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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
[Spaltenumbruch] den Mund nimmt. Dagegen soll man
die dürren, die schwärtzlichten und locke-
ren Näglein, die weder Geruch, noch
Geschmack haben, verwerffen. Auch
mag man sich in Acht nehmen, daß die
guten Näglein mit keinen solchen vermi-
schet sind, aus denen allbereit die Tin-
ctur oder das Oel gezogen; wie denn
bisweilen wohl die Helffte solcher unnü-
tzen Näglein drunter gemenget ist, wel-
ches in Wahrheit keine geringe Sache,
indem die Näglein eine so theure Waare
sind. Allein ich will mich nicht aufhal-
ten, noch alle die Schelmereyen, die mit
dieser Waare vorgenommen werden,
entdecken, weil es nicht wenig schwer
fallen dürffte, alle solche Betrügerey
sattsam zu erörtern, ich auch dieselben
denenjenigen lehren möchte, die sie noch
nicht wissen; zumahl da die guten Näg-
lein an obgedachten Zeichen gar leicht-
lich von den geringen können unterschie-
den werden. Am sichersten aber ists,
wenn man sie bey solchen Leuten kauf-
fet, welche nicht fähig sind, die Waaren
zu verfälschen, und thut derjenige wohl,
der sich nicht an den wohlfeilen Preiß
kehret.

Der Gebrauch und Nutzen der Näg-
lein ist zu bekannt, als daß ich mich dabey
aufhalten solte, will dannenhero nur
vermelden, daß die herrliche Kraft und
der angenehme Geruch ihnen den Rang
unter denen Cordialibus und Hertzstär-
ckungen erworben habe.

Die Holländer machen die annoch
Eingemachte
Näglein.
grünen Näglein ein, und bereiten also
ein herrlich Eingemachtes, welches sie
theils über See versenden, theils aber
und vielfältig für alte Leute gebrauchen,
die sich dessen zu Wiederersetzung der
natürlichen Wärme bedienen. Diese
Näglein sollen weich seyn, und einen
heissen anmuthigen Geschmack haben;
es soll auch nicht zu viel Syrup drauf
seyn, sondern nur so viel, als zur Erhal-
tung der Früchte von nöthen, denn er
ohne diß nicht so hoch geachtet wird, als
wie die Frucht.

Sie ziehen auch aus dieser Frucht ein
[Spaltenumbruch] Oel, welches goldgelb siehet, wenn es
noch frisch ist, und immer röther wird,
wenn es lange stehet. Wenn dieses Oel
aufrichtig seyn soll, denn muß es ietztge-
meldte Farbe haben, fetticht seyn, und
oben auf dem Wasser schwimmen, dazu
muß es auch so starck und penetrant
schmecken, als immer möglich, wie nicht
weniger einen Näglein Geschmack und
Geruch haben. Uberdiß mag man be-
sorget seyn, es bey rechtschaffenen Leu-
ten zu erkauffen, weil es auf gar unter-
schiedene Weise kan vermischet werden,
welches alsdann gar schwerlich zu mer-
cken, indem dieses Oel einen aus dermas-
sen starcken Geruch hat.

Man kan desgleichen aus den Näg-
lein,
vermittelst eines Trinckgeschirrs u.
einer Wagschale, mit Feuer ein weisses
Oel ziehen; wie solches bey dem Herrn
Lemery aufgezeichnet stehet. Allein
es dürffte die Mühe nicht belohnen,
theils, weil man eine geraume Zeit da-
zu anwenden muß, und denn, weil es
doppelt so viel kostet, als das, welches
wir aus Holland bekommen, und weit
besser ist.

Das Nägleinöl brauchen die Parfu-
mirer gar starck, in der Artzney aber hat
es wenig Nutzen, ausser daß man vor-
giebet, es sey ein Universal und allge-
meines Mittel wider die Zahnschmer-
tzen.

