Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ziehen, wenn man sie verbrennet, wel-ches ein herrlich aperitivum, und eröff- nend Mittel, überdiß zu viertägigen Fiebern überaus dienlich ist: es wird von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli- chen liquor eingenommen. Von der Quinquina dem Weiblein. Der Herr Bourdelot hat mir eine Das siebende Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Allraunwurtzel-Rinde. DJese ist die Rinde von der Wurtzel Die Allraunwurtzel hat einigen zugleich
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ziehen, wenn man ſie verbrennet, wel-ches ein herrlich aperitivum, und eroͤff- nend Mittel, uͤberdiß zu viertaͤgigen Fiebern uͤberaus dienlich iſt: es wird von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli- chen liquor eingenommen. Von der Quinquina dem Weiblein. Der Herr Bourdelot hat mir eine Das ſiebende Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Allraunwurtzel-Rinde. DJeſe iſt die Rinde von der Wurtzel Die Allraunwurtzel hat einigen zugleich
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Denn, an ſtatt daß<lb/> ſie kuͤhlen ſolte, welches ihre vornehm-<lb/> ſte Tugend, verurſacht ſie vielmehr Hi-<lb/> tze, theils, weil obgedachte beyde Ge-<lb/> waͤchſe dabey fehlen, theils aber, weil<lb/> die Herren Apothecker mehrmahls drey<lb/> und vierjaͤhriges <hi rendition="#aq">unguentum populeum</hi><lb/> an ſtatt des friſchen zu verkauffen pfle-<lb/> gen, welches doch wider aller Scriben-<lb/> ten Meinung laͤufft; denn dieſe ſagen,<lb/> der Pappelſalbe Kraft daure nicht uͤber<lb/> ein Jahr; wie ſolches aus der Apothe-<lb/> ckerkunſt des Herrn <hi rendition="#fr">Bauderon,</hi> uͤber<lb/> die der Herr <hi rendition="#fr">Verni</hi> <hi rendition="#aq">commenti</hi>ret hat, zu<lb/> erſehen iſt. Er redet aber am 136. 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Von dem Un-<lb/> terſchiede, welcher zwiſchen dem Maͤnn-<lb/> lein und Weiblein iſt, viel zu gedencken,<lb/> erachte ich nicht fuͤr dienlich, maſſen ſol-<lb/> ches allbereit von vielen Scribenten<lb/> verrichtet worden, wir auch von dem<lb/> gantzen Gewaͤchſe nichts als die Rinde<lb/> verkauffen, welche von ihrem Holtze fein<lb/> wohl gereiniget, und ſo friſch, als nur<lb/> moͤglich ſeyn ſoll: inwendig muß ſie eine<lb/> graue Farbe haben, und auswendig<lb/> roͤthlich grau ſehen, auch ihre duͤnne<lb/> Schale, die ein wenig holpricht iſt, faſt<lb/> wie das Chagrinleder ſiehet, oder als ob<lb/> ſie mit Sande beſtreuet waͤre, annoch<lb/> haben.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Allraunwurtzel</hi> hat einigen<lb/> Nutzen in der Artzney, denn ſie zu etli-<lb/> chen Galeniſchen <hi rendition="#aq">compoſitionibus</hi> genom-<lb/> men wird. Bisweilen ſchickt man uns<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zugleich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
Der Spezereyen und Materialien
ziehen, wenn man ſie verbrennet, wel-
ches ein herrlich aperitivum, und eroͤff-
nend Mittel, uͤberdiß zu viertaͤgigen
Fiebern uͤberaus dienlich iſt: es wird
von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli-
chen liquor eingenommen.
Von der Quinquina dem
Weiblein.
Der Herr Bourdelot hat mir eine
Quantitaͤt Quinquina verehret, wel-
che wie Caneel geſtalt, aber viel blaſſer
von Farbe und anfangs ohne Geſchmack
iſt, giebt aber im Augenblick eine ziem-
lich unangenehme Bitterkeit von ſich.
Es hat ſie der Hr. Legros im Jahr 1670.
aus Peru gebracht. Die Jndianer
gieſſen kalt Waſſer auf zwey Gran, und
brauchens alſo. Und mir bedunckt, es
ſey dasjenige, was die Jndianer Falſa-
kaskarina zu nennen pflegen.
Das ſiebende Capitel.
Von der Allraunwurtzel-Rinde.
