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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] rauch, und man soll es erwehlen, wenn
fein viel schöne Tropfen drunter sind,
es auch fein sauber und trucken ist, dazu
[Spaltenumbruch] dem erstern, was den Geruch betrifft,
so nahe kommt, als immer möglich.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigste Capitel.
Vom Epheugummi.
[Spaltenumbruch]

LA Gomme de Lierre, Gummi Hederae,
das Epheugummi ist ein flüßiges
Hartz, welches im herabrinnen harte
wird.

Dieses Gummi wächst häuffig in Jn-
dien/ Jtalien, Provence
und Lan-
guedoc/
auf den grossen Epheusträu-
chern/
welche die Bäume und Mauern
hinan kriechen.

Als ich im Jahr 1680. zu Montpel-
lier
in dem königlichen Garten herum-
spatzirte, wurde ich eines grossen Epheu-
Siehe Fig. 292.strauchs gewahr, der an einem Lorber-
baum hinauf gelauffen: an dessen
Hauptzweige, gantz oben, sasse ein Stü-
cke Gummi, so dicke als eine Faust. Die-
ses verlangte ich von des damahligen
Cantzlers, des Herrn Chiconneau
Sohne, der es mir auch geben lies. Sol-
[Spaltenumbruch] ches, nachdem ichs wohl examiniret, be-
fand ich als wie einen Leim, roth von Far-
be, eines starcken durchdringenden und
sattsam übeln Geruchs. Nachdem ich
es aber eine Zeitlang verwahret, wurde
es trucken, ließ sich leichtlich zerreiben,
und sahe Tannetfarben aus, eben also,
als wie das aus Jndien über Mar-
seille
zu uns kommt.

Man lese dasjenige aus, welches fein
trucken und durchsichtig ist, anbey einen
balsamischen Geruch hat, und nehme
sich in Acht, daß es nicht das Gummi
Alouchi
sey, welches oftmahls dafür
eingeschoben wird, absonderlich, wenn
jenes theuer ist.

Es wird zu Wegnehmung der Haare
dienlich erachtet, wie auch zu Heilung
der Wunden.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und dreyßigste Capitel.
Gummi Carannae.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 293.

JSt ein Gummi, welches aus den
Stämmen sehr vieler, dem Palm-
baum gantz ähnlicher Bäume rinnet,
welche in Neuspanien befunden wer-
den.

Dieses Gummi wird uns in solchen
Rohrblättern, deren oben gedacht, über-
sendet, und muß, wenn es gebührend
beschaffen, so weich, als wie ein halbge-
kochtes Pflaster seyn, graulichter und
auf weiß sich ziehender Farbe, eines an-
genehmen, ziemlich aromatischen Ge-
ruchs.

Es melden einige Scribenten, daß es
auch weisse Caranna gebe, welches ich
gantz gerne glaube, denn sie also sehen
kan, wenn sie erst kürtzlich vom Baume
kommt. Wann sie demnach die obbe-
schriebene Farbe hat, rühret selbige nir-
gend anders her, als von ihrem Alter.
Dannenhero soll sie auch um soviel desto
höher gehalten werden, ie weisser man
sie findet: dagegen müssen alle die har-
ten Gummen verworffen werden, die
man an ihre Statt gestellet hat, wenn
sie zu theuer ist, ob sie auch schon eine
gleiche Farbe hätten.

[Spaltenumbruch]

Wann dieses Gummi in Form eines
Pflasters aufs Haupt geleget wird, stil-
let es recht wundersam desselben und sei-
ner Suturen oder Näthe Schmertzen:
denn es hat solche Kraft, daß man zu
sagen pflegt, was die Tacamahaca nicht
vermag zu heilen, dasselbe heilet die
Caranna.

Aus diesem Gummi bereiten dieAmericani-
scher Balsam.

Americaner einen Balsam, der zu Hei-
lung der Wunden und zur goldnen
Ader gar dienlich ist, auf folgende Art.
Sie nehmen

des besten Terpentins 1. Loth oder
halbe Untze.
Liquidambar/ 6. Loth.
Copayvabalsam/
Tacamahaca,
Caranna, von iedem 4. Loth.
Mastix,
Myrrhen/
Aloe/
Weyrauch/
Drachenblut/
Fleischleim, iedwedes anderthalb
Quintlein.

