Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch] gemacht; wenigstens, wo sie ja eines
erreget, ist es so geringe gewesen, daß
man es nährlich beobachten können:
solte mir auch ein leichtes seyn, dieses
mein Vorbringen durch diejenigen La-
teinischen Worte, die in der Beschrei-
bung desselbigen Gartens am 8ten Blat
im Cap. von der Aloe stehen, zu behaup-
ten. Sie lauten also: floruit in horto
Regio, Anno 1663. & 1664. quod ignotum
fuerat hactenus Lutetiae, idque nullo strepi-
tu, nulla subitanea caulis eruptione, ut per-
peram multi fabulantur.
"Jm Jahr
"1663. und 1664. hat sie, die Aloe, im
"königlichen Garten geblühet, welches
"bisher zu Paris etwas gantz unge-
"wöhnliches: und zwar ohn alles Ge-
"räusche, oder, daß der Stengel jähling
"hervor gebrochen wäre, wie doch ihrer
"viele gar ungereimt davon fabuliren.

Hingegen will ich vermelden, wie daß
sich ihrer viele verwundern dürfften,
wenn ich gesaget, die Aloe brächte ihre
Früchte par trochets, d. i. wenn fünff und
sechs, oder noch mehr Früchte auf ei-
nem Büschlein beysammen hangen,
Siehe Fig. 315.gleichwie die Figur weiset. Allein, ich
hätte dieses nicht gethan, wo mir nicht
der Herr Tournefort einige gegeben
hätte, die er selbst von diesem Gewäch-
se gesammlet. So hat er auch eine
Spitze von A-
loe gemacht.
röthlichte Spitze, ohngefehr einer hal-
ben Elle lang und vier Finger breit,
welche von der Seide, die aus diesem Ge-
wächse bereitet wird, gemachet ist.

Diese Beschreibung der Aloe klingt
gantz anders, als welche Furetiere ge-
geben, wenn er den Baum des Aloe-
holtzes mit dem Aloegewächs verwirret,
da sie doch dergestalt von einander un-
terschieden sind, als ich bereits oben im
Cap. vom Aloeholtz angemercket habe.
Dem sey aber wie ihm wolle, vorietzo
will ich gedencken, daß wir dreyerley
Aloe verkauffen, nachdem sie nämlich
reine oder unreine ist, oder aber, nach-
dem sie an diesem oder jenem Orte be-
reitet worden, oder auch, nachdem das
Gewächse, davon sie gemacht worden,
[Spaltenumbruch] beschaffen gewesen. Die vollkommen-
ste Aloe unter allen ist die, welche wir
Aloe Ciccotrina oder Succotrina nennen,
es sey nun gleich ein succus concretus, wie
die Lateiner reden, ein zusammen ge-
lauffener geronnener Saft, oder, weil
die beste aus der Jnsel Succotra
kömmt. Die Einwohner dieser Jnsel
ziehen den Saft aus der Wurtzel, und
giessen ihn, wenn er sich gesetzet hat, ab
und in ein Gefäß, das im Feuer bestehen
kan: wenn sie ihn alsdann gekochet, bis
er als ein Extract dicke geworden, thun
sie ihn in gantz dünne Blasen, damit sie
ihn fortbringen können, und er sich so
lange, als ihnen beliebig, halten möge.

Man soll aber die Socoterische A-
loe
erwehlen, welche sich zerreiben läßt,
leichte ist, hell und durchsichtig, an Far-
be als ein schönes Glas vom Antimonio;
das Pulver, welches man davon abge-
kratzt, muß schön goldgelbe sehen: an-
bey muß sie bitter schmecken, und schier
gar keinen Geruch haben, auch nicht
voll Blasen seyn.

Sie wird ziemlich starck in der Artz-
ney gebraucht, indem es ein trefflich
purgans: derowegen soll es auch nur
eintzig und alleine innerlich gebrauchet
werden: desgleichen zu den beyden Ex-
tracten, die von uns und den Apothe-
ckern Aloe rosata und violata genennetAloe vosata,
violata.

wird, und also bereitet werden: man
löset recht schöne Socoterische Aloe in
Rosen- oder Veilgensafte auf, filtrirt
hernachmahls die solution, oder das Auf-
gelösete, und setzt dieses entweder an die
Sonne, oder auf eine kleine Glut, da-
mit es die Consistentz eines Extracts
überkomme: nach diesem macht man
Pillen draus, denen einige den Namen
pilules gourmandes, Freßpillen, Franck-Franckfurter
Pillen, Freß-
pillen.

furterpillen/ ja wohl gar Angelicapil-
len/
gegeben, da dieses doch wider alle
Vernunft, und die wahrhaften Ange-
lican- oder Englische Pillen aus gar vie-
len zusammen vermischten Stücken,
darunter zwar die Aloe das vornehmste
ist, zusammengesetzet werden.

