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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
[Spaltenumbruch]

Die Africaner ziehen das Oel dar-
aus, eben auf die Art, als wie die Leute
zu Calvisson in Languedoc das Lor-
beeröl machen, und brauchen es zum
Essen, wie die Butter. Das alte ver-
brennen sie in den Lampen.

Man erwehle das Palmöl, welches
frisch ist, und gut riecht, süsse wie Butter
schmeckt, und so hoch an der Farbe ist, als
immer seyn kan: denn so bald es begin-
net alt zu werden, wird es stinckicht und
weiß. Diese weisse Farbe, die es über-
kommt, wenn es alt wird, hat einige
veranlasset zu glauben, daß es auch weis-
ses Palmöl gebe. Desgleichen mag
man sich in Acht nehmen, daß es kein
Mischmasch sey, von Wachs, Baumöl,
gestossener Veielwurtz und Curcuma,
[Spaltenumbruch] dergleichen bey gewissen Kauffleuten,
die ich doch deswegen nicht nennen will,
nur gar zu ofte sich findet; denn sie es
geschickt genug wissen nachzumachen.
Wiewohl der Betrug ist leichtlich zu
entdecken, indem das gerechte Palmöl
seine Farbe stracks verliehret, wenn es
an die Luft gestellet wird, welches hinge-
gen dem nachgemachten nicht wieder-
fähret. Uberdiß nimmt auch das Palmöl
seine Farbe wieder an, wofern es etwa
dieselbige verlohren, wenn man es nur
bey gelindem Feuer schmeltzen läßt: die-
ses geschicht dagegen bey dem vermischt
und nachgemachten nicht.

Jn Franckreich wird dieses Oel zu
Stillung der Gicht, und Curirung der
kalten Flüsse gebrauchet.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigste Capitel.
Von Cocos-Rüssen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 211.
212. und 213.

DJe Cocosnüsse haben unterschied-
liche Gestalt und Grösse, wie sie
denn in der Figur beym Palmbaum ab-
gebildet, und nach denen Originalien, die
ich in Händen habe, gestochen sind. Die-
se Cocosnüsse sind zu allerley dienlich,
z. E. zu Trinckschalen, Tobacksbüchsen,
Paternostern, und dergleichen. Diepe
ist in Europa der Ort, woselbst diese
Gattung Früchte, sowohl, als wie das
Helffenbein, am besten verarbeitet wer-
den. Jch mag mich aber nicht aufhal-
ten, und die Bäume beschreiben, welche
sie tragen, sondern will allein geden-
cken, daß es unterschiedene Geschlechte
Siehe Fig. 214.der Palmbäume seyen: weil ihrer auch
bey vielen Scribenten Meldung ge-
schicht, deshalben will ich lieber gar da-
von stille schweigen.

Diejenigen Cocosnüsse/ mit denen
wir einen ziemlich starcken Handel trei-
ben, sind die mittlere Art, und werden
aus den Antilleninseln gebracht, die-
weil sie zu Tobacksbüchsen und Pater-
nostern dienen. Was die dicken Cocos-
nüsse
belanget, dieselben geben in Afri-
ca, Arabia/
und vielen andern Orten,
einen dermassen grossen Nutzen, daß sie
alleine mehr denn 200. Millionen See-
len erhalten und ernähren. Was oben-
[Spaltenumbruch] her, als wie fasicht ist, dienet Tuch und
Seile daraus zu machen: die Schale zu
Trinckgeschirren, Löffeln und anderem
Geräthe: die Späne zu Dinte: der
Kern zum Oele, und der Saft, der sich
darinne befindet, wenn sie noch frisch
sind, ist gut zu Ernähr- und Aufferzie-
hung der Kinder, auch erwachsenen Leu-
ten den Durst zu löschen, indem er gar
süsse und angenehme. Mit einem Wor-
te, es ist diese Nuß die grösseste, aber auch
die nutzbarste in der gantzen Welt, wel-
che sattsam zu beschreiben, etliche Bö-
gen Papier nicht zureichen dürfften.

