Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch] denn ich versichert bin, daß die Apothe-
cker hieran wohl niemahls gedacht, und
zwar um dreyerley Ursache willen.
Vors erste ist dieser Saft ein Extract,
den wir spottwohlfeil schaffen können,
nicht nur, weil diese Beysprossen in
Provence sehr gemeine sind, sondern
auch sehr viel Saft geben. Die ande-
re Ursache ist, daß der Extract der Bocks-
bartwurtzel um ein gutes höher kommt,
als der aufrechte Succus hypocistidis.
Drittens, muß dieses nur aus einer
blosen Einbildung herrühren, dieweil
der Herr Charras, dessen Buch er so
redlich ausgeschrieben, davon gar nichts
erwähnet, sondern vielmehr eine gantz
widrige Meinung gehäget hat, erstan-
geführter Ursachen wegen, welches auch
die Wahrheit ist.

Diesemnach darff man nicht ferner
glauben, daß der Succus hypocistidis ver-
fälschet werde, vielmehr kan man ver-
sichert seyn, daß derjenige Saft, den
[Spaltenumbruch] die Apothecker gebrauchen, eben also
sey, wie wir ihn an dieselbigen verkauf-
fen. Dieses aber ist wahr, daß diejeni-
gen, die den Theriac bereiten, ihn um-
schmeltzen, damit die Erde und anderes
unnützes Wesen, das sich darinne befin-
den möchte, davon komme, denn die
Leute in Provence und Languedoc/
die ihn bereiten, geben nicht so gar ge-
naue Achtung drauf, meistentheils da-
rum, weil man ihn fast umsonst von ih-
nen haben will, und denn, weil sie ihn
in so grosser Menge bereiten.

Es wird aber dieser Saft nicht nur
zum Theriac genommen, sondern er
wird auch von ihrer etlichen an statt des
Succi acaciae verae gebrauchet, theils, weil
er wohlfeiler ist, theils aber, weil sie
vorgeben, er habe eben solche Kräfte.
Er kommt ingleichen unter das Pflaster
des Priors von Chabriere, welches Re-
cept der König public machen lassen.

[Ende Spaltensatz]
Das siebende Capitel.
Succus Acaciae verae.
[Spaltenumbruch]

DJeses ist ein dicker Saft, nach ein
und anderer Scribenten Berichte,
von den Früchten derjenigen Bäume,
die das Arabische Gummi geben, ge-
macht: welcher Bäume auch in dem
Siehe Fig. 317.Buch von Gummi abgebildet zu ersehen
seyn. Weil ich aber dessen nicht ver-
sichert bin, so werde mich begnügen las-
sen zu sagen, daß dieser Saft von der
rechten Acacia,
ein dicker und zu einer
gantz dichten Consistentz gebrachter
Saft sey, und komme aus Levante,
in Gestalt runder Bälle, verschiedner
Grösse, in sehr zarte Blätter gewickelt,
damit er nicht zerfliesse, und auch besser
fortzu bringen sey.

Man erwehle den rechten Acaci-
ensaft,
welcher wohl gekocht ist, und
Tannetfarben, d. i. braunroth, siehet,
und ein wenig röthlicht, welches sich
nicht wohl zu dem Berichte ein und an-
derer Scribenten schicket, welche ein-
hällig sagen: indem es einer aus dem
andern geschrieben: es müsse der Succus
Acaciae verae,
wenn er recht gut seyn sol-
te, gar schön- und zwar ziemlich hoch-
roth sehen. Nun habe ich nicht wenig
solchen Saft gesehen, und unter Hän-
den gehabt, alleine niemahls einigen ge-
[Spaltenumbruch] funden, der dergleichen hohe Farbe ge-
habt hätte. Und darum werde ich auch
sagen, daß diejenigen, so sein bedürffen,
den tannetfarbenen dem andern vorzie-
hen sollen: denn erstlich ist es ein Zei-
chen, wann er diese Farbe hat, daß er
wohl gekocht sey. Vors andere, daß er
aus denen recht zeitigen Früchten gezo-
gen worden: und deswegen muß er fein
dichte und gläntzend seyn, dabey einen
anziehenden in etwas unangenehmen
Geschmack haben.

