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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils sechstes Buch.
[Spaltenumbruch] Falsche Gra-
naten-Con-
serve.

Wir verkauffen ferner eine trockne
Granaten-Conserva, welche nichts an-
ders ist, als geschmoltzner Zucker, dem
man mit ein wenig Concenille, Cremor
Tartari
und Alaune eine Farbe gegeben.
Sie ist sehr schwerlich zu bereiten, so daß
ein Zuckerbecker, wo er sie nicht wohl zu
arbeiten weiß, niemahls zu seinem
Zweck gelangen wird, aus der Ursache,
weil man ein klein wenig Alaune dazu
thun muß. Denn unter allen Mate-
rialien ist dem Zucker nichts so sehr ent-
gegen als die Alaune, welches dann den
Jrrthum dererjenigen zur Gnüge er-
weiset, die da vorgeben, man brauche
die Alaune, den Zucker dadurch fein zu
machen: und es sind würcklich vier Un-
[Spaltenumbruch] tzen Alaune fähig 2000. Pfund Zuckers
am gestehen zu hindern. Allein wieder
auf unsere Conserve zu kommen; so
mag man gewarnet seyn, daß sich nie-
mand zu sehr damit belege, sintemahl
gar selten darnach gefraget wird. Uber-
diß, wenn sie einmahl feuchte worden,
und deshalben nicht mag verkauffet
werden, weiß man nicht, was man da-
mit anfangen soll; alldieweil sie nicht
wiederum kan zugerichtet werden, wel-
ches doch mit andern Conserven gantz
wohl angehet; blos, weil, wie gedacht,
ein wenig Alaun drunter kommt. Kurtz
zu sagen, die Alaune thut beym Zucker,
was das Oel bey der Dinte.

[Ende Spaltensatz]
Das siebende Capitel.
Vom Arabischen Stöchas.
[Spaltenumbruch]

DAs Stöchaskraut wird mit höch-
stem Unrechte das Arabische ge-
nennt, indem alles, was wir verkauf-
fen, aus Provence und Languedoc
gebracht wird, denn daselbst wächst es
in grosser Menge.

Siehe Fig. 163.

Es ist aber Stöchas die Blume ei-
nes Krautes, dessen Blätter ziemlich
Siehe Fig. 164.schmal und grünlicht sind. Die Blu-
men wachsen in Form einer Aehren, in
Dicke der Spitze eines Fingers, daraus
kommen die kleinen Blümlein, welche
blau, fast wie die Veilgen sind.

Der Stöchas wird meistentheils
von Marseille zu uns überbracht, dann
er in Menge auf den Hieres Jnseln
wächset, welche ehemahls Stoechades ge-
nennet wurden: scheinet also, ob habe
er seinen Namen daher überkommen.

Es wird gar selten zur Artzney ge-
braucht, deswegen verkauffen wir auch
gar wenig. Und eben dieses ist Ursach,
daß unser Stöchaskraut guten theils
alt und verjahret, schier ohne Geschmack,
Geruch und Farbe, auch gantz zerstossen
ist, da es doch solte schöne Aehren und ei-
[Spaltenumbruch] ne blaue Farbe haben. Die Apothecker
zu Montpellier erhalten die Farbe der
Blumen, indem sie die Blumen, die sie
den Bauern abgekauffet, alsofort in
Büchern trocknen lassen, und haben sol-
cher gestalt guten Stöchas, den sie alle
Jahr verneuen, weil es bey ihnen eine
gangbare Waare.

Wir verkauffen auch ausser dem Ara-
bischen Stöchas die Blüte der StoechadisStoechas citri-
nae.

citrinae, der etliche den Namen gelber
Amaranth,
auch Rainblume, gege-Siehe Fig. 165.
ben. Allein sein weniger Gebrauch
machet, daß ich nichts davon gedencken
werde. Dieses Kraut ist in Provence
und Languedoc überaus gemeine.