Die gestossenen Näglein betreffend,
diese kauffe man ja bey rechtschaffenen
ehrlichen Leuten, und frage nicht nach
dem wohlfeilen Kauff; denn es nicht
schwer fällt, diejenige Rinde, welche,
wiewohl falsch, Nägleinholtz gemen-
net wird, und am Geschmack und Ge-
ruch den Näglein nahe kommt, darun-
ter zu mischen. Die nun dieses thun,
beruffen sich auf gewisse Scribenten,
welche berichten, daß die Rinde des Näg-
leinbaumes wie Zimmt sehe, und wie
Näglein schmecke; so aber von der
Wahrheit ziemlich weit entfernet ist,
wie aus dem Cap. vom Näglein-
zimmt
zu ersehen.

[Ende Spaltensatz]
Das eiffte Capitel.
Von den Königs- oder Kronen-Näglein.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 189.

AUsser ietzbeschriebenen Näglein fin-
det man auch in Holland, iedoch
gar selten, eine kleine Frucht, in der Ge-
[Spaltenumbruch] stalt und Grösse eines Gerstenkorns,
welche zu äusserst Spitzen hat, und sitzen
zu fünff und sechsen beysammen an ei-

nem
R

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
[Spaltenumbruch] den Mund nimmt. Dagegen ſoll man
die duͤrren, die ſchwaͤrtzlichten und locke-
ren Naͤglein, die weder Geruch, noch
Geſchmack haben, verwerffen. Auch
mag man ſich in Acht nehmen, daß die
guten Naͤglein mit keinen ſolchen vermi-
ſchet ſind, aus denen allbereit die Tin-
ctur oder das Oel gezogen; wie denn
bisweilen wohl die Helffte ſolcher unnuͤ-
tzen Naͤglein drunter gemenget iſt, wel-
ches in Wahrheit keine geringe Sache,
indem die Naͤglein eine ſo theure Waare
ſind. Allein ich will mich nicht aufhal-
ten, noch alle die Schelmereyen, die mit
dieſer Waare vorgenommen werden,
entdecken, weil es nicht wenig ſchwer
fallen duͤrffte, alle ſolche Betruͤgerey
ſattſam zu eroͤrtern, ich auch dieſelben
denenjenigen lehren moͤchte, die ſie noch
nicht wiſſen; zumahl da die guten Naͤg-
lein an obgedachten Zeichen gar leicht-
lich von den geringen koͤnnen unterſchie-
den werden. Am ſicherſten aber iſts,
wenn man ſie bey ſolchen Leuten kauf-
fet, welche nicht faͤhig ſind, die Waaren
zu verfaͤlſchen, und thut derjenige wohl,
der ſich nicht an den wohlfeilen Preiß
kehret.

Der Gebrauch und Nutzen der Naͤg-
lein iſt zu bekannt, als daß ich mich dabey
aufhalten ſolte, will dannenhero nur
vermelden, daß die herrliche Kraft und
der angenehme Geruch ihnen den Rang
unter denen Cordialibus und Hertzſtaͤr-
ckungen erworben habe.

Die Hollaͤnder machen die annoch
Eingemachte
Naͤglein.
gruͤnen Naͤglein ein, und bereiten alſo
ein herrlich Eingemachtes, welches ſie
theils uͤber See verſenden, theils aber
und vielfaͤltig fuͤr alte Leute gebꝛauchen,
die ſich deſſen zu Wiedererſetzung der
natuͤrlichen Waͤrme bedienen. Dieſe
Naͤglein ſollen weich ſeyn, und einen
heiſſen anmuthigen Geſchmack haben;
es ſoll auch nicht zu viel Syrup drauf
ſeyn, ſondern nur ſo viel, als zur Erhal-
tung der Fruͤchte von noͤthen, denn er
ohne diß nicht ſo hoch geachtet wird, als
wie die Frucht.