Allein, dieser Saft wird so wenig ge-
braucht, daß, wo er nicht unter den The-
riac genommen würde, der schlechte
Vertrieb kaum der Rede werth wäre.
Die ihn nun zu dieser weitläuftigen
composition von nöthen haben, brauchen
ihn zuweilen nur so, wie wir ihn ver-
kauffen, blos, daß sie die Blasen, darein
er gewickelt ist, herabziehen: andere
aber machen mit sonderlichen Formen
allerhand Figuren draus, welches zwar
der Sache ein feines Ansehen macht, im
übrigen aber keine einige Kraft zu geben
vermag.

Ausser diesem Acaciensaft, von dem
ich bisanher gehandelt, verkauffen wir
auch noch einen andern, wiewohl gar

selten,
F f

Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch] denn ich verſichert bin, daß die Apothe-
cker hieran wohl niemahls gedacht, und
zwar um dreyerley Urſache willen.
Vors erſte iſt dieſer Saft ein Extract,
den wir ſpottwohlfeil ſchaffen koͤnnen,
nicht nur, weil dieſe Beyſproſſen in
Provence ſehr gemeine ſind, ſondern
auch ſehr viel Saft geben. Die ande-
re Urſache iſt, daß der Extract der Bocks-
bartwurtzel um ein gutes hoͤher kommt,
als der aufrechte Succus hypociſtidis.
Drittens, muß dieſes nur aus einer
bloſen Einbildung herruͤhren, dieweil
der Herr Charras, deſſen Buch er ſo
redlich ausgeſchrieben, davon gar nichts
erwaͤhnet, ſondern vielmehr eine gantz
widrige Meinung gehaͤget hat, erſtan-
gefuͤhrter Urſachen wegen, welches auch
die Wahrheit iſt.

Dieſemnach darff man nicht ferner
glauben, daß der Succus hypociſtidis ver-
faͤlſchet werde, vielmehr kan man ver-
ſichert ſeyn, daß derjenige Saft, den
[Spaltenumbruch] die Apothecker gebrauchen, eben alſo
ſey, wie wir ihn an dieſelbigen verkauf-
fen. Dieſes aber iſt wahr, daß diejeni-
gen, die den Theriac bereiten, ihn um-
ſchmeltzen, damit die Erde und anderes
unnuͤtzes Weſen, das ſich darinne befin-
den moͤchte, davon komme, denn die
Leute in Provence und Languedoc/
die ihn bereiten, geben nicht ſo gar ge-
naue Achtung drauf, meiſtentheils da-
rum, weil man ihn faſt umſonſt von ih-
nen haben will, und denn, weil ſie ihn
in ſo groſſer Menge bereiten.

Es wird aber dieſer Saft nicht nur
zum Theriac genommen, ſondern er
wird auch von ihrer etlichen an ſtatt des
Succi acaciæ veræ gebrauchet, theils, weil
er wohlfeiler iſt, theils aber, weil ſie
vorgeben, er habe eben ſolche Kraͤfte.
Er kommt ingleichen unter das Pflaſter
des Priors von Chabriere, welches Re-
cept der Koͤnig public machen laſſen.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebende Capitel.
Succus Acaciæ veræ.
[Spaltenumbruch]

DJeſes iſt ein dicker Saft, nach ein
und anderer Scribenten Berichte,
von den Fruͤchten derjenigen Baͤume,
die das Arabiſche Gummi geben, ge-
macht: welcher Baͤume auch in dem
Siehe Fig. 317.Buch von Gummi abgebildet zu erſehen
ſeyn. Weil ich aber deſſen nicht ver-
ſichert bin, ſo werde mich begnuͤgen laſ-
ſen zu ſagen, daß dieſer Saft von der
rechten Acacia,
ein dicker und zu einer
gantz dichten Conſiſtentz gebrachter
Saft ſey, und komme aus Levante,
in Geſtalt runder Baͤlle, verſchiedner
Groͤſſe, in ſehr zarte Blaͤtter gewickelt,
damit er nicht zerflieſſe, und auch beſſer
fortzu bringen ſey.