Es giebt ausser diese noch eine Gat-
tung Cocosnüsse, welche aber viel ra-
rer sind, und von Caspar Bauhinus
Nux Indica ad venena celebrata genennet
wird, ingleichen Nux Maldiva, die Mal-Siehe Fig. 215.
divische oder Jndianische Nuß, wel-
che vortrefflich wider den Gift dienet.
Jch besitze eine, die von den andern gantz
nicht unterschieden, ohne daß sie länger
und spitziger ist, die Schale auch viel
bräuner siehet. Jhre herrlichen Tu-
genden und Kräfte machen sie dermas-
sen rar und theuer. Besiehe davon
den Herrn Dalechamp/ welcher der
Länge nach davon gehandelt.

[Ende Spaltensatz]
Das fünff und zwantzigste Capitel.
Von denen Krähen-Aeuglein.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 216.

DJe Krähenäuglein/ Nuces vomi-
cae,
sind runde platte Kerne. Sie
[Spaltenumbruch] lassen sich wie Sammt anfühlen, und
sehen obenher mäusefahl; wenn man

sie von
S 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
[Spaltenumbruch]

Die Africaner ziehen das Oel dar-
aus, eben auf die Art, als wie die Leute
zu Calviſſon in Languedoc das Lor-
beeroͤl machen, und brauchen es zum
Eſſen, wie die Butter. Das alte ver-
brennen ſie in den Lampen.

Man erwehle das Palmoͤl, welches
friſch iſt, und gut riecht, ſuͤſſe wie Butter
ſchmeckt, und ſo hoch an der Farbe iſt, als
immer ſeyn kan: denn ſo bald es begin-
net alt zu werden, wird es ſtinckicht und
weiß. Dieſe weiſſe Farbe, die es uͤber-
kommt, wenn es alt wird, hat einige
veranlaſſet zu glauben, daß es auch weiſ-
ſes Palmoͤl gebe. Desgleichen mag
man ſich in Acht nehmen, daß es kein
Miſchmaſch ſey, von Wachs, Baumoͤl,
geſtoſſener Veielwurtz und Curcuma,
[Spaltenumbruch] dergleichen bey gewiſſen Kauffleuten,
die ich doch deswegen nicht nennen will,
nur gar zu ofte ſich findet; denn ſie es
geſchickt genug wiſſen nachzumachen.
Wiewohl der Betrug iſt leichtlich zu
entdecken, indem das gerechte Palmoͤl
ſeine Farbe ſtracks verliehret, wenn es
an die Luft geſtellet wird, welches hinge-
gen dem nachgemachten nicht wieder-
faͤhret. Uberdiß nimmt auch das Palmoͤl
ſeine Farbe wieder an, wofern es etwa
dieſelbige verlohren, wenn man es nur
bey gelindem Feuer ſchmeltzen laͤßt: die-
ſes geſchicht dagegen bey dem vermiſcht
und nachgemachten nicht.

Jn Franckreich wird dieſes Oel zu
Stillung der Gicht, und Curirung der
kalten Fluͤſſe gebrauchet.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigſte Capitel.
Von Cocos-Ruͤſſen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 211.
212. und 213.

DJe Cocosnuͤſſe haben unterſchied-
liche Geſtalt und Groͤſſe, wie ſie
denn in der Figur beym Palmbaum ab-
gebildet, und nach denen Originalien, die
ich in Haͤnden habe, geſtochen ſind. Die-
ſe Cocosnuͤſſe ſind zu allerley dienlich,
z. E. zu Trinckſchalen, Tobacksbuͤchſen,
Paternoſtern, und dergleichen. Diepe
iſt in Europa der Ort, woſelbſt dieſe
Gattung Fruͤchte, ſowohl, als wie das
Helffenbein, am beſten verarbeitet wer-
den. Jch mag mich aber nicht aufhal-
ten, und die Baͤume beſchreiben, welche
ſie tragen, ſondern will allein geden-
cken, daß es unterſchiedene Geſchlechte
Siehe Fig. 214.der Palmbaͤume ſeyen: weil ihrer auch
bey vielen Scribenten Meldung ge-
ſchicht, deshalben will ich lieber gar da-
von ſtille ſchweigen.

