Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
das beste aus der Lacca ziehen wollen,lassen sie dieselbe auf einer Mühle nur durchlauffen; was nun durch den Beu- tel fällt, behalten sie zur Farbe: aus dem Uberrest, den sie uns übersenden, und das schlechte ist, und jenem, haben sie vermittelst eines oder des andern sau- ern, die Tinctur herausgezogen, ohne daß sie ihm seine Gestalt und Form ge- nommen: hernach lassen sie es wieder trucken werden, und thun es in Ballen, die sie uns übersenden. Dieses nennen Granulirte oder körnich- te Lacca.wir granulirte oder körnichte Lacca, welche fein bald zergehen, und der Lac- ca auf Stöcklein, so viel immer möglich, an Güte gleich kommen muß. Wann obbemeldte Nationen die Was endlich die Wahl der Laccgum- Vom Jndianischen Wachse. Dieses wird aus Gummi Lacca berei- Das
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
das beſte aus der Lacca ziehen wollen,laſſen ſie dieſelbe auf einer Muͤhle nur durchlauffen; was nun durch den Beu- tel faͤllt, behalten ſie zur Farbe: aus dem Uberreſt, den ſie uns uͤberſenden, und das ſchlechte iſt, und jenem, haben ſie vermittelſt eines oder des andern ſau- ern, die Tinctur herausgezogen, ohne daß ſie ihm ſeine Geſtalt und Form ge- nommen: hernach laſſen ſie es wieder trucken werden, und thun es in Ballen, die ſie uns uͤberſenden. Dieſes nennen Granulirte oder koͤrnich- te Lacca.wir granulirte oder koͤrnichte Lacca, welche fein bald zergehen, und der Lac- ca auf Stoͤcklein, ſo viel immer moͤglich, an Guͤte gleich kommen muß. Wann obbemeldte Nationen die Was endlich die Wahl der Laccgum- Vom Jndianiſchen Wachſe. Dieſes wird aus Gummi Lacca berei- Das
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Uber dieſe aber giebet es<lb/> noch eine dritte Sorte, welche ſchwaͤrtz-<lb/> licht iſt, allein die Urſache iſt, daß ſie die<lb/> Tinctur bereits herausgezogen. Und<lb/> vor einigen Jahren brachten die <hi rendition="#fr">Eng-<lb/> laͤnder</hi> eine groſſe Menge recht ſchoͤner<lb/> Lacca nach <hi rendition="#fr">Franckreich,</hi> dieſelbe ſahe<lb/> wie Ohren aus und bekame deshalben<lb/><note place="left">Ohren Lacca.</note>den Namen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gomme en oreilles</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">Ohren<lb/> Gummi</hi>: ſeit dem aber hat man ſie<lb/> nicht weiter geſehen.</p><lb/> <p>Was endlich die Wahl der Laccgum-<lb/> men betrift, ſo iſt wohl das vornehmſte<lb/> Zeichen ihrer Guͤte, wenn ſie fein bald<lb/> zergehen: denn alles Lacc, das nicht<lb/> ſtracks zerflieſſet, dienet zu nichts als<lb/> wegzuſchmeiſſen, bevoraus, wenn es<lb/> zum Spaniſchen Wachs, wozu es doch<lb/> ſonderlich gebrauchet wird, ſoll genom-<lb/> men werden. Die <hi rendition="#fr">platte Lacca</hi> be-<lb/> langend, dieſelbe ſoll glaͤntzend ſeyn, hell<lb/> und durchſichtig, nicht gruͤnlicht, ſo hoch<lb/> an der Farbe, und ſo duͤnne, als immer<lb/> ſeyn kan. Die nach dieſer ſoll bey nahe,<lb/> gleichwie die erſtere beſchaffen ſeyn. Die<lb/> dritte, aus der die Farbe gezogen, und<lb/> die deswegen zu nichts nicht taug, als<lb/> zum Spaniſchen Wachſe, die muß nicht<lb/><cb n="408"/> verbrannt ſeyn, auch fein bald zergehen.