Man erwehle den rechten Acaci-
enſaft,
welcher wohl gekocht iſt, und
Tannetfarben, d. i. braunroth, ſiehet,
und ein wenig roͤthlicht, welches ſich
nicht wohl zu dem Berichte ein und an-
derer Scribenten ſchicket, welche ein-
haͤllig ſagen: indem es einer aus dem
andern geſchrieben: es muͤſſe der Succus
Acaciæ veræ,
wenn er recht gut ſeyn ſol-
te, gar ſchoͤn- und zwar ziemlich hoch-
roth ſehen. Nun habe ich nicht wenig
ſolchen Saft geſehen, und unter Haͤn-
den gehabt, alleine niemahls einigen ge-
[Spaltenumbruch] funden, der dergleichen hohe Farbe ge-
habt haͤtte. Und darum werde ich auch
ſagen, daß diejenigen, ſo ſein beduͤrffen,
den tannetfarbenen dem andern vorzie-
hen ſollen: denn erſtlich iſt es ein Zei-
chen, wann er dieſe Farbe hat, daß er
wohl gekocht ſey. Vors andere, daß er
aus denen recht zeitigen Fruͤchten gezo-
gen worden: und deswegen muß er fein
dichte und glaͤntzend ſeyn, dabey einen
anziehenden in etwas unangenehmen
Geſchmack haben.

Allein, dieſer Saft wird ſo wenig ge-
braucht, daß, wo er nicht unter den The-
riac genommen wuͤrde, der ſchlechte
Vertrieb kaum der Rede werth waͤre.
Die ihn nun zu dieſer weitlaͤuftigen
compoſition von noͤthen haben, brauchen
ihn zuweilen nur ſo, wie wir ihn ver-
kauffen, blos, daß ſie die Blaſen, darein
er gewickelt iſt, herabziehen: andere
aber machen mit ſonderlichen Formen
allerhand Figuren draus, welches zwar
der Sache ein feines Anſehen macht, im
uͤbrigen aber keine einige Kraft zu geben
vermag.

Auſſer dieſem Acacienſaft, von dem
ich bisanher gehandelt, verkauffen wir
auch noch einen andern, wiewohl gar

