Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
entblöset sind: wie denn unsre Frantzo-sen, als sie im Jahr 1686. aus Siam zurücke kamen, dessen eine ziemliche Partie mitbrachten. Man soll aber den erwehlen, der fein schwer ist, gut riecht, und eine Farbe, wie der Buchs- baum hat, deswegen er auch den Zuna- men citrinum, welches gelb als wie Zi- tronen heißt, bekommen: auch mag man Acht haben, daß man nicht Zitro- nenholtz dafür bekomme, denn dieses gar ofte dafür eingeschoben wird. Dieser Sandel wird starck in der Artz- del. Jhm kommt der weisse Sandel Man nehme den, der wichtig, weiß, del. Den rothen Sandel bringen sie wie Erwehlet den, welcher auswendig Der rothe Sandel wird nicht allein Ohne diese giebt es auch noch eine Art Er dient sonst zu nichts als zu bösen Das vierte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Citronenholtze. DAs Citronenholtz heissen die Ame- Der Baum ist lieblich anzusehen, ney
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
entbloͤſet ſind: wie denn unſre Frantzo-ſen, als ſie im Jahr 1686. aus Siam zuruͤcke kamen, deſſen eine ziemliche Partie mitbrachten. Man ſoll aber den erwehlen, der fein ſchwer iſt, gut riecht, und eine Farbe, wie der Buchs- baum hat, deswegen er auch den Zuna- men citrinum, welches gelb als wie Zi- tronen heißt, bekommen: auch mag man Acht haben, daß man nicht Zitro- nenholtz dafuͤr bekomme, denn dieſes gar ofte dafuͤr eingeſchoben wird. Dieſer Sandel wird ſtarck in der Artz- del. Jhm kommt der weiſſe Sandel Man nehme den, der wichtig, weiß, del. Den rothen Sandel bringen ſie wie Erwehlet den, welcher auswendig Der rothe Sandel wird nicht allein Ohne dieſe giebt es auch noch eine Art Er dient ſonſt zu nichts als zu boͤſen Das vierte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Citronenholtze. DAs Citronenholtz heiſſen die Ame- Der Baum iſt lieblich anzuſehen, ney
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Der Spezereyen und Materialien
entbloͤſet ſind: wie denn unſre Frantzo-
ſen, als ſie im Jahr 1686. aus Siam
zuruͤcke kamen, deſſen eine ziemliche
Partie mitbrachten. Man ſoll aber
den erwehlen, der fein ſchwer iſt, gut
riecht, und eine Farbe, wie der Buchs-
baum hat, deswegen er auch den Zuna-
men citrinum, welches gelb als wie Zi-
tronen heißt, bekommen: auch mag
man Acht haben, daß man nicht Zitro-
nenholtz dafuͤr bekomme, denn dieſes
gar ofte dafuͤr eingeſchoben wird.
Dieſer Sandel wird ſtarck in der Artz-
ney gebraucht, ingleichen von den Par-
fumirern.
Jhm kommt der weiſſe Sandel
ziemlich nahe, und wird allein durch den
Geruch und Geſchmack davon unter-
ſchieden. Er wird auch als wie Schei-
ter, von denen die Rinde abgenommen,
aus der Jnſel Tymor gebracht.
Man nehme den, der wichtig, weiß,
und ſo gut riechend iſt, als immer moͤg-
lich. Er wird gemeiniglich nebſt dem
gelben in der Artzney gebraucht.
Den rothen Sandel bringen ſie wie
lange dicke Scheiter aus der Jnſel Ta-
naſſarin und von der Kuͤſte Coro-
mandel.
Erwehlet den, welcher auswendig
ſchwartz, und inwendig braun oder
hochroth ſiehet, ſich auch ſchwerlich ſpal-
ten laͤßt, weil er nicht faſelicht iſt; der
auch keinen Geſchmack hat, und faſt gar
nicht riecht: gebet dabey Achtung, daß
es kein Corallenholtz ſey, welches oft-
mahls dafuͤr gegeben wird, ob es gleich
gantz etwas anders iſt, wie aus nachfol-
genden wird zu erſehen ſeyn.