Der Arabische Stöchas wird in
Spanien dermassen groß und dicke, daß
man ihn findet, der wie ein kleiner Fin-
ger lang und dicke ist; es giebt auch sol-
chen, der weisse Blumen hat.

Weisser Ara-
bischer Stö-
chas.

Der Stöchas wird vornehmlich
zum Theriac gebraucht, und hat keines
Auslesens nöthig, wenn er nur fein
dicke, frisch und rein ist, auch violblau
siehet.

[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Vom Rosmarin.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 166.

DEr Rosmarin ist ein so gemeines
Kraut, daß es gantz unnützlich seyn
würde, wenn ich es lange beschreiben
wolte: wenn auch nicht so unterschiede-
ne Sachen daraus bereitet würden, mit
denen wir einen ansehnlichen Handel
[Spaltenumbruch] treiben, wolte ich gar nichts davon ge-
meldet haben. Will also bey dem OelRosmarinöl.
den Anfang machen, welches aus seinen
Blättern und Blumen gezogen wird,
wenn man einen gantzen Hauffen Ros-
marin in einen ausdrücklich hierzu ver-

fer-
P 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſechſtes Buch.
[Spaltenumbruch] Falſche Gra-
naten-Con-
ſerve.

Wir verkauffen ferner eine trockne
Granaten-Conſerva, welche nichts an-
ders iſt, als geſchmoltzner Zucker, dem
man mit ein wenig Concenille, Cremor
Tartari
und Alaune eine Farbe gegeben.
Sie iſt ſehr ſchwerlich zu bereiten, ſo daß
ein Zuckerbecker, wo er ſie nicht wohl zu
arbeiten weiß, niemahls zu ſeinem
Zweck gelangen wird, aus der Urſache,
weil man ein klein wenig Alaune dazu
thun muß. Denn unter allen Mate-
rialien iſt dem Zucker nichts ſo ſehr ent-
gegen als die Alaune, welches dann den
Jrrthum dererjenigen zur Gnuͤge er-
weiſet, die da vorgeben, man brauche
die Alaune, den Zucker dadurch fein zu
machen: und es ſind wuͤrcklich vier Un-
[Spaltenumbruch] tzen Alaune faͤhig 2000. Pfund Zuckers
am geſtehen zu hindern. Allein wieder
auf unſere Conſerve zu kommen; ſo
mag man gewarnet ſeyn, daß ſich nie-
mand zu ſehr damit belege, ſintemahl
gar ſelten darnach gefraget wird. Uber-
diß, wenn ſie einmahl feuchte worden,
und deshalben nicht mag verkauffet
werden, weiß man nicht, was man da-
mit anfangen ſoll; alldieweil ſie nicht
wiederum kan zugerichtet werden, wel-
ches doch mit andern Conſerven gantz
wohl angehet; blos, weil, wie gedacht,
ein wenig Alaun drunter kommt. Kurtz
zu ſagen, die Alaune thut beym Zucker,
was das Oel bey der Dinte.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebende Capitel.
Vom Arabiſchen Stoͤchas.
[Spaltenumbruch]

DAs Stoͤchaskraut wird mit hoͤch-
ſtem Unrechte das Arabiſche ge-
nennt, indem alles, was wir verkauf-
fen, aus Provence und Languedoc
gebracht wird, denn daſelbſt waͤchſt es
in groſſer Menge.

Siehe Fig. 163.

Es iſt aber Stoͤchas die Blume ei-
nes Krautes, deſſen Blaͤtter ziemlich
Siehe Fig. 164.ſchmal und gruͤnlicht ſind. Die Blu-
men wachſen in Form einer Aehren, in
Dicke der Spitze eines Fingers, daraus
kommen die kleinen Bluͤmlein, welche
blau, faſt wie die Veilgen ſind.