[Ende Spaltensatz]
Das fünffte Capitel.
Aloe hepatica.
[Spaltenumbruch]

SEit etlichen Jahren her sendet man
uns aus den Americanischen Jn-
seln
einen dicken Saft, den unsre Leute
aus der Wurtzel und den Blättern der
[Spaltenumbruch] Americanischen Aloe ziehen.

Diese Aloe wird in Kürbsen, von un-
terschiedlicher Grösse, zu uns gebracht,
denn sie von zwey bis hundert Pfund

wie-

Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch] gemacht; wenigſtens, wo ſie ja eines
erreget, iſt es ſo geringe geweſen, daß
man es naͤhrlich beobachten koͤnnen:
ſolte mir auch ein leichtes ſeyn, dieſes
mein Vorbringen durch diejenigen La-
teiniſchen Worte, die in der Beſchrei-
bung deſſelbigen Gartens am 8ten Blat
im Cap. von der Aloe ſtehen, zu behaup-
ten. Sie lauten alſo: floruit in horto
Regio, Anno 1663. & 1664. quod ignotum
fuerat hactenus Lutetiæ, idque nullo ſtrepi-
tu, nulla ſubitanea caulis eruptione, ut per-
peram multi fabulantur.
„Jm Jahr
„1663. und 1664. hat ſie, die Aloe, im
„koͤniglichen Garten gebluͤhet, welches
„bisher zu Paris etwas gantz unge-
„woͤhnliches: und zwar ohn alles Ge-
„raͤuſche, oder, daß der Stengel jaͤhling
„hervor gebrochen waͤre, wie doch ihrer
„viele gar ungereimt davon fabuliren.

Hingegen will ich vermelden, wie daß
ſich ihrer viele verwundern duͤrfften,
wenn ich geſaget, die Aloe braͤchte ihre
Fruͤchte par trochets, d. i. wenn fuͤnff und
ſechs, oder noch mehr Fruͤchte auf ei-
nem Buͤſchlein beyſammen hangen,
Siehe Fig. 315.gleichwie die Figur weiſet. Allein, ich
haͤtte dieſes nicht gethan, wo mir nicht
der Herr Tournefort einige gegeben
haͤtte, die er ſelbſt von dieſem Gewaͤch-
ſe geſammlet. So hat er auch eine
Spitze von A-
loe gemacht.
roͤthlichte Spitze, ohngefehr einer hal-
ben Elle lang und vier Finger breit,
welche von der Seide, die aus dieſem Ge-
waͤchſe bereitet wird, gemachet iſt.

Dieſe Beſchreibung der Aloe klingt
gantz anders, als welche Furetiere ge-
geben, wenn er den Baum des Aloe-
holtzes mit dem Aloegewaͤchs verwirret,
da ſie doch dergeſtalt von einander un-
terſchieden ſind, als ich bereits oben im
Cap. vom Aloeholtz angemercket habe.
Dem ſey aber wie ihm wolle, vorietzo
will ich gedencken, daß wir dreyerley
Aloe verkauffen, nachdem ſie naͤmlich
reine oder unreine iſt, oder aber, nach-
dem ſie an dieſem oder jenem Orte be-
reitet worden, oder auch, nachdem das
Gewaͤchſe, davon ſie gemacht worden,
[Spaltenumbruch] beſchaffen geweſen. Die vollkommen-
ſte Aloe unter allen iſt die, welche wir
Aloe Ciccotrina oder Succotrina nennen,
es ſey nun gleich ein ſuccus concretus, wie
die Lateiner reden, ein zuſammen ge-
lauffener geronnener Saft, oder, weil
die beſte aus der Jnſel Succotra
koͤmmt. Die Einwohner dieſer Jnſel
ziehen den Saft aus der Wurtzel, und
gieſſen ihn, wenn er ſich geſetzet hat, ab
und in ein Gefaͤß, das im Feuer beſtehen
kan: wenn ſie ihn alsdann gekochet, bis
er als ein Extract dicke geworden, thun
ſie ihn in gantz duͤnne Blaſen, damit ſie
ihn fortbringen koͤnnen, und er ſich ſo
lange, als ihnen beliebig, halten moͤge.