Und daraus bereiten sie den Balsam

solcher

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] rauch, und man ſoll es erwehlen, wenn
fein viel ſchoͤne Tropfen drunter ſind,
es auch fein ſauber und trucken iſt, dazu
[Spaltenumbruch] dem erſtern, was den Geruch betrifft,
ſo nahe kommt, als immer moͤglich.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigſte Capitel.
Vom Epheugummi.
[Spaltenumbruch]

LA Gomme de Lierre, Gummi Hederæ,
das Epheugummi iſt ein fluͤßiges
Hartz, welches im herabrinnen harte
wird.

Dieſes Gummi waͤchſt haͤuffig in Jn-
dien/ Jtalien, Provence
und Lan-
guedoc/
auf den groſſen Epheuſtraͤu-
chern/
welche die Baͤume und Mauern
hinan kriechen.

Als ich im Jahr 1680. zu Montpel-
lier
in dem koͤniglichen Garten herum-
ſpatzirte, wurde ich eines groſſen Epheu-
Siehe Fig. 292.ſtrauchs gewahr, der an einem Lorber-
baum hinauf gelauffen: an deſſen
Hauptzweige, gantz oben, ſaſſe ein Stuͤ-
cke Gummi, ſo dicke als eine Fauſt. Die-
ſes verlangte ich von des damahligen
Cantzlers, des Herrn Chiconneau
Sohne, der es mir auch geben lies. Sol-
[Spaltenumbruch] ches, nachdem ichs wohl examiniret, be-
fand ich als wie einen Leim, roth von Far-
be, eines ſtarcken durchdringenden und
ſattſam uͤbeln Geruchs. Nachdem ich
es aber eine Zeitlang verwahret, wurde
es trucken, ließ ſich leichtlich zerreiben,
und ſahe Tannetfarben aus, eben alſo,
als wie das aus Jndien uͤber Mar-
ſeille
zu uns kommt.

Man leſe dasjenige aus, welches fein
trucken und durchſichtig iſt, anbey einen
balſamiſchen Geruch hat, und nehme
ſich in Acht, daß es nicht das Gummi
Alouchi
ſey, welches oftmahls dafuͤr
eingeſchoben wird, abſonderlich, wenn
jenes theuer iſt.

Es wird zu Wegnehmung der Haare
dienlich erachtet, wie auch zu Heilung
der Wunden.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und dreyßigſte Capitel.
Gummi Carannæ.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 293.

JSt ein Gummi, welches aus den
Staͤmmen ſehr vieler, dem Palm-
baum gantz aͤhnlicher Baͤume rinnet,
welche in Neuſpanien befunden wer-
den.

Dieſes Gummi wird uns in ſolchen
Rohrblaͤttern, deren oben gedacht, uͤber-
ſendet, und muß, wenn es gebuͤhrend
beſchaffen, ſo weich, als wie ein halbge-
kochtes Pflaſter ſeyn, graulichter und
auf weiß ſich ziehender Farbe, eines an-
genehmen, ziemlich aromatiſchen Ge-
ruchs.

Es melden einige Scribenten, daß es
auch weiſſe Caranna gebe, welches ich
gantz gerne glaube, denn ſie alſo ſehen
kan, wenn ſie erſt kuͤrtzlich vom Baume
kommt. Wann ſie demnach die obbe-
ſchriebene Farbe hat, ruͤhret ſelbige nir-
gend anders her, als von ihrem Alter.
Dannenhero ſoll ſie auch um ſoviel deſto
hoͤher gehalten werden, ie weiſſer man
ſie findet: dagegen muͤſſen alle die har-
ten Gummen verworffen werden, die
man an ihre Statt geſtellet hat, wenn
ſie zu theuer iſt, ob ſie auch ſchon eine
gleiche Farbe haͤtten.

[Spaltenumbruch]

Wann dieſes Gummi in Form eines
Pflaſters aufs Haupt geleget wird, ſtil-
let es recht wunderſam deſſelben und ſei-
ner Suturen oder Naͤthe Schmertzen:
denn es hat ſolche Kraft, daß man zu
ſagen pflegt, was die Tacamahaca nicht
vermag zu heilen, daſſelbe heilet die
Caranna.

Aus dieſem Gummi bereiten dieAmericani-
ſcher Balſam.

Americaner einen Balſam, der zu Hei-
lung der Wunden und zur goldnen
Ader gar dienlich iſt, auf folgende Art.
Sie nehmen

des beſten Terpentins 1. Loth oder
halbe Untze.
Liquidambar/ 6. Loth.
Copayvabalſam/
Tacamahaca,
Caranna, von iedem 4. Loth.
Maſtix,
Myrrhen/
Aloe/
Weyrauch/
Drachenblut/
Fleiſchleim, iedwedes anderthalb
Quintlein.

