Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
wird in kleinen Päcklein, der andereaber auf Rollen zu uns gebracht, und braucht keines auslesens, wenn er nur fein trucken und wohl gesponnen, das ist, fein dichte, und so dünne, als mög- lich ist: auch muß man Acht haben, daß er inwendig gleichergestalt fein hübsch sey, besonders der Rouanische, welcher inwendig selten so gut ist, als auswen- dig. Es ist uns desgleichen vergönnet, ü- Das zwey und funfftzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Von Oliven. ZU Paris verkauffen wir dreyerley Der Baum, der die Oliven trägt, Sobald demnach die Bauern sehen, Was die Wahlder Oliven, sonder- Der Gebrauch der Oliven ist der; Das
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
wird in kleinen Paͤcklein, der andereaber auf Rollen zu uns gebracht, und braucht keines ausleſens, wenn er nur fein trucken und wohl geſponnen, das iſt, fein dichte, und ſo duͤnne, als moͤg- lich iſt: auch muß man Acht haben, daß er inwendig gleichergeſtalt fein huͤbſch ſey, beſonders der Rouaniſche, welcher inwendig ſelten ſo gut iſt, als auswen- dig. Es iſt uns desgleichen vergoͤnnet, uͤ- Das zwey und funfftzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von Oliven. ZU Paris verkauffen wir dreyerley Der Baum, der die Oliven traͤgt, Sobald demnach die Bauern ſehen, Was die Wahlder Oliven, ſonder- Der Gebrauch der Oliven iſt der; Das
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Die Blaͤtter ſind dicke<lb/> und gruͤnlicht, die Blumen weiß, und die<lb/> Fruͤchte anfangs gruͤn, werden aber,<lb/> wenn ſie zeitig worden, roͤthlichtgruͤn.<lb/> Jch will mich aber nicht aufhalten, noch<lb/> vermelden, was fuͤr allerley Sachen<lb/> aus dem Holtze des Oelbaumes verfer-<lb/> tiget werden, ſondern nur von dem Oele<lb/> handeln, das aus den Oliven gezogen<lb/> wird, desgleichen von der Art und Wei-<lb/> ſe, wie ſie eingeleget werden, und der-<lb/> geſtalt zum verſpeiſen aufzubehaltẽ ſind.</p><lb/> <p>Sobald demnach die Bauern ſehen,<lb/> daß die <hi rendition="#fr">Oliven</hi> zum ſammlen und ein-<lb/> legen taugen, welches im Heu- und<lb/> Brachmonat geſchicht, ſammlen ſie die-<lb/> ſelbigen, und bringen ſie in die Staͤdte<lb/> zu verkauffen, als wie etwa die Kirſchen,<lb/> da ſie dann diejenigen, die ſie einmachen<lb/> wollen, ſobald ſie dieſelben nur bekom-<lb/> men haben, alſofort in friſches Waſſer<lb/> ſchuͤtten, und einige Zeit darinne liegen<lb/> laſſen: hernachmahls nehmen ſie dieſel-<lb/> bigen wiederum heraus, und ſchmeiſſen<lb/> ſie in eine Lauge, die von Suda und<lb/> Aſche von verbrannten Olivenkernen,<lb/> oder von Kalche gemacht iſt. 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Der Spezereyen und Materialien
wird in kleinen Paͤcklein, der andere
aber auf Rollen zu uns gebracht, und
braucht keines ausleſens, wenn er nur
fein trucken und wohl geſponnen, das
iſt, fein dichte, und ſo duͤnne, als moͤg-
lich iſt: auch muß man Acht haben, daß
er inwendig gleichergeſtalt fein huͤbſch
ſey, beſonders der Rouaniſche, welcher
inwendig ſelten ſo gut iſt, als auswen-
dig.
Es iſt uns desgleichen vergoͤnnet, uͤ-
ber alle dieſe Waaren, die aus Flachs
und Hanff gemachet werden, auch aller-
hand Papier zu verkauffen; und deſſen
giebt es gar vielerley Sorten, naͤmlich,
das Papier von Auvergne, Limoge
und andern Orten: groß- und kleines,
Herren und Frauenzimmer Papier,
welches wir von Rouan bekommen.
Das zwey und funfftzigſte Capitel.
Von Oliven.
