma-
terie, wie zwey Thaler dicke, sich befin-
det, welche Unvollkommenheit doch nir-
gend anders her entstehet, als von dem
Geitze und dem wohlfeilen Preisse, da-
rum es die Arbeiter machen müssen,
deshalben sie dann das Feuer dermas-
sen vermehren, daß sie, so es in ihrem
Vermögen stünde, gerne alles mit ein-
ander aufsteigen liessen, blos zu dem
Ende, damit sie einen geringen Profit
an einer Waare haben könten, die sie
fast umsonst hinzugeben genöthiget
werden. Mich wundert in Wahrheit
nichts so sehr, als daß ich sehen muß,
wie diejenigen, die diese Waare berei-
ten, selbige so wohlfeil zu geben vermö-
gen, da es doch weit besser wäre, daß sie
dieselbe recht und gut zurichteten, und
desto theurer verkauffeten, als daß man
ein Pfund von diesem Saltze für 16.
bis 18. Sols bekommt, welches her-
nach, wenn es umgeschmoltzen und ge-
reiniget worden ist, wohl mehr als 50.
Sols kostet, indem ihm mehr als die
Helfte abgehet.

Der Gebrauch dieses Saltzes ist in
Franckreich nicht geringe, weil nicht
nur allerley Chymische Sachen, zur
Artzney hochnöthig, daraus bereitet
werden, sondern auch, weil es von al-
lerhand Handwerckern, Färbern, Gold-
schmieden, Schmeltzern, Nadlern,
Schmieden und andern gebrauchet
wird. Es ist so scharff und etzend, daß,
wenn es in Scheidewasser oder Salpe-
tergeist zerlassen worden ist, es auch das
Gold vermag aufzulösen, welches we-
der dieser noch jenes ohne diesen Zusatz
zu thun vermögend sind.

Das zu einem unbegreifflichen Pul-
ver gestossene Sal ammoniacum, ist ein
unfehlbares Mittel wider die Flecken
der Augen, dieselben bey Pferden und
andern dergleichen Thieren hinweg zu
bringen, wenn man es ihnen mit einem
Federkiel in die Augen bläset. Es
dürffte auch dem Menschen nicht weni-
ger dienlich seyn, wofern nicht die all-
zuheftige Gewalt und die allzugrossen
Schmertzen, die es verursachet, thäten.
Derowegen will ich niemand rathen,
[Spaltenumbruch] daß er sich dessen bediene, weil andere
Mittel zur gnüge vorhanden, die fast
eben dergleichen Wirckung haben, aus-
ser, daß sie das ihrige mit keiner solchen
Heftigkeit verrichten, als da ist der Zu-
ckerkant, zu einem unbegreifflichen
Pulver zerstossen; Rosen oder Weg-
breitwasser, darinne ein wenig weisser
Vitriol, Zuckerkant und Aloe Succo-
trina zerlassen worden, oder auch das
distillirte Wasser von Tausendschön-
gen, welche bey uns auf den Wiesen
und in Gärten insgemeine wachsen.
Dieses Wasser ist ein gantz unfehlbar
Mittel, nur daß die Wirckung fast eben
so heftig ist als das Salis ammoniaci, doch
gehen die Schmertzen, so bald es aufge-
leget worden, auch überhin.

Aus dem Sale Ammoniaco werden
unterschiedene chymische Sachen berei-
tet, die wir gemeiniglich aus Holland
kommen lassen, theils, weil sie die Hol-
länder
am besten zurichten, theils aber,
weil sie dieselben viel wohlfeiler, als un-
sere Laboranten, geben können, es sey
nun, daß es ihnen an tauglichen Ma-
terialien fehlet, oder daß sie nicht so ge-
schickt sind, als jene. So könte ich auch
hierbey, wie bey allen andern praepara-
tis
erinnern, daß diejenigen, die wir von
andern Orten bekommen, weit schöner
und viel wohlfeiler sind, als welche all-
hier zu Paris gemachet werden, gleich-
wie in dem gantzen Wercke wird zu er-
sehen werden.

[Ende Spaltensatz]
Von der Reinigung dieses
Saltzes.

Die erste praeparation des Salis Ammo-
niaci
ist dessen Reiniguug, so vermittelst
des Feuers, Wassers und Löschpapirs
geschicht. Wenn es hernachmahls tru-
cken und ein gantz weisses Saltz worden,
ist es ein treffliches Schweiß- und Harn-
treibendes Mittel, widerstehet der
Fäulung, dienet zum viertägigen Fie-
ber, dem kalten Brand, und für die Au-
gen zum Augenwasser. Die dosis ist
von acht bis auf vier und zwantzig
Gran, in einer warmen Suppe, oder
andern gehörigen liquoribus. Man
macht auch aus dem Salmiac Blu-
men, mit Hülffe des verpufften gemei-
nen Saltzes, oder der Feilspäne und ei-
nes Sublimirgefässes, und bereitet auf

solche

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ches unter dem andern zu ſehen bekom-
men, an welchen bald oben, bald auch
wohl inwendig, eine ſchwartze und dem
Ofenruſe nicht unaͤhnliche, garſtige Ma-
terie, wie zwey Thaler dicke, ſich befin-
det, welche Unvollkommenheit doch nir-
gend anders her entſtehet, als von dem
Geitze und dem wohlfeilen Preiſſe, da-
rum es die Arbeiter machen muͤſſen,
deshalben ſie dann das Feuer dermaſ-
ſen vermehren, daß ſie, ſo es in ihrem
Vermoͤgen ſtuͤnde, gerne alles mit ein-
ander aufſteigen lieſſen, blos zu dem
Ende, damit ſie einen geringen Profit
an einer Waare haben koͤnten, die ſie
faſt umſonſt hinzugeben genoͤthiget
werden. Mich wundert in Wahrheit
nichts ſo ſehr, als daß ich ſehen muß,
wie diejenigen, die dieſe Waare berei-
ten, ſelbige ſo wohlfeil zu geben vermoͤ-
gen, da es doch weit beſſer waͤre, daß ſie
dieſelbe recht und gut zurichteten, und
deſto theurer verkauffeten, als daß man
ein Pfund von dieſem Saltze fuͤr 16.
bis 18. Sols bekommt, welches her-
nach, wenn es umgeſchmoltzen und ge-
reiniget worden iſt, wohl mehr als 50.
Sols koſtet, indem ihm mehr als die
Helfte abgehet.

Der Gebrauch dieſes Saltzes iſt in
Franckreich nicht geringe, weil nicht
nur allerley Chymiſche Sachen, zur
Artzney hochnoͤthig, daraus bereitet
werden, ſondern auch, weil es von al-
lerhand Handwerckern, Faͤrbern, Gold-
ſchmieden, Schmeltzern, Nadlern,
Schmieden und andern gebrauchet
wird. Es iſt ſo ſcharff und etzend, daß,
wenn es in Scheidewaſſer oder Salpe-
tergeiſt zerlaſſen worden iſt, es auch das
Gold vermag aufzuloͤſen, welches we-
der dieſer noch jenes ohne dieſen Zuſatz
zu thun vermoͤgend ſind.

Das zu einem unbegreifflichen Pul-
ver geſtoſſene Sal ammoniacum, iſt ein
unfehlbares Mittel wider die Flecken
der Augen, dieſelben bey Pferden und
andern dergleichen Thieren hinweg zu
bringen, wenn man es ihnen mit einem
Federkiel in die Augen blaͤſet. Es
duͤrffte auch dem Menſchen nicht weni-
ger dienlich ſeyn, wofern nicht die all-
zuheftige Gewalt und die allzugroſſen
Schmertzen, die es verurſachet, thaͤten.
Derowegen will ich niemand rathen,
[Spaltenumbruch] daß er ſich deſſen bediene, weil andere
Mittel zur gnuͤge vorhanden, die faſt
eben dergleichen Wirckung haben, auſ-
ſer, daß ſie das ihrige mit keiner ſolchen
Heftigkeit verrichten, als da iſt der Zu-
ckerkant, zu einem unbegreifflichen
Pulver zerſtoſſen; Roſen oder Weg-
breitwaſſer, darinne ein wenig weiſſer
Vitriol, Zuckerkant und Aloe Succo-
trina zerlaſſen worden, oder auch das
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gen, welche bey uns auf den Wieſen
und in Gaͤrten insgemeine wachſen.
Dieſes Waſſer iſt ein gantz unfehlbar
Mittel, nur daß die Wirckung faſt eben
ſo heftig iſt als das Salis ammoniaci, doch
gehen die Schmertzen, ſo bald es aufge-
leget worden, auch uͤberhin.

