Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch. [Spaltenumbruch]
den, gelb und dicke. Hierauf knäten ihndiese Leute, wie einen Teig, und ma- chen Stücken draus, die als die türcki- schen Turbante sehen, auf die Art, wie wir sie zu Gesichte kriegen. Die Bau- ern um Odia oder Jndia, welches die Hauptstadt in Siam ist, bringen ihn nach der Stadt zu kauffe, wie etwa bey uns die Bauern die Butter und andere Eßwaaren. Was ich anietzo vorge- bracht, ist mir von einem Siamischen Dollmetscher, dem ich eine ziemliche Partey abgekaufft, erzehlet worden. Nach diesem habe ich folgendes erfah- "Das Gummi Gutti ist ein gum- "Es ist hitzig, und führt den Schleim Dem sey nun wie ihm wolle; man er- Es wird in etwas zur Artzney ge- Sonst wird es zur Mignaturarbeit Das sechste Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Arabischen Gummi. DAs Arabische Gummi/ welches Dieses Gummi wird über Marseille Man
Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. [Spaltenumbruch]
den, gelb und dicke. Hierauf knaͤten ihndieſe Leute, wie einen Teig, und ma- chen Stuͤcken draus, die als die tuͤrcki- ſchen Turbante ſehen, auf die Art, wie wir ſie zu Geſichte kriegen. Die Bau- ern um Odia oder Jndia, welches die Hauptſtadt in Siam iſt, bringen ihn nach der Stadt zu kauffe, wie etwa bey uns die Bauern die Butter und andere Eßwaaren. Was ich anietzo vorge- bracht, iſt mir von einem Siamiſchen Dollmetſcher, dem ich eine ziemliche Partey abgekaufft, erzehlet worden. Nach dieſem habe ich folgendes erfah- „Das Gummi Gutti iſt ein gum- „Es iſt hitzig, und fuͤhrt den Schleim Dem ſey nun wie ihm wolle; man er- Es wird in etwas zur Artzney ge- Sonſt wird es zur Mignaturarbeit Das ſechſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Arabiſchen Gummi. DAs Arabiſche Gummi/ welches Dieſes Gummi wird uͤber Marſeille Man
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="365"/> den, gelb und dicke. Hierauf knaͤten ihn<lb/> dieſe Leute, wie einen Teig, und ma-<lb/> chen Stuͤcken draus, die als die tuͤrcki-<lb/> ſchen Turbante ſehen, auf die Art, wie<lb/> wir ſie zu Geſichte kriegen. Die Bau-<lb/> ern um <hi rendition="#fr">Odia</hi> oder <hi rendition="#fr">Jndia,</hi> welches die<lb/> Hauptſtadt in <hi rendition="#fr">Siam</hi> iſt, bringen ihn<lb/> nach der Stadt zu kauffe, wie etwa bey<lb/> uns die Bauern die Butter und andere<lb/> Eßwaaren. Was ich anietzo vorge-<lb/> bracht, iſt mir von einem Siamiſchen<lb/> Dollmetſcher, dem ich eine ziemliche<lb/> Partey abgekaufft, erzehlet worden.</p><lb/> <p>Nach dieſem habe ich folgendes erfah-<lb/> ren:</p><lb/> <p>„Das <hi rendition="#fr">Gummi Gutti</hi> iſt ein gum-<lb/> „moſiſch und hartzicht Weſen, hart und<lb/> „gelb, und wird von einem Sineſiſchen<lb/> „Baume, bey den Jndianern <hi rendition="#fr">Code-<lb/> „lampulli</hi> oder <hi rendition="#fr">Cantopili,</hi> auch <hi rendition="#fr">Can-<lb/> „na Ghorca</hi> genennt, geſammlet. Es<lb/> „wird in Waſſer zerlaſſen, hernach<lb/> „uͤberm Feuer zu einem Klumpen ge-<lb/> „macht, und hat einen ſcharffen eckel-<lb/> „haften Geſchmack, und gar keinen Ge-<lb/> „ruch. Der Baum traͤgt rothe Aep-<lb/> „fel. Die aus der aufgeritzten Rinde<lb/> „hervordringenden Tropfen werden in<lb/> „Gefaͤſſen aufgefangen, und darauf in<lb/> „Schaf- oder anderer Thiere Maͤgen<lb/> „gethan, und auf ſolche Art in einem<lb/> „Stuͤck zu uns gebracht. Den aufge-<lb/> „ſammleten Saft laſſen die Jndianer<lb/> „in Waſſer zergehen, filtriren und in-<lb/> „ſpißiren ihn: oder ſie laſſen ihn durch<lb/> „ein Tuch lauffen und machen ihn dicke:<lb/> „und geben ihm hernach eine cylindri-<lb/> „ſche Form oder eine andere, nach ihrem<lb/> „belieben. Er wird mit Zitronſafte<lb/> „corrigiret.„</p><lb/> <p>„Es iſt hitzig, und fuͤhrt den Schleim<lb/> „und uͤberfluͤßige Feuchtigkeiten ab.