Der rothe Sandel wird nicht allein
ſamt denen andern beyden insgemein
gebrauchet, ſondern es giebt auch Leute,
die ihn zu Pulver ſtoſſen, und unter die
Salben, die ſie bereiten, miſchen.
Ohne dieſe giebt es auch noch eine Art
Sandel, en taffetas, auf Taffent genen-
net, der von Conſtantinopel gebracht
wird: und dieſes iſt Taffent, dem die
Farbe mit Sandelpulver gegeben wor-
den, nachdem man beyde nebſt ein und
andern Sauern im Waſſer ſieden laſſen.
Sandal en
taffetas.
Er dient ſonſt zu nichts als zu boͤſen
Augen, an ſtatt des gruͤnen Taffents,
und ſoll gut gefaͤrbet ſeyn, das iſt, ſo
roth, als immer moͤglich.
Das vierte Capitel.
Vom Citronenholtze.
DAs Citronenholtz heiſſen die Ame-
ricaner Lichtholtz, weil ſie es zu
Spaͤnen ſchneiden, und ihnen damit
leuchten. Es iſt der Stamm eines dicken
und groſſen Baumes, der insgemein in
den Jnſeln unter dem Wind waͤchſt.
Der Baum iſt lieblich anzuſehen,
maſſen er viel groſſe lange Aeſte hat, wel-
che mit Blaͤttern beſetzt ſind, die den
Lorbeerblaͤttern gleichen, ohne daß ſie
groͤſſer und glaͤntzender: die Bluͤte ſieht
wie die Pomerantzenbluͤt, und riecht wie
Jaſinin, darauf folgen kleine ſchwartze
Fruͤchte, ſo groß wie der Pfeffer. Dieſes
Holtz hat der P. Tertre fuͤr gelben
Sandel gehalten, und ſolches etlichen
Spezereyhaͤndlern zu Rouan, allem
Anſehen nach, Anlaß gegeben, daſſelbi-
ge von der Compagnie zu erhandeln,
und vermeſſentlicher Weiſe fuͤr rechten
gelben Sandel, nicht nur an diejenigen,
die ihn nicht gar wohl kennen, zu ver-
kauffen, ſondern auch an ſolche Leute,
die ihn ohnbeſehen, und entweder blos
auf ihr Wort erkauffet, oder weil ſie
ihnen ein Stuͤck vom Jndianiſchen gel-
ben Sandel vorgewieſen, und dennoch
hernachmahls Citronenholtz oder fal-
ſchen Sandel dafuͤr gegeben. Sol-
cher geſtalt verkauffen ſie eine Wahre,
die ihnen gar wenig koſtet, rechtſchaffen
theuer, und betruͤgen alſo diejenigen, die
ſie ihnen abgekaufft, oder denen ſie die-
ſelbige zugeſendet; und dieſe betruͤgen
hinwiederum andere, ſie moͤgen ſie nun
zur Artzney, oder an die Parfumirer,
welche ſich des gelben Sandels zu ihrem
Rauchwerck bedienen, verkauffen. Doch
iſt dieſer Betrug gar leicht zu vermer-
cken, indem der Sandel einen ſuͤßlich-
ten lieblichen Geruch und Geſchmack
hat, auch etwas ſchwer und hartzicht iſt,
da im Gegentheil das Citronenholtz
ſehr ſchwer, dichte und oͤlicht iſt, auch
ziemlich ſtarck nach Citronen riecht, da-
her es dann den Namen bekommen.
Uberdiß wiegen die Sandelhoͤltzer nicht
uͤber 100. Pfund, da hingegen ein Stuͤck
Citronenholtz wohl 1000 Pfund wieget.
Ob gleich aber das Citronholtz zur Artz-
ney
Falſcher
Sandel.
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