ſelten,
F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0349"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils neundtes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="449"/>
denn ich ver&#x017F;ichert bin, daß die Apothe-<lb/>
cker hieran wohl niemahls gedacht, und<lb/>
zwar um dreyerley Ur&#x017F;ache willen.<lb/>
Vors er&#x017F;te i&#x017F;t die&#x017F;er Saft ein Extract,<lb/>
den wir &#x017F;pottwohlfeil &#x017F;chaffen ko&#x0364;nnen,<lb/>
nicht nur, weil die&#x017F;e Bey&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en in<lb/><hi rendition="#fr">Provence</hi> &#x017F;ehr gemeine &#x017F;ind, &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;ehr viel Saft geben. Die ande-<lb/>
re Ur&#x017F;ache i&#x017F;t, daß der Extract der Bocks-<lb/>
bartwurtzel um ein gutes ho&#x0364;her kommt,<lb/>
als der aufrechte <hi rendition="#aq">Succus hypoci&#x017F;tidis.</hi><lb/>
Drittens, muß die&#x017F;es nur aus einer<lb/>
blo&#x017F;en Einbildung herru&#x0364;hren, dieweil<lb/>
der Herr <hi rendition="#fr">Charras,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Buch er &#x017F;o<lb/>
redlich ausge&#x017F;chrieben, davon gar nichts<lb/>
erwa&#x0364;hnet, &#x017F;ondern vielmehr eine gantz<lb/>
widrige Meinung geha&#x0364;get hat, er&#x017F;tan-<lb/>
gefu&#x0364;hrter Ur&#x017F;achen wegen, welches auch<lb/>
die Wahrheit i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;emnach darff man nicht ferner<lb/>
glauben, daß der <hi rendition="#aq">Succus hypoci&#x017F;tidis</hi> ver-<lb/>
fa&#x0364;l&#x017F;chet werde, vielmehr kan man ver-<lb/>
&#x017F;ichert &#x017F;eyn, daß derjenige Saft, den<lb/><cb n="450"/>
die Apothecker gebrauchen, eben al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;ey, wie wir ihn an die&#x017F;elbigen verkauf-<lb/>
fen. Die&#x017F;es aber i&#x017F;t wahr, daß diejeni-<lb/>
gen, die den Theriac bereiten, ihn um-<lb/>
&#x017F;chmeltzen, damit die Erde und anderes<lb/>
unnu&#x0364;tzes We&#x017F;en, das &#x017F;ich darinne befin-<lb/>
den mo&#x0364;chte, davon komme, denn die<lb/>
Leute in <hi rendition="#fr">Provence</hi> und <hi rendition="#fr">Languedoc/</hi><lb/>
die ihn bereiten, geben nicht &#x017F;o gar ge-<lb/>
naue Achtung drauf, mei&#x017F;tentheils da-<lb/>
rum, weil man ihn fa&#x017F;t um&#x017F;on&#x017F;t von ih-<lb/>
nen haben will, und denn, weil &#x017F;ie ihn<lb/>
in &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Menge bereiten.</p><lb/>
              <p>Es wird aber die&#x017F;er Saft nicht nur<lb/>
zum Theriac genommen, &#x017F;ondern er<lb/>
wird auch von ihrer etlichen an &#x017F;tatt des<lb/><hi rendition="#aq">Succi acaciæ veræ</hi> gebrauchet, theils, weil<lb/>
er wohlfeiler i&#x017F;t, theils aber, weil &#x017F;ie<lb/>
vorgeben, er habe eben &#x017F;olche Kra&#x0364;fte.<lb/>
Er kommt ingleichen unter das Pfla&#x017F;ter<lb/>
des Priors von Chabriere, welches Re-<lb/>
cept der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">public</hi> machen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Capitel.<lb/><hi rendition="#aq">Succus Acaciæ veræ.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb n="449"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;es i&#x017F;t ein dicker Saft, nach ein<lb/>
und anderer Scribenten Berichte,<lb/>
von den Fru&#x0364;chten derjenigen Ba&#x0364;ume,<lb/>
die das Arabi&#x017F;che Gummi geben, ge-<lb/>
macht: welcher Ba&#x0364;ume auch in dem<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 317.</note>Buch von Gummi abgebildet zu er&#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;eyn. Weil ich aber de&#x017F;&#x017F;en nicht ver-<lb/>