Der Stoͤchas wird meiſtentheils
von Marſeille zu uns uͤberbracht, dann
er in Menge auf den Hieres Jnſeln
waͤchſet, welche ehemahls Stœchades ge-
nennet wurden: ſcheinet alſo, ob habe
er ſeinen Namen daher uͤberkommen.

Es wird gar ſelten zur Artzney ge-
braucht, deswegen verkauffen wir auch
gar wenig. Und eben dieſes iſt Urſach,
daß unſer Stoͤchaskraut guten theils
alt und verjahꝛet, ſchier ohne Geſchmack,
Geruch und Farbe, auch gantz zerſtoſſen
iſt, da es doch ſolte ſchoͤne Aehren und ei-
[Spaltenumbruch] ne blaue Farbe haben. Die Apothecker
zu Montpellier erhalten die Farbe der
Blumen, indem ſie die Blumen, die ſie
den Bauern abgekauffet, alſofort in
Buͤchern trocknen laſſen, und haben ſol-
cher geſtalt guten Stoͤchas, den ſie alle
Jahr verneuen, weil es bey ihnen eine
gangbare Waare.

Wir verkauffen auch auſſer dem Ara-
biſchen Stoͤchas die Bluͤte der StœchadisStœchas citri-
næ.

citrinæ, der etliche den Namen gelber
Amaranth,
auch Rainblume, gege-Siehe Fig. 165.
ben. Allein ſein weniger Gebrauch
machet, daß ich nichts davon gedencken
werde. Dieſes Kraut iſt in Provence
und Languedoc uͤberaus gemeine.

Der Arabiſche Stoͤchas wird in
Spanien dermaſſen groß und dicke, daß
man ihn findet, der wie ein kleiner Fin-
ger lang und dicke iſt; es giebt auch ſol-
chen, der weiſſe Blumen hat.

Weiſſer Ara-
biſcher Stoͤ-
chas.

Der Stoͤchas wird vornehmlich
zum Theriac gebraucht, und hat keines
Ausleſens noͤthig, wenn er nur fein
dicke, friſch und rein iſt, auch violblau
ſiehet.

[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Vom Roſmarin.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 166.

DEr Rosmarin iſt ein ſo gemeines
Kraut, daß es gantz unnuͤtzlich ſeyn
wuͤrde, wenn ich es lange beſchreiben
wolte: wenn auch nicht ſo unterſchiede-
ne Sachen daraus bereitet wuͤrden, mit
denen wir einen anſehnlichen Handel
[Spaltenumbruch] treiben, wolte ich gar nichts davon ge-
meldet haben. Will alſo bey dem OelRosmarinoͤl.
den Anfang machen, welches aus ſeinen
Blaͤttern und Blumen gezogen wird,
wenn man einen gantzen Hauffen Ros-
marin in einen ausdruͤcklich hierzu ver-