Diejenigen Cocosnuͤſſe/ mit denen
wir einen ziemlich ſtarcken Handel trei-
ben, ſind die mittlere Art, und werden
aus den Antilleninſeln gebracht, die-
weil ſie zu Tobacksbuͤchſen und Pater-
noſtern dienen. Was die dicken Cocos-
nuͤſſe
belanget, dieſelben geben in Afri-
ca, Arabia/
und vielen andern Orten,
einen dermaſſen groſſen Nutzen, daß ſie
alleine mehr denn 200. Millionen See-
len erhalten und ernaͤhren. Was oben-
[Spaltenumbruch] her, als wie faſicht iſt, dienet Tuch und
Seile daraus zu machen: die Schale zu
Trinckgeſchirren, Loͤffeln und anderem
Geraͤthe: die Spaͤne zu Dinte: der
Kern zum Oele, und der Saft, der ſich
darinne befindet, wenn ſie noch friſch
ſind, iſt gut zu Ernaͤhr- und Aufferzie-
hung der Kinder, auch erwachſenen Leu-
ten den Durſt zu loͤſchen, indem er gar
ſuͤſſe und angenehme. Mit einem Wor-
te, es iſt dieſe Nuß die groͤſſeſte, aber auch
die nutzbarſte in der gantzen Welt, wel-
che ſattſam zu beſchreiben, etliche Boͤ-
gen Papier nicht zureichen duͤrfften.

Es giebt auſſer dieſe noch eine Gat-
tung Cocosnuͤſſe, welche aber viel ra-
rer ſind, und von Caſpar Bauhinus
Nux Indica ad venena celebrata genennet
wird, ingleichen Nux Maldiva, die Mal-Siehe Fig. 215.
diviſche oder Jndianiſche Nuß, wel-
che vortrefflich wider den Gift dienet.
Jch beſitze eine, die von den andern gantz
nicht unterſchieden, ohne daß ſie laͤnger
und ſpitziger iſt, die Schale auch viel
braͤuner ſiehet. Jhre herrlichen Tu-
genden und Kraͤfte machen ſie dermaſ-
ſen rar und theuer. Beſiehe davon
den Herrn Dalechamp/ welcher der
Laͤnge nach davon gehandelt.

[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel.
Von denen Kraͤhen-Aeuglein.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 216.

