Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
zusehen, daß es frisch sey, denn wenn eslange gespalten, geraspelt oder gestossen gelegen hat, verliehrt es seinen Geruch, und hat keine Kraft. Wie dieses Holtz noch theuer war, kochten ihrer viele Fen- [Spaltenumbruch] chel in Wasser, und liessen hernach Stü- cke von der weissen Fichte darinne sieden, nachdem es aber so gar wohlfeil worden, bemüht sich niemand mehr damit. Das eilffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Frantzosenholtze. GAyac, Gayacan, lignum sanctum sive Der Baum ist so hoch, als unsere Das Holtz wird in Franckreich zu Aus dem Frantzosenholtze distilliretPhlegma, Spi- Die Rinde wird gleichfalls zu obge-Rinde vom Es werden grosse Stücken Gummi Seit etlichen Jahren her sind die aber
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
zuſehen, daß es friſch ſey, denn wenn eslange geſpalten, geraſpelt oder geſtoſſen gelegen hat, verliehrt es ſeinen Geruch, und hat keine Kraft. Wie dieſes Holtz noch theuer war, kochten ihrer viele Fen- [Spaltenumbruch] chel in Waſſer, und lieſſen hernach Stuͤ- cke von der weiſſen Fichte darinne ſieden, nachdem es aber ſo gar wohlfeil worden, bemuͤht ſich niemand mehr damit. Das eilffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Frantzoſenholtze. GAyac, Gayacan, lignum ſanctum ſive Der Baum iſt ſo hoch, als unſere Das Holtz wird in Franckreich zu Aus dem Frantzoſenholtze diſtilliretPhlegma, Spi- Die Rinde wird gleichfalls zu obge-Rinde vom Es werden groſſe Stuͤcken Gummi Seit etlichen Jahren her ſind die aber
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Pfund wiegen, gebracht wird.</p><lb/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 103.</note> <p>Der Baum iſt ſo hoch, als unſere<lb/> Nußbaͤume, mit gruͤnen, langen oder<lb/> runden Blaͤttern belaſtet, nach dem Un-<lb/> terſchied des Geſchlechtes, denn er in<lb/> Maͤnnlein und Weiblein abgetheilet<lb/> wird. Nach den Blaͤttern kommen gan-<lb/> tze Buͤſchlein Blumen, die wie Stern-<lb/> lein ſehen, davon iedwede einen kleinen<lb/> braunen Knopf hat, in Groͤſſe einer Ha-<lb/> ſelnuß, darinne eine kleine pomerantzen-<lb/> farbichte Frucht ſteckt.</p><lb/> <p>Das Holtz wird in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> zu<lb/> Schreiner- und Dreherarbeit ſehr ge-<lb/> braucht, inſonderheit aber werden Ku-<lb/> geln zum Spielen, Moͤrſel, Staͤmpfel,<lb/> Waltzen fuͤr die Paſtetenbecker, und der-<lb/> gleichen daraus verfertiget. Die Chi-<lb/> rurgi und andere, welche die Venus-<lb/> kranckheiten zu curiren auf ſich nehmen,<lb/> brauchen die Spaͤne zu Schweißtraͤn-<lb/> cken. Man hat bey dieſem Holtze keiner<lb/> andern Wahl noͤthig, als nur daß es oh-<lb/> ne Spind ſey, welcher ſich gar oft dabey<lb/> befindet. Dannenhero ſollten diejeni-<lb/> gen, die es ſo, wie ſichs zu ſeyn gebuͤhret,<lb/> verlangen, daſſelbe in Stuͤcken kauffen,<lb/> und, nachdem das Weiſſe, welches der<lb/> Spind iſt, davon gethan worden, das<lb/> Holtz, welches ſchwartz, ſchwer, hart<lb/> und hartzicht iſt, ſpalten oder raſpeln<lb/> laſſen, alsdann kan es, wie obgemeldet,<lb/> gebraucht und angewendet werden.<lb/> Man muß es nicht alſo machen, wie ih-<lb/> rer viel zu thun pflegen, die, an ſtatt,<lb/> daß ſie das <hi rendition="#fr">Frantzoſenholtz</hi> ſelbſt ſolten<lb/> klein machen, ſelbiges von denenjenigen<lb/> erkauffen, welche Spaͤne davon machen,<lb/> die ſodann voll Spind und ander un-<lb/> nuͤtze Zeug ſind, und deme ohnerachtet,<lb/> dennoch, an ſtatt des rechten Holtzes, ge-<lb/><cb n="140"/> brauchet werden: ſondern man ſoll es<lb/> fuͤr ſich ſelbſt raſpeln laſſen, und Acht ge-<lb/> ben, daß der Spind daraus geleſen wer-<lb/> de, auch der Ebenholtzarbeiter oder der<lb/> Dreher den Platz, darauf die Spaͤne<lb/> fallen, vorher wohl ſaubere, oder ein<lb/> Tuch drauf breite.