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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] zerg ehet
leichtlich an
der Luft.
Siehe Fig. 342.
Saltz, welches innen und aussen weiß
ist, und einen saltzichten Geschmack hat,
fast wie das gemeine Saltz, ohne daß
es ein wenig schärffer ist. Vor diesem
wurde es aus Arabien gebracht, oder
aus Lybien; anietzo aber sieht man es
überaus selten. Dahero haben die
Venediger und Holländer auf Mit-
tel und Wege gesonnen, wie sie ein
Saltz bereiten möchten, das diesem an
Kräften gleich käme, worinne sie auch
weit glücklicher gewesen, als da sie ihm
die Gestalt zu geben versuchet, denn
diese ist an dem natürlichen Sale Ammo-
niaco
gantz und gar von der Gestalt des
durch Kunst bereiteten unterschieden,
wie aus dem Verfolg dieses Discurses
wird zu ersehen seyn.

Wenn die Türcken oder andere
Völcker in Asia und Africa auf den
Streiff gehen, oder mit den Carava-
nen reisen, und ihre Cameele durch die
Wüste gehend, den Urin in den Sand
lauffen lassen, wird er, so bald die Son-
ne drauf scheinet, stracks trucken, und
zu einer solchen Massa, dergleichen ich
zu beschreiben gesonnen bin. Und ich
kan versichern, daß dem also sey, weil
ich das Stücke, das mir der Herr Tour-
nefort
den 6. Mertz im Jahr 1693.
verehret, untersuchet habe. Jch hebe
dasselbige auf als eine grosse Rarität,
indem man es nicht mehr, oder doch
sehr selten zu sehen bekommt. Dieses
Saltz ist erystallisiret, das ist, obenauf
scheinet es wie kleine Spitzlein, derglei-
chen auf dem gereinigten Salpeter zu
ersehen, untenher aber ist es hol, und
noch etwas Sand daran: woraus zu
schliessen, daß dieses Saltz, durch Bey-
hülffe der Sonne, von selbsten sich sub-
limi
ret und aufgestiegen, und aus dem
heissen Sande sich erhaben. Die Alten
haben alle mit einander einerley Mei-
nung gehäget, und gesagt, daß es na-
türliches Sal Ammoniacum gebe, und
daß dasselbe in dem sandigten Lybien
gefunden würde: es entstünde aus dem
Urine der Cameele, welche nach dem
Tempel des Jupiter Ammons, davon
ihm auch der Name gekommen, zögen.
Andre aber wollen, das Wort Ammo-
niacum
komme von dem Griechischen
Worte Ammos (ammos) her, welches
so viel als Sand bedeutet, und man
[Spaltenumbruch] müsse nicht Armoniacum sagen, gleich
wie es insgemein genennet wird. Es
findet sich sonsten noch ein ander natür-Noch eine an-
dere Gattung
natürlichen
Salmiacs.

liches Sal Ammoniacum oder Ammonia-
le,
oder besser zu reden, ein gekünsteltes,
welches eben auf solche Art, als wie bey
uns der Salpeter gemachet, und aus
einer gewissen Gattung Erde, oder aus
einem saltzichten Schaume, der zwischen
Labour/ Tanasseri und zu Therhint,
aus denen Hölen und Ritzen der Fel-
sen, hervortringt, gezogen wird. Allein,
weil diese beyden Saltze uns unbekannt
sind, und sehr selten gefunden werden,
dannenhero müssen wir uns an demje-
nigen begnügen lassen, das wir von
Venedig und aus Holland bekom-
men, darunter das letztere bey nahe al-
leine zu Paris gesehen wird, absonder-
lich zu Friedenszeiten.

[Ende Spaltensatz]
Von dem durch Kunst bereitetem
Sale Ammoniaco.

Das Sal Ammoniacum, oder vielmehrVor diesen
brachte man
von Venedig
und aus Hol-
land Salmi-
ac, als wie
Zuckerhüte,
der ungleich
schöner war,
als der, den
wir anietzt zu
sehen bekom-
men.
Siehe Fig. 343.

