[Spaltenumbruch]Guatimalo nichts unterschieden, als daß die Farbe nicht so frisch und kupf- richt sieht.
Die dritte von Jamaica/ kommt aus England zu uns.
Die vierte ist der Jndigo aus den Jnseln.
Alle diese Arten Jndigo sind besser oder geringer, nachdem sie rein oder un- rein sind. Denn die ihn bereiten, sind wohl so boshaft, daß sie Sand und Er- de drunter mengen; welche Schelme- rey aber gar bald zu entdecken ist, die- weil der Jndigo wie Wachs brennen muß, da dann der Jndigo verbrennet/ [Spaltenumbruch]
die Erde und Sand aber zurücke bleiben. Tavernier gedenckt in seiner Reise nach Jndien am 102. Blatt, daß der Staub vom Jndigo also subtil und durchdrin- gend sey, daß diejenigen, die ihn reitern oder sieben, vermummt seyn, und von Zeit zu Zeit Molcken trincken müssen. Solches zu behaupten, und die durch- dringende Kraft des Jndigo zu erwei- sen, vermeldet er, daß er etliche mahl des Morgens ein Ey bey diese Jndigorei- terer hingeleget, und dasselbe inwendig blau befunden habe, wenn er es des Abends aufgemacht.
[Ende Spaltensatz]
Das zwölffte Capitel. Vom Waid.
[Spaltenumbruch]
JN Franckreich, sonderlich um Tou- lon, erbauen wir ein Kraut, das die Lateiner Isatis, wir aber Guesde und Pastel, die Teutschen Ward nennen. Aus diesem Kraute wird eine Waare gezo- gen, die mit dem Jndigo einige Ver- wandtnüß hat: nicht zwar, wie sie zu uns gebracht wird, denn da ist sie wie Erde; sondern, weil die Blätter des Waids, gleichwie des Anils könten zubereitet werden.
Der Waid ist eine überaus schwere Waare, und als wie Erde: dessen bedie- nen sich die Färber. Den Waid nun zu bereiten, werden zu Ende des Hor- nungs, oder zu Anfang des Mertzen die jungen Blätter abgeschnitten, und zu Hauffen getragen, auf daß sie über ein- ander heiß werden, und sich in sich selbst verzehren, deshalben sie auch mit Was- ser besprenget und wöchentlich zwey- mahl umgewendet werden. Wenn diese nun wie Erde und trocken worden, so legen sie dieselben auf eine Ecke, damit sie die Blätter von eben diesem Kraute, die es wiederum aufs neue hervorgetrie- ben hat, gleichfalls dahin bringen kön- nen, die sie alsdann, und wann sie die- selben, gleichwie die ersten zugerichtet haben, unter die ersten mengen; und solcher gestalt schneiden sie zum dritten und vierten mahle die frischen Blätter ab, so daß sie vom Ende des Hornungs, bis zum Ende des Septembers den Waid viermahl abschneiden, welches denn die Ursache ist, warum der Waid so gar übel beschaffen und voll Erde ist. Wann sie uns aber den Waid, den sie [Spaltenumbruch]
zum ersten mahle abgeschnitten, über- sendeten, würde er weit besser seyn, als derjenige ist, darunter sie den, der im September abgeschnitten worden, ge- mischet haben, theils, weil die Blätter viel härter, theils aber, weil sie voll Sand und Kiß sind, welches der Regen und die Winde, die um dieselbe Zeit lang anzuhalten pflegen, verursachen.
Die Färber, die diese Waare brau- chen, lassen den Schaum davon trock- nen, welcher alsdann dem Jndigo, der Farbe nach, ziemlich gleich kommt, und von uns unter dem Namen Flore d'Inde, Jndichblume verkaufft wird, auch den Scribenten, die sich auf die Waaren nicht verstanden, als da ist Dalechamp, und andere, Anlaß gegeben, daß sie den- selben Schaum für rechten Jndich ge- halten. Jst also aus dieser Beschrei- bung zu ersehen, daß es gar wohl mög- lich wäre, eine dem Jndigo gantz gleiche Farbe aus den ersten und jungen Blät- tern des Waids zu ziehen.