&#x017F;ichert bin, &#x017F;o werde mich begnu&#x0364;gen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zu &#x017F;agen, daß die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Saft von der<lb/>
rechten Acacia,</hi> ein dicker und zu einer<lb/>
gantz dichten Con&#x017F;i&#x017F;tentz gebrachter<lb/>
Saft &#x017F;ey, und komme aus <hi rendition="#fr">Levante,</hi><lb/>
in Ge&#x017F;talt runder Ba&#x0364;lle, ver&#x017F;chiedner<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, in &#x017F;ehr zarte Bla&#x0364;tter gewickelt,<lb/>
damit er nicht zerflie&#x017F;&#x017F;e, und auch be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
fortzu bringen &#x017F;ey.</p><lb/>
              <p>Man erwehle den <hi rendition="#fr">rechten Acaci-<lb/>
en&#x017F;aft,</hi> welcher wohl gekocht i&#x017F;t, und<lb/>
Tannetfarben, d. i. braunroth, &#x017F;iehet,<lb/>
und ein wenig ro&#x0364;thlicht, welches &#x017F;ich<lb/>
nicht wohl zu dem Berichte ein und an-<lb/>
derer Scribenten &#x017F;chicket, welche ein-<lb/>
ha&#x0364;llig &#x017F;agen: indem es einer aus dem<lb/>
andern ge&#x017F;chrieben: es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der <hi rendition="#aq">Succus<lb/>
Acaciæ veræ,</hi> wenn er recht gut &#x017F;eyn &#x017F;ol-<lb/>
te, gar &#x017F;cho&#x0364;n- und zwar ziemlich hoch-<lb/>
roth &#x017F;ehen. Nun habe ich nicht wenig<lb/>
&#x017F;olchen Saft ge&#x017F;ehen, und unter Ha&#x0364;n-<lb/>
den gehabt, alleine niemahls einigen ge-<lb/><cb n="450"/>
funden, der dergleichen hohe Farbe ge-<lb/>
habt ha&#x0364;tte. Und darum werde ich auch<lb/>
&#x017F;agen, daß diejenigen, &#x017F;o &#x017F;ein bedu&#x0364;rffen,<lb/>
den tannetfarbenen dem andern vorzie-<lb/>
hen &#x017F;ollen: denn er&#x017F;tlich i&#x017F;t es ein Zei-<lb/>
chen, wann er die&#x017F;e Farbe hat, daß er<lb/>
wohl gekocht &#x017F;ey. Vors andere, daß er<lb/>
aus denen recht zeitigen Fru&#x0364;chten gezo-<lb/>
gen worden: und deswegen muß er fein<lb/>
dichte und gla&#x0364;ntzend &#x017F;eyn, dabey einen<lb/>
anziehenden in etwas unangenehmen<lb/>
Ge&#x017F;chmack haben.</p><lb/>
              <p>Allein, die&#x017F;er Saft wird &#x017F;o wenig ge-<lb/>
braucht, daß, wo er nicht unter den The-<lb/>
riac genommen wu&#x0364;rde, der &#x017F;chlechte<lb/>
Vertrieb kaum der Rede werth wa&#x0364;re.<lb/>
Die ihn nun zu die&#x017F;er weitla&#x0364;uftigen<lb/><hi rendition="#aq">compo&#x017F;ition</hi> von no&#x0364;then haben, brauchen<lb/>
ihn zuweilen nur &#x017F;o, wie wir ihn ver-<lb/>
kauffen, blos, daß &#x017F;ie die Bla&#x017F;en, darein<lb/>
er gewickelt i&#x017F;t, herabziehen: andere<lb/>
aber machen mit &#x017F;onderlichen Formen<lb/>
allerhand Figuren draus, welches zwar<lb/>
der Sache ein feines An&#x017F;ehen macht, im<lb/>
u&#x0364;brigen aber keine einige Kraft zu geben<lb/>
vermag.</p><lb/>
              <p>Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em Acacien&#x017F;aft, von dem<lb/>
ich bisanher gehandelt, verkauffen wir<lb/>
auch noch einen andern, wiewohl gar<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elten,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0349] Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch. denn ich verſichert bin, daß die Apothe- cker hieran wohl niemahls gedacht, und zwar um dreyerley Urſache willen. Vors erſte iſt dieſer Saft ein Extract, den wir ſpottwohlfeil ſchaffen koͤnnen, nicht nur, weil dieſe Beyſproſſen in Provence ſehr gemeine ſind, ſondern auch ſehr viel Saft geben. Die ande- re Urſache iſt, daß der Extract der Bocks- bartwurtzel um ein gutes hoͤher kommt, als der aufrechte Succus