Man ſoll aber die Socoteriſche A-
loe
erwehlen, welche ſich zerreiben laͤßt,
leichte iſt, hell und durchſichtig, an Far-
be als ein ſchoͤnes Glas vom Antimonio;
das Pulver, welches man davon abge-
kratzt, muß ſchoͤn goldgelbe ſehen: an-
bey muß ſie bitter ſchmecken, und ſchier
gar keinen Geruch haben, auch nicht
voll Blaſen ſeyn.

Sie wird ziemlich ſtarck in der Artz-
ney gebraucht, indem es ein trefflich
purgans: derowegen ſoll es auch nur
eintzig und alleine innerlich gebrauchet
werden: desgleichen zu den beyden Ex-
tracten, die von uns und den Apothe-
ckern Aloë roſata und violata genennetAloë voſata,
violata.

wird, und alſo bereitet werden: man
loͤſet recht ſchoͤne Socoteriſche Aloe in
Roſen- oder Veilgenſafte auf, filtrirt
hernachmahls die ſolution, oder das Auf-
geloͤſete, und ſetzt dieſes entweder an die
Sonne, oder auf eine kleine Glut, da-
mit es die Conſiſtentz eines Extracts
uͤberkomme: nach dieſem macht man
Pillen draus, denen einige den Namen
pilules gourmandes, Freßpillen, Franck-Franckfurter
Pillen, Freß-
pillen.

furterpillen/ ja wohl gar Angelicapil-
len/
gegeben, da dieſes doch wider alle
Vernunft, und die wahrhaften Ange-
lican- oder Engliſche Pillen aus gar vie-
len zuſammen vermiſchten Stuͤcken,
darunter zwar die Aloe das vornehmſte
iſt, zuſammengeſetzet werden.

[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnffte Capitel.
Aloë hepatica.
[Spaltenumbruch]

SEit etlichen Jahren her ſendet man
uns aus den Americaniſchen Jn-
ſeln
einen dicken Saft, den unſre Leute
aus der Wurtzel und den Blaͤttern der
[Spaltenumbruch] Americaniſchen Aloe ziehen.

Dieſe Aloe wird in Kuͤrbſen, von un-
terſchiedlicher Groͤſſe, zu uns gebracht,
denn ſie von zwey bis hundert Pfund