</p><lb/> <p>Aus dem <hi rendition="#fr">Frantzoſenholtze</hi> diſtilliret<note place="right"><hi rendition="#aq">Phlegma, Spi-<lb/> ritus, Oleum</hi><lb/> u. <hi rendition="#aq">Sal Guajaci.</hi></note><lb/> man ein <hi rendition="#aq">phlegma, ſpiritum</hi> und ſchwar-<lb/> tzes, dickes, heftig ſtinckendes Oel: was<lb/> in der Retorte zuruͤcke bleibt, iſt kohl-<lb/> ſchwartz, und wird, nachdem es ausge-<lb/> lauget, ein Saltz daraus bereitet: ſo kan<note place="right"><hi rendition="#aq">Reſina</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Extractum<lb/> Gnajaci.</hi></note><lb/> man auch ein Hartz oder <hi rendition="#aq">Magiſterium</hi><lb/> davon, wie von der Jalappe, bereiten.</p><lb/> <p>Die Rinde wird gleichfalls zu obge-<note place="right">Rinde vom<lb/> Frantzoſen-<lb/> holtze.</note><lb/> dachten Kranckheiten gar ſehr gebrau-<lb/> chet, und deshalben muß diejenige dazu<lb/> ausgeſuchet werden, welche gleich,<lb/> ſchwer, uͤbel zu zerbrechen, obenher<lb/> grau, inwendig weißlicht iſt, bitter und<lb/> unanehmlich ſchmecket.</p><lb/> <p>Es werden groſſe Stuͤcken Gummi<lb/> aus <hi rendition="#fr">Jndien</hi> gebracht, welche dem Ar-<lb/> canſon dermaſſen gleich ſehen, daß man<lb/> eines faſt unmoͤglich von dem andern<lb/> unterſcheiden kan: iedoch, wenn jenes<lb/> nur ein wenig mit den Fingern gerie-<lb/> ben, oder auf gluͤhende Kohlen geleget<lb/> wird, giebt es einen gar lieblichen Ge-<lb/> ruch von ſich, der den gantzen Ort, da es<lb/> verbrennet worden, erfuͤllet, welches<lb/> das Arcanſon nicht thut, dann es riecht<lb/> nach Terpentin. Es iſt eines der kraͤf-<lb/> tigſten Schweißmittel, die man bis an-<lb/> hero gefunden hat.</p><lb/> <p>Seit etlichen Jahren her ſind die<lb/> Wundaͤrtzte auf die Gedancken gera-<lb/> then, es habe der <hi rendition="#fr">Buchsbaum,</hi> dem ſie<lb/> den Namen <hi rendition="#fr">Frantzoͤſiſcher Guayac</hi><note place="right">Frantzoͤſi-<lb/> ſcher Guayac.</note><lb/> gegeben, eben die Eigenſchaften, wie<lb/> das rechte <hi rendition="#aq">Guayacum,</hi> deshalben auch<lb/> nicht die Helffte mehr ſo viel von dieſem,<lb/> als ehe deſſen, verbrauchet wird. Allein,<lb/> wenn ſie klug waͤren, und das geraſpel-<lb/> te Guayacum, darunter kein Spind<lb/> nicht, gebraucheten, wuͤrden ſie den<lb/> Unterſcheid wohl ſpuͤren. Den Jrrthum<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
Der Spezereyen und Materialien
zuſehen, daß es friſch ſey, denn wenn es
lange geſpalten, geraſpelt oder geſtoſſen
gelegen hat, verliehrt es ſeinen Geruch,
und hat keine Kraft. Wie dieſes Holtz
noch theuer war, kochten ihrer viele Fen-
chel in Waſſer, und lieſſen hernach Stuͤ-
cke von der weiſſen Fichte darinne ſieden,
nachdem es aber ſo gar wohlfeil worden,
bemuͤht ſich niemand mehr damit.
Das eilffte Capitel.
Vom Frantzoſenholtze.
GAyac, Gayacan, lignum ſanctum ſive
Indicum, heilig oder Jndia niſches
Holtz, iſt ein Baum, der haͤuffig in Jn-
dien waͤchſt, wie auch in America/ von
dannen alles dasjenige, was wir zu ſe-
hen bekommen, in Geſtalt dicker und
langer Scheiter darunter einige 4. bis
500. Pfund wiegen, gebracht wird.
Der Baum iſt ſo hoch, als unſere
Nußbaͤume, mit gruͤnen, langen oder
runden Blaͤttern belaſtet, nach dem Un-
terſchied des Geſchlechtes, denn er in
Maͤnnlein und Weiblein abgetheilet
wird. Nach den Blaͤttern kommen gan-
tze Buͤſchlein Blumen, die wie Stern-
lein ſehen, davon iedwede einen kleinen
braunen Knopf hat, in Groͤſſe einer Ha-
ſelnuß, darinne eine kleine pomerantzen-
farbichte Frucht ſteckt.