Aus dem Sale Ammoniaco werden
unterſchiedene chymiſche Sachen berei-
tet, die wir gemeiniglich aus Holland
kommen laſſen, theils, weil ſie die Hol-
laͤnder
am beſten zurichten, theils aber,
weil ſie dieſelben viel wohlfeiler, als un-
ſere Laboranten, geben koͤnnen, es ſey
nun, daß es ihnen an tauglichen Ma-
terialien fehlet, oder daß ſie nicht ſo ge-
ſchickt ſind, als jene. So koͤnte ich auch
hierbey, wie bey allen andern præpara-
tis
erinnern, daß diejenigen, die wir von
andern Orten bekommen, weit ſchoͤner
und viel wohlfeiler ſind, als welche all-
hier zu Paris gemachet werden, gleich-
wie in dem gantzen Wercke wird zu er-
ſehen werden.

[Ende Spaltensatz]
Von der Reinigung dieſes
Saltzes.

Die erſte præparation des Salis Ammo-
niaci
iſt deſſen Reiniguug, ſo vermittelſt
des Feuers, Waſſers und Loͤſchpapirs
geſchicht. Wenn es hernachmahls tru-
cken und ein gantz weiſſes Saltz worden,
iſt es ein treffliches Schweiß- und Harn-
treibendes Mittel, widerſtehet der
Faͤulung, dienet zum viertaͤgigen Fie-
ber, dem kalten Brand, und fuͤr die Au-
gen zum Augenwaſſer. Die doſis iſt
von acht bis auf vier und zwantzig
Gran, in einer warmen Suppe, oder
andern gehoͤrigen liquoribus. Man
macht auch aus dem Salmiac Blu-
men, mit Huͤlffe des verpufften gemei-
nen Saltzes, oder der Feilſpaͤne und ei-
nes Sublimirgefaͤſſes, und bereitet auf