ZU Paris verkauffen wir dreyerley
Oliven, welche allein die Groͤſſe von
einander unterſcheidet, und die Laͤnder,
daher ſie kommen. Die Veroneſiſchen
werden am meiſten geachtet, und ſind
ebenfalls dreyerley, le gros & petit moule,
die groſſen und kleinen, und les ſemences,
die Samoliven: hiernaͤchſt folgen die
Spaniſchen, und drittens die aus Pro-
vence, welche den Zunamen Picholine
oder Pauline fuͤhren, nicht aber von
Lucca, denn daher kommen keine.
Der Baum, der die Oliven traͤgt,
iſt gemeiniglich kleine, und die Geſtalt, wie
die Figur weiſet. Die Blaͤtter ſind dicke
und gruͤnlicht, die Blumen weiß, und die
Fruͤchte anfangs gruͤn, werden aber,
wenn ſie zeitig worden, roͤthlichtgruͤn.
Jch will mich aber nicht aufhalten, noch
vermelden, was fuͤr allerley Sachen
aus dem Holtze des Oelbaumes verfer-
tiget werden, ſondern nur von dem Oele
handeln, das aus den Oliven gezogen
wird, desgleichen von der Art und Wei-
ſe, wie ſie eingeleget werden, und der-
geſtalt zum verſpeiſen aufzubehaltẽ ſind.
Siehe Fig. 256.
Sobald demnach die Bauern ſehen,
daß die Oliven zum ſammlen und ein-
legen taugen, welches im Heu- und
Brachmonat geſchicht, ſammlen ſie die-
ſelbigen, und bringen ſie in die Staͤdte
zu verkauffen, als wie etwa die Kirſchen,
da ſie dann diejenigen, die ſie einmachen
wollen, ſobald ſie dieſelben nur bekom-
men haben, alſofort in friſches Waſſer
ſchuͤtten, und einige Zeit darinne liegen
laſſen: hernachmahls nehmen ſie dieſel-
bigen wiederum heraus, und ſchmeiſſen
ſie in eine Lauge, die von Suda und
Aſche von verbrannten Olivenkernen,
oder von Kalche gemacht iſt. Wenn ſie
nun in dieſer eine Zeitlang gelegen, neh-
men ſie ſie wieder heraus, und legen ſie
in Faͤßlein, von unterſchiedener Groͤſſe,
welche ſie mit Saltzwaſſer anfuͤllen, und
noch dazu etwas von einer gewiſſen Eſ-
ſentz, von Zimmt, Naͤglein, Coriander,
Fenchel und andern Gewuͤrtzen bereitet,
dazuthun. Und in der Wiſſenſchaft die-
ſe Eſſentz recht zuzurichten, beſtehet die
gantze Kunſt Oliven einzulegen; darum
halten ſie auch dieſelbige ſo geheim.
Was die Wahlder Oliven, ſonder-
lich der Veroneſiſchen, betrifft, ſo ſol-
len ſie fein friſch und aufrichtig gut ſeyn,
harte und mit Bruͤhe wohl verſehen,
denn ſonſten, ſo bald ihnen die Bruͤhe
entgehet, werden ſie weich und ſchwartz,
und dienen, mit einem Worte, nicht zum
Verkauff: welches gewißlich eine Sache
von keiner geringen Wichtigkeit, indem
es eine Frucht, die ziemlich theuer iſt.
Die Spaniſchen Oliven belangend,
dieſe ſind ſo groß als ein Taubeney, blaß-
gruͤn, und ſchmecken bitter, welches
nicht jederman anſtaͤndig. Hingegen
werden die Oliven, die aus Proven-
ce kommen, bevoraus die Picholines,
fuͤr die beſten gehalten; weil die Herren
Picholini von S. Gemas ſie beſſer
einzulegen wiſſen, als alle die andern;
woran man auch nicht irret, alldieweil
die Picholines die ſchoͤnſt- und beſten
Oliven ſind, und insgemein viel gruͤner
ſehen, auch beſſer ſchmecken, weder die
Paulines und andere Oliven aus
Provence.
Der Gebrauch der Oliven iſt der;
man iſſet ſie an ſtatt des Salates: wo-
bey diß in Acht zu nehmen, daß ſich nie-
mand damit, ohne zur Winterszeit, ver-
ſehe; denn ſo bald die Faſten kommt, ißt
man ſchier keine mehr, daher diejenigen,
die ihrer annoch haben, ſelbige um die
Helffte wohlfeiler hingeben muͤſſen, als
ſie ihnen ſelbſt zu ſtehen kommen.
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