Und daraus bereiten ſie den Balſam

ſolcher
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[0314] Der Spezereyen und Materialien rauch, und man ſoll es erwehlen, wenn fein viel ſchoͤne Tropfen drunter ſind, es auch fein ſauber und trucken iſt, dazu dem erſtern, was den Geruch betrifft, ſo nahe kommt, als immer moͤglich. Das zwey und dreyßigſte Capitel. Vom Epheugummi. LA Gomme de Lierre, Gummi Hederæ, das Epheugummi iſt ein fluͤßiges Hartz, welches im herabrinnen harte wird. Dieſes Gummi waͤchſt haͤuffig in Jn- dien/ Jtalien, Provence und Lan- guedoc/ auf den groſſen Epheuſtraͤu- chern/ welche die Baͤume und Mauern hinan kriechen. Als ich im Jahr 1680. zu Montpel- lier in dem koͤniglichen Garten herum- ſpatzirte, wurde ich eines groſſen Epheu- ſtrauchs gewahr, der an einem Lorber- baum hinauf gelauffen: an deſſen Hauptzweige, gantz oben, ſaſſe ein Stuͤ- cke Gummi, ſo dicke als eine Fauſt. Die- ſes verlangte ich von des damahligen Cantzlers, des Herrn Chiconneau Sohne, der es mir auch geben lies. Sol- ches, nachdem ichs wohl examiniret, be- fand ich als wie einen Leim, roth von Far- be, eines ſtarcken durchdringenden und ſattſam uͤbeln Geruchs. Nachdem ich es aber eine Zeitlang verwahret, wurde es trucken, ließ ſich leichtlich zerreiben, und ſahe Tannetfarben aus, eben alſo, als wie das aus Jndien uͤber Mar- ſeille zu uns kommt. Siehe Fig. 292. Man leſe dasjenige aus, welches fein trucken und durchſichtig iſt, anbey einen balſamiſchen Geruch hat, und nehme ſich in Acht, daß es nicht das Gummi Alouchi ſey, welches oftmahls dafuͤr eingeſchoben wird, abſonderlich, wenn jenes theuer iſt. Es wird zu Wegnehmung der Haare dienlich erachtet, wie auch zu Heilung der Wunden. Das drey und dreyßigſte Capitel. Gummi Carannæ. JSt ein Gummi, welches aus den Staͤmmen ſehr vieler, dem Palm- baum gantz aͤhnlicher Baͤume rinnet, welche in Neuſpanien befunden wer- den. Dieſes Gummi wird uns in ſolchen Rohrblaͤttern, deren oben gedacht, uͤber- ſendet, und muß, wenn es gebuͤhrend beſchaffen, ſo weich, als wie ein halbge- kochtes Pflaſter ſeyn, graulichter und auf weiß ſich ziehender Farbe, eines an- genehmen, ziemlich aromatiſchen Ge- ruchs. Es melden einige Scribenten, daß es auch weiſſe Caranna gebe, welches ich gantz gerne glaube, denn ſie alſo ſehen kan, wenn ſie erſt kuͤrtzlich vom Baume kommt. Wann ſie demnach die obbe- ſchriebene Farbe hat, ruͤhret ſelbige nir- gend anders her, als von ihrem Alter. Dannenhero ſoll ſie auch um ſoviel deſto hoͤher gehalten werden, ie weiſſer man ſie findet: dagegen muͤſſen alle die har- ten Gummen verworffen werden, die man an ihre Statt geſtellet hat, wenn ſie zu theuer iſt, ob ſie auch ſchon eine gleiche Farbe haͤtten. Wann dieſes Gummi in Form eines Pflaſters aufs Haupt geleget wird, ſtil- let es recht wunderſam deſſelben und ſei- ner Suturen oder Naͤthe Schmertzen: denn es hat ſolche Kraft, daß man zu ſagen pflegt, was die Tacamahaca nicht vermag zu heilen, daſſelbe heilet die Caranna. Aus dieſem Gummi bereiten die Americaner einen Balſam, der zu Hei- lung der Wunden und zur goldnen Ader gar dienlich iſt, auf folgende Art. Sie nehmen Americani- ſcher Balſam. des beſten Terpentins 1. Loth oder halbe Untze. Liquidambar/ 6. Loth. Copayvabalſam/ Tacamahaca, Caranna, von iedem 4. Loth. Maſtix, Myrrhen/ Aloe/ Weyrauch/ Drachenblut/ Fleiſchleim, iedwedes anderthalb Quintlein. Und daraus bereiten ſie den Balſam ſolcher

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/314>, abgerufen am 22.11.2024.