DJe Kraͤhenaͤuglein/ Nuces vomi-
cæ,
ſind runde platte Kerne. Sie
[Spaltenumbruch] laſſen ſich wie Sammt anfuͤhlen, und
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ſie von
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[0237] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. Die Africaner ziehen das Oel dar- aus, eben auf die Art, als wie die Leute zu Calviſſon in Languedoc das Lor- beeroͤl machen, und brauchen es zum Eſſen, wie die Butter. Das alte ver- brennen ſie in den Lampen. Man erwehle das Palmoͤl, welches friſch iſt, und gut riecht, ſuͤſſe wie Butter ſchmeckt, und ſo hoch an der Farbe iſt, als immer ſeyn kan: denn ſo bald es begin- net alt zu werden, wird es ſtinckicht und weiß. Dieſe weiſſe Farbe, die es uͤber- kommt, wenn es alt wird, hat einige veranlaſſet zu glauben, daß es auch weiſ- ſes Palmoͤl gebe. Desgleichen mag man ſich in Acht nehmen, daß es kein Miſchmaſch ſey, von Wachs, Baumoͤl, geſtoſſener Veielwurtz und Curcuma, dergleichen bey gewiſſen Kauffleuten, die ich doch deswegen nicht nennen will, nur gar zu ofte ſich findet; denn ſie es geſchickt genug wiſſen nachzumachen. Wiewohl der Betrug iſt leichtlich zu entdecken, indem das gerechte Palmoͤl ſeine Farbe ſtracks verliehret, wenn es an die Luft geſtellet wird, welches hinge- gen dem nachgemachten nicht wieder- faͤhret. Uberdiß nimmt auch das Palmoͤl ſeine Farbe wieder an, wofern es etwa dieſelbige verlohren, wenn man es nur bey gelindem Feuer ſchmeltzen laͤßt: die- ſes geſchicht dagegen bey dem vermiſcht und nachgemachten nicht. Jn Franckreich wird dieſes Oel zu Stillung der Gicht, und Curirung der kalten Fluͤſſe gebrauchet. Das vier und zwantzigſte Capitel. Von Cocos-Ruͤſſen. DJe Cocosnuͤſſe haben unterſchied- liche Geſtalt und Groͤſſe, wie ſie denn in der Figur beym Palmbaum ab- gebildet, und nach denen Originalien, die ich in Haͤnden habe, geſtochen ſind. Die- ſe Cocosnuͤſſe ſind zu allerley dienlich, z. E. zu Trinckſchalen, Tobacksbuͤchſen, Paternoſtern, und dergleichen. Diepe iſt in Europa der Ort, woſelbſt dieſe Gattung Fruͤchte, ſowohl, als wie das Helffenbein, am beſten verarbeitet wer- den. Jch mag mich aber nicht aufhal- ten, und die Baͤume beſchreiben, welche ſie tragen, ſondern will allein geden- cken, daß es unterſchiedene Geſchlechte der Palmbaͤume ſeyen: weil ihrer auch bey vielen Scribenten Meldung ge- ſchicht, deshalben will ich lieber gar da- von ſtille ſchweigen. Siehe Fig. 214. Diejenigen Cocosnuͤſſe/ mit denen wir einen ziemlich ſtarcken Handel trei- ben, ſind die mittlere Art, und werden aus den Antilleninſeln gebracht, die- weil ſie zu Tobacksbuͤchſen und Pater- noſtern dienen. Was die dicken Cocos- nuͤſſe belanget, dieſelben geben in Afri- ca, Arabia/ und vielen andern Orten, einen dermaſſen groſſen Nutzen, daß ſie alleine mehr denn 200. Millionen See- len erhalten und ernaͤhren. Was oben- her, als wie faſicht iſt, dienet Tuch und Seile daraus zu machen: die Schale zu Trinckgeſchirren, Loͤffeln und anderem Geraͤthe: die Spaͤne zu Dinte: der Kern zum Oele, und der Saft, der ſich darinne befindet, wenn ſie noch friſch ſind, iſt gut zu Ernaͤhr- und Aufferzie- hung der Kinder, auch erwachſenen Leu- ten den Durſt zu loͤſchen, indem er gar ſuͤſſe und angenehme. Mit einem Wor- te, es iſt dieſe Nuß die groͤſſeſte, aber auch die nutzbarſte in der gantzen Welt, wel- che ſattſam zu beſchreiben, etliche Boͤ- gen Papier nicht zureichen duͤrfften. Es giebt auſſer dieſe noch eine Gat- tung Cocosnuͤſſe, welche aber viel ra- rer ſind, und von Caſpar Bauhinus Nux Indica ad venena celebrata genennet wird, ingleichen Nux Maldiva, die Mal- diviſche oder Jndianiſche Nuß, wel- che vortrefflich wider den Gift dienet. Jch beſitze eine, die von den andern gantz nicht unterſchieden, ohne daß ſie laͤnger und ſpitziger iſt, die Schale auch viel braͤuner ſiehet. Jhre herrlichen Tu- genden und Kraͤfte machen ſie dermaſ- ſen rar und theuer. Beſiehe davon den Herrn Dalechamp/ welcher der Laͤnge nach davon gehandelt. Siehe Fig. 215. Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel. Von denen Kraͤhen-Aeuglein. DJe Kraͤhenaͤuglein/ Nuces vomi- cæ, ſind runde platte Kerne. Sie laſſen ſich wie Sammt anfuͤhlen, und ſehen obenher maͤuſefahl; wenn man ſie von S 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/237>, abgerufen am 13.11.2024.