wie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0345"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils neundtes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="445"/>
gemacht; wenig&#x017F;tens, wo &#x017F;ie ja eines<lb/>
erreget, i&#x017F;t es &#x017F;o geringe gewe&#x017F;en, daß<lb/>
man es na&#x0364;hrlich beobachten ko&#x0364;nnen:<lb/>
&#x017F;olte mir auch ein leichtes &#x017F;eyn, die&#x017F;es<lb/>
mein Vorbringen durch diejenigen La-<lb/>
teini&#x017F;chen Worte, die in der Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung de&#x017F;&#x017F;elbigen Gartens am 8ten Blat<lb/>
im Cap. von der Aloe &#x017F;tehen, zu behaup-<lb/>
ten. Sie lauten al&#x017F;o: <hi rendition="#aq">floruit in horto<lb/>
Regio, Anno 1663. &amp; 1664. quod ignotum<lb/>
fuerat hactenus Lutetiæ, idque nullo &#x017F;trepi-<lb/>
tu, nulla &#x017F;ubitanea caulis eruptione, ut per-<lb/>
peram multi fabulantur.</hi> &#x201E;Jm Jahr<lb/>
&#x201E;1663. und 1664. hat &#x017F;ie, die <hi rendition="#fr">Aloe,</hi> im<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;niglichen Garten geblu&#x0364;het, welches<lb/>
&#x201E;bisher zu Paris etwas gantz unge-<lb/>
&#x201E;wo&#x0364;hnliches: und zwar ohn alles Ge-<lb/>
&#x201E;ra&#x0364;u&#x017F;che, oder, daß der Stengel ja&#x0364;hling<lb/>
&#x201E;hervor gebrochen wa&#x0364;re, wie doch ihrer<lb/>
&#x201E;viele gar ungereimt davon fabuliren.</p><lb/>
              <p>Hingegen will ich vermelden, wie daß<lb/>
&#x017F;ich ihrer viele verwundern du&#x0364;rfften,<lb/>
wenn ich ge&#x017F;aget, die <hi rendition="#fr">Aloe</hi> bra&#x0364;chte ihre<lb/>
Fru&#x0364;chte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">par trochets</hi>,</hi> d. i. wenn fu&#x0364;nff und<lb/>
&#x017F;echs, oder noch mehr Fru&#x0364;chte auf ei-<lb/>
nem Bu&#x0364;&#x017F;chlein bey&#x017F;ammen hangen,<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 315.</note>gleichwie die Figur wei&#x017F;et. Allein, ich<lb/>
ha&#x0364;tte die&#x017F;es nicht gethan, wo mir nicht<lb/>
der Herr <hi rendition="#fr">Tournefort</hi> einige gegeben<lb/>
ha&#x0364;tte, die er &#x017F;elb&#x017F;t von die&#x017F;em Gewa&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;e ge&#x017F;ammlet. So hat er auch eine<lb/><note place="left">Spitze von A-<lb/>
loe gemacht.</note>ro&#x0364;thlichte Spitze, ohngefehr einer hal-<lb/>
ben Elle lang und vier Finger breit,<lb/>
welche von der Seide, die aus die&#x017F;em Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;e bereitet wird, gemachet i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Be&#x017F;chreibung der <hi rendition="#fr">Aloe</hi> klingt<lb/>
gantz anders, als welche <hi rendition="#fr">Furetiere</hi> ge-<lb/>
geben, wenn er den Baum des Aloe-<lb/>
holtzes mit dem Aloegewa&#x0364;chs verwirret,<lb/>
da &#x017F;ie doch derge&#x017F;talt von einander un-<lb/>
ter&#x017F;chieden &#x017F;ind, als ich bereits oben im<lb/>
Cap. vom Aloeholtz angemercket habe.<lb/>
Dem &#x017F;ey aber wie ihm wolle, vorietzo<lb/>
will ich gedencken, daß wir dreyerley<lb/><hi rendition="#fr">Aloe</hi> verkauffen, nachdem &#x017F;ie na&#x0364;mlich<lb/>
reine oder unreine i&#x017F;t, oder aber, nach-<lb/>
dem &#x017F;ie an die&#x017F;em oder jenem Orte be-<lb/>
reitet worden, oder auch, nachdem das<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, davon &#x017F;ie gemacht worden,<lb/><cb n="446"/>
be&#x017F;chaffen gewe&#x017F;en. Die vollkommen-<lb/>
&#x017F;te <hi rendition="#fr">Aloe</hi> unter allen i&#x017F;t die, welche wir<lb/><hi rendition="#aq">Aloe Ciccotrina</hi> oder <hi rendition="#aq">Succotrina</hi> nennen,<lb/>
es &#x017F;ey nun gleich ein <hi rendition="#aq">&#x017F;uccus concretus,</hi> wie<lb/>
die Lateiner reden, ein zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
lauffener geronnener Saft, oder, weil<lb/>
die be&#x017F;te aus der Jn&#x017F;el <hi rendition="#fr">Succotra</hi><lb/>
ko&#x0364;mmt. Die Einwohner die&#x017F;er Jn&#x017F;el<lb/>