<lb/> Unter der koͤrnichten aber ſolche Lacca<lb/> zu ſuchen, die ſtracks zergehet, duͤrffte<lb/> ſchier gar ein Fehler ſeyn, denn es nur<lb/> von ohngefehr kommt, wenn man ihrer<lb/> darunter antrifft. Derowegen laſſen<lb/> ſie die Siegelwachsmacher klein mah-<lb/> len, weil ſie ſich ſonſt nicht ſchmeltzen<lb/> laͤßt.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Vom Jndianiſchen Wachſe.</hi> </head><lb/> <p>Dieſes wird aus Gummi Lacca berei-<lb/> tet, welches geſchmoltzen, und mit etwas<lb/> Vermeillon oder Zinnober angefaͤrbet,<lb/> hernach zu runden oder platten Stan-<lb/> gen gemachet iſt, ſo wie wir es ſehen.<lb/> Man ſoll aber dieſes Wachs ausleſen,<lb/> welches fein wohl flieſſet, fein dichte, und<lb/> ohne braune flecken und Reißſprey, da-<lb/> neben ſo hoch an Farbe ſey, ſoviel nur<lb/> moͤglich. Es wird zu nichts anders, als<lb/> zum Briefverſiegeln, gebrauchet: und<lb/> dieſes ſoll den Namen, aufrichtiges Sie-<lb/> gelwachs, fuͤhren. Das andere, wel-<lb/> ches diejenigen, die damit umgehen und<lb/> handeln, zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> verkauffen, iſt meh-<lb/> rentheils nichts anders, als koͤrnichte<lb/> Lacca, welche gemahlen und mit zer-<lb/> ſchmoltzenem Hartze incorporiret und<lb/> vermiſchet, und hernach mit <hi rendition="#aq">blanc de<lb/> Seve</hi> und Vermiellon gefaͤrbet iſt, und al-<lb/> ſo verkauffet wird. Weil aber dieſes<lb/> Wachs eine haͤßliche Farbe hat, indem<lb/> ſie nicht gnug Vermeillon drunter thun,<lb/> deshalben nehmen ſie ſchoͤn roth gefaͤrb-<lb/> tes Laccgummi, ſtecken ihre haͤßliche<note place="right">Es giebt auch<lb/> ohne das ro-<lb/> the Siegel-<lb/> wachs noch<lb/> ander gefaͤrb-<lb/> tes, z. 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Der Spezereyen und Materialien
das beſte aus der Lacca ziehen wollen,
laſſen ſie dieſelbe auf einer Muͤhle nur
durchlauffen; was nun durch den Beu-
tel faͤllt, behalten ſie zur Farbe: aus
dem Uberreſt, den ſie uns uͤberſenden,
und das ſchlechte iſt, und jenem, haben
ſie vermittelſt eines oder des andern ſau-
ern, die Tinctur herausgezogen, ohne
daß ſie ihm ſeine Geſtalt und Form ge-
nommen: hernach laſſen ſie es wieder
trucken werden, und thun es in Ballen,
die ſie uns uͤberſenden. Dieſes nennen
wir granulirte oder koͤrnichte Lacca,
welche fein bald zergehen, und der Lac-
ca auf Stoͤcklein, ſo viel immer moͤglich,
an Guͤte gleich kommen muß.
Granulirte
oder koͤrnich-
te Lacca.
Wann obbemeldte Nationen die
platte Lacca zurichten wollen, neh-
men ſie die Lacca, wie ſie von den Roh-
ren kommt, laſſen ſie zergehen, und ſchuͤt-
ten ſie darauf auf einen Marmorſtein,
und machen ſie ſo breit und duͤnne, als
wie wir ſie zu ſehen bekommen. Ob
ſie uns auch ſchon zweyerley ſolche Lac-
ca zuſchicken, ruͤhret dieſes doch allein
daher, daß die Lacca ſchoͤner oder gerin-
ger geweſen. Uber dieſe aber giebet es
noch eine dritte Sorte, welche ſchwaͤrtz-
licht iſt, allein die Urſache iſt, daß ſie die
Tinctur bereits herausgezogen. Und
vor einigen Jahren brachten die Eng-
laͤnder eine groſſe Menge recht ſchoͤner
Lacca nach Franckreich, dieſelbe ſahe
wie Ohren aus und bekame deshalben
den Namen Gomme en oreilles, Ohren
Gummi: ſeit dem aber hat man ſie
nicht weiter geſehen.
Platte Lacca.
Ohren Lacca.