Ohne den Waid lassen wir auch aus Picardie ein Kraut bringen, welches gantz ist, und von uns und den Färbern Gaude oder Herbe a jaunir, von den La- teinern Lutea oder Luteola, zu Teutsch aber Wau genennet wird.
Ferner lassen wir für die Färber ein Kraut aus Picardie kommen, welches grüne Blätter hat, und von uns Sereque, nach dem Arabischen Worte Sereth, ge- nennet wird. Es wird ingleichen herbe a jaunir, ein Kraut, damit man gelb fär- bet, oder kleiner Ginst, auch gelbe Scharte/ und von den Einwohnern
der
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]Guatimalo nichts unterſchieden, als daß die Farbe nicht ſo friſch und kupf- richt ſieht.
Die dritte von Jamaica/ kommt aus England zu uns.
Die vierte iſt der Jndigo aus den Jnſeln.
Alle dieſe Arten Jndigo ſind beſſer oder geringer, nachdem ſie rein oder un- rein ſind. Denn die ihn bereiten, ſind wohl ſo boshaft, daß ſie Sand und Er- de drunter mengen; welche Schelme- rey aber gar bald zu entdecken iſt, die- weil der Jndigo wie Wachs brennen muß, da dann der Jndigo verbrennet/ [Spaltenumbruch]
die Erde und Sand aber zuruͤcke bleiben. Tavernier gedenckt in ſeiner Reiſe nach Jndien am 102. Blatt, daß der Staub vom Jndigo alſo ſubtil und durchdrin- gend ſey, daß diejenigen, die ihn reitern oder ſieben, vermummt ſeyn, und von Zeit zu Zeit Molcken trincken muͤſſen. Solches zu behaupten, und die durch- dringende Kraft des Jndigo zu erwei- ſen, vermeldet er, daß er etliche mahl des Morgens ein Ey bey dieſe Jndigorei- terer hingeleget, und daſſelbe inwendig blau befunden habe, wenn er es des Abends aufgemacht.
[Ende Spaltensatz]
Das zwoͤlffte Capitel. Vom Waid.
[Spaltenumbruch]
JN Franckreich, ſonderlich um Tou- lon, erbauen wir ein Kraut, das die Lateiner Iſatis, wir aber Guesde und Paſtel, die Teutſchen Ward nennen. Aus dieſem Kraute wird eine Waare gezo- gen, die mit dem Jndigo einige Ver- wandtnuͤß hat: nicht zwar, wie ſie zu uns gebracht wird, denn da iſt ſie wie Erde; ſondern, weil die Blaͤtter des Waids, gleichwie des Anils koͤnten zubereitet werden.
Der Waid iſt eine uͤberaus ſchwere Waare, und als wie Erde: deſſen bedie- nen ſich die Faͤrber. Den Waid nun zu bereiten, werden zu Ende des Hor- nungs, oder zu Anfang des Mertzen die jungen Blaͤtter abgeſchnitten, und zu Hauffen getragen, auf daß ſie uͤber ein- ander heiß werden, und ſich in ſich ſelbſt verzehren, deshalben ſie auch mit Waſ- ſer beſprenget und woͤchentlich zwey- mahl umgewendet werden. Wenn dieſe nun wie Erde und trocken worden, ſo legen ſie dieſelben auf eine Ecke, damit ſie die Blaͤtter von eben dieſem Kraute, die es wiederum aufs neue hervorgetrie- ben hat, gleichfalls dahin bringen koͤn- nen, die ſie alsdann, und wann ſie die- ſelben, gleichwie die erſten zugerichtet haben, unter die erſten mengen; und ſolcher geſtalt ſchneiden ſie zum dritten und vierten mahle die friſchen Blaͤtter ab, ſo daß ſie vom Ende des Hornungs, bis zum Ende des Septembers den Waid viermahl abſchneiden, welches denn die Urſache iſt, warum der Waid ſo gar uͤbel beſchaffen und voll Erde iſt. Wann ſie uns aber den Waid, den ſie [Spaltenumbruch]
zum erſten mahle abgeſchnitten, uͤber- ſendeten, wuͤrde er weit beſſer ſeyn, als derjenige iſt, darunter ſie den, der im September abgeſchnitten worden, ge- miſchet haben, theils, weil die Blaͤtter viel haͤrter, theils aber, weil ſie voll Sand und Kiß ſind, welches der Regen und die Winde, die um dieſelbe Zeit lang anzuhalten pflegen, verurſachen.
