Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien Das sechste Capitel. [Spaltenumbruch]
Von den Sennesblättern. LE Sene, Sennet oder die Sennes- Das Gewächs oder die Staude, so Dieweil die Sennesblätter in so gros- Man soll die Sennesblätter de la Der Gebrauch der Sennesblätter Die andere Sorte, die wir Sennes- Die dritte Art sind die von Mocca/ ver-
Der Spezereyen und Materialien Das ſechſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von den Sennesblaͤttern. LE Sené, Sennet oder die Sennes- Das Gewaͤchs oder die Staude, ſo Dieweil die Sennesblaͤtter in ſo groſ- Man ſoll die Sennesblaͤtter de la Der Gebrauch der Sennesblaͤtter Die andere Sorte, die wir Sennes- Die dritte Art ſind die von Mocca/ ver-
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Dieſe Beſchreibung der Sennes-<lb/> blaͤtter wird ohne Zweiffel denen gar<lb/> laͤcherlich vorkommen, welche ſie nicht<lb/> eben allzu wohl kennen, ſondern vorge-<lb/> ben, die guten Sennesblaͤtter muͤſten<lb/> groß, breit und gruͤne ſeyn. Allein das<lb/> iſt mein Troſt, daß ich verſichert bin, es<lb/> werden diejenigen, die die Sennesblaͤt-<lb/> ter genauer kennen, meinem Vorbrin-<lb/> gen nicht widerſprechen. Solte aber<lb/> auch die groſſe Menge der Sennesblaͤt-<lb/> ter, die durch meine Hand gehen, nicht<lb/> zulaͤnglich ſeyn, mir eine recht gewiſſe<lb/> Kenntnuͤß dererſelben zu verſchaffen, ſo<lb/> beſitze ich eine gantze Pflantze, welche<lb/> mir von Aleppo zukommen, und dasje-<lb/> nige, was ich vorgebracht, beſtaͤtigen<lb/> kan.</p><lb/> <p>Der Gebrauch der <hi rendition="#fr">Sennesblaͤtter</hi><lb/> iſt ſo gemeine, daß ohnnoͤthig, mich lan-<lb/> ge dabey aufzuhalten, indem doch ieder-<lb/> man bekannt, daß ſie ein ſehr gut Pur-<lb/> girmittel ſind.</p><lb/> <p>Die andere Sorte, die wir <hi rendition="#fr">Sennes-<lb/> blaͤtter von Tripoli</hi> oder <hi rendition="#fr">Seyde</hi> heiſ-<lb/> ſen, ſind die gruͤnen Sennesblaͤtter, die<lb/> wir auch zuweilen verkauffen, und un-<lb/> ter denen ſich, wiewohl gar ſelten, ſolche<lb/> befinden, welche denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de la Palte</hi></hi> an<lb/> Kraͤften ziemlich nahe kommen. Sie<lb/> ſind ziemlich rauh, und haben ſchier kei-<lb/> nen Geruch, zum Vergelt aber ſind ſie<lb/> von unverſtaͤndigen Leuten ihrer gruͤ-<lb/> nen Farbe halber gar wohl aufgenom-<lb/> men worden. Wiewohl anietzo iſt die-<lb/> ſe Gattung bey uns ziemlich rar, ſinte-<lb/> mahl in Franckreich verboten worden, ſie<lb/> einzufuͤhren: und um deswillen ſind die<lb/> Blaͤslein und Stiele um ein gutes theu-<lb/> rer, als vor 15. Jahren, weil ſich unter<lb/> dieſen Sennesblaͤttern eine groſſe Men-<lb/> ge derſelben befunden.</p><lb/> <p>Die dritte Art ſind die von <hi rendition="#fr">Mocca/</hi><lb/> welche die Landkramer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Senne de la pique,</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">ſpitzige Sennesblaͤtter</hi> nennen, indem<lb/> es lange und ſehr ſchmale Blaͤttlein ſind,<lb/> die noch einmahl ſo lang, als die rechten<lb/> Sennesblaͤtter aus Levante. 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Der Spezereyen und Materialien
Das ſechſte Capitel.
Von den Sennesblaͤttern.
LE Sené, Sennet oder die Sennes-
blaͤtter, denen etliche den Namen
des orientaliſchen Blattes gegeben,
ſind die Blaͤtter eines Gewaͤchſes, oder
vielmehr einer Stauden, welche ohnge-
fehr eines Fuſſes hoch iſt, und in Levan-
te, auch ſelbſt in Europa an vielen Or-
ten waͤchſt.
Das Gewaͤchs oder die Staude, ſo
den Sennet traͤgt, treibt, wenn es an-
noch in der Erde ſteckt, Blaͤtter hervor,
die mehr oder weniger gruͤn ſind, und
unterſchiedliche Geſtalt haben, nachdem
ſie naͤmlich einen Geburtsort gehabt,
inmaſſen aus folgenden zu erſehen.