fer-
P 2
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[0203] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſechſtes Buch. Wir verkauffen ferner eine trockne Granaten-Conſerva, welche nichts an- ders iſt, als geſchmoltzner Zucker, dem man mit ein wenig Concenille, Cremor Tartari und Alaune eine Farbe gegeben. Sie iſt ſehr ſchwerlich zu bereiten, ſo daß ein Zuckerbecker, wo er ſie nicht wohl zu arbeiten weiß, niemahls zu ſeinem Zweck gelangen wird, aus der Urſache, weil man ein klein wenig Alaune dazu thun muß. Denn unter allen Mate- rialien iſt dem Zucker nichts ſo ſehr ent- gegen als die Alaune, welches dann den Jrrthum dererjenigen zur Gnuͤge er- weiſet, die da vorgeben, man brauche die Alaune, den Zucker dadurch fein zu machen: und es ſind wuͤrcklich vier Un- tzen Alaune faͤhig 2000. Pfund Zuckers am geſtehen zu hindern. Allein wieder auf unſere Conſerve zu kommen; ſo mag man gewarnet ſeyn, daß ſich nie- mand zu ſehr damit belege, ſintemahl gar ſelten darnach gefraget wird. Uber- diß, wenn ſie einmahl feuchte worden, und deshalben nicht mag verkauffet werden, weiß man nicht, was man da- mit anfangen ſoll; alldieweil ſie nicht wiederum kan zugerichtet werden, wel- ches doch mit andern Conſerven gantz wohl angehet; blos, weil, wie gedacht, ein wenig Alaun drunter kommt. Kurtz zu ſagen, die Alaune thut beym Zucker, was das Oel bey der Dinte. Das ſiebende Capitel. Vom Arabiſchen Stoͤchas. DAs Stoͤchaskraut wird mit hoͤch- ſtem Unrechte das Arabiſche ge- nennt, indem alles, was wir verkauf- fen, aus Provence und Languedoc gebracht wird, denn daſelbſt waͤchſt es in groſſer Menge. Es iſt aber Stoͤchas die Blume ei- nes Krautes, deſſen Blaͤtter ziemlich ſchmal und gruͤnlicht ſind. Die Blu- men wachſen in Form einer Aehren, in Dicke der Spitze eines Fingers, daraus kommen die kleinen Bluͤmlein, welche blau, faſt wie die Veilgen ſind. Siehe Fig. 164. Der Stoͤchas wird meiſtentheils von Marſeille zu uns uͤberbracht, dann er in Menge auf den Hieres Jnſeln waͤchſet, welche ehemahls Stœchades ge- nennet wurden: ſcheinet alſo, ob habe er ſeinen Namen daher uͤberkommen. Es wird gar ſelten zur Artzney ge- braucht, deswegen verkauffen wir auch gar wenig. Und eben dieſes iſt Urſach, daß unſer Stoͤchaskraut guten theils alt und verjahꝛet, ſchier ohne Geſchmack, Geruch und Farbe, auch gantz zerſtoſſen iſt, da es doch ſolte ſchoͤne Aehren und ei- ne blaue Farbe haben. Die Apothecker zu Montpellier erhalten die Farbe der Blumen, indem ſie die Blumen, die ſie den Bauern abgekauffet, alſofort in Buͤchern trocknen laſſen, und haben ſol- cher geſtalt guten Stoͤchas, den ſie alle Jahr verneuen, weil es bey ihnen eine gangbare Waare. Wir verkauffen auch auſſer dem Ara- biſchen Stoͤchas die Bluͤte der Stœchadis citrinæ, der etliche den Namen gelber Amaranth, auch Rainblume, gege- ben. Allein ſein weniger Gebrauch machet, daß ich nichts davon gedencken werde. Dieſes Kraut iſt in Provence und Languedoc uͤberaus gemeine. Stœchas citri- næ. Siehe Fig. 165. Der Arabiſche Stoͤchas wird in Spanien dermaſſen groß und dicke, daß man ihn findet, der wie ein kleiner Fin- ger lang und dicke iſt; es giebt auch ſol- chen, der weiſſe Blumen hat. Der Stoͤchas wird vornehmlich zum Theriac gebraucht, und hat keines Ausleſens noͤthig, wenn er nur fein dicke, friſch und rein iſt, auch violblau ſiehet. Das achte Capitel. Vom Roſmarin. DEr Rosmarin iſt ein ſo gemeines Kraut, daß es gantz unnuͤtzlich ſeyn wuͤrde, wenn ich es lange beſchreiben wolte: wenn auch nicht ſo unterſchiede- ne Sachen daraus bereitet wuͤrden, mit denen wir einen anſehnlichen Handel treiben, wolte ich gar nichts davon ge- meldet haben. Will alſo bey dem Oel den Anfang machen, welches aus ſeinen Blaͤttern und Blumen gezogen wird, wenn man einen gantzen Hauffen Ros- marin in einen ausdruͤcklich hierzu ver- fer- Rosmarinoͤl. P 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/203>, abgerufen am 23.11.2024.