Das Holtz wird in Franckreich zu
Schreiner- und Dreherarbeit ſehr ge-
braucht, inſonderheit aber werden Ku-
geln zum Spielen, Moͤrſel, Staͤmpfel,
Waltzen fuͤr die Paſtetenbecker, und der-
gleichen daraus verfertiget. Die Chi-
rurgi und andere, welche die Venus-
kranckheiten zu curiren auf ſich nehmen,
brauchen die Spaͤne zu Schweißtraͤn-
cken. Man hat bey dieſem Holtze keiner
andern Wahl noͤthig, als nur daß es oh-
ne Spind ſey, welcher ſich gar oft dabey
befindet. Dannenhero ſollten diejeni-
gen, die es ſo, wie ſichs zu ſeyn gebuͤhret,
verlangen, daſſelbe in Stuͤcken kauffen,
und, nachdem das Weiſſe, welches der
Spind iſt, davon gethan worden, das
Holtz, welches ſchwartz, ſchwer, hart
und hartzicht iſt, ſpalten oder raſpeln
laſſen, alsdann kan es, wie obgemeldet,
gebraucht und angewendet werden.
Man muß es nicht alſo machen, wie ih-
rer viel zu thun pflegen, die, an ſtatt,
daß ſie das Frantzoſenholtz ſelbſt ſolten
klein machen, ſelbiges von denenjenigen
erkauffen, welche Spaͤne davon machen,
die ſodann voll Spind und ander un-
nuͤtze Zeug ſind, und deme ohnerachtet,
dennoch, an ſtatt des rechten Holtzes, ge-
brauchet werden: ſondern man ſoll es
fuͤr ſich ſelbſt raſpeln laſſen, und Acht ge-
ben, daß der Spind daraus geleſen wer-
de, auch der Ebenholtzarbeiter oder der
Dreher den Platz, darauf die Spaͤne
fallen, vorher wohl ſaubere, oder ein
Tuch drauf breite.
Aus dem Frantzoſenholtze diſtilliret
man ein phlegma, ſpiritum und ſchwar-
tzes, dickes, heftig ſtinckendes Oel: was
in der Retorte zuruͤcke bleibt, iſt kohl-
ſchwartz, und wird, nachdem es ausge-
lauget, ein Saltz daraus bereitet: ſo kan
man auch ein Hartz oder Magiſterium
davon, wie von der Jalappe, bereiten.
Phlegma, Spi-
ritus, Oleum
u. Sal Guajaci.
Reſina und
Extractum
Gnajaci.
Die Rinde wird gleichfalls zu obge-
dachten Kranckheiten gar ſehr gebrau-
chet, und deshalben muß diejenige dazu
ausgeſuchet werden, welche gleich,
ſchwer, uͤbel zu zerbrechen, obenher
grau, inwendig weißlicht iſt, bitter und
unanehmlich ſchmecket.
Rinde vom
Frantzoſen-
holtze.
Es werden groſſe Stuͤcken Gummi
aus Jndien gebracht, welche dem Ar-
canſon dermaſſen gleich ſehen, daß man
eines faſt unmoͤglich von dem andern
unterſcheiden kan: iedoch, wenn jenes
nur ein wenig mit den Fingern gerie-
ben, oder auf gluͤhende Kohlen geleget
wird, giebt es einen gar lieblichen Ge-
ruch von ſich, der den gantzen Ort, da es
verbrennet worden, erfuͤllet, welches
das Arcanſon nicht thut, dann es riecht
nach Terpentin. Es iſt eines der kraͤf-
tigſten Schweißmittel, die man bis an-
hero gefunden hat.
Seit etlichen Jahren her ſind die
Wundaͤrtzte auf die Gedancken gera-
then, es habe der Buchsbaum, dem ſie
den Namen Frantzoͤſiſcher Guayac
gegeben, eben die Eigenſchaften, wie
das rechte Guayacum, deshalben auch
nicht die Helffte mehr ſo viel von dieſem,
als ehe deſſen, verbrauchet wird. Allein,
wenn ſie klug waͤren, und das geraſpel-
te Guayacum, darunter kein Spind
nicht, gebraucheten, wuͤrden ſie den
Unterſcheid wohl ſpuͤren. Den Jrrthum
aber
Frantzoͤſi-
ſcher Guayac.
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