Die Faͤrber, die dieſe Waare brau- chen, laſſen den Schaum davon trock- nen, welcher alsdann dem Jndigo, der Farbe nach, ziemlich gleich kommt, und von uns unter dem Namen Floré d’Inde, Jndichblume verkaufft wird, auch den Scribenten, die ſich auf die Waaren nicht verſtanden, als da iſt Dalechamp, und andere, Anlaß gegeben, daß ſie den- ſelben Schaum fuͤr rechten Jndich ge- halten. Jſt alſo aus dieſer Beſchrei- bung zu erſehen, daß es gar wohl moͤg- lich waͤre, eine dem Jndigo gantz gleiche Farbe aus den erſten und jungen Blaͤt- tern des Waids zu ziehen.
Ohne den Waid laſſen wir auch aus Picardie ein Kraut bringen, welches gantz iſt, und von uns und den Faͤrbern Gaude oder Herbe à jaunir, von den La- teinern Lutea oder Luteola, zu Teutſch aber Wau genennet wird.
Ferner laſſen wir fuͤr die Faͤrber ein Kraut aus Picardie kommen, welches gruͤne Blaͤtter hat, und von uns Sereque, nach dem Arabiſchen Worte Sereth, ge- nennet wird. Es wird ingleichen herbe à jaunir, ein Kraut, damit man gelb faͤr- bet, oder kleiner Ginſt, auch gelbe Scharte/ und von den Einwohnern
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[0174]
Der Spezereyen und Materialien
Guatimalo nichts unterſchieden, als
daß die Farbe nicht ſo friſch und kupf-
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Die dritte von Jamaica/ kommt aus
England zu uns.
Die vierte iſt der Jndigo aus den
Jnſeln.
Alle dieſe Arten Jndigo ſind beſſer
oder geringer, nachdem ſie rein oder un-
rein ſind. Denn die ihn bereiten, ſind
wohl ſo boshaft, daß ſie Sand und Er-
de drunter mengen; welche Schelme-
rey aber gar bald zu entdecken iſt, die-
weil der Jndigo wie Wachs brennen
muß, da dann der Jndigo verbrennet/
die Erde und Sand aber zuruͤcke bleiben.
Tavernier gedenckt in ſeiner Reiſe nach
Jndien am 102. Blatt, daß der Staub
vom Jndigo alſo ſubtil und durchdrin-
gend ſey, daß diejenigen, die ihn reitern
oder ſieben, vermummt ſeyn, und von
Zeit zu Zeit Molcken trincken muͤſſen.
Solches zu behaupten, und die durch-
dringende Kraft des Jndigo zu erwei-
ſen, vermeldet er, daß er etliche mahl des
Morgens ein Ey bey dieſe Jndigorei-
terer hingeleget, und daſſelbe inwendig
blau befunden habe, wenn er es des
Abends aufgemacht.
Das zwoͤlffte Capitel.
Vom Waid.