<lb/> „Wird von 10. bis auf 16. Gran ſchwer<lb/><cb n="366"/> „gegeben, kan auch zu Pulver geſtoſſen<lb/> „gebrauchet werden: doch wird es mei-<lb/> „ſtentheils mit etwas anders, z. E. mit<lb/> „Jalappen ꝛc. vermiſchet und gegeben.<lb/> „Es wird ingleichen mit Eßig corrigi-<lb/> „ret, und dergeſtalt ein Extract daraus<lb/> „gemacht, welcher gar fuͤglich auf 10.<lb/> „Gran kan gegeben werden.</p><lb/> <p>Dem ſey nun wie ihm wolle; man er-<lb/> wehle nur dasjenige Gummi Gutti,<lb/> welches trucken, hoch von Farbe, und<lb/> wie ein Tulband, oder anderer Geſtalt<lb/> formiret iſt. Die Geſtalt oder Form<lb/> thut nichts zur Sache, wenn es nur<lb/> ſonſt, wie erſt erinnert, beſchaffen, auch<lb/> nicht ſandicht iſt, wann man es zer-<lb/> bricht. Es muß ingleichen kein rothes,<lb/> klares und durchſichtiges Gummi dar-<lb/> inne ſtecken, welches zwar der recht ſchoͤ-<lb/> nen Aloe Succotrina gantz aͤhnlich ſie-<lb/> het, und dennoch, ohnerachtet dieſer ſei-<lb/> ner Schoͤnheit, verhindert, daß die Gut-<lb/> te nicht kan verkauffet werden, dieweil<lb/> es nicht allein gantz etwas anders iſt,<lb/> ſondern auch keine ſo ſchoͤne Farbe<lb/> giebet.</p><lb/> <p>Es wird in etwas zur Artzney ge-<lb/> braucht, denn es ein heftig purgirend<lb/> Artzneymittel iſt, das ohne ſonderbare<lb/> Vorſicht und Rath erfahrner Leute<lb/> nicht ſoll gebrauchet werden; welches<lb/> ſich recht wohl zu dem ſchicket, was <hi rendition="#fr">Me-<lb/> ſue</hi> davon berichtet, daß man es naͤm-<lb/> lich von vier bis auf ſieben Quintlein<lb/> gebrauchen koͤnne. Allein dieſes iſt ein<lb/> ziemlich grober Schnitzer, und ſteht<lb/> Lebensgefahr darauf.</p><lb/> <p>Sonſt wird es zur Mignaturarbeit<lb/> gebrauchet, und gelb damit gemacht:<lb/> reibt man es mit Jndigo ab, ſo giebt es<lb/> eine ſchoͤne grasgruͤne Farbe, welche<lb/> vorietzo an ſtatt des Saftgruͤns ge-<lb/> braucht wird.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das ſechſte Capitel.<lb/> Vom Arabiſchen Gummi.</hi> </head><lb/> <cb n="365"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#fr">Arabiſche Gummi/</hi> welches<lb/> auch <hi rendition="#aq">Thebaicum, Saracenicum</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Achantinum</hi> genennet wird, wie nicht<lb/> weniger das <hi rendition="#fr">Gummi von der Egy-<lb/> ptiſchen Acacia</hi> oder <hi rendition="#fr">Schoten-Dorn,</hi><lb/> welches der Name des Baumes, der es<lb/> giebet; iſt ein weißlicht Gummi, in<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 276.</note>kleinen Tropfen. Es rinnet aus kleinen<lb/> ſtachlichten Baͤumlein, deren Blaͤtlein<lb/> dermaſſen klein ſind, daß man ſie gar<lb/><cb n="366"/> ſchwerlich zu zehlen vermag: wachſen<lb/> haͤuffig in dem <hi rendition="#fr">gluͤcklichen Arabien/</hi><lb/> daher auch das Gummi ſeinen Zuna-<lb/> men bekommen.</p><lb/> <p>Dieſes Gummi wird uͤber <hi rendition="#fr">Marſeille</hi><lb/> nach <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> gebracht. Seit dem a-<lb/> ber das <hi rendition="#fr">Gum̃i von Senega</hi> zu uns ge-<lb/> bracht worden, iſt das wahrhafte Arabi-<lb/> ſche Gummi ſo gar ſeltſam worden, daß<lb/> mans ietzo ſchier nicht mehr antrifft.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0293]
Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
den, gelb und dicke. Hierauf knaͤten ihn
dieſe Leute, wie einen Teig, und ma-
chen Stuͤcken draus, die als die tuͤrcki-
ſchen Turbante ſehen, auf die Art, wie
wir ſie zu Geſichte kriegen. Die Bau-
ern um Odia oder Jndia, welches die
Hauptſtadt in Siam iſt, bringen ihn
nach der Stadt zu kauffe, wie etwa bey
uns die Bauern die Butter und andere
Eßwaaren. Was ich anietzo vorge-
bracht, iſt mir von einem Siamiſchen
Dollmetſcher, dem ich eine ziemliche
Partey abgekaufft, erzehlet worden.