ziehen den Saft aus der Wurtzel, und<lb/>
gie&#x017F;&#x017F;en ihn, wenn er &#x017F;ich ge&#x017F;etzet hat, ab<lb/>
und in ein Gefa&#x0364;ß, das im Feuer be&#x017F;tehen<lb/>
kan: wenn &#x017F;ie ihn alsdann gekochet, bis<lb/>
er als ein Extract dicke geworden, thun<lb/>
&#x017F;ie ihn in gantz du&#x0364;nne Bla&#x017F;en, damit &#x017F;ie<lb/>
ihn fortbringen ko&#x0364;nnen, und er &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
lange, als ihnen beliebig, halten mo&#x0364;ge.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll aber die <hi rendition="#fr">Socoteri&#x017F;che A-<lb/>
loe</hi> erwehlen, welche &#x017F;ich zerreiben la&#x0364;ßt,<lb/>
leichte i&#x017F;t, hell und durch&#x017F;ichtig, an Far-<lb/>
be als ein &#x017F;cho&#x0364;nes Glas vom <hi rendition="#aq">Antimonio;</hi><lb/>
das Pulver, welches man davon abge-<lb/>
kratzt, muß &#x017F;cho&#x0364;n goldgelbe &#x017F;ehen: an-<lb/>
bey muß &#x017F;ie bitter &#x017F;chmecken, und &#x017F;chier<lb/>
gar keinen Geruch haben, auch nicht<lb/>
voll Bla&#x017F;en &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Sie wird ziemlich &#x017F;tarck in der Artz-<lb/>
ney gebraucht, indem es ein trefflich<lb/><hi rendition="#aq">purgans:</hi> derowegen &#x017F;oll es auch nur<lb/>
eintzig und alleine innerlich gebrauchet<lb/>
werden: desgleichen zu den beyden Ex-<lb/>
tracten, die von uns und den Apothe-<lb/>
ckern <hi rendition="#aq">Aloë ro&#x017F;ata</hi> und <hi rendition="#aq">violata</hi> genennet<note place="right"><hi rendition="#aq">Aloë vo&#x017F;ata,<lb/>
violata.</hi></note><lb/>
wird, und al&#x017F;o bereitet werden: man<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;et recht &#x017F;cho&#x0364;ne Socoteri&#x017F;che Aloe in<lb/>
Ro&#x017F;en- oder Veilgen&#x017F;afte auf, filtrirt<lb/>
hernachmahls die <hi rendition="#aq">&#x017F;olution,</hi> oder das Auf-<lb/>
gelo&#x0364;&#x017F;ete, und &#x017F;etzt die&#x017F;es entweder an die<lb/>
Sonne, oder auf eine kleine Glut, da-<lb/>
mit es die Con&#x017F;i&#x017F;tentz eines Extracts<lb/>
u&#x0364;berkomme: nach die&#x017F;em macht man<lb/>
Pillen draus, denen einige den Namen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pilules gourmandes</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">Freßpillen, Franck-</hi><note place="right">Franckfurter<lb/>
Pillen, Freß-<lb/>
pillen.</note><lb/><hi rendition="#fr">furterpillen/</hi> ja wohl gar <hi rendition="#fr">Angelicapil-<lb/>
len/</hi> gegeben, da die&#x017F;es doch wider alle<lb/>
Vernunft, und die wahrhaften Ange-<lb/>
lican- oder Engli&#x017F;che Pillen aus gar vie-<lb/>
len zu&#x017F;ammen vermi&#x017F;chten Stu&#x0364;cken,<lb/>
darunter zwar die Aloe das vornehm&#x017F;te<lb/>
i&#x017F;t, zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzet werden.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das fu&#x0364;nffte Capitel.<lb/><hi rendition="#aq">Aloë hepatica.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb n="445"/>
              <p><hi rendition="#in">S</hi>Eit etlichen Jahren her &#x017F;endet man<lb/>
uns aus den <hi rendition="#fr">Americani&#x017F;chen Jn-<lb/>
&#x017F;eln</hi> einen dicken Saft, den un&#x017F;re Leute<lb/>
aus der Wurtzel und den Bla&#x0364;ttern der<lb/><cb n="446"/> <hi rendition="#fr">Americani&#x017F;chen Aloe</hi> ziehen.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Aloe</hi> wird in Ku&#x0364;rb&#x017F;en, von un-<lb/>
ter&#x017F;chiedlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, zu uns gebracht,<lb/>