JN Franckreich, ſonderlich um Tou-
lon, erbauen wir ein Kraut, das die
Lateiner Iſatis, wir aber Guesde und Paſtel,
die Teutſchen Ward nennen. Aus
dieſem Kraute wird eine Waare gezo-
gen, die mit dem Jndigo einige Ver-
wandtnuͤß hat: nicht zwar, wie ſie zu uns
gebracht wird, denn da iſt ſie wie Erde;
ſondern, weil die Blaͤtter des Waids,
gleichwie des Anils koͤnten zubereitet
werden.
Der Waid iſt eine uͤberaus ſchwere
Waare, und als wie Erde: deſſen bedie-
nen ſich die Faͤrber. Den Waid nun
zu bereiten, werden zu Ende des Hor-
nungs, oder zu Anfang des Mertzen die
jungen Blaͤtter abgeſchnitten, und zu
Hauffen getragen, auf daß ſie uͤber ein-
ander heiß werden, und ſich in ſich ſelbſt
verzehren, deshalben ſie auch mit Waſ-
ſer beſprenget und woͤchentlich zwey-
mahl umgewendet werden. Wenn
dieſe nun wie Erde und trocken worden,
ſo legen ſie dieſelben auf eine Ecke, damit
ſie die Blaͤtter von eben dieſem Kraute,
die es wiederum aufs neue hervorgetrie-
ben hat, gleichfalls dahin bringen koͤn-
nen, die ſie alsdann, und wann ſie die-
ſelben, gleichwie die erſten zugerichtet
haben, unter die erſten mengen; und
ſolcher geſtalt ſchneiden ſie zum dritten
und vierten mahle die friſchen Blaͤtter
ab, ſo daß ſie vom Ende des Hornungs,
bis zum Ende des Septembers den
Waid viermahl abſchneiden, welches
denn die Urſache iſt, warum der Waid ſo
gar uͤbel beſchaffen und voll Erde iſt.
Wann ſie uns aber den Waid, den ſie
zum erſten mahle abgeſchnitten, uͤber-
ſendeten, wuͤrde er weit beſſer ſeyn, als
derjenige iſt, darunter ſie den, der im
September abgeſchnitten worden, ge-
miſchet haben, theils, weil die Blaͤtter
viel haͤrter, theils aber, weil ſie voll
Sand und Kiß ſind, welches der Regen
und die Winde, die um dieſelbe Zeit lang
anzuhalten pflegen, verurſachen.
Die Faͤrber, die dieſe Waare brau-
chen, laſſen den Schaum davon trock-
nen, welcher alsdann dem Jndigo, der
Farbe nach, ziemlich gleich kommt, und
von uns unter dem Namen Floré d’Inde,
Jndichblume verkaufft wird, auch den
Scribenten, die ſich auf die Waaren
nicht verſtanden, als da iſt Dalechamp,
und andere, Anlaß gegeben, daß ſie den-
ſelben Schaum fuͤr rechten Jndich ge-
halten. Jſt alſo aus dieſer Beſchrei-
bung zu erſehen, daß es gar wohl moͤg-
lich waͤre, eine dem Jndigo gantz gleiche
Farbe aus den erſten und jungen Blaͤt-
tern des Waids zu ziehen.
Ohne den Waid laſſen wir auch aus
Picardie ein Kraut bringen, welches
gantz iſt, und von uns und den Faͤrbern
Gaude oder Herbe à jaunir, von den La-
teinern Lutea oder Luteola, zu Teutſch
aber Wau genennet wird.
Ferner laſſen wir fuͤr die Faͤrber ein
Kraut aus Picardie kommen, welches
gruͤne Blaͤtter hat, und von uns Sereque,
nach dem Arabiſchen Worte Sereth, ge-
nennet wird. Es wird ingleichen herbe
à jaunir, ein Kraut, damit man gelb faͤr-
bet, oder kleiner Ginſt, auch gelbe
Scharte/ und von den Einwohnern
der
Sereque oder
Oriſel. Siehe
Fig. 142.
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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/174>, abgerufen am 23.02.2025.
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