hypociſtidis. Drittens, muß dieſes nur aus einer bloſen Einbildung herruͤhren, dieweil der Herr Charras, deſſen Buch er ſo redlich ausgeſchrieben, davon gar nichts erwaͤhnet, ſondern vielmehr eine gantz widrige Meinung gehaͤget hat, erſtan- gefuͤhrter Urſachen wegen, welches auch die Wahrheit iſt. Dieſemnach darff man nicht ferner glauben, daß der Succus hypociſtidis ver- faͤlſchet werde, vielmehr kan man ver- ſichert ſeyn, daß derjenige Saft, den die Apothecker gebrauchen, eben alſo ſey, wie wir ihn an dieſelbigen verkauf- fen. Dieſes aber iſt wahr, daß diejeni- gen, die den Theriac bereiten, ihn um- ſchmeltzen, damit die Erde und anderes unnuͤtzes Weſen, das ſich darinne befin- den moͤchte, davon komme, denn die Leute in Provence und Languedoc/ die ihn bereiten, geben nicht ſo gar ge- naue Achtung drauf, meiſtentheils da- rum, weil man ihn faſt umſonſt von ih- nen haben will, und denn, weil ſie ihn in ſo groſſer Menge bereiten. Es wird aber dieſer Saft nicht nur zum Theriac genommen, ſondern er wird auch von ihrer etlichen an ſtatt des Succi acaciæ veræ gebrauchet, theils, weil er wohlfeiler iſt, theils aber, weil ſie vorgeben, er habe eben ſolche Kraͤfte. Er kommt ingleichen unter das Pflaſter des Priors von Chabriere, welches Re- cept der Koͤnig public machen laſſen. Das ſiebende Capitel. Succus Acaciæ veræ. DJeſes iſt ein dicker Saft, nach ein und anderer Scribenten Berichte, von den Fruͤchten derjenigen Baͤume, die das Arabiſche Gummi geben, ge- macht: welcher Baͤume auch in dem Buch von Gummi abgebildet zu erſehen ſeyn. Weil ich aber deſſen nicht ver- ſichert bin, ſo werde mich begnuͤgen laſ- ſen zu ſagen, daß dieſer Saft von der rechten Acacia, ein dicker und zu einer gantz dichten Conſiſtentz gebrachter Saft ſey, und komme aus Levante, in Geſtalt runder Baͤlle, verſchiedner Groͤſſe, in ſehr zarte Blaͤtter gewickelt, damit er nicht zerflieſſe, und auch beſſer fortzu bringen ſey. Siehe Fig. 317. Man erwehle den rechten Acaci- enſaft, welcher wohl gekocht iſt, und Tannetfarben, d. i. braunroth, ſiehet, und ein wenig roͤthlicht, welches ſich nicht wohl zu dem Berichte ein und an- derer Scribenten ſchicket, welche ein- haͤllig ſagen: indem es einer aus dem andern geſchrieben: es muͤſſe der Succus Acaciæ veræ, wenn er recht gut ſeyn ſol- te, gar ſchoͤn- und zwar ziemlich hoch- roth ſehen. Nun habe ich nicht wenig ſolchen Saft geſehen, und unter Haͤn- den gehabt, alleine niemahls einigen ge- funden, der dergleichen hohe Farbe ge- habt haͤtte. Und darum werde ich auch ſagen, daß diejenigen, ſo ſein beduͤrffen, den tannetfarbenen dem andern vorzie- hen ſollen: denn erſtlich iſt es ein Zei- chen, wann er dieſe Farbe hat, daß er wohl gekocht ſey. Vors andere, daß er aus denen recht zeitigen Fruͤchten gezo- gen worden: und deswegen muß er fein dichte und glaͤntzend ſeyn, dabey einen anziehenden in etwas unangenehmen Geſchmack haben. Allein, dieſer Saft wird ſo wenig ge- braucht, daß, wo er nicht unter den The- riac genommen wuͤrde, der ſchlechte Vertrieb kaum der Rede werth waͤre. Die ihn nun zu dieſer weitlaͤuftigen compoſition von noͤthen haben, brauchen ihn zuweilen nur ſo, wie wir ihn ver- kauffen, blos, daß ſie die Blaſen, darein er gewickelt iſt, herabziehen: andere aber machen mit ſonderlichen Formen allerhand Figuren draus, welches zwar der Sache ein feines Anſehen macht, im uͤbrigen aber keine einige Kraft zu geben vermag. Auſſer dieſem Acacienſaft, von dem ich bisanher gehandelt, verkauffen wir auch noch einen andern, wiewohl gar ſelten, F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/349
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/349>, abgerufen am 22.12.2024.