DJeſe iſt die Rinde von der Wurtzel
eines Gewaͤchſes, welches in zwey-
erley Geſchlecht, das Maͤnnlein und
Weiblein, abgetheilet wird. Jch will
mich aber nicht lange mit Erzehlung al-
ler der vergeblichen Reden, welche die
Alten von dieſem Gewaͤchſe gefuͤhret,
aufhalten, ſondern nur vermelden, daß
beyderſeits Allraun ſehr ſelten um Pa-
ris gefunden werde, welches denn ver-
urſachet, daß die Apothecker dieſe und die
Blaͤtter vom Venusnabel aus der com-
poſition der Pappelſalbe weglaſſen muͤſ-
ſen; welches aber ein groſſer Fehler,
weil dieſe Salbe ſolcher geſtalt, und ſo
bald die zwey vornehmſten Stuͤcke dar-
aus gelaſſen werden, unmoͤglich diejeni-
gen Kraͤfte, die ihr die Scribenten bey-
legen, haben kan. Denn, an ſtatt daß
ſie kuͤhlen ſolte, welches ihre vornehm-
ſte Tugend, verurſacht ſie vielmehr Hi-
tze, theils, weil obgedachte beyde Ge-
waͤchſe dabey fehlen, theils aber, weil
die Herren Apothecker mehrmahls drey
und vierjaͤhriges unguentum populeum
an ſtatt des friſchen zu verkauffen pfle-
gen, welches doch wider aller Scriben-
ten Meinung laͤufft; denn dieſe ſagen,
der Pappelſalbe Kraft daure nicht uͤber
ein Jahr; wie ſolches aus der Apothe-
ckerkunſt des Herrn Bauderon, uͤber
die der Herr Verni commentiret hat, zu
erſehen iſt. Er redet aber am 136. Blat
folgender maſſen: „Sie muß alle Jahr
„verneuret werden, ſonſt verliehrt ſie
„mit der Zeit die kuͤhlende Kraft, und
„die Hitze des Fettes uͤberſteiget die Kaͤl-
„te, folglich iſt ſie nichts nutze.„ Sollen
derowegen die Apothecker in Paris und
umliegenden Staͤdten gewarnet ſeyn,
daß ſie forthin ſich nicht mehr unterſte-
hen, dieſe Salbe zu bereiten, weil ihnen
unmoͤglich iſt, dieſelbe der Gebuͤhr nach,
zu verfertigen: ſondern ſie ſollen dieſel-
be von Montpellier kommen laſſen,
woſelbſt ſie unverfaͤlſcht, und auf die
Art, wie die Autores haben wollen, kan
zugerichtet werden. Oder, ſo ſie dieſes
nicht thun wolten, weil ihnen ohne dem
nicht gebuͤhret Wahren kommen zu laſ-
ſen, ſolten ſie dieſe Freyheit denen Spe-
zereyhaͤndlern uͤberlaſſen, die es gantz
gerne thun werden. Dieſes waͤre auch
ein Mittel, daß die Apothecker ihr Ge-
wiſſen nicht beſchweren duͤrfften, dem
gemeinen Beſten aber wuͤrde viel getꝛeu-
licher gedienet werden. Aber wieder
auf die Allraunwurtzel zu kommen,
dieſe treibt, wenn ſie in der Erde ſteckt,
gruͤne, breite, auf der Erde hinliegende
Blaͤtter, und bringt Fruͤchte, welche an
Groͤſſe und Geſtalt den Coloquinten,
welche noch nicht gereiniget, ſondern
noch ſo, wie ſie am Stocke ſtehen, ſind,
ziemlich nahe kommen. Von dem Un-
terſchiede, welcher zwiſchen dem Maͤnn-
lein und Weiblein iſt, viel zu gedencken,
erachte ich nicht fuͤr dienlich, maſſen ſol-
ches allbereit von vielen Scribenten
verrichtet worden, wir auch von dem
gantzen Gewaͤchſe nichts als die Rinde
verkauffen, welche von ihrem Holtze fein
wohl gereiniget, und ſo friſch, als nur
moͤglich ſeyn ſoll: inwendig muß ſie eine
graue Farbe haben, und auswendig
roͤthlich grau ſehen, auch ihre duͤnne
Schale, die ein wenig holpricht iſt, faſt
wie das Chagrinleder ſiehet, oder als ob
ſie mit Sande beſtreuet waͤre, annoch
haben.
Siehe Fig. 117.
und 118.
Die Allraunwurtzel hat einigen
Nutzen in der Artzney, denn ſie zu etli-
chen Galeniſchen compoſitionibus genom-
men wird. Bisweilen ſchickt man uns
zugleich
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