Acrimoniacum, oder nach anderer Mei-
nung, Acrimoniale, ist eine Massa von
allerhand Farben, wie eine Topfstür-
tze gestalt, welche die Venetianer und
Holländer/ zu folge nicht weniger
Scribenten Berichte, aus Menschen-
und Thierpisse, gemeinem Saltze, und
Ofenruse bereiten, und vermittelst ei-
nes sublimir Gefässes, dergleichen Ku-
chen verfertigen, wie wir sie zu sehen
bekommen.

Desgleichen haben mich einige ver-
sichern wollen, es würde auch dieses
Saltz aus allerley Blute gemacht, wel-
ches ich aber für gewiß nicht ausgeben
kan, weil ichs niemahlen machen sehen.

Doch ihm sey, wie ihm wolle, das
recht gute Sal ammoniacum soll weiß,
klar und durchsichtig seyn, und wenn
mans zerbricht, wie eitel kleine Spitz-
lein sehen: es soll auch, soviel nur im-
mer möglich, trucken, auch nicht schmu-
tzicht seyn; zerstossen, soll es grau, oder
gantz schwartz sehen, anbey so durchsich-
tig seyn, wie eine sechs ellen dicke Mau-
er, welches von der Gewalt des Feu-
ers herrühret, denn dieses die gröbsten
und irdischen Theilgen des Gemenges,
daraus es gezogen worden, zugleich mit
in die Höhe getrieben hat. Und eben
dieses ist die Ursache, warum wir sol-

ches
J i 3

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] zerg ehet
leichtlich an
der Luft.
Siehe Fig. 342.
Saltz, welches innen und auſſen weiß
iſt, und einen ſaltzichten Geſchmack hat,
faſt wie das gemeine Saltz, ohne daß
es ein wenig ſchaͤrffer iſt. Vor dieſem
wurde es aus Arabien gebracht, oder
aus Lybien; anietzo aber ſieht man es
uͤberaus ſelten. Dahero haben die
Venediger und Hollaͤnder auf Mit-
tel und Wege geſonnen, wie ſie ein
Saltz bereiten moͤchten, das dieſem an
Kraͤften gleich kaͤme, worinne ſie auch
weit gluͤcklicher geweſen, als da ſie ihm
die Geſtalt zu geben verſuchet, denn
dieſe iſt an dem natuͤrlichen Sale Ammo-
niaco
gantz und gar von der Geſtalt des
durch Kunſt bereiteten unterſchieden,
wie aus dem Verfolg dieſes Diſcurſes
wird zu erſehen ſeyn.

Wenn die Tuͤrcken oder andere
Voͤlcker in Aſia und Africa auf den
Streiff gehen, oder mit den Carava-
nen reiſen, und ihre Cameele durch die
Wuͤſte gehend, den Urin in den Sand
lauffen laſſen, wird er, ſo bald die Son-
ne drauf ſcheinet, ſtracks trucken, und
zu einer ſolchen Maſſa, dergleichen ich
zu beſchreiben geſonnen bin. Und ich
kan verſichern, daß dem alſo ſey, weil
ich das Stuͤcke, das mir der Herr Tour-
nefort
den 6. Mertz im Jahr 1693.
verehret, unterſuchet habe. Jch hebe
daſſelbige auf als eine groſſe Raritaͤt,
indem man es nicht mehr, oder doch
ſehr ſelten zu ſehen bekommt. Dieſes
Saltz iſt eryſtalliſiret, das iſt, obenauf
ſcheinet es wie kleine Spitzlein, derglei-
chen auf dem gereinigten Salpeter zu
erſehen, untenher aber iſt es hol, und
noch etwas Sand daran: woraus zu
ſchlieſſen, daß dieſes Saltz, durch Bey-
huͤlffe der Sonne, von ſelbſten ſich ſub-
limi
ret und aufgeſtiegen, und aus dem
heiſſen Sande ſich erhaben. Die Alten
haben alle mit einander einerley Mei-
nung gehaͤget, und geſagt, daß es na-
tuͤrliches Sal Ammoniacum gebe, und
daß daſſelbe in dem ſandigten Lybien
gefunden wuͤrde: es entſtuͤnde aus dem
Urine der Cameele, welche nach dem
Tempel des Jupiter Ammons, davon
ihm auch der Name gekommen, zoͤgen.
Andre aber wollen, das Wort Ammo-
niacum
komme von dem Griechiſchen
Worte Ammos (ἄμμος) her, welches
ſo viel als Sand bedeutet, und man
[Spaltenumbruch] muͤſſe nicht Armoniacum ſagen, gleich
wie es insgemein genennet wird. Es
findet ſich ſonſten noch ein ander natuͤr-Noch eine an-
dere Gattung
natuͤrlichen
Salmiacs.

liches Sal Ammoniacum oder Ammonia-
le,
oder beſſer zu reden, ein gekuͤnſteltes,
welches eben auf ſolche Art, als wie bey
uns der Salpeter gemachet, und aus
einer gewiſſen Gattung Erde, oder aus
einem ſaltzichten Schaume, der zwiſchen
Labour/ Tanaſſeri und zu Therhint,
aus denen Hoͤlen und Ritzen der Fel-
ſen, hervortringt, gezogen wird. Allein,
weil dieſe beyden Saltze uns unbekannt
ſind, und ſehr ſelten gefunden werden,
dannenhero muͤſſen wir uns an demje-
nigen begnuͤgen laſſen, das wir von
Venedig und aus Holland bekom-
men, darunter das letztere bey nahe al-
leine zu Paris geſehen wird, abſonder-
lich zu Friedenszeiten.

[Ende Spaltensatz]
Von dem durch Kunſt bereitetem
Sale Ammoniaco.

Das Sal Ammoniacum, oder vielmehrVor dieſen
brachte man
von Venedig
und aus Hol-
land Salmi-
ac, als wie
Zuckerhuͤte,
der ungleich
ſchoͤner war,
als der, den
wir anietzt zu
ſehen bekom-
men.
Siehe Fig. 343.

Acrimoniacum, oder nach anderer Mei-
nung, Acrimoniale, iſt eine Maſſa von
allerhand Farben, wie eine Topfſtuͤr-
tze geſtalt, welche die Venetianer und
Hollaͤnder/ zu folge nicht weniger
Scribenten Berichte, aus Menſchen-
und Thierpiſſe, gemeinem Saltze, und
Ofenruſe bereiten, und vermittelſt ei-
nes ſublimir Gefaͤſſes, dergleichen Ku-
chen verfertigen, wie wir ſie zu ſehen
bekommen.

Desgleichen haben mich einige ver-
ſichern wollen, es wuͤrde auch dieſes
Saltz aus allerley Blute gemacht, wel-
ches ich aber fuͤr gewiß nicht ausgeben
kan, weil ichs niemahlen machen ſehen.

Doch ihm ſey, wie ihm wolle, das
recht gute Sal ammoniacum ſoll weiß,
klar und durchſichtig ſeyn, und wenn
mans zerbricht, wie eitel kleine Spitz-
lein ſehen: es ſoll auch, ſoviel nur im-
mer moͤglich, trucken, auch nicht ſchmu-
tzicht ſeyn; zerſtoſſen, ſoll es grau, oder
gantz ſchwartz ſehen, anbey ſo durchſich-
tig ſeyn, wie eine ſechs ellen dicke Mau-
er, welches von der Gewalt des Feu-
ers herruͤhret, denn dieſes die groͤbſten
und irdiſchen Theilgen des Gemenges,
daraus es gezogen worden, zugleich mit
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dieſes iſt die Urſache, warum wir ſol-

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J i 3
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/387>, abgerufen am 25.11.2024.