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[0388] Der Spezereyen und Materialien ches unter dem andern zu ſehen bekom- men, an welchen bald oben, bald auch wohl inwendig, eine ſchwartze und dem Ofenruſe nicht unaͤhnliche, garſtige Ma- terie, wie zwey Thaler dicke, ſich befin- det, welche Unvollkommenheit doch nir- gend anders her entſtehet, als von dem Geitze und dem wohlfeilen Preiſſe, da- rum es die Arbeiter machen muͤſſen, deshalben ſie dann das Feuer dermaſ- ſen vermehren, daß ſie, ſo es in ihrem Vermoͤgen ſtuͤnde, gerne alles mit ein- ander aufſteigen lieſſen, blos zu dem Ende, damit ſie einen geringen Profit an einer Waare haben koͤnten, die ſie faſt umſonſt hinzugeben genoͤthiget werden. Mich wundert in Wahrheit nichts ſo ſehr, als daß ich ſehen muß, wie diejenigen, die dieſe Waare berei- ten, ſelbige ſo wohlfeil zu geben vermoͤ- gen, da es doch weit beſſer waͤre, daß ſie dieſelbe recht und gut zurichteten, und deſto theurer verkauffeten, als daß man ein Pfund von dieſem Saltze fuͤr 16. bis 18. Sols bekommt, welches her- nach, wenn es umgeſchmoltzen und ge- reiniget worden iſt, wohl mehr als 50. Sols koſtet, indem ihm mehr als die Helfte abgehet. Der Gebrauch dieſes Saltzes iſt in Franckreich nicht geringe, weil nicht nur allerley Chymiſche Sachen, zur Artzney hochnoͤthig, daraus bereitet werden, ſondern auch, weil es von al- lerhand Handwerckern, Faͤrbern, Gold- ſchmieden, Schmeltzern, Nadlern, Schmieden und andern gebrauchet wird. Es iſt ſo ſcharff und etzend, daß, wenn es in Scheidewaſſer oder Salpe- tergeiſt zerlaſſen worden iſt, es auch das Gold vermag aufzuloͤſen, welches we- der dieſer noch jenes ohne dieſen Zuſatz zu thun vermoͤgend ſind. Das zu einem unbegreifflichen Pul- ver geſtoſſene Sal ammoniacum, iſt ein unfehlbares Mittel wider die Flecken der Augen, dieſelben bey Pferden und andern dergleichen Thieren hinweg zu bringen, wenn man es ihnen mit einem Federkiel in die Augen blaͤſet. Es duͤrffte auch dem Menſchen nicht weni- ger dienlich ſeyn, wofern nicht die all- zuheftige Gewalt und die allzugroſſen Schmertzen, die es verurſachet, thaͤten. Derowegen will ich niemand rathen, daß er ſich deſſen bediene, weil andere Mittel zur gnuͤge vorhanden, die faſt eben dergleichen Wirckung haben, auſ- ſer, daß ſie das ihrige mit keiner ſolchen Heftigkeit verrichten, als da iſt der Zu- ckerkant, zu einem unbegreifflichen Pulver zerſtoſſen; Roſen oder Weg- breitwaſſer, darinne ein wenig weiſſer Vitriol, Zuckerkant und Aloe Succo- trina zerlaſſen worden, oder auch das diſtillirte Waſſer von Tauſendſchoͤn- gen, welche bey uns auf den Wieſen und in Gaͤrten insgemeine wachſen. Dieſes Waſſer iſt ein gantz unfehlbar Mittel, nur daß die Wirckung faſt eben ſo heftig iſt als das Salis ammoniaci, doch gehen die Schmertzen, ſo bald es aufge- leget worden, auch uͤberhin. Aus dem Sale Ammoniaco werden unterſchiedene chymiſche Sachen berei- tet, die wir gemeiniglich aus Holland kommen laſſen, theils, weil ſie die Hol- laͤnder am beſten zurichten, theils aber, weil ſie dieſelben viel wohlfeiler, als un- ſere Laboranten, geben koͤnnen, es ſey nun, daß es ihnen an tauglichen Ma- terialien fehlet, oder daß ſie nicht ſo ge- ſchickt ſind, als jene. So koͤnte ich auch hierbey, wie bey allen andern præpara- tis erinnern, daß diejenigen, die wir von andern Orten bekommen, weit ſchoͤner und viel wohlfeiler ſind, als welche all- hier zu Paris gemachet werden, gleich- wie in dem gantzen Wercke wird zu er- ſehen werden. Von der Reinigung dieſes Saltzes. Die erſte præparation des Salis Ammo- niaci iſt deſſen Reiniguug, ſo vermittelſt des Feuers, Waſſers und Loͤſchpapirs geſchicht. Wenn es hernachmahls tru- cken und ein gantz weiſſes Saltz worden, iſt es ein treffliches Schweiß- und Harn- treibendes Mittel, widerſtehet der Faͤulung, dienet zum viertaͤgigen Fie- ber, dem kalten Brand, und fuͤr die Au- gen zum Augenwaſſer. Die doſis iſt von acht bis auf vier und zwantzig Gran, in einer warmen Suppe, oder andern gehoͤrigen liquoribus. Man macht auch aus dem Salmiac Blu- men, mit Huͤlffe des verpufften gemei- nen Saltzes, oder der Feilſpaͤne und ei- nes Sublimirgefaͤſſes, und bereitet auf ſolche

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/388>, abgerufen am 23.11.2024.