Was endlich die Wahl der Laccgum-
men betrift, ſo iſt wohl das vornehmſte
Zeichen ihrer Guͤte, wenn ſie fein bald
zergehen: denn alles Lacc, das nicht
ſtracks zerflieſſet, dienet zu nichts als
wegzuſchmeiſſen, bevoraus, wenn es
zum Spaniſchen Wachs, wozu es doch
ſonderlich gebrauchet wird, ſoll genom-
men werden. Die platte Lacca be-
langend, dieſelbe ſoll glaͤntzend ſeyn, hell
und durchſichtig, nicht gruͤnlicht, ſo hoch
an der Farbe, und ſo duͤnne, als immer
ſeyn kan. Die nach dieſer ſoll bey nahe,
gleichwie die erſtere beſchaffen ſeyn. Die
dritte, aus der die Farbe gezogen, und
die deswegen zu nichts nicht taug, als
zum Spaniſchen Wachſe, die muß nicht
verbrannt ſeyn, auch fein bald zergehen.
Unter der koͤrnichten aber ſolche Lacca
zu ſuchen, die ſtracks zergehet, duͤrffte
ſchier gar ein Fehler ſeyn, denn es nur
von ohngefehr kommt, wenn man ihrer
darunter antrifft. Derowegen laſſen
ſie die Siegelwachsmacher klein mah-
len, weil ſie ſich ſonſt nicht ſchmeltzen
laͤßt.
Vom Jndianiſchen Wachſe.
Dieſes wird aus Gummi Lacca berei-
tet, welches geſchmoltzen, und mit etwas
Vermeillon oder Zinnober angefaͤrbet,
hernach zu runden oder platten Stan-
gen gemachet iſt, ſo wie wir es ſehen.
Man ſoll aber dieſes Wachs ausleſen,
welches fein wohl flieſſet, fein dichte, und
ohne braune flecken und Reißſprey, da-
neben ſo hoch an Farbe ſey, ſoviel nur
moͤglich. Es wird zu nichts anders, als
zum Briefverſiegeln, gebrauchet: und
dieſes ſoll den Namen, aufrichtiges Sie-
gelwachs, fuͤhren. Das andere, wel-
ches diejenigen, die damit umgehen und
handeln, zu Paris verkauffen, iſt meh-
rentheils nichts anders, als koͤrnichte
Lacca, welche gemahlen und mit zer-
ſchmoltzenem Hartze incorporiret und
vermiſchet, und hernach mit blanc de
Seve und Vermiellon gefaͤrbet iſt, und al-
ſo verkauffet wird. Weil aber dieſes
Wachs eine haͤßliche Farbe hat, indem
ſie nicht gnug Vermeillon drunter thun,
deshalben nehmen ſie ſchoͤn roth gefaͤrb-
tes Laccgummi, ſtecken ihre haͤßliche
Wachsſtangen drein, halten ſie darauf
zum Feuer und rollen ſie hernach, ma-
chen alſo und auf dieſe Weiſe Wachs,
das auſſenher gar ſchoͤn, das iſt, roth und
glaͤntzend ſiehet. Allein, der Betrug iſt
leichte zu entdecken, denn man im bre-
chen bald ſehen wird, daß das inwendi-
ge ſich zu dem auswendigen nicht ſchicke:
man wuͤrde uͤberdiß das Papier viel eher
zerreiſſen, als das Wachs davon und
herabbringen. Jch wuͤrde nicht zum
Ende kommen, wenn ich recht gruͤndlich
wolte von dem Siegelwachſe handeln,
welches, obwohl faͤlſchlich, fuͤr Spani-
ſches Siegelwachs ausgegeben
wird, da es doch die Spanier niemahls
gemacht haben, auch nicht einmahl wiſ-
ſen, was es iſt, denn ſie ſich nur gewiſ-
ſer kleiner Maſſen zum ſiegeln bedienen.
Es giebt auch
ohne das ro-
the Siegel-
wachs noch
ander gefaͤrb-
tes, z. E.
ſchwartzes/ ſo
mit Rus, gel-
bes, mit ge-
riebenen O-
perment ge-
faͤrbet, und
dergleichen
noch mehr.
So thun
auch etliche
etwas Zibet
darunter, da-
mit es einen
guten Geruch
bekomme.
Das
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