NAchdem die göttliche Vorsehung mich zu einer solchen Profeßion beruffen, bey welcher eine genaue Kennt- nüß derer zur Artzney dienlichen Materialien mir höchst von Nöthen war, als habe mich mit aller ei- nem ehrliebenden Menschen anständigen Aufrichtig- keit und Eyffer/ dieselbe zu erlangen/ bemühet und befliessen. Ge- stehen muß ich, daß michs nicht wenig kränckete, da ich stracks an- fangs so gar schlechte Treue bey dieser Handlung verspürete, ob sie gleich nicht nur die grösseste im gantzen Königreiche, sondern auch die wichtigste und nöthigste in diesem Leben ist. Der Mißbrauch, den ich alsofort dabey bemerckete, und der bey mir einen desto grös- sern Abscheu erregete, weil denen Leuten die nöthige Hülffe entzogen wird, welche sie doch von der Artzney erwarten solten, es sey nun ent- weder zur Erhaltung, oder zur Wiedererstattung der Gesundheit an- gesehen; dieser Mißbrauch, sage ich, veranlassete mich, diesen Ent- schluß zu fassen, ich wolte meine gantze Lebenszeit nur darauf ver- wenden, damit alle solche und dergleichen Schelmereyen offenbar und entdecket werden möchten, welche eine höchst-straffbare Be- gierde (der Geitz) hat eingeführet, da doch bey dieser Profeßion Treue und Glauben weit höher und köstlicher solte gehalten werden, als sonst bey einer andern Handthierung. Diß ist also die Ursache und der Antrieb zu Ausfertigung dieses Wercks gewesen. Wofern mir demnach mein Vorhaben und Absehen nach Wunsche gelungen,
so kan
Vorrede des Autoris.
NAchdem die goͤttliche Vorſehung mich zu einer ſolchen Profeßion beruffen, bey welcher eine genaue Kennt- nuͤß derer zur Artzney dienlichen Materialien mir hoͤchſt von Noͤthen war, als habe mich mit aller ei- nem ehrliebenden Menſchen anſtaͤndigen Aufrichtig- keit und Eyffer/ dieſelbe zu erlangen/ bemuͤhet und beflieſſen. Ge- ſtehen muß ich, daß michs nicht wenig kraͤnckete, da ich ſtracks an- fangs ſo gar ſchlechte Treue bey dieſer Handlung verſpuͤrete, ob ſie gleich nicht nur die groͤſſeſte im gantzen Koͤnigreiche, ſondern auch die wichtigſte und noͤthigſte in dieſem Leben iſt. Der Mißbrauch, den ich alſofort dabey bemerckete, und der bey mir einen deſto groͤſ- ſern Abſcheu erregete, weil denen Leuten die noͤthige Huͤlffe entzogen wird, welche ſie doch von der Artzney erwarten ſolten, es ſey nun ent- weder zur Erhaltung, oder zur Wiedererſtattung der Geſundheit an- geſehen; dieſer Mißbrauch, ſage ich, veranlaſſete mich, dieſen Ent- ſchluß zu faſſen, ich wolte meine gantze Lebenszeit nur darauf ver- wenden, damit alle ſolche und dergleichen Schelmereyen offenbar und entdecket werden moͤchten, welche eine hoͤchſt-ſtraffbare Be- gierde (der Geitz) hat eingefuͤhret, da doch bey dieſer Profeßion Treue und Glauben weit hoͤher und koͤſtlicher ſolte gehalten werden, als ſonſt bey einer andern Handthierung. Diß iſt alſo die Urſache und der Antrieb zu Ausfertigung dieſes Wercks geweſen. Wofern mir demnach mein Vorhaben und Abſehen nach Wunſche gelungen,
ſo kan
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[0014]
Vorrede
des Autoris.
NAchdem die goͤttliche Vorſehung mich zu einer ſolchen
Profeßion beruffen, bey welcher eine genaue Kennt-
nuͤß derer zur Artzney dienlichen Materialien mir
hoͤchſt von Noͤthen war, als habe mich mit aller ei-
nem ehrliebenden Menſchen anſtaͤndigen Aufrichtig-
keit und Eyffer/ dieſelbe zu erlangen/ bemuͤhet und beflieſſen. Ge-
ſtehen muß ich, daß michs nicht wenig kraͤnckete, da ich ſtracks an-
fangs ſo gar ſchlechte Treue bey dieſer Handlung verſpuͤrete, ob ſie
gleich nicht nur die groͤſſeſte im gantzen Koͤnigreiche, ſondern auch
die wichtigſte und noͤthigſte in dieſem Leben iſt. Der Mißbrauch,
den ich alſofort dabey bemerckete, und der bey mir einen deſto groͤſ-
ſern Abſcheu erregete, weil denen Leuten die noͤthige Huͤlffe entzogen
wird, welche ſie doch von der Artzney erwarten ſolten, es ſey nun ent-
weder zur Erhaltung, oder zur Wiedererſtattung der Geſundheit an-
geſehen; dieſer Mißbrauch, ſage ich, veranlaſſete mich, dieſen Ent-
ſchluß zu faſſen, ich wolte meine gantze Lebenszeit nur darauf ver-
wenden, damit alle ſolche und dergleichen Schelmereyen offenbar
und entdecket werden moͤchten, welche eine hoͤchſt-ſtraffbare Be-
gierde (der Geitz) hat eingefuͤhret, da doch bey dieſer Profeßion
Treue und Glauben weit hoͤher und koͤſtlicher ſolte gehalten werden,
als ſonſt bey einer andern Handthierung. Diß iſt alſo die Urſache
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mir demnach mein Vorhaben und Abſehen nach Wunſche gelungen,
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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/14>, abgerufen am 03.03.2025.
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