Sie ziehen auch aus dieſer Frucht ein
[Spaltenumbruch] Oel, welches goldgelb ſiehet, wenn es
noch friſch iſt, und immer roͤther wird,
wenn es lange ſtehet. Wenn dieſes Oel
aufrichtig ſeyn ſoll, denn muß es ietztge-
meldte Farbe haben, fetticht ſeyn, und
oben auf dem Waſſer ſchwimmen, dazu
muß es auch ſo ſtarck und penetrant
ſchmecken, als immer moͤglich, wie nicht
weniger einen Naͤglein Geſchmack und
Geruch haben. Uberdiß mag man be-
ſorget ſeyn, es bey rechtſchaffenen Leu-
ten zu erkauffen, weil es auf gar unter-
ſchiedene Weiſe kan vermiſchet werden,
welches alsdann gar ſchwerlich zu mer-
cken, indem dieſes Oel einen aus dermaſ-
ſen ſtarcken Geruch hat.

Man kan desgleichen aus den Naͤg-
lein,
vermittelſt eines Trinckgeſchirrs u.
einer Wagſchale, mit Feuer ein weiſſes
Oel ziehen; wie ſolches bey dem Herrn
Lemery aufgezeichnet ſtehet. Allein
es duͤrffte die Muͤhe nicht belohnen,
theils, weil man eine geraume Zeit da-
zu anwenden muß, und denn, weil es
doppelt ſo viel koſtet, als das, welches
wir aus Holland bekommen, und weit
beſſer iſt.

Das Naͤgleinoͤl brauchen die Parfu-
mirer gar ſtarck, in der Artzney aber hat
es wenig Nutzen, auſſer daß man vor-
giebet, es ſey ein Univerſal und allge-
meines Mittel wider die Zahnſchmer-
tzen.

Die geſtoſſenen Naͤglein betꝛeffend,
dieſe kauffe man ja bey rechtſchaffenen
ehrlichen Leuten, und frage nicht nach
dem wohlfeilen Kauff; denn es nicht
ſchwer faͤllt, diejenige Rinde, welche,
wiewohl falſch, Naͤgleinholtz gemen-
net wird, und am Geſchmack und Ge-
ruch den Naͤglein nahe kommt, darun-
ter zu miſchen. Die nun dieſes thun,
beruffen ſich auf gewiſſe Scribenten,
welche berichten, daß die Rinde des Naͤg-
leinbaumes wie Zimmt ſehe, und wie
Naͤglein ſchmecke; ſo aber von der
Wahrheit ziemlich weit entfernet iſt,
wie aus dem Cap. vom Naͤglein-
zimmt
zu erſehen.

[Ende Spaltensatz]
Das eiffte Capitel.
Von den Koͤnigs- oder Kronen-Naͤglein.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 189.

AUſſer ietzbeſchriebenen Naͤglein fin-
det man auch in Holland, iedoch
gar ſelten, eine kleine Frucht, in der Ge-
[Spaltenumbruch] ſtalt und Groͤſſe eines Gerſtenkorns,
welche zu aͤuſſerſt Spitzen hat, und ſitzen
zu fuͤnff und ſechſen beyſammen an ei-

