Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ein Castanienbaum. Nach den Blät-tern kommen kleine Beeren, bey nahe wie auf dem Zimmtbaume, doch sind sie viel kleiner. An einigen Blättern fin- det sich eine Art kleiner Bläslein, in der Grösse eines Nadelknopfs, welche ihrer etliche für die Frucht angeben. Jch weiß gar nicht, was die Alten Das fünffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Thee. DEr Thee, den die Sineser und Ja- Der Japanische Thee ist von dem Der Thee, den uns die Holländer/ Doch dem sey wie ihm sey, ich sage, kauffen
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ein Caſtanienbaum. Nach den Blaͤt-tern kommen kleine Beeren, bey nahe wie auf dem Zimmtbaume, doch ſind ſie viel kleiner. An einigen Blaͤttern fin- det ſich eine Art kleiner Blaͤslein, in der Groͤſſe eines Nadelknopfs, welche ihrer etliche fuͤr die Frucht angeben. Jch weiß gar nicht, was die Alten Das fuͤnffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Thee. DEr Thee, den die Sineſer und Ja- Der Japaniſche Thee iſt von dem Der Thee, den uns die Hollaͤnder/ Doch dem ſey wie ihm ſey, ich ſage, kauffen
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Der Spezereyen und Materialien
ein Caſtanienbaum. Nach den Blaͤt-
tern kommen kleine Beeren, bey nahe
wie auf dem Zimmtbaume, doch ſind ſie
viel kleiner. An einigen Blaͤttern fin-
det ſich eine Art kleiner Blaͤslein, in der
Groͤſſe eines Nadelknopfs, welche ihrer
etliche fuͤr die Frucht angeben.
Jch weiß gar nicht, was die Alten
bewogen, dieſes Blatt zum Theriac zu
nehmen, da es faſt weder Geſchmack noch
Geruch hat. Doch will ich eben nicht
ſagen, daß ſie deshalben zu ſchelten, denn
es mag wohl ſeyn, daß dieſes Blat, wenn
es erſt kuͤrtzlich geſammlet worden, Ge-
ſchmack und Geruch genug habe. Al-
lein, was mich betrifft, muß ich geſtehen,
daß ich zwar viel davon geſehen und ver-
kauffet, nie aber befunden, daß es eine
oder andere merckliche Kraft gehabt,
welches iedennoch daher mag gekommen
ſeyn, daß es zu alt geweſen. Dieweil
ich nun nicht wehren kan, daß es ge-
brauchet werde, ſo will ich ſagen, man
ſolle diejenigen Blaͤtter auſſuchen, wel-
che ſchoͤn, breit, gruͤn, und ſo wenig, als
nur moͤglich, zerbrochen ſind.
Das fuͤnffte Capitel.
Vom Thee.
DEr Thee, den die Sineſer und Ja-
paner Cha oder Tcha nennen, ſind
die Blaͤtter von einer kleinen Staude,
die um Peking und Nanking in ziem-
licher Menge waͤchſt. So waͤchſt auch
der Thee an vielen Orten in Japan;
und dieſer wird nicht nur fuͤr beſſer ge-
halten als jener, ſondern auch wegen
ſeiner Guͤte und Vortrefflichkeit die
Blume vom Cha oder Thee genennet.
Es iſt aber der Thee ein gruͤnes, duͤnnes
Blaͤttlein/ das an dem einem Ende
ſpitzig zulaͤufft, am andern aber in et-
was rund iſt, und umher ausgekerbet:
mitten durch das Blat laufft ein mittel-
maͤßiger Nerve, aus dem ein Hauffen
kleine Aederlein entſtehen. Nach die-
ſen Blaͤttern kommen die Knoͤpfe, de-
ren ieder ſo dicke als die Spitze des Fin-
gers iſt, einer gantz ſonderlichen Geſtalt;
darinne ſind zwey oder drey Fruͤchte, die
wie die Arecafruͤchte ſehen, zu befinden,
welche auswendig und inwendig maͤuſe-
fahl, und einen weiſſen Kern, der gar
leichtlich vermodert, in ſich enthalten.
Siehe Fig. 124.
Der Japaniſche Thee iſt von dem
Sineſiſchen nur darinne unterſchie-
den, daß er viel kleinere Blaͤtter hat,
auch weit angenehmer ſchmeckt und
riechet: weil er nun zugleich insgemein
lieblich gruͤne ſiehet, ſo erhoͤhet dieſer be-
ſondere Geruch, Geſchmack und Farbe
ſeinen Werth dermaſſen daß ein Pfund
aufrichtiger Japaniſcher Thee, der ſo
kleine Blaͤtter, und erſterwaͤhnte Farbe
nebſt einem angenehmen Heugeruche
hat, und dabey auch wie Veilgen riecht,
unter 150. bis 200. Francken nicht kan
verſchaffet werden. Daß alſo gar ein
groſſer Unterſcheid zwiſchen dieſem und
dem Chineſiſchen Thee, von welchem der
allerbeſte iederzeit zwey dritte Theile
weniger gilt.
Der Thee, den uns die Hollaͤnder/
Englaͤnder und andere zufuͤhren, das
ſind kleine zuſammen gerollte Blaͤttlein,
wie wir ſie verkauffen; die Art aber und
Weiſe, den Thee zuzurichten, iſt dieſe:
wenn die Chineſer und Japaner den
Thee geſammlet haben, laſſen ſie ihn
beym Feuer trocknen, ſo lauffen die
Blaͤttlein, indem daß ſie trocknen, alſo
zuſammen, wie wir ſie zu ſehen bekom-
men. Andere aber wollen, man wicke-
le ſie in eine Matratze von feinem Cot-
ton, und ſchuͤttele ſie hin und her, bis ſie
ſich erhitzen, ſo dann bekaͤmen ſie dieſe
Figur.
Doch dem ſey wie ihm ſey, ich ſage,
daß die unterſchiedenen Sorten Thee/
ſamt ihrem unterſchiedenen Preiſſe,
darum wir ſie verkauffen, nicht daher
entſtehen, weil wir den guten und
ſchlechten Thee unter einander vermi-
ſchen, wie etwa ein neuer Scribent in
ſeinem Buͤchlein vom Thee, Chocolate
und Coffe gar uͤbel angemercket; ſon-
dern der Geruch, die Guͤte und Schoͤn-
heit deſſelbigen machen und verurſachen
den unterſchiedlichen Preiß, wie nicht
weniger, wenn er in Menge, oder wenn
er nicht wohl zu haben, oder auch, nach-
dem er vertrieben und verthan wird.
Wir wiſſen ja aus der Erfahrung, daß
die Wahren nie wohlfeiler oder theurer
ſind, als wenn ſie haͤuffig vorhanden,
oder wenn ſie mehr oder weniger ver-
trieben werden, nicht aber, weil ſie ge-
miſchet worden. Denn unmoͤglich wird
ein Kauffmann gemengten Thee ver-
kauffen
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