Nach den Blaͤttern kommen kleine pur-
purfarbichte Bluͤmlein, wie Sternlein,
und auf dieſe, die duͤnnen, platten Scho-
ten; in beygefuͤgter Figur; darinne be-
finden ſich fuͤnff oder ſechs kleine Sa-
menkoͤrnlein, die ebenmaͤßig platt, und
an dem einen Ende breit, am andern
aber zugeſpitzt ſind. Die Schoten wer-
den folliculi Sennæ, Sennesſchoͤtlein
geheiſſen.
Siehe Fig. 125.
Sennes-
ſchoͤtlein.
Dieweil die Sennesblaͤtter in ſo groſ-
ſer Menge verthan werden, und dan-
nenhero bey uns gantz gemeine ſind, des-
halben will ich erinnern, daß wir ſie in
drey Sorten abtheilen, naͤmlich, in die
von Palte oder Alexandria/ von Tri-
polis und von Mocca; wie auch, daß
unter dieſen dreyen Gattungen noch vie-
lerley Arten ſich befinden, welches doch
blos von den unterſchiedenen Orten, all-
wo ſie gebrauchet worden, herruͤhret:
wie man dann gar oͤfters ſiehet, daß ein
Gewaͤchſe ſich an Blaͤttern, Blumen
und Fruͤchten veraͤndert, nachdem der
Boden, darinne es erbauet worden, be-
ſchaffen iſt. Dieſemnach ſind die ſchoͤnſt-
und beſten Sennesblaͤtter, welche von
Alexandria kommen, und deswegen
Alexandriniſche genennet werden, in-
gleichen, Sennesblaͤtter aus Levan-
te oder de la Palte, weil alle Sennesblaͤt-
ter, die aus Levante und des Groß-Tuͤr-
cken Landen kommen, Zoll, welches auf
Frantzoͤſiſch Palte heißt, bezahlen muͤſſen.
Siehe Fig. 126.
Siehe Fig. 127.
Man ſoll die Sennesblaͤtter de la
Palte auſſuchen, welche fein ſchmal und
nicht gar zu uͤbrig groß, wie ein Spies-
eiſen geſtalt, gelb von Farbe, ſehr ſtarck
riechend, ſanft anzufuͤhlen, und nicht
zerknickt ſind, unter denen auch ſo we-
nig als moͤglich, Stiele und verdorrte
Blaͤtter ſamt anderem Unrath zu befin-
den. Dieſe Beſchreibung der Sennes-
blaͤtter wird ohne Zweiffel denen gar
laͤcherlich vorkommen, welche ſie nicht
eben allzu wohl kennen, ſondern vorge-
ben, die guten Sennesblaͤtter muͤſten
groß, breit und gruͤne ſeyn. Allein das
iſt mein Troſt, daß ich verſichert bin, es
werden diejenigen, die die Sennesblaͤt-
ter genauer kennen, meinem Vorbrin-
gen nicht widerſprechen. Solte aber
auch die groſſe Menge der Sennesblaͤt-
ter, die durch meine Hand gehen, nicht
zulaͤnglich ſeyn, mir eine recht gewiſſe
Kenntnuͤß dererſelben zu verſchaffen, ſo
beſitze ich eine gantze Pflantze, welche
mir von Aleppo zukommen, und dasje-
nige, was ich vorgebracht, beſtaͤtigen
kan.
Der Gebrauch der Sennesblaͤtter
iſt ſo gemeine, daß ohnnoͤthig, mich lan-
ge dabey aufzuhalten, indem doch ieder-
man bekannt, daß ſie ein ſehr gut Pur-
girmittel ſind.
Die andere Sorte, die wir Sennes-
blaͤtter von Tripoli oder Seyde heiſ-
ſen, ſind die gruͤnen Sennesblaͤtter, die
wir auch zuweilen verkauffen, und un-
ter denen ſich, wiewohl gar ſelten, ſolche
befinden, welche denen de la Palte an
Kraͤften ziemlich nahe kommen. Sie
ſind ziemlich rauh, und haben ſchier kei-
nen Geruch, zum Vergelt aber ſind ſie
von unverſtaͤndigen Leuten ihrer gruͤ-
nen Farbe halber gar wohl aufgenom-
men worden. Wiewohl anietzo iſt die-
ſe Gattung bey uns ziemlich rar, ſinte-
mahl in Franckreich verboten worden, ſie
einzufuͤhren: und um deswillen ſind die
Blaͤslein und Stiele um ein gutes theu-
rer, als vor 15. Jahren, weil ſich unter
dieſen Sennesblaͤttern eine groſſe Men-
ge derſelben befunden.
Die dritte Art ſind die von Mocca/
welche die Landkramer Senne de la pique,
ſpitzige Sennesblaͤtter nennen, indem
es lange und ſehr ſchmale Blaͤttlein ſind,
die noch einmahl ſo lang, als die rechten
Sennesblaͤtter aus Levante. Allein
die uͤble Beſchaffenheit dieſer Blaͤtter
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