denn &#x017F;ie von zwey bis hundert Pfund<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0345] Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch. gemacht; wenigſtens, wo ſie ja eines erreget, iſt es ſo geringe geweſen, daß man es naͤhrlich beobachten koͤnnen: ſolte mir auch ein leichtes ſeyn, dieſes mein Vorbringen durch diejenigen La- teiniſchen Worte, die in der Beſchrei- bung deſſelbigen Gartens am 8ten Blat im Cap. von der Aloe ſtehen, zu behaup- ten. Sie lauten alſo: floruit in horto Regio, Anno 1663. & 1664. quod ignotum fuerat hactenus Lutetiæ, idque nullo ſtrepi- tu, nulla ſubitanea caulis eruptione, ut per- peram multi fabulantur. „Jm Jahr „1663. und 1664. hat ſie, die Aloe, im „koͤniglichen Garten gebluͤhet, welches „bisher zu Paris etwas gantz unge- „woͤhnliches: und zwar ohn alles Ge- „raͤuſche, oder, daß der Stengel jaͤhling „hervor gebrochen waͤre, wie doch ihrer „viele gar ungereimt davon fabuliren. Hingegen will ich vermelden, wie daß ſich ihrer viele verwundern duͤrfften, wenn ich geſaget, die Aloe braͤchte ihre Fruͤchte par trochets, d. i. wenn fuͤnff und ſechs, oder noch mehr Fruͤchte auf ei- nem Buͤſchlein beyſammen hangen, gleichwie die Figur weiſet. Allein, ich haͤtte dieſes nicht gethan, wo mir nicht der Herr Tournefort einige gegeben haͤtte, die er ſelbſt von dieſem Gewaͤch- ſe geſammlet. So hat er auch eine roͤthlichte Spitze, ohngefehr einer hal- ben Elle lang und vier Finger breit, welche von der Seide, die aus dieſem Ge- waͤchſe bereitet wird, gemachet iſt. Siehe Fig. 315. Spitze von A- loe gemacht. Dieſe Beſchreibung der Aloe klingt gantz anders, als welche Furetiere ge- geben, wenn er den Baum des Aloe- holtzes mit dem Aloegewaͤchs verwirret, da ſie doch dergeſtalt von einander un- terſchieden ſind, als ich bereits oben im Cap. vom Aloeholtz angemercket habe. Dem ſey aber wie ihm wolle, vorietzo will ich gedencken, daß wir dreyerley Aloe verkauffen, nachdem ſie naͤmlich reine oder unreine iſt, oder aber, nach- dem ſie an dieſem oder jenem Orte be- reitet worden, oder auch, nachdem das Gewaͤchſe, davon ſie gemacht worden, beſchaffen geweſen. Die vollkommen- ſte Aloe unter allen iſt die, welche wir Aloe Ciccotrina oder Succotrina nennen, es ſey nun gleich ein ſuccus concretus, wie die Lateiner reden, ein zuſammen ge- lauffener geronnener Saft, oder, weil die beſte aus der Jnſel Succotra koͤmmt. Die Einwohner dieſer Jnſel ziehen den Saft aus der Wurtzel, und gieſſen ihn, wenn er ſich geſetzet hat, ab und in ein Gefaͤß, das im Feuer beſtehen kan: wenn ſie ihn alsdann gekochet, bis er als ein Extract dicke geworden, thun ſie ihn in gantz duͤnne Blaſen, damit ſie ihn fortbringen koͤnnen, und er ſich ſo lange, als ihnen beliebig, halten moͤge. Man ſoll aber die Socoteriſche A- loe erwehlen, welche ſich zerreiben laͤßt, leichte iſt, hell und durchſichtig, an Far- be als ein ſchoͤnes Glas vom Antimonio; das Pulver, welches man davon abge- kratzt, muß ſchoͤn goldgelbe ſehen: an- bey muß ſie bitter ſchmecken, und ſchier gar keinen Geruch haben, auch nicht voll Blaſen ſeyn. Sie wird ziemlich ſtarck in der Artz- ney gebraucht, indem es ein trefflich purgans: derowegen ſoll es auch nur eintzig und alleine innerlich gebrauchet werden: desgleichen zu den beyden Ex- tracten, die von uns und den Apothe- ckern Aloë roſata und violata genennet wird, und alſo bereitet werden: man loͤſet recht ſchoͤne Socoteriſche Aloe in Roſen- oder Veilgenſafte auf, filtrirt hernachmahls die ſolution, oder das Auf- geloͤſete, und ſetzt dieſes entweder an die Sonne, oder auf eine kleine Glut, da- mit es die Conſiſtentz eines Extracts uͤberkomme: nach dieſem macht man Pillen draus, denen einige den Namen pilules gourmandes, Freßpillen, Franck- furterpillen/ ja wohl gar Angelicapil- len/ gegeben, da dieſes doch wider alle Vernunft, und die wahrhaften Ange- lican- oder Engliſche Pillen aus gar vie- len zuſammen vermiſchten Stuͤcken, darunter zwar die Aloe das vornehmſte iſt, zuſammengeſetzet werden. Aloë voſata, violata. Franckfurter Pillen, Freß- pillen. Das fuͤnffte Capitel. Aloë hepatica. SEit etlichen Jahren her ſendet man uns aus den Americaniſchen Jn- ſeln einen dicken Saft, den unſre Leute aus der Wurtzel und den Blaͤttern der Americaniſchen Aloe ziehen. Dieſe Aloe wird in Kuͤrbſen, von un- terſchiedlicher Groͤſſe, zu uns gebracht, denn ſie von zwey bis hundert Pfund wie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/345
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/345>, abgerufen am 13.11.2024.