Nach dieſem habe ich folgendes erfah-
ren:
„Das Gummi Gutti iſt ein gum-
„moſiſch und hartzicht Weſen, hart und
„gelb, und wird von einem Sineſiſchen
„Baume, bey den Jndianern Code-
„lampulli oder Cantopili, auch Can-
„na Ghorca genennt, geſammlet. Es
„wird in Waſſer zerlaſſen, hernach
„uͤberm Feuer zu einem Klumpen ge-
„macht, und hat einen ſcharffen eckel-
„haften Geſchmack, und gar keinen Ge-
„ruch. Der Baum traͤgt rothe Aep-
„fel. Die aus der aufgeritzten Rinde
„hervordringenden Tropfen werden in
„Gefaͤſſen aufgefangen, und darauf in
„Schaf- oder anderer Thiere Maͤgen
„gethan, und auf ſolche Art in einem
„Stuͤck zu uns gebracht. Den aufge-
„ſammleten Saft laſſen die Jndianer
„in Waſſer zergehen, filtriren und in-
„ſpißiren ihn: oder ſie laſſen ihn durch
„ein Tuch lauffen und machen ihn dicke:
„und geben ihm hernach eine cylindri-
„ſche Form oder eine andere, nach ihrem
„belieben. Er wird mit Zitronſafte
„corrigiret.„
„Es iſt hitzig, und fuͤhrt den Schleim
„und uͤberfluͤßige Feuchtigkeiten ab.
„Wird von 10. bis auf 16. Gran ſchwer
„gegeben, kan auch zu Pulver geſtoſſen
„gebrauchet werden: doch wird es mei-
„ſtentheils mit etwas anders, z. E. mit
„Jalappen ꝛc. vermiſchet und gegeben.
„Es wird ingleichen mit Eßig corrigi-
„ret, und dergeſtalt ein Extract daraus
„gemacht, welcher gar fuͤglich auf 10.
„Gran kan gegeben werden.
Dem ſey nun wie ihm wolle; man er-
wehle nur dasjenige Gummi Gutti,
welches trucken, hoch von Farbe, und
wie ein Tulband, oder anderer Geſtalt
formiret iſt. Die Geſtalt oder Form
thut nichts zur Sache, wenn es nur
ſonſt, wie erſt erinnert, beſchaffen, auch
nicht ſandicht iſt, wann man es zer-
bricht. Es muß ingleichen kein rothes,
klares und durchſichtiges Gummi dar-
inne ſtecken, welches zwar der recht ſchoͤ-
nen Aloe Succotrina gantz aͤhnlich ſie-
het, und dennoch, ohnerachtet dieſer ſei-
ner Schoͤnheit, verhindert, daß die Gut-
te nicht kan verkauffet werden, dieweil
es nicht allein gantz etwas anders iſt,
ſondern auch keine ſo ſchoͤne Farbe
giebet.
Es wird in etwas zur Artzney ge-
braucht, denn es ein heftig purgirend
Artzneymittel iſt, das ohne ſonderbare
Vorſicht und Rath erfahrner Leute
nicht ſoll gebrauchet werden; welches
ſich recht wohl zu dem ſchicket, was Me-
ſue davon berichtet, daß man es naͤm-
lich von vier bis auf ſieben Quintlein
gebrauchen koͤnne. Allein dieſes iſt ein
ziemlich grober Schnitzer, und ſteht
Lebensgefahr darauf.
Sonſt wird es zur Mignaturarbeit
gebrauchet, und gelb damit gemacht:
reibt man es mit Jndigo ab, ſo giebt es
eine ſchoͤne grasgruͤne Farbe, welche
vorietzo an ſtatt des Saftgruͤns ge-
braucht wird.
Das ſechſte Capitel.
Vom Arabiſchen Gummi.
DAs Arabiſche Gummi/ welches
auch Thebaicum, Saracenicum und
Achantinum genennet wird, wie nicht
weniger das Gummi von der Egy-
ptiſchen Acacia oder Schoten-Dorn,
welches der Name des Baumes, der es
giebet; iſt ein weißlicht Gummi, in
kleinen Tropfen. Es rinnet aus kleinen
ſtachlichten Baͤumlein, deren Blaͤtlein
dermaſſen klein ſind, daß man ſie gar
ſchwerlich zu zehlen vermag: wachſen
haͤuffig in dem gluͤcklichen Arabien/
daher auch das Gummi ſeinen Zuna-
men bekommen.
Siehe Fig. 276.
Dieſes Gummi wird uͤber Marſeille
nach Franckreich gebracht. Seit dem a-
ber das Gum̃i von Senega zu uns ge-
bracht worden, iſt das wahrhafte Arabi-
ſche Gummi ſo gar ſeltſam worden, daß
mans ietzo ſchier nicht mehr antrifft.
Man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |