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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] händler übersenden diese mit Moos be-
wachsenen Köpfe in fremde Lande, son-
derlich nach Teutschland, damit es mö-
ge zu dem unguento sympathetico oder
constellato Crollii gebrauchet werden,
welches er in seiner königlichen Chymie
beschrieben und trefflich herausgestrie-
chen hat, als ein vortreffliches Mittel
wider die fallende Sucht. Sie ver-
kauffen aber nur die ledigen Köpfe, in-
dem das Hirn, die Augen/ und alles
was weich und verderblich ist, von dem
Wetter verzehret worden. Man kön-
te zwar auch wohl dem Hirnschedel von
diesen Köpfen einige Kraft zuschreiben,
weil sie zumahl von erhenckten genom-
men werden, allein man darff auch
[Spaltenumbruch] sicherlich glauben, daß die Hitze des
Sommers, und die Kälte des Winters,
den allermeisten Theil daraus getrie-
ben hat.

Dagegen solte der Hirnschedel von
neulich erhenckten, davon das fleischlich-
te Häutlein herabgezogen, und das
Hirn, samt allem was noch mehr da-
rinne enthalten ist, herausgenommen
worden, und darauf wohl abgewaschen,
getrucknet, und mit einer Säge von
dem untern Theile abgesondert ist, um
ein merckliches besser seyn: und der-
gleichen verkauffen die Materialisten
unter dem Titel des Menschenhirnsche-
dels.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Vom Einhorn.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 327.
und 328.

DAs Einhorn ist ein Thier, welches
uns die Naturkündiger unter der
Gestalt eines Pferdes darstellen, das mit-
ten auf der Stirne ein zwey oder drey
Ellen langes und schlangenweis gedre-
hetes Horn habe. Allein, weil man
bis auf diese Stunde die wahre Be-
schaffenheit der Sache nicht zu erfah-
ren vermocht hat, darum will ich ver-
melden, daß dasjenige, was wir unter
dem Namen des Horns vom Einhorn
verkauffen, das Horn von einem Fische
sey, welchen die Eisländer Narwall
nennen, inmassen unten in dem Capitel
von diesem Fische wird zu vernehmen
seyn.

Ehedessen wurde dieses Horn, wegen
seiner vortrefflichen Eigenschaften, die
ihm von den Vorfahren beygeleget
worden, sehr starck gebrauchet, und son-
derlich wider den Gift, daher es auch
von grossen Herren so werth gehalten,
und eben um dieser Ursache willen ge-
gen gleich so schweres Gold verkauffet
ward. Welcher Jrrthum also einge-
nistelt, daß es noch anietzo Leute gie-
bet, die sich solches dermassen veste einge-
bildet, daß sie es haben müssen, solte es
auch noch so theuer seyn.

Ambrosius Pareus meldet in seinem
[Spaltenumbruch] kleinen Tractätlein, welches er vom
Einhorn
geschrieben, daß sich in dem
glücklichen Arabien wilde Esel befän-
den, welche Camphur genennet wür-Camphurs.
Siehe Fig. 329.

den, und ein Horn vor der Stirne füh-
reten, mit dem sie sich gegen die Büffel
beschützeten: die Jndianer aber ge-
brauchten dasselbe zu allerhand Kranck-
heiten, vornehmlich aber wider die gif-
tigen. So befände sich auch noch ein
ander Thier in Arabien, welches die
Einwohner Pirassoupi nenneten:Pirassoupi.
Siehe Fig. 330.

dasselbe habe zwey lange, gerade
und geschlängelte Hörner, deren
sich die Araber bedieneten, wenn sie
von giftigen Thieren verwundet oder
gebissen worden wären: sie legten sie
auch sechs oder sieben Stunden lang in
ihr Trinckwasser, sich dergestalt zu prae-
servir
en. Er meldet ferner, daß dieses
Thier so hoch sey, wie ein Maulesel,
auch einen solchen Kopf habe, der Leib
sey zotticht, wie ein Bär, sehe etwas
höher als goldgelb, und habe gespalte-
ne Klauen, als wie ein Hirsch.

Jonstonius gedenckt in seinemSiehe Fig. 331.
Thierbuche, daß es noch mehr Arten
des Einhorns gebe, dahin kan der Le-
ser seine Zuflucht nehmen.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Vom Bezoar.
[Beginn Spaltensatz] Siehe. Fig. 332.

DAs Bezoarthier/ von den Jndi-
anern Pazan genennet, ist ein
[Spaltenumbruch] Thier, das in seinem Magen oder in der
Blase einen Stein zeuget, der gleichen

Namen

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] haͤndler uͤberſenden dieſe mit Moos be-
wachſenen Koͤpfe in fremde Lande, ſon-
derlich nach Teutſchland, damit es moͤ-
ge zu dem unguento ſympathetico oder
conſtellato Crollii gebrauchet werden,
welches er in ſeiner koͤniglichen Chymie
beſchrieben und trefflich herausgeſtrie-
chen hat, als ein vortreffliches Mittel
wider die fallende Sucht. Sie ver-
kauffen aber nur die ledigen Koͤpfe, in-
dem das Hirn, die Augen/ und alles
was weich und verderblich iſt, von dem
Wetter verzehret worden. Man koͤn-
te zwar auch wohl dem Hirnſchedel von
dieſen Koͤpfen einige Kraft zuſchreiben,
weil ſie zumahl von erhenckten genom-
men werden, allein man darff auch
[Spaltenumbruch] ſicherlich glauben, daß die Hitze des
Sommers, und die Kaͤlte des Winters,
den allermeiſten Theil daraus getrie-
ben hat.

Dagegen ſolte der Hirnſchedel von
neulich erhenckten, davon das fleiſchlich-
te Haͤutlein herabgezogen, und das
Hirn, ſamt allem was noch mehr da-
rinne enthalten iſt, herausgenommen
worden, und darauf wohl abgewaſchen,
getrucknet, und mit einer Saͤge von
dem untern Theile abgeſondert iſt, um
ein merckliches beſſer ſeyn: und der-
gleichen verkauffen die Materialiſten
unter dem Titel des Menſchenhirnſche-
dels.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Vom Einhorn.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 327.
und 328.

DAs Einhorn iſt ein Thier, welches
uns die Naturkuͤndiger unter der
Geſtalt eines Pfeꝛdes daꝛſtellen, das mit-
ten auf der Stirne ein zwey oder drey
Ellen langes und ſchlangenweis gedre-
hetes Horn habe. Allein, weil man
bis auf dieſe Stunde die wahre Be-
ſchaffenheit der Sache nicht zu erfah-
ren vermocht hat, darum will ich ver-
melden, daß dasjenige, was wir unter
dem Namen des Horns vom Einhorn
verkauffen, das Horn von einem Fiſche
ſey, welchen die Eislaͤnder Narwall
nennen, inmaſſen unten in dem Capitel
von dieſem Fiſche wird zu vernehmen
ſeyn.

Ehedeſſen wurde dieſes Horn, wegen
ſeiner vortrefflichen Eigenſchaften, die
ihm von den Vorfahren beygeleget
worden, ſehr ſtarck gebrauchet, und ſon-
derlich wider den Gift, daher es auch
von groſſen Herren ſo werth gehalten,
und eben um dieſer Urſache willen ge-
gen gleich ſo ſchweres Gold verkauffet
ward. Welcher Jrrthum alſo einge-
niſtelt, daß es noch anietzo Leute gie-
bet, die ſich ſolches dermaſſen veſte einge-
bildet, daß ſie es haben muͤſſen, ſolte es
auch noch ſo theuer ſeyn.

Ambroſius Pareus meldet in ſeinem
[Spaltenumbruch] kleinen Tractaͤtlein, welches er vom
Einhorn
geſchrieben, daß ſich in dem
gluͤcklichen Arabien wilde Eſel befaͤn-
den, welche Camphur genennet wuͤr-Camphurs.
Siehe Fig. 329.

den, und ein Horn vor der Stirne fuͤh-
reten, mit dem ſie ſich gegen die Buͤffel
beſchuͤtzeten: die Jndianer aber ge-
brauchten daſſelbe zu allerhand Kranck-
heiten, vornehmlich aber wider die gif-
tigen. So befaͤnde ſich auch noch ein
ander Thier in Arabien, welches die
Einwohner Piraſſoupi nenneten:Piraſſoupi.
Siehe Fig. 330.

daſſelbe habe zwey lange, gerade
und geſchlaͤngelte Hoͤrner, deren
ſich die Araber bedieneten, wenn ſie
von giftigen Thieren verwundet oder
gebiſſen worden waͤren: ſie legten ſie
auch ſechs oder ſieben Stunden lang in
ihr Trinckwaſſer, ſich dergeſtalt zu præ-
ſervir
en. Er meldet ferner, daß dieſes
Thier ſo hoch ſey, wie ein Mauleſel,
auch einen ſolchen Kopf habe, der Leib
ſey zotticht, wie ein Baͤr, ſehe etwas
hoͤher als goldgelb, und habe geſpalte-
ne Klauen, als wie ein Hirſch.

Jonſtonius gedenckt in ſeinemSiehe Fig. 331.
Thierbuche, daß es noch mehr Arten
des Einhorns gebe, dahin kan der Le-
ſer ſeine Zuflucht nehmen.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Vom Bezoar.
[Beginn Spaltensatz] Siehe. Fig. 332.

DAs Bezoarthier/ von den Jndi-
anern Pazan genennet, iſt ein
[Spaltenumbruch] Thier, das in ſeinem Magen oder in der
Blaſe einen Stein zeuget, der gleichen

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/362>, abgerufen am 13.11.2024.