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[0223] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. den Mund nimmt. Dagegen ſoll man die duͤrren, die ſchwaͤrtzlichten und locke- ren Naͤglein, die weder Geruch, noch Geſchmack haben, verwerffen. Auch mag man ſich in Acht nehmen, daß die guten Naͤglein mit keinen ſolchen vermi- ſchet ſind, aus denen allbereit die Tin- ctur oder das Oel gezogen; wie denn bisweilen wohl die Helffte ſolcher unnuͤ- tzen Naͤglein drunter gemenget iſt, wel- ches in Wahrheit keine geringe Sache, indem die Naͤglein eine ſo theure Waare ſind. Allein ich will mich nicht aufhal- ten, noch alle die Schelmereyen, die mit dieſer Waare vorgenommen werden, entdecken, weil es nicht wenig ſchwer fallen duͤrffte, alle ſolche Betruͤgerey ſattſam zu eroͤrtern, ich auch dieſelben denenjenigen lehren moͤchte, die ſie noch nicht wiſſen; zumahl da die guten Naͤg- lein an obgedachten Zeichen gar leicht- lich von den geringen koͤnnen unterſchie- den werden. Am ſicherſten aber iſts, wenn man ſie bey ſolchen Leuten kauf- fet, welche nicht faͤhig ſind, die Waaren zu verfaͤlſchen, und thut derjenige wohl, der ſich nicht an den wohlfeilen Preiß kehret. Der Gebrauch und Nutzen der Naͤg- lein iſt zu bekannt, als daß ich mich dabey aufhalten ſolte, will dannenhero nur vermelden, daß die herrliche Kraft und der angenehme Geruch ihnen den Rang unter denen Cordialibus und Hertzſtaͤr- ckungen erworben habe. Die Hollaͤnder machen die annoch gruͤnen Naͤglein ein, und bereiten alſo ein herrlich Eingemachtes, welches ſie theils uͤber See verſenden, theils aber und vielfaͤltig fuͤr alte Leute gebꝛauchen, die ſich deſſen zu Wiedererſetzung der natuͤrlichen Waͤrme bedienen. Dieſe Naͤglein ſollen weich ſeyn, und einen heiſſen anmuthigen Geſchmack haben; es ſoll auch nicht zu viel Syrup drauf ſeyn, ſondern nur ſo viel, als zur Erhal- tung der Fruͤchte von noͤthen, denn er ohne diß nicht ſo hoch geachtet wird, als wie die Frucht. Eingemachte Naͤglein. Sie ziehen auch aus dieſer Frucht ein Oel, welches goldgelb ſiehet, wenn es noch friſch iſt, und immer roͤther wird, wenn es lange ſtehet. Wenn dieſes Oel aufrichtig ſeyn ſoll, denn muß es ietztge- meldte Farbe haben, fetticht ſeyn, und oben auf dem Waſſer ſchwimmen, dazu muß es auch ſo ſtarck und penetrant ſchmecken, als immer moͤglich, wie nicht weniger einen Naͤglein Geſchmack und Geruch haben. Uberdiß mag man be- ſorget ſeyn, es bey rechtſchaffenen Leu- ten zu erkauffen, weil es auf gar unter- ſchiedene Weiſe kan vermiſchet werden, welches alsdann gar ſchwerlich zu mer- cken, indem dieſes Oel einen aus dermaſ- ſen ſtarcken Geruch hat. Man kan desgleichen aus den Naͤg- lein, vermittelſt eines Trinckgeſchirrs u. einer Wagſchale, mit Feuer ein weiſſes Oel ziehen; wie ſolches bey dem Herrn Lemery aufgezeichnet ſtehet. Allein es duͤrffte die Muͤhe nicht belohnen, theils, weil man eine geraume Zeit da- zu anwenden muß, und denn, weil es doppelt ſo viel koſtet, als das, welches wir aus Holland bekommen, und weit beſſer iſt. Das Naͤgleinoͤl brauchen die Parfu- mirer gar ſtarck, in der Artzney aber hat es wenig Nutzen, auſſer daß man vor- giebet, es ſey ein Univerſal und allge- meines Mittel wider die Zahnſchmer- tzen. Die geſtoſſenen Naͤglein betꝛeffend, dieſe kauffe man ja bey rechtſchaffenen ehrlichen Leuten, und frage nicht nach dem wohlfeilen Kauff; denn es nicht ſchwer faͤllt, diejenige Rinde, welche, wiewohl falſch, Naͤgleinholtz gemen- net wird, und am Geſchmack und Ge- ruch den Naͤglein nahe kommt, darun- ter zu miſchen. Die nun dieſes thun, beruffen ſich auf gewiſſe Scribenten, welche berichten, daß die Rinde des Naͤg- leinbaumes wie Zimmt ſehe, und wie Naͤglein ſchmecke; ſo aber von der Wahrheit ziemlich weit entfernet iſt, wie aus dem Cap. vom Naͤglein- zimmt zu erſehen. Das eiffte Capitel. Von den Koͤnigs- oder Kronen-Naͤglein. AUſſer ietzbeſchriebenen Naͤglein fin- det man auch in Holland, iedoch gar ſelten, eine kleine Frucht, in der Ge- ſtalt und Groͤſſe eines Gerſtenkorns, welche zu aͤuſſerſt Spitzen hat, und ſitzen zu fuͤnff und ſechſen beyſammen an ei- nem R

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/223>, abgerufen am 13.11.2024.